01.09.2006 16:22
teufelsberg
Legende der Landstrasse
Dabei seit: 25.07.2003
Herkunft: det ratste nie
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allgemeiner doping-diskussions-thread
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ich mach ihn einfach mal auf.
Zitat: |
Original von S0B
bevor jetzt weiter über die Bestrafung diskutiert wird, sollten die Befürworter eines solchen Gesetzes doch erstmal bitte sagen was denn überhaupt bestraft werden soll
es bringt doch nix zu behaupten solche Strafen schrecken mit Sicherheit ab, wenn gar nicht klar ist was konkret bestraft werden kann |
abschrecken kann eine strafandrohung natürlich nur dann, wenn die eintrittswahrscheinlichkeit entsprechend hoch ist. wie hoch, ist zu diskutieren, selbst wenige prozente pro "dopingmonat" summieren sich in einer radlerkarriere doch enorm.
der nachweis von körperfremden substanzen in körperflüssigkeiten, die im wettkampf oder im training entnommen wurden, klingt für mich nicht sonderlich problematisch. zum beispiel beim testosteron ist das ja wohl sehr einfach, der test wird nur aus kostengründen kaum vorgenommen. die mittel dafür können ja ohne weiteres aus den geldstrafen kommen.
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07.09.2006 23:09
Luzifer
Routinier
Dabei seit: 09.07.2006
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RE: allgemeiner doping-diskussions-thread
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http://www.welt.de/data/2006/09/08/1027390.html
So so. Bei mir entstand in der Vergangenheit oft der Eindruck, dass Sportler, deren A-Probe positiv war, die Öffnung der B-Probe möglichst weit hinausgezögert haben. Apropos, wie lange ist es her, dass die A-Probe positiv getestet wurde oder erst recht beschämend, wann wurde die Probe gezogen?. Auch erinnere man sich an Herrn Landis, dem es auch (Ironiemodus an) gar nicht schnell genug gehen konnte, dass die B-Probe geöffnet wird. All das dürfte bekannt sein. Auch dürfte es kein Problem sein, ein Richtlinie enzuführen, wonach die B-Probe innerhalb von vielleicht 3 Tragen nach positiver A-Probe geöffnet werden muss. Aber was reg ich mich auf. Die negative B-Probe ist Wasser auf die Mühlen derer, die das Testverfahren anzweifeln oder das jeweils testende Labor in Verruf bringen möchten!
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von Luzifer: 07.09.2006 23:30.
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14.07.2007 22:14
Arno unregistriert
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High-Tech-Doping vom Mond
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Ich habe mich für die Biosynthese von Cortisol interessiert (das "körpereigene Cortison"). Bei Wikipedia fand ich folgendes dazu:
Zitat: |
... Dabei findet zunächst in den Mitochondrien der Nebennierenrinde die Synthese von Pregnenolon statt, einer gemeinsamen Vorstufe von Glucocorticoiden (z. B. Cortisol), Mineralocorticoiden (z. B. Aldosteron), Androgenen (z. B. Testosteron) und Östrogenen (z. B. Estradiol).
Das Enzym, welches die Bildung von Pregnenolon katalysiert, heißt Cholesterin-desmolase und ist eine Monooxygenase, die NADPH als Cofaktor benötigt. |
Ich frage mich ja immer, was es noch so für unerkannte Dopingmittel geben könnte.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß diese Pro-Hormone wie Pregnenolon, die man überall kriegen könnte (-> Amerikanische Anti-Aging Gedönse) auf den Anti-Doping Listen sind. Aber dieses Enzym Cholesterin-desmolase plus NADPH als Cofaktor - könnte man diese isoliert bekommen bzw. einsetzen? Es hätte ja ein sehr großes Einsatzgebiet ( z.B. Cortisol, Androgene, u.a. Testosteron), oder liege ich da falsch?
Ich halte es für möglich, daß solcherart High-Tech für zahlungskräftige Doper verfügbar ist.
Was meint Ihr?
Edit: Das Beispiel ist vielleicht ein Bisschen an den Haren herbeigezogen, ich habe ja keine Ahnung davon, aber darum geht es mir nicht.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Arno: 14.07.2007 23:33.
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16.07.2007 21:54
Arno unregistriert
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RE: High-Tech-Doping vom Mond
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Zitat: |
Original von denkbär
Zitat: |
Original von Arno
Ich halte es für möglich, daß solcherart High-Tech für zahlungskräftige Doper verfügbar ist.
Was meint Ihr?
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Hey Arno,
wieviel Geld willst du denn ausgeben? |
Ja was würdest Du mir denn dafür bieten? Habe hier noch so einen 5kg Eimer Maltodextrin übrig, der läuft glaube ich 2008 ab. Den könnte ich auch noch in die Waagschae werfen.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Arno: 16.07.2007 22:37.
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17.07.2007 07:17
Struempfi
Neutiroler
Dabei seit: 13.03.2002
Herkunft: Schwaben Fan von: Selberfahrern
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RE: High-Tech-Doping vom Mond
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Wir planen nicht, wir haben Arno's Plan mit meinen bescheidenen und pitis umfangreichen Wissen als nicht realistisch dargestellt.
Also ich hab piti soweit verstanden und was das mit Bodybuildern zu tun hat
Biochemie halt....
Hat man ein Problem, dann setzt man...ase dahinter und die Problemase löst das Problem....
Edit: Stimmt, hab das mit ATP verwechselt, aber NADPH ist, wie du sagst, auch überall.
__________________ Mein Doping ist Trollinger ;-)
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16.07.2007 07:33
Struempfi
Neutiroler
Dabei seit: 13.03.2002
Herkunft: Schwaben Fan von: Selberfahrern
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RE: High-Tech-Doping vom Mond
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Das scheint mir nach allem was ich von Biochemie und Enzymen weiß, ziemlich unmöglich. NADPH ist kein Problem, das brauchst du nicht zugeben, das produziert jede Zelle, das ist quasi die korpereigene Energieeinheit. Eine (humane) Monooxygenase zu isolieren aus den Nebennierenrinden wird allein schon aus ethischen Gründen nicht möglich sein (wo kriegst du die vielen Nebennierenrinden her), zumahl viele Monooxygenasen ziemlich instabil sind (da hört mein Wissen aber langsam auf). Aber wie kriegst du diese Monooxygenasen wieder in die Zellen, wo sie ihren Job machen sollen? Und alles zu teuer. Da sind wohl die Summen, die bei Fuentes genannt werden peanuts.
Ansatzpunkt wäre vielleicht den Botenstoff, der die Produktion der Monooxygenase anregt, einzusetzen. Gibts den zu kaufen?
Gibts hier auch Meidziner und/oder Biochemiker, die sich da besser auskennen?
__________________ Mein Doping ist Trollinger ;-)
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16.07.2007 12:51
Piti unregistriert
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RE: High-Tech-Doping vom Mond
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Zitat: |
Original von Struempfi
Gibts hier auch Meidziner und/oder Biochemiker, die sich da besser auskennen? |
Oder.
Im Prinzip hast du schon alles richtig dargestellt. Die Enzyme sind nutzlos, wenn sie nicht am richtigen Ort in der Zelle sitzen. Dorthin kommen sie aber nur, wenn sie die Zelle selbst produziert.
Zitat: |
NADPH ist kein Problem, das brauchst du nicht zugeben, das produziert jede Zelle, das ist quasi die korpereigene Energieeinheit. |
Ich glaube, du verwechselst NADP(H) mit ATP. NADPH ist aber auch ubiquitär, es stellt i.A. die für Biosynthesen benötigten "Reduktionsäquivalente" zur Verfügung.
Zitat: |
Aber wie kriegst du diese Monooxygenasen wieder in die Zellen, wo sie ihren Job machen sollen? [...]
Ansatzpunkt wäre vielleicht den Botenstoff, der die Produktion der Monooxygenase anregt, einzusetzen. Gibts den zu kaufen? |
Das ist der entscheidende Punkt. Nachdem wir die Enzyme (die ...asen) nicht von außen in die Zelle kriegen, und schon dreimal nicht in die Mitochondrien, müssen wir uns überlegen, wie wir entweder die Zelle veranlassen, mehr Enzym zu produzieren (Stimulation der Genexpression) oder bereits produziertes, inaktives Enzym zu aktivieren. Das ist (nicht nur) im Fall der Desmolase, einem der zwei Schlüsselenzyme der Corticoidsynthese, die Stunde der Hormone, in diesem Fall ACTH. Das ACTH, ein Peptidhormon, bindet an gewebespezifische Membranrezeptoren der Zellmembran und induziert die Aktivierung der Schlüsselenzyme, so dass die Synthesemaschinerie anläuft. Damit sie nicht überproduziert, unterliegt die ACTH-Freisetzung der negativen Feedback-Kontrolle durch Cortisol, einem Produkt eben dieser Synthesemaschine. Cortisol unterdrückt die Freisetzung von CRH in Hypothalamus, welches wiederum die Freisetzung von ACTH in der Hypophyse stimulieren würde.
ACTH steht mit Konzentrationen, die nicht auf endogene Produktion schließen lassen können, natürlich auf der WADA-Liste.
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17.07.2007 00:55
switch
天乐
Dabei seit: 08.08.2004
Herkunft: ausm Osten Fan von: Filipo Simeoni / Hans Meier
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RE: High-Tech-Doping vom Mond
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Zitat: |
Original von Piti
Zitat: |
Original von Struempfi
Gibts hier auch Meidziner und/oder Biochemiker, die sich da besser auskennen? |
Oder.
Im Prinzip hast du schon alles richtig dargestellt. Die Enzyme sind nutzlos, wenn sie nicht am richtigen Ort in der Zelle sitzen. Dorthin kommen sie aber nur, wenn sie die Zelle selbst produziert.
Zitat: |
NADPH ist kein Problem, das brauchst du nicht zugeben, das produziert jede Zelle, das ist quasi die korpereigene Energieeinheit. |
Ich glaube, du verwechselst NADP(H) mit ATP. NADPH ist aber auch ubiquitär, es stellt i.A. die für Biosynthesen benötigten "Reduktionsäquivalente" zur Verfügung.
Zitat: |
Aber wie kriegst du diese Monooxygenasen wieder in die Zellen, wo sie ihren Job machen sollen? [...]
Ansatzpunkt wäre vielleicht den Botenstoff, der die Produktion der Monooxygenase anregt, einzusetzen. Gibts den zu kaufen? |
Das ist der entscheidende Punkt. Nachdem wir die Enzyme (die ...asen) nicht von außen in die Zelle kriegen, und schon dreimal nicht in die Mitochondrien, müssen wir uns überlegen, wie wir entweder die Zelle veranlassen, mehr Enzym zu produzieren (Stimulation der Genexpression) oder bereits produziertes, inaktives Enzym zu aktivieren. Das ist (nicht nur) im Fall der Desmolase, einem der zwei Schlüsselenzyme der Corticoidsynthese, die Stunde der Hormone, in diesem Fall ACTH. Das ACTH, ein Peptidhormon, bindet an gewebespezifische Membranrezeptoren der Zellmembran und induziert die Aktivierung der Schlüsselenzyme, so dass die Synthesemaschinerie anläuft. Damit sie nicht überproduziert, unterliegt die ACTH-Freisetzung der negativen Feedback-Kontrolle durch Cortisol, einem Produkt eben dieser Synthesemaschine. Cortisol unterdrückt die Freisetzung von CRH in Hypothalamus, welches wiederum die Freisetzung von ACTH in der Hypophyse stimulieren würde.
ACTH steht mit Konzentrationen, die nicht auf endogene Produktion schließen lassen können, natürlich auf der WADA-Liste. |
Nichts gegen dich Piti, das geschriebene liest sich wirklich sehr interessant, auch als Laie!!!
Aber wenn ich mir das hier alles durchlese, fühle ich mich eher in einem Bodybuilder-forum.. Ich finde es krank. Und das ist nur das, was wir als Fans wissen/ahnen...
Versteht mich nicht falsch, seitdem ich angefangen habe mich mit Radsport zu beschäftigen, habe ich das geahnt. SPÄTESTENS mit unserem Krebspatienten gewusst.
Aber langsam wird mir das echt zu viel... ich mag gar keinen Sport mehr schauen... egal was ich schaue, Beachvolleyball, Tennis, Fussball sowieso, von Biathlon, Schwimmen, Gewichtheben etc ganz zu schweigen... ja selbst bei Schach oder Motorsport... immer schwingt ein (leiser) Dopingverdacht mit...
Ich finds mehr als schade, auch wenn ich dem Radsport den kleinsten Anteil daran zuschreibe...
Mein Vorschlag für diese Situation wäre:
lasst uns jeweils 2 ligen einführen: "Radsport" und "Radsport natural", "Schwimmen" und "schwimmen natural" dann wissen wir woran wir sind, un der offiziellen/verantwortlichen auch.
__________________ In den Händen eines Anfängers ist ein Fahrrad genauso wachsam und präzise wie eine Wasserwaage, wenn es darum geht, minimale Höhenunterschiede aufzuspüren.
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10.10.2008 23:08
arno¹
Edelhelfer
Dabei seit: 11.11.2007
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11.09.2006 11:04
Alfred
Capitaine de la Route
Dabei seit: 17.03.2005
Herkunft: Senica, seit 93 in D
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Ach, der Thread hier, da hat dir teufelsberg ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk oder Geburtstagsgeschenk bereitet.
Aber poste nicht zu viel, dann hast du weniger Arbeit beim Löschen deiner Beiträge.
Ich finds gut, wenn staatliche Regelungen kommen - und sie werden kommen, es liegt in unserer und vor allem in der Natur unserer Politiker. Wie sie es umzusetzten, ich bin kein Rechtswissenschaftler und will mich mit juristischen Spitzfindigkeiten des Strafrechts auch nicht gedanklich befassen, bleibt halt abzuwarten.
Ich mag den Gedanken, dass ein betrügender Sportler vom Staat zur Verantwortung gezogen werden kann. und ihm das auch bewußt wird. Ungerechter und heuchlerischer, als das jetzige System, das sich der Sport selbst ausgesucht hat, kann es nicht werden. Und Politiker sind flexibler als Sportfunktionäre, wenn Schwachstellen festgestellt werden und es Änderungen bedarf.
__________________ Man kann nie genug Lob bekommen. (Bruno Kreisky)
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11.09.2006 13:38
teufelsberg
Legende der Landstrasse
Dabei seit: 25.07.2003
Herkunft: det ratste nie
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Zitat: |
Original von maki
Die SZ hatte am 9.9. einen Artikel, der die Gegenargumente bringt. Er ist online nicht anzuklicken, daher poste ich ihn: i eine scharfe Klinge im Kampf, Gegner dieser Meinung werden
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Voller Risiken und Nebenwirkungen
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eine anhäufung von argumenten.
zuerst: die vor den sportgerichten über hintermänner aussagenden sportler(weil wir da ja faktisch oder gar rechtlich eine aussagepflicht haben) werden dies nicht mehr tun bzw. dürften diese erkenntnisse im strafprozeß nicht anwendung finden.
lebt der mensch auch außerhaln seiner verfassungsbretrachtungen?
wieviele auspackende sportler gab es denn bisher? eine theoretisch vielleicht richtige aussage, praktisch völlig unrelevant.
die möglichkeiten einer "kronzeugenregelung" werden verschwiegen. aber er will ja nur bessere gründe liefern, keine gegenargumente.
die doppelte kritik am "türöffner-charakter" dieser regelung greift mE auch nicht. offenbar werden die bisherigen regelungen nicht bei der dopingverfolgung angewandt, was soll da gegen eine klarstellung durch einen eigenen paragrafen sprechen? man kann sich ja mal die imposante liste einzeln im gesetz angeführter betrugsarten ansehen. da die (teilweise skurrile) liste nicht vollständig sein kann, wird man auch sagen können, dass neue betrugsformen doch nicht einzeln aufgeführt werden müssen. im sinne einer verbindlichen klarstellung wurde dies jedoch getan (subventionsbetrug, beförderungserschleichung), wieso nicht beim sportbetrug?
wer sich für eine möglichst einfache gesetzgebung einsetzen will, sollte vielleicht mal etliche der gelisteten betrugstabestände ansehen.
den konsum von dopingmitteln zu bestrafen, steht natürlich im gegensatz zur drogengesetzgebung etc. aber wer will das denn? wer möchte, kann sich doch gerne mit kälberblut spritzen lassen, zum problem wird es nur im wettkampf.
die abgrenzung zwischen dem "kasten wasser" und profisport erscheint mir wiederum völlig unproblematisch. bei etlichen delikten werden minderschwere fälle nicht verfolgt, wieso soll das beim sportbetrug sich nicht genau so regeln lassen?
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12.09.2006 02:50
denkbär
nie positiv verpestet
Dabei seit: 13.07.2006
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Original von teufelsberg
lebt der mensch auch außerhaln seiner verfassungsbretrachtungen?
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Ich hoffe nur, dass die Gesetzgebung nicht ausserhalb bzw. jenseits von Verfassungsbetrachtungen verankert wird, denn die Verfassung ist dazu da, um die Grundlage für die Gesetzgebung zu bilden.
Zitat: |
Original von teufelsberg
man kann sich ja mal die imposante liste einzeln im gesetz angeführter betrugsarten ansehen. da die (teilweise skurrile) liste nicht vollständig sein kann, wird man auch sagen können, dass neue betrugsformen doch nicht einzeln aufgeführt werden müssen. |
Ich habe schwer den Eindruck, dass du hier etwas ziemlich mißverstanden hast. Die teilweise skurrilen Einträge der Liste in der Wikipedia stehen nicht explizit im Strafgesetzbuch.
Die zugehörigen Paragraphen des StGB findest du z. B. hier:
bundesrecht.juris.de
Zweiundzwanzigster Abschnitt
Betrug und Untreue
§ 263 Betrug
§ 263a Computerbetrug
§ 264 Subventionsbetrug
§ 264a Kapitalanlagebetrug
§ 265 Versicherungsmißbrauch
§ 265a Erschleichen von Leistungen
§ 265b Kreditbetrug
§ 266 Untreue
§ 266a Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt
§ 266b Mißbrauch von Scheck- und Kreditkarten
Die meisten Skurrlitäten der Wikipedia-Liste fallen unter §263, was für den hier angedachten "Sportbetrug" offensichtlich nicht der Fall ist, sonst könnte man den §263 ja benutzen und bräuchte kein neues Gesetz. An sonsten gilt zu deiner Bemerkung, " dass neue Betrugsformen doch nicht einzeln aufgeführt werden müssen", immer noch der allerwichtigste Paragraph des Strafgesetzbuchs:
Zitat: |
Quelle: bundesrecht.juris.de
§ 1 Keine Strafe ohne Gesetz
Eine Tat kann nur bestraft werden, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde. |
Zitat: |
Original von teufelsberg
im sinne einer verbindlichen klarstellung wurde dies jedoch getan (subventionsbetrug, beförderungserschleichung), wieso nicht beim sportbetrug? |
Vermutlich, weil der Sportbetrug einen gänzlich neuen Tatbestand darstellt und nur fälschlich "Betrug" genannt wird. Sollte man einen neuen Paragraphen dafür in das StGB aufnehmen, so könnte man den auch genauso gut im sechsundzwanzigsten Abschnitt " Straftaten gegen den Wettbewerb" unterbringen.
Zitat: |
Original von teufelsberg
den konsum von dopingmitteln zu bestrafen, steht natürlich im gegensatz zur drogengesetzgebung etc. aber wer will das denn? wer möchte, kann sich doch gerne mit kälberblut spritzen lassen, zum problem wird es nur im wettkampf.
die abgrenzung zwischen dem "kasten wasser" und profisport erscheint mir wiederum völlig unproblematisch. bei etlichen delikten werden minderschwere fälle nicht verfolgt, wieso soll das beim sportbetrug sich nicht genau so regeln lassen? |
Generell halte ich den Begriff "Sportbetrug" für unglücklich und irreführend gewählt.
Die sportliche Fairness hat keinen Verfassungsrang, und von daher ist es nicht leicht sie zu einem Straftatbestand zu machen. Man betrachte sich nur mal die Problematik einer Definition des Doping Begriffs:
Zitat: |
Quelle: Wikipedia
Unter Doping versteht man die Anwendung unerlaubter medizinischer Methoden und die Einnahme verbotener Subtanzen zur Leistungssteigerung im Sport. Weil in vielen Sportarten unterschiedliche Wirkstoffe und Methoden der unphysiologischen Leistungssteigerung verboten sind, aber immer neue Methoden und neue Substanzen als leitungssteigernd eingestuft werden, wird in einer ständig der Realität angepassten Dopingliste mit genau aufgeführten und beschriebenen Wirkstoffen und Vorgehensweisen definiert, was unter Doping zu verstehen ist.
Unter Doping versteht man die Anwendung unerlaubter medizinischer Methoden und die Einnahme verbotener Subtanzen zur Leistungssteigerung im Sport. |
Eine strafrechtliche Regelung kann sich nicht einfach so auf eine von externen (aussererhalb der Gesetzgebung stehenden) Sportverbänden festgelegte und ständig erweiterte Verbotsliste beziehen. Strafrechtsvorschriften stellen hier erheblich höhere Anforderungen als die Sportgeriche.
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12.09.2006 09:43
teufelsberg
Legende der Landstrasse
Dabei seit: 25.07.2003
Herkunft: det ratste nie
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es ist mir doch egal, wo du den paragrafen hinschreiben willst, von mir aus gerne als wettbewerbsdelikt.
das prinzip änderte sich doch nicht: ein derzeit unklarer zustand wird durch gesetzgebung präzisiert. in D wird mE ohnehin zu viel richterrecht gesprochen; dies dauert dann jahre bis jahrzewhnte, bis sich eine einigermaßen verbindliche auslegung durchsetzt, und selbst das BVG ändert gelegentlich mal seine ansichten zu verschiedenen sachverhalten.
sollen jetzt ernsthaft staatsanwälte aufgrund bestehender gesetze ermitteln und richter recht sprechen, ohne zu wissen, was denn bestand hat und was nicht, wie weit man gehen kann und was wieder kassiert wird? den vorteil verstehe ich nicht.
und die eingangsbemerkung zur verfassung: er will gründe dagegen anführen; das sportler danach nicht mehr "auspacken" ist zwar ein argument, aber völlig untauglich, da auspacken gegenwärtig nicht nennenswert geschieht. insofern eine theoretisch richtige begründung ohne jeden praktischen wert.
generell sind diskussionen mit verfassungsrechtlern extrem ermüdend, da zu sämtlichen ökonomisch und gesellschaftspolitisch sinnvollen vorschlägen erstmal die verfassungsrechtlichen bedenken aufgezählt werden.
und unsere verfassung ist zwar nicht wirklich schlecht, aber die zeit, in der sie modern und sowas wie fortschrittlich war, liegt ein halbes jahrhundert zurück. änderungen sind nicht nur denkbar, sondern sehr wünschenswert(und politisch auch nicht undurchsetzbar, wie kürzlich geschehen).
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