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Das integre Team. <br>Leitsätze für Teammanager und Sponsoren

von chreezer, April 2008, Foto MrsFlax



... warum nicht?

Frühjahr 2008. Der mittlerweile desillusionierte Liebhaber der gepflegten Quälerei auf zwei Rädern schaltet trotz aller Gewissenskonflikte wieder ein. Die Live-Übertragungen sind in Deutschland zwar auf ein Mindestmaß zusammen geschrumpft, werden von ihm aber nicht weniger intensiv verfolgt.

 

Finale eines x-beliebigen Frühjahrsklassikers. Die favorisierten Fahrer machen den Sieg unter sich aus. Die üblichen Fahrer aus den üblichen Teams. War irgendwas letztes Jahr? Enttäuschend.

 

Aber ab und zu gibt es auch Momente in denen der Liebhaber das alles mehr oder weniger bewusst überblendet. Auf den letzten 10km eines x-beliebigen Frühjahrsklassikers rutscht der Liebhaber auf seinem Sitzplatz unruhig hin und her. Die Augen sind weit aufgerissen und das Herz pocht beim Zieleinlauf mit einer gesundheitsgefährdenden Amplitude. War für keinerlei Protagonisten-Sympathie doch ziemlich aufregend, oder? Er liebt diesen Sport halt.

 

Wir erleben es in jedem Rennen aufs Neue. Viel geändert hat sich trotz aller Skandale nicht. Und auch wenn ab jetzt in jedem Jahr ein anderer Radsportdoktor auffliegt, wird das was bewegen? Kann man den Radsport irgendwann richtig genießen? Und v.a. können es die Fahrer mit natürlichem Talent und Passion? Können die irgendwann mal große Rennen bestimmen?

 

Es muss über alternative Ansätze nachgedacht werden. Wie wäre es für den Anfang z.B. mit einem Team bei dem man in der D-Frage nicht nur vereinzelten Fahrern vertrauen kann, sondern welches wirklich bedingungslos für fairen Sport steht?

 

Es geht bei diesem Ansatz nicht darum das System sofort mit Gewalt umzukrempeln, sondern das kurzfristige Signal soll sein: Ein ehrliches sauberes Team kann eine Zukunft im Sport haben bzw. dem Sport eine geben. Ausreichend Fans, Publicity, gute Gehälter bei wohl zwangsläufig minderer Ergebnisqualität. Wenn man es gewissenhaft und ehrlich angeht und keine halben Sachen macht, kann es sich für alle Beteiligten (Sponsoren, Staff und Sportler) trotz Allem lohnen, diesen Weg zu gehen.

 

Stellt sich bei diesem Team der Erfolg ein, nicht primär bei Ergebnissen, sondern mehr in den Punkten Glaubwürdigkeit und Resonanz, dann kann es vielleicht größere Steine ins Rollen bringen.

 

Wie sollte man als Sponsor oder Teammanager ein solches Projekt angehen? Was ist zu beachten?



die Leitsätze

 

1. - Egal was Ihnen die betreffenden Leute sagen, stellen Sie keine „schwarzen Schafe“ in leitenden Funktionen ein.

 

2. - Stellen Sie klare Richtlinien auf, die Ihre Philosophie untermauern und kommunizieren sie diese intern und extern.

 

3. - Verpflichten Sie die richtigen Fahrer: Die richtige Mischung aus Talent und Charakter macht es. Vor allem die Einstellung zum Sport sollte die richtige sein. Beobachten Sie Fahrer über längere Zeiträume, führen Sie intensive Gespräche. Verpflichten Sie nur Leute bei denen Sie sich sicher sein können und nicht irgendwelche dubiosen Geheimtipps von noch dubioseren Nachwuchstrainern. Nach einiger Zeit werden Sie schon das Gespür dafür bekommen, wer die richtigen Leute für Sie sind.

 

4. - Bezahlen Sie Ihre Fahrer gut. Sportliche Topleistungen, welche nicht durch Topresultate bestätigt werden, zehren bei Ihren Spitzenathleten an der Motivation. Mit einem angemessen Salär spüren die Fahrer, dass ihre ehrliche Arbeit wert geschätzt wird. Die Motivation bleibt hoch.

 

5. - Faule Athleten wird es trotzdem nicht geben in Ihrem Team, da Ihr Team das Mekka für diese saubere Art Fahrer sein wird. Die richtige Teamphilosophie, gute Gehälter – wer würde freiwillig seinen Traumjob durch mangelnden Fleiß riskieren?

 

6. - Bei externem Personal wie Trainern oder „Trainern“ ist umgehend misstrauisch zu werden. Machen Sie bei geringsten Indizien Gebrauch von Ihrem vertraglich fixierten Kündigungsrecht. Aber nicht jeder Trainer ist ein Millionär, der es trotzdem nötig hat krumme Touren zu machen. Geben Sie Ihren Fahrern Hinweise für die richtigen Leute.

 

7. - Sparen Sie sich das Geld für interne (Anti)-Anti-Doping-Tests. Von einschlägigen Teams sowieso schon ins Lächerliche geführt, ist es unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ratsam das Geld in die Gehälter der richtigen Fahrer fließen zu lassen. Außerdem gilt: „Der beste Test ist nur so gut wie der schlechteste Doper“.

 

8. - Die richtige Öffentlichkeitspolitik ist der Schlüssel zum Erfolg Ihres Projekts. Schützen Sie Ihre Fahrer in dem Sie aggressiv und öffentlichkeitswirksam mit negativen Vorfällen umgehen.

 

9. - Schaffen Sie sich gute Kontakte zu den Medien. Öffnen Sie sich für Berichterstattungen und seien Sie kooperativ. Nur so kann man sich längerfristig dieser eminent wichtigen Plattform bedienen.

 

10. - Bei aller Öffentlichkeitspolitik: Vermeiden Sie eine Alleinstellung. Machen Sie klar, dass nicht Ihr Team die Bewegung ist, sondern das Team lediglich ein Teil der Bewegung.

 

11. - Schaffen Sie ein geeignetes Portal für ihr Team in dem eine Fan-Gemeinde entstehen und bestehen kann. Das Internet erlaubt es in dieser Hinsicht relativ kostengünstig relativ viel möglich zu machen. Ihre Fahrer wird man nicht bei jedem Rennen ausführlich im Fernsehen betrachten können – Sie brauchen eine Alternative. Gut gepflegte Berichte, Interviews, Ergebnisse, Forum, Spiele sind ein Muss für Team und Fans.

 

12. - Wenn potentielle Sponsoren merken, dass Sie gut mit den Medien umgehen können und dass Sie es mit einem (in diesen Zeiten nicht mehr so oft anzutreffenden) grundehrlichen Produkt zu tun haben, werden Sie sich vor Anfragen nicht retten können.

 

13. - Bieten Sie dem Sponsor Transparenz. Will er Einsicht in bestimmte Dinge: Geben Sie ihm diese. Das schafft Vertrauen und zu verstecken haben Sie ja nichts. Als Sponsor sollten Sie davon Gebrauch machen.

 

14. - Knüpfen Sie Kontakte mit Teams mit ähnlichen Ansinnen, aber möglicherweise schlechteren Strukturen und nicht so durchdachten Visionen. Geben Sie Ratschläge. Mitstreiter kann man immer gebrauchen.

 

15. - Engagieren Sie sich bei und für nationale Rennen und Rundfahrten. Hier sind die realen sportlichen Erfolgschancen noch am Höchsten. Versuchen Sie durch Ihre Mitarbeit (Öffentlichkeit, Organisatorisch etc.) diese Rennen zu erhalten.

 

16. - Irgendwann werden Sie an gewisse Grenzen stoßen. Diese enden üblicherweise auf -bruggen oder -quaid. Seien Sie achtsam, aber versuchen Sie in irgendeiner Weise, ggf. durch externe Strömungen die höchste Ebene zu revoltieren. Nur so kann langfristig Ihre Philosophie auch außerhalb Ihres Teams Erfolg haben.



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