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Historische Rennberichte



Ein Fliegerrennen auf dem Leipziger Sportplatz

<center>Illustrirte Zeitung. Nr. 3072. 15. Mai 1902<br>Nach dem Leben gezeichnet von O.Gerlach</center>



Unsere Abbildung veranschaulicht den nervenaufreibenden Endkampf eines Radwettfahrens beim diesjährigen Eröffnungsrennen auf dem leipziger Sportplatz am 4. Mai. Es ist das Rennen um den Wander-Ehrenpreis im Werth von 500 M. Die Fahrer, zwei Deutsche, zwei Dänen und ein Böhme, sind nur noch wenige Meter vom Ziel entfernt. Jeder gibt, wie man sieht, alles, was er vermag, aus sich heraus. Jede Muskel des Körpers arbeitet intensiv; aber auch die Sinne, insbesondere Gesicht und Gehör, sind aufs äußerste angespannt. Auf der immerhin schmalen Cementfläche fliegen die Fahrer Rad an Rad fast mit Eilzugsgeschwindigkeit dahin. Jeder möchter der erste am Bande sein und damit das Anrecht auf den werthvollen Siegespreis erlangen. Das hitzige Temperament des Böhmen Vejtruba bringt hier diesen hierbei in Gefahr. Er tritt mit solcher Gewalt in sein Rad hinein, daß dieses in starkes Schwanken geräth und der Fahrer zum Stürzen kommt. Diesen Moment hat der Zeichner im Bilde dargestellt. Die anderen Fahrer sind glücklicherweise entweder schon voraus oder seitlich von dem Stürzenden. Wäre der eine oder andere dicht hinter ihm gewesen, so würde er unzweifelhaft in den Sturz mit verwickelt worden sein, denn ein Ausweichen oder gar Anhalten ist bei solch rasender Vorwärtsbewegung nicht möglich. Sieger in diesem Rennen war der Leipziger Engelmann, dem die Dänen Hansen und Orla Nord unmittelbar folgten.
Das Hauptfahren gewann der Belgier Grogna vor Mayer=Hannover, Meyer=Ludwigshafen und Dirrheimer=Straßburg i.E., während der athletisch gebaute Arend, wol gegenwärtig der beste Rennfahrer Deutschlands, im Trostpreisfahren seine Ueberlegenheit zeigte. Schade, daß Grogna und Arend nicht zum Kampfe miteinander kamen. Sicherlich hätte der Wettstreit dieser beiden hervorragenden Flieger ein hochinteressantes, spannendes Ringen ergeben. Auf dieZuschauer, die die Bahn gewöhnlich wie lebendige Mauern umgeben, übt solch ein Wettrennen in der Regel eine magische Anziehungskraft aus. Mit rasch sich steigernder Aufregung verfolgen sie die Bewegungen der Rennfahrer auf der bequem zu überschauenden Bahn. Jetzt wird zur letzten Runde angeläutet. Die Fahrer sind bemüht, sich möglichst günstige Plätze in dem immer rascher dahinstürmenden Felde zu sichern. In der Langseite nach der vorletzten Kurve beginnt schon der Kampf. Nun geht es in die letzte Kurve hinein in einem Tempo, daß die Renner stark nach der inneren Seite geneigt sind. Und dann wird auf der geraden Strecke bis zum Bande Rad an Rad heiß um jede Zollbreite Vorsprung gestritten, sodaß die Maschinen unter den Anstregungen der Lenker zittern und beben. Mit eisernem Griff umfassen die Hände die Lenkstange, noch eine letzte Kraftentfaltung und das Ziel ist erreicht.Donnerd begleitet den Sieger der Beifall der Zuschauermenge während der darauffolgenden Ehrenrunde, besonders wenn der Sieger zu den bekannten Lieblingen der Rennbesucher gehört.


 

Bildarchiv: cycling4fans

Die Bilder können verwendet werden, für einen Quellenhinweis wären wir dankbar.

 

Oktober 2004

Beitrag von maki


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