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Historische Rennberichte



Das Bicycle-Wettrennen<br>des Leipziger Bicycleclubs am 17. Mai 1885

<center> Illustrirte Zeitung. Nr. 2188. Juni 1885, S. 567<br> Originalzeichnung von F. Waibler</center>



Nachdem der Leibziger Bicycleclub seine am Rosenthal errichtete schöne Rennbahn im August v. J. feierlich eingeweiht hatte, veranstaltete er in diesem Frühjahr (17. Mai) ein Wettrennen, das in seinen sechs Nummern glücklich verlief und diesem jüngsten Sport gewiß wieder neue Freunde gewonnen hat.
An dem Eröffnungscorso hatten sich nicht weniger als 118 Mitglieder und fremde Besucher von nah und fern betheiligt. Es folgten alsdann die Rennen selbst, deren Sieger mit werthvollen Ehrengaben ausgezeichnet wurden. Das größte Interesse nahmen das "Hauptrennen" und das Leipziger Handicap in Anspruch.
Auf das Hauptrennen (10,000 Mtr., 25 Runden) war man in den Sportkreisen gespannt, weil die Concurrenten als die derzeitigen bewährtesten Dauerfahrer Deutschlands bekannt waren, von denen jeder in seiner engern Heimat gesiegt hatte; hier bot sich nun zum ersten mal die Gelegenheit, die Champions von Wien, Berlin, München und Leipzig (Magdeburg hielt sich fern) sich miteinander messen zu sehen. Es erschienen aus Berlin die Hrn. Joh. Pundt und Fritz Emberg, die beiden diesjährigen Sieger beim letzten Rennen in Berlin, sowie Hr. Haase; aus München Hr. Jos. Schwarz, der im vorigen Jahre hier nur an seinem Landsmann Huber einen überlegenen Rivalen fand; aus Wien Karl Hofmann, dem die zahlreichen Medaillenauf seiner Brust ein schwerwiegendes Zeugniß ausstellten; aus Leipzig Hr. Robert Voigt, ein wohlbewährter Dauerfahrer.
Der Start ging glatt von statten; Pundt, Emberg und Schwarz rollten in geringen Distanzen voran, dann kamen Hofmann, Haase und Voigt; gleichmäßig verharrten sie bis sie zur 6. Runde, wo Voigt seinen Vormann überholte und dieser den Kampf aufgab; dann ging es in gleicher Ordnung bis zur 18. Runde, wo Voigt sich an die Spitze setzte; das schadhaft gewordene Pedal nöthigte ihn aber bei der 22. Runde zum Aufgeben des Rennens. Bei den verbleibenden vier Fahrern änderten sich die Distanzen wenig; offenbar sparten sie ihre Kräfte bis zur letzten Runde auf. Als dann nach vollendeter 24. Runde das Glöcklein ertönte, ließ jeder sein Fahrzeug los und that sein bestes. Hofmann blieb zurück; Schwarz überholte an der Langseite erst den einen, dann den andern Berliner, und vor der Tribüne am weißen Bande war er seinen Concurrenten mindestens 4 Mtr. voraus. Hr. Emberg folgte als dritter dicht dahinter. Zeitdauer:
Schwarz 20 Min. 7 1/8 Sec.
Pundt 20 Min. 9 1/4Sec.
Emberg 20 Min. 5/16 Sec.
Donnernder Zuruf begrüßte den wackern Sieger, der den Ruhm Münchens aufs neue befestigt hat. Unser Bild veranschaulicht den Augenblick, in welchem Hr. Schwarz als Sieger am Ziel, das durch ein weißes Band auf der Bahn zwischen der Haupttribüne bezeichnet war, eintraf; einige Meter hinter ihm folgten die Berliner Pundt und Emberg, dann Hofmann aus Wien.
Aus dem Schlußrennen, dem Leipziger Handicap (4000 Mtr., 10 Runden) ging Hr. Eule aus Leipzig als Sieger hervor.
Einen besondern Impuls empfing das Fest durch die Anwesenheit des Prinzen Friedrich August des künftigen sächsischen Thronerben, welcher den aufregenden Kämpfen der Radfahrer lebhaftes Interesse zuwendete.


 

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Oktober 2004

Beitrag von maki


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