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03/26/05

Auf nach Köln

von Blaho



Mittlerweile dürften die meisten Forumsleser mitbekommen haben, dass Moritz und ich bei "Rund um Köln" mitgefahren sind. Aber das ist eine eigene Geschichte. Heute will ich nur bis zum Tag davor erzählen.

 

Angefangen hat ja alles mit der zweifelhaften Idee, dass ich unbedingt auch mal im Winter trainieren sollte. Das fiel mir bisher immer leicht. Nur hatte die bisherige Art des Trainings nichts mit Rad fahren zu tun. Vielmehr trainiere ich mir gewöhnlich von Oktober bis Mai ein paar Kilo Übergewicht an, die mir den Start in die Radsaison nicht wirklich leichter machen. Dieses Jahr habe ich also beschlossen, das Jedermannrennen "Rund um den Henninger Turm" mitzufahren, um mir auch im Winter einen kleinen Trainingsanreiz zu geben. Als alter Profi weiß man natürlich, dass es auch Vorbereitungsrennen braucht, bevor der eigentliche Saisonhöhepunkt erreicht wird. Und dafür war "Rund um Köln" gedacht.

 

Bis zum 25. März hatte ich immerhin 1000 Kilometer auf Strasse und Rolle zusammengestückelt. Voller Schrecken warf ich dabei immer ein Auge auf die Kilometer meines Mitstreiters und der fuhr mein Quartalspensum innerhalb eines Monats. Damit blieb dann nur der Griff zu den letzten erlaubten Mitteln: Als erstes wurde das Rad nochmal in die Werkstatt gebracht, und die Shamal-Laufräder, die seit einem Jahr im Keller gammelten, wurden rennfertig gemacht.

 

Danach dann ein kleiner Test im Taunus, bei dem ich feststellen musste, dass zum einen mein Gewicht deutlich zu hoch oder die Steifigkeit der Räder deutlich zu niedrig war. Im Wiegetritt schliff das Vorderrad immer schön gleichmässig mal links, mal rechts. Als ob dem nicht genug, war die Kassette auch nicht wirklich auf meine Fähigkeiten am Berg abgestimmt. Statt des üblichen 23er Blattes war nur ein 21er montiert. Ein wenig mehr Balancegefühl und ich hätte die Steigungen rückwärts herunterrollen können anstatt abzusteigen.

 

Ich ging zu Plan B über und montierte das alte Hinterrad und suchte im Keller nach einer alten Hochprofilfelge mit Messerspeichen. Nächster Teil der ausgeklügelten Vorbereitung war meinen alten Trainingsbegleiter Frank zu aktivieren. Mit einer Einladung zum grillen, bei vorheriger Trainingsfahrt war er auch gerne bereit, mir den letzten Schliff zu verpassen. 2 Tage vor dem Rennstart machten wir uns nach einem kleinen Frühstück auf eine kleine, flache Trainingsrunde.

 

Das Wetter war passend, ein wenig kühl, aber wenigstens kein Regen. Zuerst fuhren wir ein wenig auf der Strecke des letztjährigen Henninger-Kurses, bogen dann aber auf eine Brücke über den Main ab, um in Richtung des Flughafens zu rollen. Der Anstieg auf die Brücke machte mir schon ein wenig Sorgen. Die Beine waren schwer und irgendwie ging gar nichts. Es kam mir der Gedanke, Frank meinen Startplatz aufzuschwätzen, aber wenn er nicht will, dann ist er echt hartnäckig.

Irgendwann fing meine Kette an, fröhlich über die Kassette zu springen wie der Arm meines Plattenspielers über die alten Deep Purple LPs. Das Gefühl, das mich beschlich, lässt sich mit Panik kaum noch beschreiben. Eigentlich hätte klar sein müssen, dass die neue Kette gut für die Campagnolo-Kassette war, nicht aber für japanische Shimano-Power.

Wir sind dann tatsächlich eine nette kleine Runde gefahren und hatten auch ein sehr moderates Tempo, bis wir (ich) beschlossen, die letzten Kilometer ein wenig abzukürzen. Nach 60 km fühlte ich mich als hätte ich einen Radmarathon gefahren und nicht nur ein wenig mehr als die Hälfte der kommenden Renndistanz. Von der Durchschnittsgeschwindigkeit ganz zu schweigen.

 

Ja, wir beschlossen also abzukürzen und als Frank dann nachfragte, wie weit es denn noch wäre, ahnte ich eigentlich nichts böses.

Ich: "Circa 5km!"

Frank: "Dann mach ich Dir nochmal Tempo!"

Und weg war er.

Von Null auf 45 in 2 Sekunden. So ein Schmalspur-Zabel! Es war mir kaum möglich, seinen Windschatten zu halten und er sah nicht aus als ob er irgendwann langsamer machen würde. Dann kam mir die rettende Idee: Ich setzte ein paar Tritte aus, um wieder zu Atem zu kommen und brüllte: "Wir müssen gleich rechts ab!" Das war zwar nicht ganz die Wahrheit, aber es erfüllte seinen Zweck. Er nahm Gas raus.

Irgendwann ging es dann wirklich rechts ab und wir mussten über ein Stauwehr. Ich schob, Frank trug sein Rad. Auf die Frage, warum er es sich so schwer mache war die lapidare Antwort: "Ich mach’ mir doch meine Durchschnittsgeschwindigkeit nicht mit schieben kaputt." Naja, ich habe dafür 300 Meter mehr auf dem Tacho.

 

Dann endlich zuhause angekommen, stehen 76 km zu Buche und die Erkenntnis, dass ich eigentlich keines meiner beiden Hinterräder für wirklich geeignet halte. Macht aber nix, wir grillen erst mal und sitzen kurze Zeit später bei verbrannten Spareribs im strömenden Regen und ich relaxe wie mein Idol, bei Weissbier. Die Form stimmt zwar noch nicht, aber ich habe ja noch 36 Stunden Zeit bis es losgeht!


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