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Saisonbilanz Liquigas-Bianchi 2005

von Steamboat, Dezember 2005 

&copy Fotos: *Mani Wollner, **cyclingimages.com

 

>>> C4F-Teamliste Liquigas Bianchi 2005

>>> Siege und Plazierungen



Liquigas-Bianchi stellte zu Beginn 2005 kein in sich gewachsenes Team dar. Vielmehr war es eine Ansammlung vornehmlich italienischer Fahrer, die sich in der neu geschaffenen Equipe zusammenfanden. Diese Mannschaft wurde in auffallend starkem Maße auf die Erfordernisse der Pro Tour abgestimmt. Bei den GTs galt die schwerpunktmäßige Ausrichtung natürlich dem Giro. Nominell plante das Team in etwa so:

 

Sprinter: Mario Cipollini und Marco Zanotti (mit Augenmerk: Mailand-San Remo)

Frühjahrsklassiker: Magnus Backstedt (als Titelverteidiger Paris-Roubaix)

Hügelklassiker: Danilo Di Luca und partiell Stefano Garzelli

Kleine Rundfahrten: Danilo Di Luca, Franco Pellizotti, Dario Cioni, Stefano Garzelli

GTs: Stefano Garzelli, Andrea Noé, Dario Cioni, Franco Pellizotti

 



Liquigas-Bianchi beim Mannschaftszeitfahren *

Diese Zusammenstellung barg natürlich einige Gefahren: Noé (36) und Cipollini (38) waren nicht mehr die jüngsten, und auch Garzelli (32), Cioni (31) und Zanotti (31) haben nicht mehr viele Jahre als aktive Radsportler vor sich und zeigten sich zudem 2004 nicht immer auf der sportlichen Höhe, wenn man das gute Abschneiden von Cioni beim Giro und bei der Tour de Suisse einmal ausnimmt. Di Luca galt als viel versprechendes Talent – mit eher mäßigen Erfolg in den vorangegangenen Jahren. Backstedt war zwar Titelverteidiger in der „Hölle des Nordens“, aber das Rennen hat mitunter Lotteriecharakter.

 

Wie eine Lotterie wirkte bei Liquigas-Bianchi allerdings die Zusammenstellung des Teams. Lotterie – war das die „Corporate Identity“ von Liquigas-Bianchi? Viele Versuche, viele klangvolle Namen – einer wird schon dabei sein, der einschlägt? 



Siege & Rücktritt: Mario Cipollini

Zwei Siege und ein Rücktritt: Mario Cipollini **

Die Ziehung im übertragenen Sinne beinhaltete wirklich einen Volltreffer. Einen, den man vielleicht im Vorfeld gar nicht auf der Rechnung hatte. Man hatte wohl eher gehofft, dass Mario Cipollini Mailand-San Remo gewinnen könnte. Ein solcher Sieg des „Königs der Löwen“ wäre ein schönes Ende einer langen und erfolgreichen Karriere gewesen. Er feierte zwei Siege zum Saisonbeginn. Zum einen gab es einen Etappensieg in der Wüste – bei der Tour de Qatar (2.1), zum anderen zeigte er seinem legitimen Nachfolger als Italiens Sprinter numero uno, Alessandro Petacchi, beim „Giro della Provincia die Lucca“ (1.1), was eine Harke ist. Sogar an einem Punkt in der Pro Tour schnupperte „Re Leone“, als er sich bei der Abschlussetappe von Tirreno-Adriatico nur Petacchi im Sprint geschlagen geben musste. Mailand - San Remo hingegen beendete er nur als 36. und langsam wurde klar, dass sich eine große Karriere dem Ende neigte.

 

Kurz vor Beginn des Giros erklärte er schließlich seinen Abschied von der Radsportbühne. Das war nichts Neues. Der einzige Unterschied zu den vorhergehenden Rücktrittserklärungen: Es folgte keine Rücktrittserklärung von der Rücktrittserklärung. Bisher!

 

So sah die Welt beim Mini-Prolog zum letzten Mal Cipo in einem Aktivendress. Und wie das Outfit des Mannes aussah, der sich wie kein anderer selbst inszenieren kann, lässt sich leicht vorstellen.

 

Das Zepter des Königs der Löwen wanderte zu einem anderen König … zum König der Pro Tour …



Der Kapitän: Danilo Di Luca

Danilo Di Luca (Polen-Rundfahrt) **

Ausgerechnet Danilo Di Luca sollte die Gesamtwertung der Pro Tour gewinnen. Einem Italiener hatte man den Gesamtsieg zugetraut. Es war philosophiert worden, ob Paolo Bettini der Mann sein könnte, der es schaffen würde. Davide Rebellin traute man es auch zu, diesen neu geschaffenen Wettbewerb zu gewinnen. Aber es sollte Di Luca sein, der diesen Wettbewerb in überzeugender Manier zu seinen Gunsten entschied.

 

Man weiß gar nicht, wo man mit seiner Huldigung beginnen soll. Vielleicht fängt man chronologisch mit seinem ersten Pro Tour Start an – der Rundfahrt „Tirreno-Adriatico“. In den Annalen steht, dass er dort den 26. Platz belegte. Im Saisonverlauf ist zu erkennen, dass er zu guten Ergebnissen fähig ist, sobald das Streckenprofil passable Erhöhungen aufweist. Folglich verwundert diese vergleichsweise dürftige Platzierung nicht. Der Auftaktsieg bei der ersten Etappe der Baskenland-Rundfahrt ließ auch noch nicht vermuten, dass ihm eine optimale Saison ins Haus steht. Vor dem abschließenden Zeitfahren belegte er den zweiten Platz der Gesamtwertung hinter Aitor Osa (Illes Balears). Di Luca wuchs über sich hinaus, war auf dem Parcours gar schneller als der Zeitfahrweltmeister Michel Rogers (Quick Step) –  blieb jedoch hinter Alberto Contador (Liberty Seguros) – und feierte nebst dem Gewinn der Punktwertung dennoch einen fulminanten Rundfahrtsieg.

 

Der nächste Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. In den Niederlanden gewann er das Amstel Gold Race vor Michael Boogerd und Mirko Celestino. Dann folgte drei Tage später der Erfolg beim Flêche Wallone. Nun schien sogar die Wiederholung des Ardennen-Triples seines Landsmanns Rebellin aus dem Vorjahr möglich. Diese Hoffnungen bewahrheitete sich jedoch nicht: Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich wurden die Weichen früh genug gestellt, so dass er nicht in die Entscheidung eingreifen konnte.  Als 27. sah er zu, wie ein anderer gefeiert wurde. Allerdings befand er sich im Besitz des Leadertrikots der Pro Tour.

 

Dieses Trikot sollte er während der Saison nur noch einmal kurzzeitig ausziehen: Bei insgesamt bei fünf Etappen tauschte er es gegen das Rosa Trikot des Giro d'Italia ein. Di Luca siegte auf dem dritten Tagesabschnitt von Diamante nach Giffoni Valle Piana. Ebenso feierte er nach der 5. Etappe (Celano - L'Aquila). Auf der siebten Etappe ließ er Koldo Gil von Liberty Seguros vor, er begnügte sich auf dem Weg von Grosseto nach Pistoia mit dem dritten Platz.

 

Danach folgte die Sensationsleistung des Italieners schlechthin. Die hohen Berge standen auf dem Programm und man spekulierte, dass er sich ein Beispiel an Bettini nähme. Von der „Grille“ hatte man ursprünglich zwar angenommen, dass er auch bei einer dreiwöchigen Landesrundfahrt Konkurrenzfähigkeit nachweisen könne, aber Di Luca und nicht Bettini war es, der sich von den Bergziegen nicht abschütteln ließ. Vor dem Start der 19. Etappe trennten ihn vom Drittplatzierten, José Rujano (Colombia Selle Italia), ganze acht Sekunden. Bei der Fahrt von Savigliano über den Colle Finestre nach Sestriere koalierte er zusammen mit seinem ehemaligen Teamkollegen Gilberto Simoni und Rujano, um den Führenden der Gesamtwertung, Paolo Savoldelli, abzuschütteln. Der Rückstand des Falken wurde immer größer, so dass das Führungstrio sich schon Hoffnungen machen konnte, das Abschlusspodium in Mailand darzustellen. Savoldelli aber konterte mit dem Mute der Verzweiflung.

 

Di Luca haderte schließlich mit dem Schicksal, als er aufgrund von Krämpfen die beiden anderen Begleiter ziehen lassen musste. Wäre es ihm gelungen, bis zum Schluss bei Rujano zu bleiben, um ihn dann mit einer Schlussoffensive zu bezwingen, hätte es womöglich zum 3. Platz beim Giro gereicht. So strich er „nur“ einen dritten Etappenplatz und damit den vierten Platz der Gesamtwertung ein. Insgesamt bescherte ihm dieses Frühjahr einen komfortablen Vorsprung in der Pro Tour Wertung. 

 

Nach dem Giro folgte eine ausgedehnte Pause, um sich nach der Tour de France der Verteidigung bzw. des Ausbaus dieser Führung zu widmen. Bei der Deutschland-Tour startete er. Nachdem aber frühzeitig klar wurde, dass er in dieser Rundfahrt nicht mehr punkten konnte, stieg er in der Hoffnung aus, bei einem anderen Rennen mehr Erfolg zu haben. Letztlich hatte er diesen auch, als er bei der Polen-Rundfahrt den fünften Platz belegte. Den Gesamtsieg brachte er unter Dach und Fach, als er  das Rennen Züri-Metzgete auf dem vierten Platz beendete.



Sieger der Protour: Danilo Di Luca (Giro di Lombardia) **

Die Luca ist der erste Gesamtsieger der Pro Tour – und ein würdiger noch dazu. Durch sehr überzeugende Ergebnisse in den Ardennen, im Baskenland und nicht zuletzt beim Giro hat er den Sieg wahrlich verdient. 100 seiner Punkte sammelte er bei Ein-Tages-Rennen, die restlichen 129 bei den Rundfahrten. Bei den Klassikern wäre er anhand der addierten Punkte Gesamtvierter geworden, bei den Rundfahrten Gesamtfünfter. Die Eigenschaft der Vielfältigkeit, die nötig ist, um die Pro Tour zu gewinnen, lässt sich nicht treffender nachweisen.



Die anderen Kapitäne

Gegen Di Luca verblassen die Leistungen der anderen Fahrer. Es lässt sich nicht leugnen, dass mancher Fahrer eigene Ambitionen für die Ziele von Di Luca zurückstellte. Deswegen ist eine allzu strenge Betrachtung einiger Saisonleistungen nicht gerechtfertigt. Bei der Interpretation und Beurteilung der Ergebnisse der Teamkollegen stellt sich die Frage, wo der ein oder andere Fahrer des Teams gelandet wäre, wenn nicht die Belange von Di Luca im Vordergrund gestanden hätten? So lässt sich manch schwächeres Abschneiden erklären, das unter anderen Umständen vielleicht nicht zustande gekommen wäre. Allerdings darf dieser Umstand keine Alibifunktion für manchen der Pedaleure bilden.



Magnus Backstedt



Magnus Backstedt und Tom Boonen bei Paris-Roubaix *

Di Luca hat seine Stärken sicher nicht zu der Zeit des flämischen Frühjahrs, wenn man damit die Rennen in Flandern oder in der Hölle des Nordens meint. Diese Rennen sind eher nach dem Geschmack des Schweden Magnus Backstedt. Als Titelverteidiger in Paris gestartet, war er maßgeblich an der Entwicklung und Gestaltung des Rennens bis ins Velodrom zu Roubaix beteiligt. Zusammen mit Flecha, Hincapie, Boonen und Michaelsen bildete er über einen langen Zeitraum das Führungsquintett. Man entschloss sich, ein Ausscheidungsrennen zu fahren, was zur Folge hatte, dass z.B. Steffen Wesemann keine Chance mehr bekam, den Rückstand zur Spitze zu verringern. Schließlich wurde die Gruppe des Dänens Michaelsen überdrüssig. Zum Schluss konnte auch der tapfere Schwede den anderen Dreien nicht mehr folgen. Backstedt errang den vierten Platz. Im Vorjahr war er vier Tage zuvor bereits mit dem zweiten Rang bei Gent-Wevelgem erfolgreich, heuer reichte es aufgrund eines Sturzes nur zu Platz 12. In der Pro Tour Wertung addierte Backstedt noch zwei Punkte zu den in Roubaix gewonnenen Zählern, als er bei der siebten Etappe der Tour von Luneville nach Karlsruhe den zweiten Platz ersprintete. Backstedt wurde in der Pro Tour Wertung 71.



Franco Pellizotti

Zehn Plätze hinter ihm landete Franco Pellizotti. Der Italiener fiel bereits bei Mailand-San Remo auf, weil er Cipo und Zanotti im Finale an vorderer Front vertrat. Es reichte in einem Klassefeld von Sprintern immerhin zum neunten Platz. Zuvor hatte er bei Paris-Nizza sogar den sechsten Platz belegt.

 



Franco Pellizotti (Tour de Suisse) **

Als GT stand für ihn die Tour de France auf dem Programm. Für Pellizotti gab es keinen Sonderauftrag bezüglich Di Luca, da der gar nicht am Start war. Der Blondschopf hatte freie Fahrt, um seine Klasse bei einer großen Rundfahrt nachzuweisen. In der Gesamtwertung spielte er jedoch frühzeitig keine Rolle mehr. Damit war er darauf angewiesen, in Fluchtgruppen nach Möglichkeiten zu suchen, gute Etappenergebnisse einzufahren.

 

Zumindest bei der Etappe von Issoire nach  Le Puy-en-Velay, bei der er schließlich Dritter wurde, bewies er ein glückliches Händchen. Allerdings schaute er ebenso unbeteiligt wie seine Mitstreiter drein, als der spätere Etappensieger Giuseppe Guerini das Führungsquartett sprengte, um ca. 1500 m vor dem Ziel einen langen Endspurt zu wagen.

 

Pellizotti glänzte hingegen bei Rennen, die nicht zur Pro Tour gehörten. Bei der Settimana Ciclistica Internazionale „Coppi e Bartali“ (2.1) errang er einen Etappen- und den Gesamtsieg. Weiterhin gefiel er durch zweite Plätze bei der Trofeo Laigueglia (1.1) und beim GP Citta di Camaiore (1.1). Die Mittelmeer-Rundfahrt (2.1) beendete er als Dritter. Diese Ergebnisse dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass er  leistungsmäßig eher stagnierte. Ein Fahrer für die Gesamtwertung großer Rundfahrten ist er momentan nicht.



Stefano Garzelli

Der eigentliche Kapitän für den Giro hieß zunächst natürlich Stefano Garzelli. Er trat allerdings nach der 12. Etappe nicht mehr an, nachdem er im Gesamtklassement schon weit abgeschlagen war. Zwar verursachte ein Sturz während des Giros, dass Garzelli nicht mehr sein wahres Potential abrufen konnte. Allerdings zeichnete sich bereits vor dem Malheur ab, dass er mit dem Ausgang der Rundfahrt nichts zu tun haben werde.

 



Stefano Garzelli (Tour de Romandie) **

Es wurde deutlich, dass er künftig die Rolle des einzigen Leaders im Team bei GTs nicht mehr automatisch für sich reklamieren kann, da er den Nachweis seiner Klasse seit einigen Jahren nicht mehr in ausreichendem Maß erbracht hat. Als Rechtfertigung reicht ein dritter Etappenplatz beim Giro auf der Fahrt von Diamante nach Giffoni Valle Piana nicht aus. Und auch der vierte Platz bei der Klasika San Sebastian kann nicht ganz verdecken, dass Garzelli, der auch bei der Tour de France an den Start ging und diese als 32. beendete, wohl nicht mehr zur ersten Reihe der Rundfahrer zählt.

 

Stattdessen freute er sich in der Saison über den Sieg bei Tre Valli Varesine (1.1). Garzelli belegte den 114. Platz der Pro Tour Gesamtwertung. Sein Sieg in der Bergwertung der Tour de Romandie fand hierbei übrigens keine Berücksichtigung.



Dario David Cioni **

Dario David Cioni

Dario Cioni war einer der Fahrer, die ihre eigenen Leistungen offensichtlich in den Dienst von Di Luca stellten und damit auf eigene Erfolge öfter verzichteten. Beim Giro fuhr er trotz der geleisteten Hilfestellungen noch auf den 13. Platz vor. Cioni verschönerte sein Abschneiden beim Giro durch einen zweiten Platz auf der vierten Etappe von Giffoni Valle Piana nach Frosinone. Am Ende blieb ihm in der Pro Tour Wertung nur der 114. Rang.

 



Pro Tour Rennen



Neo Enrico Gasparotto feierte in der Saison gleich mehrere Husarenstücke. Zunächst steuerte er – neben denen von Di Luca – dem Team den einzigen Etappenerfolg im Rahmen der Pro Tour bei. Gasparotto war bei der zweiten Etappe der Volta A Catalunya erfolgreich. Danach wurde er italienischer Meister auf der Straße. Zum Schluss der Saison kam er beim Klassiker Paris-Tours auf den 10, und in der Pro Tour auf den 155. Platz. Er zählt zweifellos zu den Neos, denen auf Anhieb der Anschluss an die erhöhten Anforderungen des professionellen Radsports gelungen ist. Zu diesem Kreis darf man getrost auch Daniele Colli zählen. Zwar hat er noch keine Punkte für die Pro Tour bekommen – aber er war nahe dran. Gleich bei zwei Sprintankünften musste er sich nur den absoluten Stars der Szene geschlagen geben: Einmal, bei der Tour de Romandie, war Petacchi schneller, das andere Mal unterlag er bei der Tour de Suisse McEwen. Dennoch ist das für einen Neo eine fantastische Leistung.

 

Enrico Gasparotto **
Daniele Colli **


Michael Albasini (Tour de Suisse) **

Gleich drei Fahrer von Liquigas-Bianchi sind auf dem 164. Platz der Pro Tour aufgeführt. Da wäre der Schweizer Michael Albasini, der eine Etappe der Tour de Suisse gewinnen konnte. Er führte eine Ausreißergruppe an, die sich etwas mehr als eine halbe Minute vor dem Peloton ins Ziel rettete.  

 



Miholjevic **
Zanotti **

Auch der Kroate des Teams hat sich in der ersten Rangliste der Pro Tour verewigt. Vladimir Miholjevic unterstützte bei der Züri-Metzgete seinen Kapitän Di Luca. Für den treuen Helfer selbst sprang der 10. Rang bei diesem Rennen heraus. Darüber hinaus ist sein 15. Platz bei der Tour de Romandie an dieser Stelle erwähnenswert.

 

Schließlich findet man endlich auch Marco Zanotti auf dem Tableau. Ihn hatte man an höherer Stelle erwartet, weil ihm nachgesagt wurde, dass er sprinten könnte. Diese Eigenschaft stellte er seltener als erhofft unter Beweis. Letztlich sicherte ihm nur der dritte Platz bei der 12. Etappe der Vuelta a España die Aufnahme in diese Liste.

 

Sicherlich könnte man auch ihm zu gute halten, dass die Mannschaft im Laufe der Saison auf Di Lucas Interessen ausgerichtet wurde und somit für ihn in den jeweiligen Aufstellungen kein Platz blieb. Bei der Vuelta aber war zu sehen, dass er gegen die wirkliche Weltspitze der Sprinter nicht den Hauch einer Chance hatte, als er freie Fahrt bekam. Bei der Benelux-Tour schaffte er wenigstens zwei zweite Etappenplätze. Aber für die gibt es eben keine Zähler. Außerhalb der Pro Tour muss er sich mit einem Etappengewinn und dem Gesamtsieg der Rundfahrt „Franco-Belge“ (2.1) begnügen.



Pro Tour

Viel Energie des Teams wurde dem Sieg von Di Luca in der Pro Tour gewidmet, andere Ziele blieben fast außen vor. Ganz vernachlässigen darf man aber dennoch nicht, dass die Fahrer des Teams sich in den Entscheidungen mitunter diskret zurückhielten. Sobald Di Luca nicht eingriff oder gar nicht am Start war, wurden gute Ergebnisse ab Mitte der Saison zur Rarität. Es ist schon sehr auffällig, dass zwischen Giro und Polen- Rundfahrt keine Pro Tour Punkte für Gesamtklassementplatzierungen bei den Rundfahrten erzielt wurden. Als bester schnitt noch Pellizotti ab. Platz 24 bei der Tour de Suisse darf bei einem Mann mit seinen Fähigkeiten jedoch nur Kopfschütteln erzeugen. Die Masse an Punkten, die Di Luca einfuhr, verdeckt und verschweigt diesen anhaltenden Missstand. Das ist bei der Menge an potentiellen Rundfahrern, die sich im Team befinden, ein unerklärlicher und unentschuldbarer Sachverhalt.

 

Bei den Klassikern gestaltete sich das Bild etwas freundlicher. Aber auch nur, weil Garzelli bei der Klasika San Sebastian den 4. Platz belegte. Und wieder war es Di Luca, der die Kastanien aus dem Feuer riss. Sein 12. Platz beim GP Ouest-Plouay erbrachte ausnahmsweise mal keine Punkte für die Pro Tour. Von Di Lucas anschließendem Auftritt beim Rennen in Zürich wurde ja schon berichtet.

 

Man muss lobenswert anmerken, dass Liquigas-Bianchi die Mannschaftswertung des Giro gewann. Bei den beiden anderen GTs hielt sich das Team in den jeweiligen Wertungen dezent im Hintergund. In der Teamwertung der Pro Tour blieb gar nur der 15. Platz.

 



Pagliarini **
Noé **
Ljungqvist **

Wenn, wie angekündigt, Di Luca in der nächsten Saison seinen Fokus auf den Giro und weniger auf die Ardennen richtet, stehen die anderen Fahrer in der Pflicht, wieder ansprechende eigene Leistungen nachzuweisen. Denn diese Zahlen und Ergebnisse müssen für die Verantwortlichen alarmierend sein. Zu viele Akteure blieben zählbare Erfolge schuldig.

 

Zu ihnen zählt u.a. der Brasilianer Luciano Pagliarini. Auch er ist ein endschneller Mann, dem in der Pro Tour oftmals die Puste ausging. Zu verbuchen ist lediglich ein zweiter Etappenplatz bei Paris-Nizza – das dürfte kaum den Wünschen der Teamleitung entsprechen.

 

Auch Andrea Noé war nicht in der Lage zu zeigen, wie er 2003 beim Giro den vierten Platz belegen konnte. Er erzielte in der Saison nicht ein Ergebnis, das man in diesem Text positiv nennen und würdigen könnte.

 

Lediglich auf Marcus Ljungqvist sei noch verwiesen. Der zweite Schwede im Team verpasste mit Rang 13 bei Gent-Wevelgem und dem 20. Platz bei der Flandern-Rundfahrt ebenso Pro Tour Punkte wie bei der WM einen Podiumsplatz, als er mit dem unliebsamen vierten Platz nur die Holzmedaille errang.



Outside Pro Tour

Carlström **

Es ist zwar schon fast alles gesagt. Aber der Finne Kjell Carlström vermeldete noch ein Ergebnis. Er gewann eine Etappe in Österreich bei der Internationalen UNIQA Classic Rundfahrt (2.1).



Tops und Flops

Die Gewinner des Teams sind:



• Danilo Di Luca: Er ist einer der imposantesten Männer der Saison. Zwei Siege in den Ardennen, ein Sieg im Baskenland und ein kolossal geniales Abschneiden beim Giro ebneten den Weg an die Pro Tour Spitze.



 Enrico Gasparotto: Ein ganz starker Bengel. In seiner ersten Saison holte er gleich das Meistertrikot seines Landes, eine Etappe bei einer Pro Tour Rundfahrt und den 10. Platz bei einem Klassiker. Das macht Hunger auf mehr.



• Magnus Backstedt: Er machte deutlich, dass sein letztjähriger Sieg bei Paris-Roubaix nicht von ungefähr kam. Zudem zeigte er, dass er auch mit den besten Fahrern mitsprinten kann.

 



 

Diese Fahrer enttäuschten:

 



• Marco Zanotti: Seine Bilanz ist ernüchternd. Anstatt in der Pro Tour aufzutrumpfen, fiel er in dieser Saison als angeblich zweitschnellster Sprinter italienischer Nationalität nicht weiter auf. Nächstes Jahr fährt er für ein Professional Team.



• Andrea Noé: Er zeigte in dieser Saison, dass er den Anforderungen der GTs nicht mehr gewachsen ist. Ab ins zweite Glied.



 Luciano Pagliarini: Der Brasilianer bestätigte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht. Dass er noch nicht so weit ist, mit den Großen der Szene mitzuhalten, war noch zu erwarten – aber auch die zweite Garnitur war eine Nummer zu groß.

 



Ausblick

Liquigas-Bianchi wird sich in der nächsten Saison neu orientieren müssen. Vermutlich ist Di Luca nicht an der Verteidigung seines Pro Tour Gesamtsieges gelegen. Dadurch gerät das Team in die Pflicht,  andere Fahrer ins Rampenlicht zu rücken. 2005 hat man gesehen, wer dafür nicht in Frage kommt. Von der Sprinterfraktion Cipo-Zanotti-Pagliarini hat man sich aus unterschiedlichen Gründen getrennt. Ljungqvist, der Können für die Frühjahrsklassiker andeutete, hat sich in Richtung CSC verabschiedet.

 



Luca Paolini **
Stefano Zanini **

Verstärkt wird das Team künftig durch Luca Paolini und Stefano Zanini, die beide von Quick Step kommen. Paolini ging bei Bettini in die Lehre und wird nun auf eigenen Beinen stehen. Er hat schon mehr als einmal angezeigt, dass er in der Lage sein dürfte, Klassiker zu gewinnen. Ob ihm das in der neuen Saison gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Jedenfalls kann er dort Lücken füllen, wo es bisher an fähigen Fahrern mangelte. Sein zweiter Platz bei den HEW-Cyclassics dürfte Liquigas-Bianchi Mut gemacht haben. Failli, Quinziato und Spezialetti sind Kaderergänzungen. Von ihnen wird man weniger Topresultate erwarten. Gespannt dürfte man aber auf Nibali sein, der von Fassa Bortolo zum Team stößt.

 

Danilo Di Luca möchte das Trikot der Pro Tour 2006 gegen ein Jersey eintauschen, das fast ausnahmslos in rosa gehalten wird. Ob dieses Vorhaben auch gelingt …?



Anmerkung und Kommentar


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