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Saisonbilanz: Vini Caldirola-Nobili Rubinetterie 2004

Beitrag von Steamboat, 9. Dezember 2004

 

Grelle Farben fallen auf. Das dachte sich wohl auch der Modedesigner, als er die Trikots für Vini Caldirola herstellte. In der Tat, das hellgelbe Trikot des italienischen Teams machte durch seine Intensität au sich aufmerksam. Allerdings nur sehr selten dann, weil eines dieser Trikots bzw. des entsprechenden Trägers vor allen anderen Fahrern über die Ziellinie fuhr. Meist waren die Trikots nur leuchtende Farbtupfer, wenn das Peloton gemächlich ins Ziel rollte. Und es ist nicht verkehrt zu behaupten, dass das helle Trikot mehr Schatten als Licht erlebte. Es ist schon bezeichnend, dass Vini Caldirola das schlechteste Team von denen ist, die an mindestens zwei Grand Tours (Giro und Vuelta) teilgenommen haben.

 

Der Fahrer, der das Team tragen sollte, heißt Stefano Garzelli. Er wurde besonders für den Giro aufgebaut, bei dem er den Titelverteidiger Simoni herausforderte. Da das Team nur ein kleines Budget hatte, wurde es um ihn herum mit z.T. alternden Fahrern (Tonkov) bzw. Fahrern aus der zweiten Reihe zusammengestellt.

 

Garzelli war während des Giros nicht ganz auf der Höhe seines Leistungsvermögens. Schon früh zeichnete sich ab, dass er mit dem Gesamtsieg nichts zu tun haben würde. Zu stark waren die Gegner von Saeco. Tonkov entpuppte sich zwar als tatkräftige Unterstützung, aber das reichte nicht, um Simoni oder den späteren Giro-Gewinner Cunego ernsthaft zu gefährden. Als er für das Gesamtklassement schon keine Bedrohung mehr darstellte, ließ man Garzelli nach einer Flucht auf der 20. Etappe von Bormio nach Presolana gewinnen. Am Ende reichte es zu Platz 6. Teamkamerad Tonkov kam im Gesamtklassement auf einen 13. Platz und gewann ebenfalls eine Etappe, die von Brunico nach Fondo Sarnonico führte, im Alleingang. Zählt man dann noch vordere Platzierungen von Zanotti (zweimal auf dem 2. Platz, einmal Dritter) und Zampieri (einmal 3. Etappenplatz) hinzu, dann kommt man zu einem zufrieden stellenden wenn auch nicht überragenden Fazit des Giros, bei dem der Kader in der Teamwertung den 2. Rang belegte.

 

Da die Vuelta eben nicht durch Italien führte, war diese Rundfahrt auch keine Herzensangelegenheit und folglich fahren dort viele italienische Teams nicht mit letzter Hingabe. Auch Garzelli machte hiervon keine Ausnahme. Er nahm an dieser Rundfahrt teil und man konnte ihm von der Papierform her Chancen einräumen. Am Ende sprang nur ein 11. Platz heraus, der allerdings etwas verschweigt, dass der Italiener zu keinem Zeitpunkt etwas mit dem Ausgang des Rennens zu tun hatte. Einige Platzierungen in den Top Ten bei Etappenankünften ermöglichten ihm diese Gesamtplatzierung. Die besten Etappenergebnisse erzielten der Sprinter Zanotti mit einem 4. Platz und der Schweizer Calcagni auf einem 5. Etappenrang.

 

Insgesamt erkämpfte sich das Team in der abgelaufenen Saison 5 Siege. In dieser recht dürftigen Ausbeute sind die beiden genannten Etappensiege beim Giro bereits enthalten. Stefano Garzelli steuerte selbst noch zwei weitere bei. Er konnte bei der Tour de Romandie eine Etappe für sich entschieden. Außerdem gewann er die Aragon-Rundfahrt (2,2). Dieser Erfolg ist letztlich der einzige Gesamttriumph, den dieses Team vorweisen kann; denn auch in Ein-Tages-Rennen blieben andere vor den „Gelben“. Den letzten Sieg zur Statistik fügte Zanotti mit einem Etappensieg bei Driedaagse van De Panne – Koksijde hinzu.

 

Vini Caldirola nahm, wie bereits erwähnt an der Tour de Romandie teil. Der Schweizer Zampieri kam dort auf einen 12. Gesamtplatz. Er war es auch, der bei der Tour de Suisse auf einen 10. Rang landete. Die besten Etappenplatzierung bei der dieser Tour schaffte der Helvete Calcagni als Zweiter bei der 8. Etappe. Erwähnenswert bei der Tour de Romandie ist sicherlich der zweite Platz von Zampieri in der Bergwertung und ebenfalls ein zweiter Platz von Zanotti bei der ersten Etappe. Ferner nahm das italienische Team an der Rundfahrt Tirreno-Adriatco teil, bei der Sgambelluri über einen 31. Platz als bester seiner Mannschaft nicht hinauskam.

Ein-Tages-Rennen waren wirklich nicht die Angelegenheit des italienischen Teams. Zwar belegte der junge Tomi bei GP Ouest-Plouay einen bemerkenswerten 5. Platz. Aber: Bei den Klassikern und Halbklassikern erreichten die Vinis unter „ferner radeln“ ins Ziel. Ganze 6 Weltcuppunkte bekamen das Team auf dem Konto zusammen. Diese erstritt sich Garzelli mit einem 20. Platz bei der Klasika San Sebastian.

 

Die anderen Ergebnisse bei den Weltcuprennen erzeugen weitere Bauchschmerzen. Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich fuhr Mason als 26. ins Ziel. Der während der Saison verpflichtete Casagrande schloss die Lombardei-Rundfahrt mit der selben Platzierung ab. Simone Masciarelli trudelte als 56. bei Mailand-San Remo ein und Roger Beuchat kam nur auf einen 65. Platz bei Züri-Metzgete. Da klingt auch das Ergebnis vom Giro del Lazio nicht viel besser, als der Schweizer als 28. im Ziel war.

 

Die späte Verpflichtung von Francesco Casagrande hat im Herbst noch einige Früchte getragen, wie der 2. Platz bei Giro dell´Emilia und der 3. Platz bei Mailand-Turin beweisen. Möglicherweise hat er die Luftveränderung gebraucht, da er die Saison bis dahin nicht besonders aufgefallen war.

 

Im Team gefallen konnte der Schweizer Zampieri. Garzelli sorgte für einige Lichtblicke, dennoch konnte seine Leistung nicht restlos befriedigen. Tonkovs Leistung beim Giro war ansprechend. Auch Zanotti muss positiv hervorgehoben werden. Und am Ende deutete Casagrande an, dass er auch noch bei wichtigen Rennen Mitspracherecht hat. Enttäuschend sicherlich der Rest, da er eher unscheinbar war.

 

Das Team fusioniert nächste Saison mit dem ehemals südafrikanischen Team Barloworld und startet als Professional Team. Viele Fahrer werden nicht mehr mit von der Partie sein, da sie das Team verlassen. Garzelli wechselt zu Liquigas-Bianchi und nimmt sieben Fahrer (Andriotto,Mason,Gerosa,Calcagni,Milesi,Sironi und Zanotti) mit. Tonkov verlässt das Team auch und wird evtl. bei Acqua & Sapone fahren, wenn das Team noch nachträglich in die ProTour aufgenommen wird – die Masciarelli-Brüder fahren für das Team auch ohne die Teilnahmeberechtigung an der künftigen ersten Radfahrerliga. Der Schweizer Zampieri hofft allerdings darauf, dass sein neuer Brötchengeber Phonak doch noch diese Lizenz erhält.

 

Ein Schlusswort erübrigt sich eigentlich, da das Team als solches nicht mehr Bestand hat. Vielleicht sollte man Fahrern wie Garzelli mehr Fortune bei den großen Veranstaltungen wünschen. Vielleicht gelingt es Zanotti, seinen alten Teamkameraden Petacchi mal bei der einen oder anderen Etappe zu schlagen. Wer weiß… Aber hoffentlich feiern sie künftig wieder mehr Erfolge in hübscheren Trikots…



Anmerkung zum Kommentar oder zur Saison von Vini Caldirola:


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