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Marcel Wüst

Name:Marcel Wüst
Nationalität:Deutscher
Geburtsdatum:06.08.1967
Wohnort:Königsdorf
Familie:Verheiratet (Heike),
einen Sohn (Alexander)
Hobbies:Familie, Reisen in ferne Länder und dolce far niente
Interessen:Musik der 60ger und 70ger (Doors, Hendrix und Co.)
Sportler-Karriere:Radprofi von 1989 - zum 11.8.2000, Sturz in Issoire Frankreich
14 Etappensiege bei Tour de France, Giro d'Italia und Vuelta a Espana
über 100 Siege als Radprofi
Internet: www.marcelwuest.com


Fragen und Antworten

Marcel Wüst interviewt selbst
© Mani Wollner

Die Fragen stammen von Tick und aus den Foren von dailypeloton und cycling4fans

Übersetzung von glgnfz

Februar 2005

 

Wo bewahrst du deine gepunkteten Trikots der Tour de France 2000 auf? Wie hoch bewertest du dieses Trikot verglichen mit anderen deiner Erfolge?

A:

Eines der Trikots habe ich gerahmt und es ziert eine Wand meines Wohnzimmers.. Nicht, dass ich besonders stolz darauf wäre, aber es ist sicher die ungewöhnlichste Belohnung dafür, dass ich schnell auf einem Fahrrad gefahren bin... und das, wo es „nur“ ein 950 m langer Sprint war.

 

Marcel, es ist bekannt, dass du viele Sprachen fließend sprichst. Welche ist deiner Ansicht nach die schönste – neben deiner Muttersprache?

A:

Ich mag Spanisch sehr gerne, besonders in der Musik. Ich denke, jede Sprache hat etwas eigenes, aber ich habe so viel Zeit in Spanien verbracht, dass die Sprache mein Herz erobert hat..

 

Wie geht es deinem rechten Auge? Hat sich dein Augenlicht verbessert, seit du nicht mehr aktiv fährst?

A:

Nein – da gibt es immer noch keine Fortschritte... mit dem sehe ich gar nichts, aber man kann gut mit einem Auge leben und ich habe mich an die meisten Dinge gewöhnt. Nur im Dunklen bei Regen Auto fahren ist wirklich schwierig... aber das Problem haben sicher auch die meisten Menschen mit zwei Augen.

 



Cipo -- "der beste Sprinter aller Zeiten!"

 

Von welchem jungen Sprinter erwartest du dir in den folgenden Jahren am meisten? Können Hushovd und Co. es in naher Zukunft mit Petacchi oder McEwen aufnehmen? Und versucht Cipo in der nächsten Saison einfach nur noch Kohle abzuzocken?

A:

Der junge Tom Boonen hat mich im letzten Jahr beeindruckt. Wenn er nicht abhebt, kann er DER Sprinter der nächsten Jahre werden. Sowohl Baden Cooke als auch Hushovd können an einem guten Tag jeden schlagen.

 

Mit Cipo ist es was ganz besonderes – ich nehme an, er will sich einfach nicht mit einem Jahr wie der Saison 2004 verabschieden. Das ist echt schwierig, wenn du so lange ganz oben warst. Man darf nicht vergessen, dass er mehr als 40 Giro-Etappen gewonnen hat - und vieles mehr. Für mich ist er der beste Sprinter aller Zeiten!

 

Was macht deiner Ansicht nach Sprinter so unbeständig? (Alleine von den Ergebnissen sind sie mal ganz weit vorne und am nächsten Tag ganz weit hinten.)

A:

Wenn du die Chance hast zu gewinnen, dann gibst du einfach alles – so einfach ist das. Wenn es im Sprint um Platz 2 geht, dann ist die Motivation, die “grinta”, einfach nur noch halb so groß.

 

Und jeder Sprinter weiß, dass er im Falle eines Massensprints immer ein (gutes) Ergebnis rausfahren kann.

 

Auf welche Leistung in deiner Karriere bist du am stolzesten?

A:

Ich bin um die Welt gereist und habe viele Freunde kennen gelernt – auch außerhalb des Sports.

 

Auf Ergebnisebene ist es wohl, dass ich mehr als 100 Rennen gewonnen habe und im Giro, der Tour und der Vuelta mindestens je eine Etappe. Da ich nie in Asien Rennen gefahren bin, habe ich nicht auf jedem Kontinent ein Rennen gewinnen können. Sonst habe ich überall mindestens eins abgeschossen.

 

Auf welche Leistung auf persönlicher oder privater Ebene bist du am stolzesten?

A:

Die Leute sagen, dass ich mich von der Persönlichkeit her nicht verändert habe. Nicht nach meiner erfolgreichen Karriere und nicht nach meinem schlimmen Sturz. Das höre ich gerne und fasse es als großes Kompliment auf!

 



…Unterschiede zwischen Coast und Winfix?

A:

Bei Coast saß einfach das dicke Geld (Leider war es nicht dick genug!). Und Winfix ist ein kleines Team, das sich langsam und im Laufe der Jahre etablieren will.

 

Die Arbeitsbelastung bei Coast, gerade als die Kacke am dampfen war, war erheblich größer. Natürlich war auch die Bezahlung besser, aber mir liegt immer viel an meiner Lebensqualität!

 

Was hältst du von der Jugendarbeit und Nachwuchsförderung in Deutschland? Verbesserungsvorschläge!

A:

Man kann alles verbessern. Ich denke, wir sind in Deutschland nicht richtig schlecht, was die Nachwuchsförderung angeht – ganz an der Spitze liegen wir aber auch nicht. Eine Hilfe wäre es schon, wenn es mehr Teams wie mein Junior-Team gäbe, aber es ist schwer das nötige Geld aufzubringen

 

Kennst du die Fahrer im Marcel Wüst Team persönlich?

A:

Ich kenne die meisten Fahrer. Wir treffen uns nicht oft, aber bei den kleineren Rennen unterhalten wir uns und ich werde Dinge gefragt wie etwa, wie in es im Radsport in meiner Jugend aussah.

 

Ob du vielleicht noch ein neues Buch mit mehr Details schreiben könntest. z.B. über Training, Ernährung, medizinische Betreuung aber auch noch mehr zur Festina-Affäre.

A:

Vielleicht schreibe ich noch ein Buch, aber das ist nicht ganz oben auf meiner “To-do-Liste”. Wenn, dann über die Art und Weise wie ich selber trainiert habe, nicht sonderlich wissenschaftlich, aber dafür erfolgreich. Da gibt es schon noch Ideen in meinem Kopf, wie ich Tipps geben könnte.

 

Ganz sicher nicht über den Festina-Skandal. Ich erinnere mich gerne an die positiven Dinge im Leben, was ganz klar erklärt, warum in meinem Buch “Sprinterjahre” wenig über diesen Skandal zu finden ist. Viele Fahrer haben ihre Sicht der Dinge geschildert, ich finde das reicht für eine Sache, die nun 6 Jahre zurückliegt, aus.

 

Mich würde interessieren ob der Wechsel vom Profi zum Funktionär deine Sicht auf die Themen Doping und Eigenverantwortung verändert hat, schließlich ist man als Profi nur sich selbst verpflichtet und Rechenschaft schuldig, als Funktionär hat man aber Verantwortung für viele - meist junge - Menschen.

A:

Ich denke die Eigenverantwortung ist als Profi wichtig, aber trotz allem hat man ja als Profi eine Vorbildfunktion. Nicht nur als Funktionär ist man also verantwortlich für andere. Wobei der Begriff Funktionär für das, was ich tue, sicher nicht der richtige ist. Ich versuche mit viel Nähe zum Sportler / Zuschauer konstruktiv an Verbesserungen mitzuwirken, die oftmalige Bürokratie, die sich im Funktionärswesen breit macht, ist mir fremd.

 



"Fakt ist: Helme retten Leben"

 

Du engagierst dich im Projekt "Go Ahead". Mich würde interessieren, was du den Helm-Kritikern entgegnest, die ja die Wirksamkeit von Fahrradhelmen bezweifeln und dazu statistische oder physikalische Berechnungen anführen.

A:

Die Helmkritiker können noch so viele Berechnungen anstellen - Fakt ist: Helme retten Leben und mit Helm ist man im Falle eines Sturzes immer besser bedient als ohne.

 

Außerdem ist man auch hier als Erwachsener gefragt, Vorbild zu sein. Vorbild für Kinder und auch andere, immer noch ignorante Nicht-Helmträger.

 

Was hat sich nach dem Ende der aktiven Laufbahn bei den Essgewohnheiten geändert?

A:

Ich esse einiges weniger, aber man tankt ja auch weniger Sprit, wenn man mit dem Auto nicht auf die gewohnte Kilometerleistung kommt. Es ist eine logische Konsequenz, dass man weniger essen muss, um nicht wie ein Ballon auseinander zu gehen. Fakt ist, dass es mir jetzt nicht wie Verzicht vorkommt, irgendetwas nicht zu essen, denn der Körper stellt sich nach einer Umgewöhnungszeit darauf ein. Wenn ich satt bin höre ich auf zu essen, nur können viele nicht den richtigen Hunger vom Appetit auf leckere Sachen unterscheiden… Das ist der Start des Dilemmas. Die Nahrungsmittel, die ich zu mir nehme, sind fast dieselben… Pasta mit Olivenöl und frischem Parmesan ist nun einmal lecker.

 

Formtest: Was hast du noch drauf? Auf wie viele km kommst du im Jahr?

A:

Wenn meine Profi-Form 100 wäre, liege ich jetzt vielleicht bei 40. Mich auf 60 zu steigern wäre wahrscheinlich in 2-3 Monaten möglich, aber die letzten Prozent dauern lange und sind hart und beschwerlich. Ich bin jetzt Hobbysportler mit Leib und Seele und treibe Sport, weil es mir einen Riesenspaß macht und weil ich mich dann besser fühle. Die 40 auf der Radprofi-Skala sind ohnehin meist 90 -100 auf der Hobbyfahrer-Skala, also muss niemand auf mich warten…eher umgekehrt.

 

Wann machst du deinen ersten Ironman?

A:

Ich hab mal gesagt nie, aber das soll man niemals sagen…vielleicht mal mit Freunden eine weite Reise machen (Brasilien / Neuseeland / USA) und das zu einem Fun-Travel-Sporting-Event machen…aber sicher nicht, bevor ich 40 werde.

 

Wann wirst du endgültig nach Australien ziehen? Irgendwie habe ich im Hinterkopf, dass du das seit Jahren ankündigst. Jetzt kommt dein Sohn bald in die Schule und es scheint an der Zeit zu sein, sich zu entscheiden...

A:

Wir planen schon, eines Tages für immer nach Oz zu ziehen. Alexander wird in diesem Sommer in die erste Klasse kommen, und so lange ich hier in Deutschland noch beruflich Aufgaben habe, werden wir nicht wegziehen, ohne vorher wirklich alles bedacht zu haben. Man kann noch nicht sagen wann, aber es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass wir nach Australien ziehen werden.

 

Wie viel deines Trainings ging für reines Sprint-Training drauf, damit du ein absoluter Weltklassesprinter sein konntest?

A:

Jede zweite Woche habe ich 2-3 Sprint-Trainingseinheiten mit kurzen, intensiven Sprints mit mehrfacher Wiederholung hingelegt. Es waren sehr kurze (max. zwei Stunden) Einheiten, die dafür aber sehr intensiv waren – und es hat funktioniert!

 

Fährst du am Ende einer harten Trainingsausfahrt einen Schlussspurt, um ein Rennen zu simulieren, in dem du 200 km lang nur rollst, bevor du die letzten 300 Meter richtig durchziehen musst?

A:

Nein. Grundlagentraining ist Grundlagentraining und Sprinttraining ist Sprinttraining. Natürlich habe ich bei sechs Ausfahrten von sechs Stunden jede halbe Stunde einen 30- bis 40-Sekunden-Sprint gefahren, aber für gewöhnlich vermische ich die Trainingstypen nicht.

 

Hat die Tatsache im Sprint Rennen zu gewinnen mehr mit der eigenen physischen Stärke zu tun, oder eher damit, um eine gewisse „Sprintstrategie“ oder die Stärken und Schwächen der Gegner zu wissen?

A:

Beides ist wichtig. Wenn du selber stark bist, ist die Chance zu gewinnen groß, aber ein intelligenter Fahrer könnte dich trotzdem schlagen. Mit schlechten Beinen hast du für gewöhnlich gar keine Chance zu gewinnen, daher dürfte Kondition der wichtigere Faktor sein... Beides wäre natürlich perfekt. Das Gute an Erfahrung ist, dass sie nur wachsen kann, gute Form kommt und geht.

 

Gibt es einen bestimmten Sieg, auf den du jetzt noch stolz bist, wenn du an ihn denkst?

A:

Ehrlich gesagt gibt es drei davon. Zuerst einmal das erste Rennen, das ich als Neo für mein neues Team gewann (am 5.2.1989 in Perpignan), weil ich von Anfang an allen zeigte, dass ich etwas auf dem Kasten habe.

 

Der 95er Sieg in der Vuelta in La Coruna, weil es mein erster Sieg in einer der drei großen Landesrundfahrten war und weil Zanini and Jalabert als zweite und dritte mehr als 10 Meter hinter mir lagen.

 

Außerdem der Sieg auf der 5. Etappe der Tour de France 2000, weil sich da mein Kindheitstraum erfüllte.

 



Marcel Wüst befragt Bert Grabsch, August 2004 in Essen
© Mani Wollner

Wen betrachtest du als deinen besten Freund im Fahrerfeld? Jörg Jaksche hat mal in einem Interview gesagt, dass es unmöglich ist, im Peloton enge Freundschaften zu schließen, da der Wettbewerb so verbissen ist. Hat er da recht? Stehst du jetzt noch in Kontakt zu aktuellen oder ehemaligen Fahrern?

A:

Das Leben verändert sich und Freundschaften ebenfalls. Mit meinem Zimmernachbarn Fabian Jeker stehe ich jetzt noch in Kontakt, auch mit anderen wie Robbie McEwen oder Joseba Beloki. Aber da wir uns nicht mehr so oft sehen, haben die Freundschaften sich verändert. Meiner Ansicht nach kann man auch im Feld Freundschaften schließen, der Wettbewerb findet nur dann statt, wenn man eine Startnummer auf dem Rücken hat.

 

Von allen Fahrrädern, die du zu Hause rumstehen hast – welches ist dein allerliebstes?

A:

Zu seiner Zeit (1992) war der TVZ-Carbonrahmen von RMO großartig, aber es ändert sich im Moment noch immer vieles. Mein 2001er Festina-Rad ist das einzige Profi-Rad, das ich noch besitze. Es ist ein Specialized mit Aluminiumrahmen, steif, leicht und mit großartigen Fahreigenschaften... Das gebe ich nie mehr weg!

 

Von welchem Rennen hast du dir immer gewünscht es zu gewinnen, zum Beispiel die Weltmeisterschaft, oder ein Weltcuprennen, oder eine Etappe der Vuelta (was du ja einige Male getan hast…)?

A:

Jedes Rennen, in dem ich die Chance auf den Sieg hatte, war das wichtigste Rennen für mich. Natürlich mögen einige wichtiger sein als andere, aber normalerweise willst du, sobald du auf der Zielgeraden bist, jedes Rennen gewinnen – egal wie “unwichtig” es gerade ist.

 

Was ist das Wichtigste für einen Sprinter: Geschicklichkeit, Kraft in den Beinen, Kraft im Gehirn? Wird man als Sprinter geboren oder zum Sprinter gemacht?

A:

Zuerst einmal wirst du als Sprinter geboren, denn die Gene legen fest, ob man sprinten kann oder nicht. Aber Training spielt auch eine Rolle. Wenn du feststellst, dass du von den genetischen Grundlagen her ein Sprintertyp bist und diese Stärken trainierst, wirst du mehr davon haben als jemand, der immer versucht seine Schwachpunkte zu bekämpfen. Er wird in allen Bereichen durchschnittlich gut werden, im Idealfall ein bisschen besser. Ein trainierter Sprinter aber wird in fast allen Bereichen schlecht sein, aber Weltklasse darin, wofür er geboren wurde: Sprinten.

 



"Du bist nicht automatisch ein Verlierer, wenn du nicht dopst"

 

Wenn dein Sohn Alexander sagen würde, dass er Profi-Radsportler werden will, würdest du ihm mit der Begründung, es sei zu gefährlich, abraten, oder würdest du ihn unterstützen? Was sagte deine Frau dazu? Wie würdest du mit ihm über das Thema “Doping” reden?

A:

Er würde meine volle Unterstützung bekommen – so sieht es meine Frau auch. Sport – egal welche Sportart – gibt Kindern eine Richtung für ihr Leben, etwas, worauf sie sich freuen und sich konzentrieren können. Es ist besser, mit deinen Kumpels zu trainieren und total fertig nach Hause zu kommen, als auf der Straße rumzuhängen, sich vollaufen zu lassen und Mülltonnen umzutreten.

 

Da ich aus persönlicher Erfahrung weiß, dass es möglich ist, ohne verbotene Mittel zu den Besten der Welt zu gehören, könnte das Doping-Gespräch absolut offen geführt werden. Du bist nicht automatisch ein Verlierer, wenn du nicht dopst... Das ist das Wichtigste.

 

Welches Trikot ist dir am wichtigsten: das Bergtrikot der Tour de France 2000 oder das Leadertrikot der Vuelta 1999?

A:

Das Bergtrikot ist irgendwie etwas ganz Besonderes, da man es als Sprinter normalerweise nicht erhält. Das goldene Leadertrikot kam irgendwie ganz von alleine, dennoch schätze ich es sehr.

 

Ich habe deine Renntagebücher der Vueltas 1998 und 1999, sowie der Tour, sehr gemocht und vermisse diese Einrichtungen sehr. Gibt es eine Website wo ich aktuellere Tagebücher oder persönliche Gedanken von dir finden kann?

A:

www.marcelwuest.com – allerdings bisher noch nicht in Englisch.

 

Wer war dein “pestoso” des Jahres?!!! (Ich war ein großer Fan deines “Pestoso des Tages”)

A:

Schwer zu sagen – jetzt, wo ich nicht mehr Teil des Fahrerfeldes bin. Normalerweise musst du hautnah dabei sein um alles genau mitzubekommen...Vielleicht Verbruggen und die UCI, die versuchen, den Radsport mit einer großen Anstrengung komplett umzustrukturieren, aber, um ehrlich zu sein, ist es sehr schwer zu sagen.

 

Augenscheinlich hat dich Team Coast als Sprecher eines schlechten Sponsors ganz schön in Schwierigkeiten gebracht. Hat das deine Beziehung zu aktiven Fahrern verändert?

A:

Auf lange Sicht gesehen sicher nicht. Aber als es wirklich hart auf hart kam, habe ich mit aller Kraft versucht, eine Lösung zu finden, die es dem Team ermöglichte weiterzuarbeiten. Da ich alle möglichen Sprachen sprach, war ich immer der, der allen die schlechten Nachrichten weitergeben musste. Und es gab auch nie richtig gute Nachrichten. Daher war ich zu dieser Zeit sicher nicht bei allen der beliebteste Typ. Ich kann allerdings auch einige positive Dinge am damaligen Sponsor ausmachen. Er hatte das Herz, den Willen und die Entschlossenheit alles zu geben – sogar sein privates Vermögen… Leider hatte er nicht genug davon… Ich meine natürlich Geld.

 



"Sinkewitz und Fothen sind sehr talentiert"

 

Welchen Gegner hast du am meisten gefürchtet? Warum? Welches Rennen bist du am liebsten gefahren? War es schwer, nach deinem Unfall das Rad an den Nagel zu hängen?Welchen deutschen Nachwuchsfahrer hältst du für den Talentiertesten? Für welches Team würdest du am liebsten fahren, wenn du noch aktiv wärst?

A.

Ich hatte nie Angst – nur Respekt. Es war immer schwerer zu gewinnen, wenn Cipo am Start war, weil das ganze Team für ihn arbeitete... in jeder Rennsituation – worauf ich manchmal etwas neidisch war.

 

Ich habe die Vuelta geliebt, weil es ein großes Rennen war, das sich oft wie ein kleines Rennen „anfühlte“. Gute Hotels, gute Straßen – Herz, was willst du mehr? Es war schwer den Profi-Radsport aufzugeben, aber es musste ja sein. Daher akzeptierte ich es so schnell und vollständig wie möglich, damit mein Leben in geordneten Bahnen weitergehen konnte. Sinkewitz und Fothen sind sehr talentiert, vielleicht gewinnt Kessler dieses Jahr mal einen Klassiker. Ich denke, ich würde am liebsten für Illes Balears fahren, weil sie eine sehr professionelle Struktur im Team haben, aber trotzdem die gewisse Entspanntheit der spanischen Teams. Ich habe meine Karriere bei Jacques Michaud für RMO begonnen und ich habe sie bei Juan Fernandez für Festina beendet – die sind jetzt beide bei Phonak – das wäre also auch eine Überlegung wert.

 

Du bist jetzt Pressesprecher des Teams Winfix (mittlerweile AKUD), aber man hat in dieser Eigenschaft nicht viel von dir gehört. Ist das ein “echter” Job, oder eher eine Vereinbarung “Ich gebe euch meinen Namen und ihr gebt mir einen Scheck dafür“? Wirst du bei ihrer Mannschaftspräsentation vor Ort sein?

A:

Es ist ein “echter” Job. Ich habe die Mannschaftsvorstellung im letzten Jahr präsentiert, habe fast alle Presseberichte geschrieben, habe lange Interviews mit Journalisten geführt und mich mit potentiellen Sponsoren getroffen. Selbstverständlich werde ich bei der Teampräsentation 2005 sein.


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