bernd-lutz lange, gründungsmitglied der academixer, schreibt:
"mit sächsisch lässt sich kein pathos herstellen.
sie wissen - die vielen weichen konsonanten!
die nazis mochten sächsisch nicht. verboten sogar entsprechende dialektkomiker in den cabarets und varietés. es war ihnen vermutlich irgendwie unheimlich.
sächsisch demontierte akustisch.
wie klingt das auch: "heil hiddlorr!" oder "gugge ma da - dorr fiehrer!"
das heißt aber nicht dass es in sachsen weniger nazis gab...die mussten sich eben am sprachlichen lederriemen reißen.
noch was schönes: in sächsisch lassen sich auch schlecht befehle geben. wie hört sich denn das an? "gommbahnie gährd!" oder "de oochn räschds!"
das heißt aber nicht dass es in sachsen weniger militär gab...
nach dem krieg gab es neuen zoff mit dem sächsischen. der erste mann des staates im osten pflegte einen unüberhörbar leipziger dialekt. nun argwöhnten die funktionäre, wenn auf einer kabarettbühne sächsisch auftauchte, es handele sich um eine parodie auf unseren geliebten staatsratvorsitzenden!
durch die ddr erlitt das sächsische die meisten sympathieverluste. an die mauer stellte man natürlich möglichst keine berliner. wo mancher von dort das haus der tante sah! nein, man holte die grenzer aus der dichtbesiedelsten gegend der ddr - aus sachsen.
deshalb bekam der grenzer und der "vohboh" das image des sachsen an sich, deshalb lachte das ganze land über die berühmte "gänsefleisch-frage" des uniformierten: "gännse fleisch ma ihrn goffr offmachn?"
aber das sächsische war zu sozialistischen zeiten auch der subversievste dialekt des landes, denn wo noch klang die bedeutendste losung der republik so doppelbödig: "dähr spzialismus siechd!" das heißt aber nicht dass es in sachsen weniger genossen gab..."
8)
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wann hört es endlich auf zu dauern?