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Saisonbilanz: Landbouwkrediet-Colnago 2004

Beitrag von Steamboat, 12. Dezember 2004

 

Am 22. Mai 2004 fand der Höhepunkt in der Saison des Teams Landbouwkrediet-Colnago statt. An diesem Tage schlüpfte der Ukrainer Yaroslav Popovych nach einem 3. Platz im Zeitfahren in das Rosa Trikot des Führenden in der Gesamtwertung des Giros. Dieser Tag - ohnehin ein besonderer in der Radsportgeschichte der Ukraine, da Landsmann Honchar das Zeitfahren gewann – näherte die Hoffnung für das kleine Team, wie im Vorjahr einen Mann auf dem Podium in Mailand zu haben. Drei Tage später war der Zauber schon wieder vorbei, als das Saeco-Team Popovych das Trikot entriss. Es machte sich einfach doch bemerkbar, dass der Ukrainer ein Team an seiner Seite hatte, das ihn im Kampf um die Gesamtführung nicht wirklich helfen konnte. Zu früh war er auf sich alleine gestellt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er die Führung abgeben würde. Dennoch muss es als Erfolg werten, dass Popovych die Führung innehatte.

 

Das Team verfügte wirklich über eine merkwürdige Struktur. Es ist ursprünglich ein belgisches Team mit einem italienischen Co-Sponsor. Folglich fuhren viele Belgier und ein paar Italiener für die Mannschaft. Zusätzlich wurde das Team durch eine Delegation ehemaliger Sowjet-Bürger aus der Ukraine, Russland, Litauen und Usbekistan aufgefüllt. Zudem fand noch der französische Oldie Durand den Weg zu Landbouwkrediet-Colnago. Diese Teamzusammensetzung führte dazu, dass man eine ambitionierte Klassikerfraktion beschäftigte, die sich bei den belgischen Frühjahrsrennen tummelte, und eine Truppe für Rundfahrten abstellen konnte.

 

Das herausragende Ereignis 2004 war natürlich die Teilnahme am Giro. Leider konnte Popovych nicht das Podium erreichen. Ein Grund war sicherlich die mangelnde Unterstützung des Teams in den Bergen. So reichte es zu Platz 5. Wenn das Vorjahr nicht gewesen wäre, hätte man damit zufrieden sein können; 2004 hatte man sich schon mehr erhofft. Dennoch kann man nicht behaupten, dass Popovych enttäuscht hatte. Er war nur nicht ganz so stark wie 2003. Immerhin konnte er zwei 3. Etappenplätze erkämpfen. Der Litauer Vaitkus konnte die 8. Etappe als Zweiter beschließen. In der Teamwertung spielte Landbouwkrediet-Colnago hingegen keine Rolle.

 

Aber das Team bewies, dass es nicht nur beim Giro zu gefallen wusste. Man muss nicht unbedingt in den Platzierungen bei Rennen suchen, es reicht an dieser Stelle , nur die Siege aufzuzählen.

 

Es geht mit Ludovic Capelle los, der bei zwei Ein-Tages-Rennen siegreich war. So gehen GP d'Isbergues und Dwars door Vlaanderen – Waregem (beide 1,2 Rennen) auf sein Konto. Bert De Waele holte Cholet - Pays De Loire (1,2) und der Ukrainer Mitlushenko gewann die GP Costa degli Etruschi (1,3). Der Belgier Nico Sijmens, der auch beim Giro zu gefallen wusste, war siegreich bei GP Cerami (1,3).

Erfolge bei Weltcup-Rennen wurden nicht erzielt. Die beste Platzierung gelang dem belgischen Altmeister Dierckxens mit Platz 14. Ebenfalls Weltcup-Punkte schaffte der Ukrainer Duma als 16. bei der Lombardei-Rundfahrt. Ebenfalls zu Punkten kam Popovych bei Mailand-San Remo als 24. Somit sammelten die LBKler 24 Punkte bei den Weltcuprennen. In den Halbklassikern war man etwas erfolgreicher, wie Vaitkus 12. Platz bei Gent-Wevelgem, Popovych´s 14. Platz beim Fleche Wallone und Duma´s 6. Platz beim GP Ouest-Plouay beweisen. Landbouwkrediet-Colnago nahm zwar noch an weiteren Klassikern teil, kam aber über die Statistenrolle nicht hinaus.

Sehr erfolgreich waren die Fahrer bei Etappenrennen. Zwar konnte nur der Neo Monfort eine Rundfahrt gewinnen (Tour de Luxemburg, 2.2), aber dafür sprangen einige Etappensiege heraus wie selbigen bei der bereits besagten Tour. Besonders der Belgier Steels ist hervorzuheben, der lt. eigener Aussage seine Wiederauferstehung bei Landbouwkrediet-Colnago feierte und insgesamt 4 Etappen bei drei Rundfahrten gewinnen konnte. Davon bei der Internationalen Österreichisch Rundfahrt (2,2) gar zwei Etappen. Dierckxens steuerte bei der gleichen Rundfahrt auch einen Etappensieg bei. Streel beendete einen Tagesabschnitt bei 4 Tage von Dünkirchen (2,1) als Sieger. Capelle steuerte auch noch eine Etappe bei Tour du Poitou Charentes et de la Vienne (2,3) bei. Mitlushenko war auf einer Etappe bei der Brixia Tour (2,3) erfolgreich und der Litauer Vaikus siegte bei einer Etappe der Post Danmark-Rundfahrt (2,2).

 

Bei den HC Rundfahrten blieb man hingegen eher im Hintergrund. Bei der Tour de Romandie findet man De Waele auf Platz 15 und bei Tirreno Adriatico Duma auf Platz 23. Letztlich keine berauschende Ausbeute.

 

Zu nationalen Meisterschaftsehren kamen auch einige Fahrer des Teams: Zeitfahrmeister ihres Landes wurden Vaiktus (Litauen) und der Neo Lagutin (Usekistan). Die Trikots der Straßenmeister tragen Steels (Belgien) und Vaiktus (Litauen).

 

Interessant ist der Blick auf einzelne Fahrer. Besonders im Fokus steht natürlich Popovych, der nach dieser Saison zum L.A. Team Discovery Channel wechselt. Siege konnte er zur Bilanz von Landbouwkrediet-Colnago nicht beisteuern. Ein 8. Platz bei der Regio-Tour ist ebenso wenig berauschend wie der 10. Platz bei der Internationalen Österreich-Rundfahrt.

 

Landbouwkrediet-Colnago wird in der nächsten Saison als Professional Team an den Start gehen. Nahezu die komplette sowjetische Delegation wurde abgegeben, von denen neben Popovych auch Bileka (Discovery Channel), Vaitkus (Ag2r Prévoyance) und Mitlushenko (Domina Vacanze) bisher auch einen Abnehmer fanden. Man muss annehmen, dass man mit der Performance der restlichen Osteuropäer nicht zufrieden war. Möglicherweise muss man aber auch Personalkosten einsparen, so dass diese Fraktion dem Rotstift zum Opfer fiel. --> Team 2005

 

Steels wird künftig bei Lotto-Domo die Sprints für McEwen anfahren. Der Italiener Bernucci wechselt zu Fassa Bortolo. Die beiden Altmeister Durand und Dierckxens stehen noch ohne Vertrag dar. Gerade beim Franzosen muss man befürchten, dass er den optimalen Zeitpunkt für das Karrierenende verpasst hat. Nennenswerte Ergebnisse weist er jedenfalls dieses Jahr nicht auf.

 

Im Interesse werden aber Sijmens und Monfort bleiben. Von den beiden kann man sich noch einiges versprechen. Man sollte hoffen, dass die beiden behutsam aufgebaut werden. Aber besonders auf Monfort sollte man achten...

 

Zwar schwebte über dem Team das Damokles-Schwert des Dopings, dennoch muss man es bedauern, dieses Team künftig wieder in der zweiten Liga der Radler zu sehen. Der eine oder andere Erfolg wäre dem Team wirklich zu wünschen gewesen.



Anmerkung zum Kommentar oder zur Saison von Landbouwkrediet:


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