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Radsport Manager Pro 2007

von Quälekom, August 2007



Chaos und Doping regieren zurzeit die Radsportwelt und der Fan vor dem Bildschirm oder an der Strecke fragt sich, wie lange er sich das eigentlich noch antun möchte. Zeit also, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Wie jedes Jahr bringen die Cyanide Studios auch 2007 wieder ihren Radsport Manager Pro auf den Markt und lassen unsere Zockerherzen höherschlagen. Verbotene Substanzen sind traditionell kein Element des Spiels und so braucht man sich zumindest hier nicht über zugedröhnte Südländer und testosterongesteuerte Landsmänner zu ärgern.

Eine weitere Tradition sind die kleinen Macken, die das Spiel in der Verkaufsversion noch mit sich bringt. Daher ist es dringend erforderlich, sich den neuesten Patch 1.0.1.0 ( Link ) herunterzuladen. Da auch in diesem Jahr nicht alle Teams mit Originalnamen vertreten sind, ist es zudem ratsam, sich aus dem zahlreichen Angebot eine Realname-Database ( Link ) zu besorgen.

Wie immer gibt es die Möglichkeit, sowohl einzelne Rundfahrten, Eintagesrennen oder Etappen als auch eine ganze Karriere zu bestreiten. Die entscheidende Frage dabei: Bietet der neue Manager mehr als seine Vorgänger und ist er es wert, sich mit ihm die Nächte um die Ohren zu schlagen beim Nachspielen legendärer Klassiker oder der Tour de France? Das werden wir im Folgenden anhand des Karrieremodus prüfen…



Management-Teil

Während das Menü im Vorgänger noch in dunklen Blau- und Grautönen erschien, haben sich die Entwickler optisch etwas Neues einfallen lassen. Bunte und vor allem helle Farben bestimmen das Bild und lassen das Spiel zwar frischer, aber auch ein wenig kitschig erscheinen. Die Menüführung ist etwas verschachtelter ausgefallen, aber wie immer nach ein bisschen Eingewöhnungszeit leicht zu beherrschen.

 



Carlos Sastre gibt ein freundliches Interview


Nachdem man sich sein bevorzugtes Team ausgesucht hat, müssen die wichtigsten Vorkehrungen für ein erfolgreiches Jahr getroffen werden: Betreuerstab, Training, Co-Sponsoren, Material – nichts darf vergessen werden. Da dies aber mit ein paar Mausklicks erledigt ist, werden auch Einsteiger nicht die Flucht ergreifen müssen. Der Fortgeschrittene darf etwas suchen, bis er auf neue Features stößt. Das Magazin zum Beispiel, welches knappe Interviews mit Fahrern und Vorschauen auf kommende Rennen präsentiert und die Fahrer des Monats kürt. Kennt man aus anderen Managern und so richtig toll war das da auch schon nicht. Ansonsten alles wie gehabt: Scouting, Rennkalender, Statistiken, Transferliste – alles ist an seinem Platz.



Nur die richtige Taktik führt zum Erfolg


Die erste echte Perle der Neuauflage findet man erst, wenn das erste Saisonrennen ansteht. Möchte man dieses nämlich nicht mit dem zeitintensiven 3D-Modus beginnen, muss man sich nicht mehr mit der schlichten Ergebnissimulation des Rennens zufrieden geben. Zuvor ist es jetzt möglich, eine genaue Taktik festzulegen und jedem seiner Fahrer die gewünschte Rolle im Team zuzuweisen. So wird weitestgehend verhindert, dass die Fahrer machen, was ihnen gerade gefällt und der eigentliche Kapitän plötzlich im Autobus landet anstatt vorn zu attackieren. Aber Vorsicht: Bekommt der Fahrer nicht die vertraglich festgelegte Rolle zugewiesen, ist er schnell beleidigt und bringt nicht mehr seine Leistung.

Bei der Wahl der zu bestreitenden Rennen sowie der Mannschaftsaufstellungen hat der Manager nun noch wachsamer zu sein. Neben den Kapitänen, die ihre eigene Saisonplanung mitbringen, haben nun alle Fahrer des Teams je drei bevorzugte Rennen, bei denen sie besonders glänzen möchten. Nun rattern die Gehirnzellen: Krauss und Hiekmann aufgrund des Teamzeitfahrens nach Katalonien oder doch lieber zur beliebten Rheinland-Pfalz-Rundfahrt schicken? Oder lässt man sie innerhalb eines Tages von Koblenz nach Tarragona verfrachten? Schwierig…

Eine weitere Neuerung ist, dass Fahrer, die sich im Team wohlfühlen, bei Vertragsverlängerungen selbst die Initiative ergreifen und während des ganzen Jahres von sich aus Angebote machen. Dies kann nicht nur das Budget schonen, sondern auch zahlreiche Nerven des Managers am Saisonende. Darüber hinaus legt der Sponsor neuerdings genaue Grenzen für das Gehalts- und Transferbudget fest, sodass es nicht ganz einfach ist, sich eine millionenschwere Truppe à la Astana zusammenzukaufen.



3D-Modus



Peloton bei der 'Tour Down Under'


Dass zu einem Spiel dieses Genres eine schicke Grafik gehört, versteht man beim Hersteller des Radsport Managers schon länger. Und so enttäuscht der Nachfolger auch in diesem Jahr nicht und präsentiert sich noch einmal in verbesserter Montur. Die Schaltflächen sind im Großen und Ganzen gleich geblieben und man kann nach wie vor schnell zwischen Fahrerfenster, Rennprofil, Startliste etc. hin- und herwechseln. Auch Eurosport-Kommentator Karsten Migels schmeißt weiterhin mit seinen Phrasen um sich.



Marcus Burghardt bei der 'Ronde' am Bosberg


Neu ist, dass die Fahrer neben der eigentlichen Form, die durch Trainingsintensität und Renneinsätze beeinflusst wird, nun auch über eine Tagesform verfügen, die einen nicht unerheblichen Einfluss auf Sieg oder Niederlage hat und selbst dem stärksten Team noch einen gewissen Nervenkitzel bereitet. Ärgerlich wird es, wenn Davide Rebellin sich zwar beim Wallonischen Pfeil in Topform präsentiert und selbst ohne Matthias Kessler als Dampflok gewinnt, bei Lüttich-Bastogne-Lüttich aber schlechte Beine hat und man den vom Sponsor geforderten Sieg nicht einfahren kann. Desweiteren ist es möglich, ein Mitglied eines gegnerischen Teams von einem eigenen Fahrer bewachen zu lassen. Auf diese Weise lassen sich der Konditionszustand und die Tagesform der wichtigsten Kontrahenten erkunden, was vor allem in der entscheidenden Phase einer Rundfahrt hilfreich sein kann.



Fahrerfeld in einem Dorf bei 'Paris - Roubaix'


Da Bergetappen und Sprintankünfte schon in der vorherigen Version Spaß gemacht haben, schenkt man sich gern einen kritischen Kommentar darüber, dass diese sich kaum oder nur wenig geändert haben. Doch bei allem Rennfeeling, das an den langen Steigungen aufkommt, vermisst man beim Gameplay immer noch Kleinigkeiten. Für einen Fahrer ist es immer noch nahezu unmöglich, mehr als ein, zwei Mal innerhalb eines Rennens zu attackieren. Und wenn Karsten Kroon bei Mailand-San Remo bereits dreißig Kilometer vor dem Ziel angreift und trotz eifriger Bemühungen zahlreicher Sprinterteams durchkommt, staunt man schon nicht schlecht. Immerhin sind solche Aussetzer zur absoluten Seltenheit geworden und treten in den Hintergrund, wenn Leif Hoste zwei Wochen später bei einer spannenden Flandern-Rundfahrt wieder einmal Zweiter in einem sehenswerten Sprint à deux wird.



Robert Förster beim 'Giro' im Grupetto


Fazit

Pro

• Umfangreiches Angebot an Profirennen, mehr Teams

• Wichtige Neuerungen wie Renntaktik vor der Simulation, Tagesform, Transfersystem

• Grafik, 3D-Modus

• Preis wie gehabt

 

Contra

• Kein Editor

• Wenige Änderungen im Management-Part; Fahrerverträge, Nachwuchsförderung etc. zu simpel, insgesamt zu wenig Spieltiefe

• Unnötige Bugs, auf etwas älteren Rechnern Probleme möglich

• Kleine Macken im 3D-Modus, auch dem Fehlen der Echtzeitsimulation geschuldet

 

Pro und Contra halten sich auch in diesem Jahr wieder in etwa die Waage. Aber dass grundlegende Neuerungen weiterhin eher selten sind, nehmen kritische Fans nicht so gern hin. Gelegenheitsspieler, die den Vorgänger besitzen, sollten sich überlegen, ob sie ihr Geld nicht anders investieren wollen. Zockende Radsportfans, die sich einfach mal ein wenig Spaß gönnen wollen, werden aber immer noch auf ihre Kosten kommen. Auch Einsteiger sollten unbedingt mal reinschnuppern. Alles Weitere ist Glaubensfrage.




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