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Philippe Coquerelle - enttäuschte Hoffnungen

 

LA DEPECHE, eine Tageszeitung für den Süd-Westen Frankreichs, brachte am 5. 6. 2001 einen Artikel über Philippe Coquerelle, in den 80er Jahren eine große Hoffnung des französischen Radsports.

Zwölf Jahre nach seinem plötzlichen Ausstieg aus der Szene erzählt er, dass die damals herrschende Doping-Erwartung im Team der Grund dafür war.

 

Der Originalartikel ist hier zu bekommen: LA DEPECHE.com



Die französische Ex-Hoffnung offenbart sein durch Doping verpfuschtes Leben

Philippe Coquerelle, wohnhaft in Condom, vertraut sich mit 36 Jahren der Öffentlichkeit an

 

Zwölf Jahre nach seinem Entschluss mit dem Radsport zu brechen, hat Philippe Coquerelle immer noch einiges auf dem Herzen und beginnt zu sprechen, egal ob man ihn dafür aus der Szene kritisieren wird.

 

Er stammt aus Agen wo er sich in dem Ort Condom ein neues Leben aufgebaut hat in der Agrar-Lebensmittelbranche. Aber noch immer leidet die einstmals große französische Radsporthoffnung an der Erinnerung. „denn ich weiß, dass vieles geschieht. Ich habe sogar Kumpel aus einer Stadt in Gers, die vielleicht auch aufgrund von Doping mit dem Radfahren aufgehört haben.“ Philippe Coquerelle war in den 80er Jahren ein sehr bekannter Name im Peloton: Mit 15 Jahren beginnt er in Nérac, geht dann nach Marmande. Der junge Fahrer gewinnt mit 20 Jahre Bordeaux-Saintes, wird zwei Mal Vize-Meister von Aquitanien im Einerverfolgungsrennen, dann Regionalmeister mit der Mannschaft.

 

Voller Hoffnungen unterzeichnet er 1986 bei einem Rennstall aus Hauts-de-Seine (Pariser Region). Der Halbprofi Philippe Coquerelle nimmt an allen großen Klassikern der Region teil, an Paris-Troyes (wo er den 11. Platz erreicht), an Troyes-Dijon, an der Seite von Rivalen wie Laurent Jalabert oder Luc Leblanc.

 

Ich kam völlig naiv an mit dem Ziel, mein Leben ist das Radfahren“ erinnert er sich, „doch ich bin tief gefallen. Ein Arzt des Teams, der offiziell auch einer Kammer (Ärztekammer?) von Lot-et-Garonne angehörte, wollte uns allen Spritzen geben, ohne uns zu sagen, worum es sich handele. Ich sagte jedes Mal nein. Heute weiß ich, dass EPO nicht weit war ...“ Mit seinen ungefähr zwanzig Teamkollegen spricht er nicht. „Zwischen uns war das tabu. Außerhalb der Straße gab es keinerlei Nähe unter uns. Aber ich weiß, dass einige nach Spanien gingen um Pillen zu kaufen.“ Streit haben mit dem sportlichen Direktor seines Clubs, das ist bereits der Anfang vom Ende für die entthronte französische Hoffnung. Aber die Folge lohnt den Umweg ...

 

Der Direktor sagte mir: Man muss Spritzen nehmen. Er wollte keinen Fahrer, der sich nicht dopte. Hätte ich es gemacht, wäre ich unter den ersten fünf bei den Klassikern gekommen, wobei man mir eine Rolle in der Mannschaft zuerkannt hatte, in der ich den anderen zum Sieg verhelfen sollte. Aber ich wendete mich Sypradyn (Vitamintabletten) und Kaffee zu.“ Von seinen Eltern erhielt er keine Unterstützung, ihrer Ansicht nach sollte er die Chance warnehmen. Er ist jedoch innerlich zerbrochen: Deprimiert, hört der Radrennfahrer mit 23 Jahren auf. Bevor er eine Depression bekommt.

 

Nur noch gelegentlich fährt er heute Rad. Wie oft beendete ich ein Rennen als Zweiter, wissend, dass die anderen nicht mit klarem Wasser liefen, sondern mit „Vittel fraise’“ ironisiert der vom Peloton zurückgetretene. „Aber ich war zu jung, um darüber reden zu können und unsere Kontakte mit den Ärzten waren unsere einzigen Momente der Vertrautheit im Radsport. In Paris haben Kumpel aus dem gleichen Grund auf eine Profi-Radrennfahrerkarriere verzichtet. Ich möchte nicht, dass die Jungen von heute, begeistert von der Tour de France, eines Tages gebrochen werden wie ich.

 


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