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Geschichte internationaler Radsport



Historische Berichte





Der 10. Bundestag des Deutschen Radfahrerbundes zu Leipzig 1893

Illustrirte Zeitung, Nr. 2617. 26. August 1893
Am 11. August begann in Leipzig das fünftägige große Fest der Radfahrer, zu dem Tausende aus allen Gauen des Reiches und viele internationale Gäste herbeigekommen waren. Am Abend genannten Tages fand im Theatersaale des Krystallpalastes der Empfangskommers statt, bei dem Bürgermeister Justizrath Dr. Tröndlin die Gäste im Namen der Stadt willkommen hieß, die Bedeutung des Fahrrades für den Verkehr kennzeichnete und mit einem Hoch auf den Radfahrerbund schloß. Der nächste Vormittag galt den Berathungen über Fach= und Bundesinteressen, während der Nachmittag die Sportgenossen nach dem Rennplatze führte, wo die prompt hintereinander erfolgenden Vorlaufsrennen abgehalten wurden.


Der Regenflut des Vormittags folgte ein leidlicher Nachmittag, der eine zahlreiche Zuschauerschaft nach dem auf der Wiesenbreite an der Lindenauer Chaussee gelegenen Sportplatze zum Wettfahren hinausführte. Die hier errichteten Tribünen waren bald gefüllt, der Sattelplatz gedrängt voll und der weite, die Bahn umsäumende Raum so dicht besetzt, dass kaum noch ein Platz zu finden war. Den Beginn des Fahrens machte Hochradfahren, Strecke 1600 Mtr. Für Herrenfahrer aller Länder; drei Ehrenpreise. Sieger: Rudolf Mengler aus Hannover; Otto Beyschlag aus Wien; Hans Hofmann aus München. Hierauf folgte Meisterschaftsfahren von Deutschland und dem Bundesgebiet des Deutschen Radfahrerbundes auf dem Niederrad, über 1000 Mtr. Der Sieger erwarb den Titel „Niederrad=Meisterfahrer von Deutschland und dem Bundesgebiet des Deutschen Radfahrerbundes über 1000 Mtr. für 1893 zu 1894“ und erhielt die Große Goldene Bundesmedaille und Bundesehrenurkunde. Resultatsieger: August Lehr aus Frankfurt a. M.; Zweiter, Oskar Breiting aus Mannheim; Dritter Fritz Opel aus Rüsselsheim.


Drittes Rennen: Meisterschaftsfahren von Deutschland und dem Bundesgebiet des Deutschen Radfahrerbundes auf dem Hochrad über 10 000 Mtr. Offen für alle Herrenfahrer, die im Bundesgebiet ihren Wohnsitz haben. Der Sieger erwarb den Titel Hochrad=Meisterfahrer von Deutschland und dem Deutschen Bundesgebiet über 10 000 Mtr., nebst Großer Goldener Bundesmedaille und Bundesehrenurkunde. Dem Zweiten und Dritten je eine Bundesehrenurkunde. Sieger: Otto Beyaschlag aus Wien; Zweiter Rudolf Mengler aus Hannover; Dritter Hans Hofmann aus München. Viertes Rennen: Meisterschaftsfahren von Deutschland und dem Bundesgebiet des Deutschen Radfahrerbundes auf dem Dreirad über 5000 Mtr. Der Sieger erwarb den Titel : „Dreirad=Meisterfahrer von Deutschland und dem Bundesgebiet des Deutschen Radfahrerbundes über 5000 Mtr. Für 1893 zu 1894“ sowie die große Goldene Bundesmedaille und eine Bundesehrenurkunde. Zweiter und Dritter erhielten je eine Bundesehrenurkunde. Als Sieger ging aus dem Rennen Willy Tischbein aus Halle hervor; Zweiter Michael Herty aus Großsteinheim; Dritter August Unterborg aus Hamburg. Hierauf folgten Niederradfahren, Hochrad=Vorgabefahren, Niederrad=Hauptfahren und Dreirad=Vorgabefahren, aus denen als erste Sieger Otto Beyschlag aus Wien, Eduard Ahl aus Dresden hervorgingen.
Abends fand das Conkurrenz=Kunstfahren in der Alberthalle statt, bei dem schließlich die Radfahrervereine von Brandenburg und Nordhausen und die Germania aus Leipzig als Sieger proclamiert wurden. Nachdem am Montag ein Frühschoppen im Börsengebäude eingenommen worden war, fand das Entscheidungswettfahren statt, bestehend in acht Rennen. Bei den drei Meisterschaftsfahren siegte auf dem Hochrad über 1000 Mtr. Bernhard Zierfuß aus Mitweida, auf dem Niederrade über 10 000 Mtr. August Lehr aus Frankfurt, auf dem Dreirade über 1000 Mtr. Willy Tischbein aus Halle. Bei den übrigen Rennen wurden Sieger im Dreiradhauptfahren, über 1600 Mtr. , Willy Tischbein aus Halle, beim Kaiserpreisfahren, über 4000 Mtr.- Preis vom Kaiser Wilhelm II eine Porzellanvase sowie drei Ehrenpreise von Sportfreunden – Otto Beyschlag aus Wien, Niederrad=Vorgabefahren, über 4000 Mtr., O. Rosenstengel aus Hannover, Hochradfahren, über 2000 Mtr. , Heinrich Opel aus Wien, und Tandem=Zweiradfahren, über 2000 Mtr., Oskar Breitling aus Mannheim und Alexander Verheyen aus Frankfurt. Das Entscheidungs=Wettfahren nahm einen sehr befriedigenden Verlauf.


Einen würdigen Abschluß des ganzen Festes bildeten das Festbanket im Krystallpalast und die damit verbundene Austheilung der Preise, bei welcher Gelegenheit Bürgermeister Justizrath Dr. Tröndlin eine sympathische Ansprache an die Festsversammlung hielt. Erst in später Stunde trennten sich die Festgenossen, um bald nachher nach allen Gegenden der Windrose der Heimat entgegenzueilen. Als Ort für den nächsten Bundestag der deutschen Radfahrer ist Hannover gewählt worden.
O.MSR
Originalzeichnung von F. Waibler

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