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ausländische Ärzte und Doping

In den verschieden Affairen um den Dopinggebrauch und den Handel mit Dopingprodukten spielen häufig Ärzte eine tragende Rolle. Conconi, Ferrari, Sanders, Eufemiano Fuentes und Leinders sind vier der ganz großen internationalen Namen, aber auch die anderen ausführlicher vorgestellten waren und sind im Radsportmilieu bekannt, geachtet und erfolgreich. Die wahre Liste ist allerdings viel länger, z. B. werden auch die folgenden Ärzte offen mit Dopingpraktiken in Verbindung gebracht, einigen wurde dies auch nachgewiesen:

Yves Kerrest, Patrick Nédélec, Eric Ryckaert

Jesús Losa, Marcos Maynar Marin, José Ibarguren, Raquel Ortolano Ríos, Pedro Celaya, Luis del Moral, Jose Aramendi, Sabino Padilla, Fernando Jimenez

Daniele Tarsi, Simone Giustarini, Massimo De Ritis, Giuliano Peruzzi, Massimo Testa, Roberto Rempi, Augusto Brusomini

Jacques van Rossum, Yvan Vanmol

Andrei Mikhailov, Maurice Duquette



Dominique Lecrocq, Profi von 1984 bis 1987: „Der Arzt einer Sportgruppe wird nach seine Resultaten bewertet und so wird er schnell ein Verschreiber magischer Portionen.“ (de Mondenard)



Mindestens 69 Ärzte unterstützten zwischen 1985 und 2014 Fahrer beim Doping. Die verschiedenen Ermittlungen zeigten auf, dass viele der Ärzte zahlreiche Fahrer zur selben Zeit und Team übergreifend arbeiteten. Diese Ärzte spielten eine wesentliche Rolle in Dopingprogrammen. Der Kommission kam zu Ohren, dass Ärzte, die sportrechtlich sanktioniert wurden, weiterhin mit Fahrern zusammen arbeiten. Diese Möglichkeit, auf Ärzte zurück greifen zu können, die große Kenntnis über Doping im Sport besitzen, insbesondere auf Ärzte, die darauf spezialisiert sind, mit Doping die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, stellt weiterhin eine enorme Bedrohung für den Sport dar.





Dr. Francois Bellocq

Francois Bellocq, Arzt der Equipe Peugeot und Mitglied der Medizinischen Kommission des französischen Radsportverbandes, wird von letzter Funktion entbunden, da er verantwortlich war für ein Team, das in einen Betrug bei Dopingkontrollen verwickelt war. Von ihm ist bekannt, dass er verschiedenste Dopingmittel verschrieben hat, einer seiner berühmtesten Patienten war wohl Bernard Thévenet, der später zugab, drei Jahre Kortison genommen zu haben mit negativen gesundheitlichen Folgen. Aber auch Alain Prost, Christophe Tiozzo, Greg LeMond, Gilbert Duclos-Lasalle, Jérome Chiotti und Philippe Boyer suchten seinen Rat. Er ist vielleicht der bekannteste französische Vertreter der These des 'hormonellen Gleichgewichts', der These, dass der Körper eines Sportlers durch die schweren körperlichen Belastungen in ein hormonelles Ungleichgewicht gerät, das es gillt wieder medikamentös auszugleichen. 

 

Da er bis 1976 noch keinen Doktortitel besaß, aber bereits als Teamarzt aktiv war, benutzte er bis Dezember 1976 den Namen seines Vaters Franck Bellocq, ebenfalls Arzt, um Rezepte/Verordnungen auszuschreiben.

 

Als Rachel Dard im November 1976 in einem offenen Brief die Teams beschuldigt, Cortison und Anaboloika-Doping zu unterstützen, legt er folgende Verordnung vor. Sie wurde ausgestellt am 31.5.1976 von Francois im Namen von Franck Bellocq (de Mondenard, Dictionnaire, S. 332):

 

Coltramyl    3 flacons 

    1 comprimé matin et soir

    (zur Krampfmilderung verursacht durch Anabolika)

Calcium Sandoz effervescent                1 tube 

    (zur Minderung von Corticoidschäden) 

Célestène Chromodose                         4 goites

    1 ampoule IM tous le 10 jours

    (Corticoid)

Célestène (gouttes)                            1 flacon

    4 gouttes matin et soir

Strombaject                                     

    1 ampoule IM par semaine

    (Anabolikum, Stanozonol)

 

F. Bellocq hierzu: "Ich habe Fahrern Cortison verschrieben. Die Schädlichkeit ist abhängig von den vorgeschlagenen Dosen. Die Corticoide helfen dem Fahrer sein biologisches Gleichgewicht wiederherzustellen. ... Ein Mediziner hat das Recht Medikamente seiner Wahl zu verschreiben." (de Mondenard, S. 316)

 

Dr. Bellocq, 1988: "In Wirklichkeit vermengt man in Frankreich Doping mit der Wiederherstellung des hormonellen Gleichgewichts. Doping ist ein Exzess der Wiederherstellung. Es ist derselbe Unterschied, der zwischen der Liebe zu einem guten Wein und dem Alkoholismus besteht." (de Mondenard, Dict., S. 968) 

 

Es waren allerdings nicht nur Radsportler, die den Arzt aufsuchten. Bellocq erwähnt selbst Fußballer - Profis, Amateure, international - , die sich teils heimlich von ihm behandeln ließen. Über seine Untersuchungen konnte er feststellen, dass Doping Teil ihres Sportlerlebens war.



Dr. Daniel Blanc

Daniel Blanc (verstorben 2017), bekannter Schweizer Sportarzt, Arzt von Laurent Dufaux und Richard Virenque, trat ganz offen für mehr Einfluss der Sportmediziner auf die Medikation ein und forderte die Freigabe von Dopingmitteln unter ärztlicher Kontrolle. In Zusammenhang mit der Festina-Affaire kam er häufiger zu Wort und seine Einstellung wurde öffentlich diskutiert. So bestätigte er 1998 im Schweizer Fernsehen die Behandlung der Fahrer mit unerlaubten Präparaten unter medizinischen Gesichtspunkten: "Mit gezielter medizinischer Behandlung von Sportlern helfen die Sportärzte, die Tortur einer Tour de France überhaupt zu überstehen". (Rhein-Zeitung, 23.7.1998).

"Ich wäre Zyniker, würde ich mich in Lausanne hinstellen und EPO vertreiben. Das mache ich nicht. Was die angeblichen Risiken anbelangt ... Zum PFC, einverstanden, da verstehe ich nicht, wie jemand das versuchen kann. Aber der Rest? Ich denke nicht, dass Anabolika in kleinen Dosen schädlich sind."

"Wenn ein Fahrer mir sagt: "Mir fehlt die Kraft für die Zeitfahren und deshalb kann ich eine Rundfahrt nicht gewinnen", dann kann man ihm vielleicht eine kleine Dosis Anabolika zusammen mit einem spezifischen Training für 4 bis 6 Wochen verordnen, womit er seine Muskelmasse nach und nach erhöhen kann. Wahrscheinlich ist das völlig ungefährlich für ihn." (Journal du Dimanche, 16.8.1998)

 

Blanc wird auch wie folgt zitiert: „Wenn ich den Hämatokritwert eines Sportlers auf 60 anhebe, bin ich nicht nur ein Betrüger, sondern ein Mörder. Wenn ich ihn von 45 bis zur erlaubten Grenze von 50 anhebe, ist das meiner Meinung nach Hilfe für den Sportler, vorausgesetzt, das verschriebene Medikament ist nicht gefährlich.“(La Liberté, 22.12.1998) (Doping, Singler/Treutlein)

 

Das Schweizer Blatt „Le Matin“ berichtete, dass sich insgesamt 8 Fahrer auf höchstem Niveau, darunter Virenque und Dufaux, von Blanc einer experimentellen und nicht verbotenen Behandlung unterzögen, die Lungenentzündungen und Furunkel vermeiden helfe. Die Behandlung bestand aus mehreren Injektionen pro Monat, jede Spritze kostete 3500.-Mark, wobei die Kosten vom Arzneimittelhersteller Novartis übernommen würden (mainz-online.de, 15. 7. 1998, NRC Handelsblad, 17.7.1998).

 

Voet nannte ihn den „größten Doper in der Szene“.

 

Der Züricher Sportarzt Walter O. Frey über seinen Kollegen, der nach den Enthüllungen aus der Schweizer Ärztekammer ausgeschlossen wurde, auf die Frage

Welche Rolle spielen die Sportärzte, die diese Medikamente verschreiben?

 

Es gibt Hausärzte, die, im Glauben, einem Athleten helfen zu müssen, Dopingmittel abgeben. Daneben gibt es unter den Sportmedizinern schwarze Schafe, die durchaus bekannt sind. Der Ausschluss von Doktor Blanc aus der Gesellschaft für Sportmedizin war ein Zeichen, dass wir Sportärzte uns von solchen Praktiken distanzieren. ...“ (Hier das gesamte, sehr interessante Interview mit Frey Sportler werden zu Laborratten)



Dr. Mark Bonar

Anfang April 2016 sorgten Berichte über den Britischen Arzt Dr. Mark Bonar, ein Gynäkologe, für große Aufregung. 150 teils prominente britische und ausländische Sportler sollen nach Recherchen mit Under-Cover-Methoden der Sunday Times und der WDR-Sport/Dopingredaktion von dem Arzt mit Dopingmitteln wie EPO, Anabolika, insbesondere Testosteron und Wachstumshormonen behandelt worden sein - aus rein medizinischen Gründen. Die Patienten sollen Cricket-Spieler, Boxer, Tennis-Stars, Fußballer und Radsportler gewesen sein.

 

>>> Dr. Mark Bonar



Dr. Luigi Cecchini

Dr. Luigi Cecchini, aus Lucca in der Toskana, gehört gegenwärtig zu den bekanntesten Sportärzten, nicht nur Italiens. Die Liste der  erfolgreichen Radprofis, die seine Dienste  in Anspruch nehmen oder nahmen, ist lang. Einige sind: Jan Ullrich, Damiano Cunego, Alessandro Petacchi, Francesco Casagrande, Michele Bartoli, Mario Cipollini, Andrea Tafi, Pascal Richard, Rolf Sörensen, Gianni Bugno und Bjarne Riis, der nach seinen eigenen guten Erfahrungen in den neunziger Jahren von seinem gesamten CSC-Team verlangt, sich von Cecchini betreuen zu lassen.

 

1998 geriet der ehemalige Mitarbeiter von Michele Ferrari im Zuge der Ermittlungen um Conconi und Ferrari in den Focus der italienischen Staatsanwaltschaft. In der Apotheke Giardini Margherita in Bologna, die offenbar eine zentrale Rolle in einem Dopinghandel spielte, wurden Rezepte sichergestellt, die u.a. auch von Cecchini ausgestellt waren. Die für Sportler bestimmten Rezepte betrafen Anabolika, Hormone und andere Dopingprodukte.  Die Ermittlungen wurden eingestellt als der Prozess von Bologna nach Lucca verlagert wurde.

 

„Preparatore“ wurden in den neunziger Jahren die Ärzte genannt, die, überwiegend aus Italien kommend, mit genauen Trainingsplänen und fein austarierter medikamentöser Begleitung den Hochleistungssport aufmischten. Diese ‚Auszeichnung’ haftet Cecchini auch heute noch an. Das scheint seine Beliebtheit bei den Sportlern nicht zu schmälern, allerdings ist er in Antidopingkreisen und  in den Medien heftig umstritten. Bjarne Riis z. B. musste sich heftiger Kritik von Seiten des dänischen Radsportverbandes gefallen lassen und wurde öffentlich aufgefordert, die Zusammenarbeit aufzugeben. Tyler Hamilton’s spektakulärer Dopingfall 2004 brachte den  Arzt erneut in die Schlagzeilen. Martin Elmiger, Phonak-Profi im September 2004: «Die Profis, die zu ihm gehen, fahren alle schnell. Da stellt man sich natürlich Fragen. Ich finde, vom Image her ist er am Limit».

 

2007 geriet Cecchini öffentlich in den Verdacht italienischer Verbindungsmann zu Eufemiano Fuentes zu sein. So habe er möglicherweise Ivan Basso zu Fuentes vermittelt (sport.sf.tv, 5.12.2007)

 

Dass eine langjährige arbeitsteilige Verbindung zwischen den Ärzten Cecchini und Fuentes bestanden hatte, legen Äußerungen nahe, die Tyler Hamilton in seinem Buch "The Secret Race" (2012) machte. 2003 wurde er von Bjarne Riis für die Trainingsplanung zu Cecchini, für das Doping zu Fuentes gebracht. Hamilton berichtet, Cecchini habe vor Doping gewarnt, nie selbst dazu Anleitung gegeben und sei ein genialer Traingsplaner gewesen. Nur seine gab er drei Voraussetzungen an, die für einen Tour-Gewinn unabdingbar seien:

1. sehr, sehr fit sein - 2) sehr, sehr dünn sein - 3) seinen Hämatokrit so hoch wie möglich halten

Für letzteres war dann bei vielen von Cecchini trainierten Sportlern Feuntes zuständig. Laut Hamilton warnte ihn Cecchini aber vor Fuentes Doping-Arsenal.



Dr. Francesco Conconi

Die größte und bedeutendste Dopinggeschichte rankt sich wahrscheinlich um die beiden Ärzte Conconi und ferrari aus Italien (die Ereignisse in der DDR klammere ich einmal aus). Professor Conconi galt als der führende Trainingswissenschaftler Italiens, Ferrari ist einer seiner bekanntesten Schüler. Beide Namen sind eng verbunden mit der Leistungssteigerung im Hochleistungssport durch EPO und anderen, wohl aufeinader abgestimmtem Verordnungen. Die Namensliste der von beiden betreuten Radrennfahrerelite ist lang. Beide standen in getrennten Verfahren in Italien vor Gericht.

 

Professor Conconi galt in den 90er Jahren als der führende Trainingswissenschaftler Italiens und darüber hinaus. Sein Name ist eng verbunden mit der Leistungssteigerung im Hochleistungssport durch EPO und anderen, wohl aufeinander abgestimmtem Verordnungen. Bereits in den 70er Jahren experimentierte er mit Bluttransfusionen. Die Liste der prominenten Namen, die sich unter seiner Regie zu Experimenten, vor allem mit EPO, bereit erklärten, war lang: Neben der Skinationalmannschaft gehörten komplette Radteams sowie weitere bekannte Hochleistungssportler zu seinen Klienten. Zu selben Zeit gelang es ihm von IOC und CONI Gelder für die Entwicklung eines EPO-Nachweisverfahren zu erhalten, brauchbare Ergebnisse lieferte er jedoch nie ab.

 

Conconi kam öffentlich ins Zwielicht nach Ermittlungen, die durch eine Razzia der Guardia di Finanza (Finanz- und Grenzpolizei) nach dem Prolog des Giro d'Italia 1996 ausgelöst wurden. Computerdaten ließen keine Zweifel an Leistungsmanipulationen zu. Allerdings gab es mächtige Verbands- und Poltikinteressen, die eine Aufklärung der Machenschaften verhindern wollten. Ohne die Arbeit von Sandro Donati wäre das Meiste im Sande verlaufen. Die erste nach 4 Jahren vorgelegte Anklageschrift wurde wegen des Rücktritts des Untersuchungsrichters, der entnervt aufgab, hinfällig. Die Neuerstellung, ein 70 000-Seiten umfassendes Dossier mit Anklagepunkten wie Bildung einer kriminellen Vereinigung, Urkundenfälschung, Verstoß gegen das Medikamentengesetz und Amtsmissbrauch, wurde im Prozess, der im Oktober 2002 begann, wegen Verjährung zurückgewiesen. Entschlüsselte Patientenakten lagen lediglich für die Jahre 1992 - 1995 vor. Für die folgenden Jahre gab es keine Geständnisse und Unterlagen. Claudio Chiappucci, der 1997 langjähriges EPO-Doping zugeben hatte, widerrief sein Geständnis.

 

Der Rektor der Universität Ferrara Prof. Conconi und seine mitangeklagten Mitarbeiter Ilario Casoni und Giovanni Grazzi blieben unbehelligt. Richterin Franca Oliva äußerte sich jedoch eindeutig:

"Conconi war schuldig. Es ist offensichtlich, dass die Angeklagten über das in ihrem Institut in Ferrara durchgeführte Epo-Doping voll und ganz unterrichtet waren. ... Die Angeklagten haben über Jahre hinweg die Sportler beim Epo-Doping begleitet und sie durch diese permanente medizinische Kontrolle zum Epo-Doping auch ermuntert."

 

S. a. NZZ, 21.11.2003: Dottore Mabuse und die Nackte von Goya / Conconi-Prozess endet mit Freispruch

 

Dass die Machenschaften aufgedeckt wurden und heute das Thema Doping in Italien ernst genommen wird, ist weitgehend Sandro Donati zu verdanken.

 

Hier sind zwei Fassungen von Berichten Alessandro Donatis, in denen er ausführlich die Ereignisse schildert:

Alessandro Donati in Singler/Treutlein 'Doping im Spitzensport

Zusammenfassung eines Berichts von A. Donati auf Play the Game

 

In den 90 Jahren rumorte es in der Szene heftig und 1997 kam es dann zu den ersten großen Enthüllungen, die auch der französischen Zeitung L’Equipe mit zu verdanken sind.



Dr. Michele Ferrari

Nach dem phänomenalen Sieg des >>> Gewiss-Teams 1994 beim Wallonischen Pfeil, erklärte Ferrari in einem Interview mit La Repubblica in Bezug auf den herrschenden Dopingverdacht, dass die Anwendung von Mitteln wie EPO, die nicht nachweisbar seien, kein Doping sei und er selbst als Rennfahrer keine Bedenken hätte sie anzuwenden. Gefährlich sei EPO nur bei falscher Anwendung. Gewiss musste ihn daraufhin entlassen.

"Viele fragten sich, wie es möglich sei, dass ein intelligenter Mann wie Ferrari eine solche Dummheit beging. Die Antwort war, dass von einer Dummheit gar keine Rede sein konnte. Das Interview war in Wirklichkeit eine Werbung in eigener Sache. ... Sobald er seines Amtes enthoben war, wurde er denn auch mit Anfragen von Rennfahrern, die sich gerne in seine Obhut begeben wollten, überhäuft. Der Andrang war so groß, dass er schon bald keine Zeit mehr für weitere neue "Patienten" fand. Der junge Lance Armstrong benötigte die Empfehlung von Eddy Merckx, um doch noch angenommen zu werden."
(Benjo Maso, der Schweiß der Götter, S. 245)

>>> Fahrer, die mit Ferrari zusammen gearbeitet haben

1997 kommen die Karabinieri in Bologna über eine Apotheke auf die Spur des Sportmediziners Michele Ferrari. Der Apotheker beschuldigte den Arzt, Großabnehmer von im Sport verbotener Medikamente zu sein, Rezepte bestätigen den Verdacht. Eine Bürodurchsuchung enthüllt, dass viele bekannte Radsportgrößen zu seinen Patienten gehören: Ivan Gotti, Giorgio Furlan, Abraham Olano, Tony Rominger und Laurent Jalabert sind einige von ihnen. Blutdaten enthüllen große Schwankungen der Fahrer-Hämatokrits, wichtige Hinweise auf EPO-Doping. Ferrari war ein Schüler von Francesco Conconi und kümmerte sich höchst erfolgreich in den 90er Jahren um das Radteam Gewiss, deren überragende Fahrweise 1994 zweifelsfrei auf EPO zurückging. Ferrari kam dadurch bereits unter öffentlichen Druck, Gewiss musste ihn entlassen und der Verband der italienischen Sportmediziner suspendieren. Seiner Beliebtheit tat dies aber keinen Abbruch. Bereits 1995 begab sich auch Lance Armstrong in Ferraris Hände, seit 1999 war er Konditionsberater des U.S. Postal Service (USPS) Teams.

 

Ende 2001 begann in Bologna der Prozess wegen Sportbetrugs gegen den Arzt, auch genannt ‚Dottore EPO’. Hauptbelastungszeuge war Sandro Donati, durch dessen Recherchen und Unnachgiebigkeit das Ausmaß des EPO- und Blutdopings bekannt wurde. Die meisten befragten leugneten oder verweigerten die Aussage. Nur wenige, wie Filippo Simeoni und die ehemaligen Fahrer Fabrizio Convalle und Carlo Cobalchini (Amateur) beschuldigten offen ihren ehemaligen Arzt. Am 12. Februar 2002 gab Simeoni zu Protokoll, dass Ferrari ihm zwischen 1996 und 1997 EPO und Testosteron sowie Emagel und Albumin zur Senkung des Hämatokrit verschrieben habe.

Am 1. Oktober 2004 wurde Michele Ferrari wegen Sportbetrugs zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt, zudem wurde ihm die Berufsausübung für elf Monate untersagt.

Im Mai 2006 wurde dieses Urteil aufgehoben - wegen Verjährung, die Dopingvorwürfe wurden aber bestätigt.

 

In einem Interview mit cyclingnews.com schildert M. Ferrari seine Sicht der Dinge:

Teil 2: The Eye Of The Storm

 

Tony Rominger war ein Klient von Ferrari. Wie er heute dazu steht, ist hier nachzulesen:

Meinungen: Tony Rominger

 

Die Zusammenarbeit Ferraris mit Lance Armstrong führte zu vielen Diskussionen und brachte dem Ausnahmefahrer sehr viel Kritik ein. Siehe hierzu Näheres unter >>> Lance Armstrong und Doping.

In diesem Zusammenhang wurde im Juni 2012 von der Amerikanischen Antidoping-Agentur neben Armstrong u. anderen auch gegen Michele Ferrari Anklage erhoben: >>> die Anklageschrift. Das Urteil erging am 10. Juli 2012. Ferrari wurde wie Dr. Garcia del Moral und Trainer Marti lebenslang gesperrt:

USADA: Members Of The United States Postal Service Pro-Cycling Team Doping Conspiracy, Dr. Garcia Del Moral, Dr. Ferrari And Trainer Marti Receive Lifetime Bans For Doping Violations

 

Die Ermittlungen basieren auf Untersuchungen in Italien, der Schweiz und Monte Carlo. Die Staatsanwaltschaft in Padua konnte mit Hilfe von Interpol und Kriminalämtern anderer Länder ein Dopingnetzwerk auf spüren, mit dessen Hilfe sich Sportler und Teams eines Rundumsorglos-Paketes bedienten, einschließlich Geldwäsche und Steuerhinterziehung:

>>> Operation "Mito", Padua.

 

Im FRühjahr 2017 wurde Michele Ferrari erstmals zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, 18 Monate auf Bewährung, die einer Berufung standhielt. Zudem darf er nicht mehr als Arzt praktizieren. Ihm wurde vorgeworfen, dem Biathleten Daniel Taschler verbotene Mittel wie EPO verabreicht zu haben.

Taschler wurde zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Dessen Vater Gottlieb Taschler, der der Beihilfe zum Doping - erschwert durch sein Amt als Vizepräsident des Biathlon-Weltverbandes - beschuldigt wurde, wurde zu einem Jahr Haft verurteilt.

Die drei Verurteilten müssen zudem der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, die als Nebenkläger am Prozess teilgenommen hatte, eine Entschädigung von 15.000 Euro zahlen. (soiegel.de, 3.4.2017)

Im November 2017 wurden diese Strafen in der Berufung bestätigt. (cyclingnews,23.11.2017, stol.it, 22.11.2017)

 

Michele Ferrari steht auf der WADA-Liste des gesperrten Sportpersonals:

Global List of Suspended Athlete Support Personnel / Prohibited Association List





Dr. Eufemiano Fuentes

2006 sorgten die Enthüllungen der spanischen Operacion puerto für ein Beben im Profiradspot, welches das des Skandals um das Festina-Team 1998 noch übertreffen sollte. Vor allem aus deutscher Sicht kam es durch den Fall Jan Ullrich zum Supergau des professionellen Radsports.

Im Zentrum der Affaire stand das Dopingnetzwerk des spanischen Arztes Eufemiano Fuentes. Wer ist dieser Mann?

 

>>> Dr. Eufemiano Fuentes





Dr. Georges Mouton

Georges Mouton, auch „Dr. Seringue“ (Doktor Spritze) genannt, wurde am 26. 9. 2001 in Lantin, Belgien inhaftiert. Ihm wird Handel mit unerlaubten Medikamenten zur unerlaubten Leistungsmanipulation und deren Abgabe an gesunde Profisportler vorgeworfen. Dabei soll es sich um EPO, das anabole Steroid DHEA, das Schilddrüsenhormon Elthyrone sowie Kortisonpräparate gehandelt haben. Dr. Mouton gilt als bekanntester belgischer Sportarzt und gehörte auch eine zeitlang der Société de Tour de France an. Im März 2000 enthüllte der 27 jährige dänische ex-Profi Brian Dalgaard in einer TV-Sendung, dass nicht weniger als 13 dänische Fahrer aus allen wichtigen dänischen Teams Patienten bei Mouton waren, was allerdings zu Leugnung dieser Verbindungen bei fast allen Betroffenen führte. (cyclingnews.com, 24.3.2000).

 

Dr. Mouton praktiziert in Brüssel, Lüttich und Madrid.

Viele bekannte Namen tauchen in den Untersuchungen auf. Die Staatsanwaltschaft Aachen ermittelte ebenfalls ein Jahr lang unter deutschen Radprofis, da ein deutsches Konto entdeckt wurde, „über das Gelder für Medikamente an einen Mittelsmann von Mouton gezahlt worden waren.“ Mouton war zudem 1998 Vertrauensarzt, wie er es selbst bezeichnet, einiger Fahrer des deutschen Teams EC Bayer Worringen.

 

Die rund ein Dutzend vorgeladenen deutscher Radprofis, von denen auf dieses Konto von einigen teilweise mehr als 1.000 Mark eingezahlt worden waren, hatten unisono erklärt, dass es sich ausschließlich um Vitamine und Zusatzernährung gehandelt habe, die sie auf diese Art bezahlt hätten. Das Verfahren wurde mangels Beweisen eingestellt. Die Medikamente sollen sie von Mouton selbst, einem Apotheker oder per Post erhalten haben.“ (interpooltv.de, 21.1.2002)

 

Die Ermittlungen führten nach Frankreich und Spanien, wobei ein spanischer Apotheker ausgesagt hat, EPO an die Praxis Mouton's geliefert zu haben. Dr. Mouton gibt aber lediglich zu, Anabolika in sehr geringen Dosen verabreicht zu haben.

 

Im Februar 2002 wurde er nach 5 Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen. Im Oktober 2004 berichtet die belgische Presse, dass Mouton mit 40 Dopingdossiers in Verbindung gebracht wird. So sollen auch die vielen bei Frank Vandenbroucke im Februar 2002 bei einer Hausdurchsuchung sichergestellten Mittel auf Mouton zurückgehen.

 

Am 3. März 2008 wird Dr. Mouton freigesprochen: >>> das Urteil vom 3. 3.2008. Die verschiedenen Anklagepunkte das Doping einer Reihe von namentlich genannter Athleten betreffend, wurden nicht behandelt. Die Anklage ginge auf eine Denunzierung eines Kollegen zurück, der damit gegen die ärztliche Schweigepflicht verstoßen habe, ein Vergehen, das nach damaligem Gesetz schwerer wiege als das Verabreichen und Beschaffen von Dopingmitteln. (Link)

 

Nach dem Fuentes Skandal zum Thema Tour de France und Doping befragt, spricht er sich offen für Doping aus: "Krank ist nicht das so genannte Doping. Krank sind die Anforderungen an die Fahrer. Ich helfe nur meinen Patienten, das auszuhalten, so, wie ich auch einem Manager helfen würde. Ich finde es unmoralisch, dass ich einen Sportler nicht genauso behandeln darf wie jeden anderen." (TAZ, 18.7.2006, Tagesspiegel 19.7.2006)

 

Philippe Gaumont schreibt in seinem Buch 'Prisonnier du Dopage' (S. 76) über Mouton, den er 1997 kennenlernte: "Ich merkte schnell, dass er vor nichts Angst hatte und zweifelte nicht daran, dass er eines Tages Probleme bekommen würde. Er verkaufte mir eine Zentrifuge, die damals zwischen 3000 und 4000 Franc kostete. Viele Radfahrer, vor allem Belgier gingen zu ihm. Jedes Mal wenn ich ihn in Lüttich aufgesucht hatte, verließ ich seine Praxis mit einem Karton voller Mittel, ausreichend für einen Monat. Er lieferte alles, selbst Kreatin und Proteine zur Regeneration." Gaumont wurde es unangenehm mit den medikamenten die Grenze überqueren zu müssen und kam zudem zu der Überzeugung, dass er seine Versorgung auch ohne Arzt hinbekommen könne, "um etwas EPO, Wachstumshormone oder Corticosteroide zu nehmen, braucht man keinen Arzt.".

 

2009 berichtet der französische 1500 Meter-Läufer Fouad Chouki in seiner Autibiografie, wie er 2002 zu Dr. Mouton und über ihn zum EPO-Doping kam. Sein Trainer Hassan El-Idrissi hatte ihm dessen Betreuung angeraten. Mouton entwickelt für den Athleten ein Blut-Diagnoseprogramm und verordnet ihm darauf aufbauend ein ausgeklügeltes Einnahmeprogramm von Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten. Ziel sollte sein, das hormonelle Gleichgewicht zu sichern, den Stoffwechsel zu harmonisieren und Mangelerscheiningen auszugleichen. Im Laufe der Behandlungen kamen die Gespräche auch auf Doping, speziell mit EPO. Hiervon ließ sich Fouad Chouki überzeugen. Gegenüber anderen Mitteln blieb er skeptisch, da hatte er zuviel Angst vor möglichen Nebenwirkungen. Dem Sportler wurde langsam klar gemacht, dass seine ihm überlegenen Konkurrenten ebenfalls dopten und er somit nichts Unrechtes täte. Mouton verabreichte oder übergab das EPO niemals selbst. Er gab nur genaue Anleitungen zur Anwendung.

2003 wird Chouki des EPO-Dopings überführt und das obwohl er nach eigenen Angaben bereits seit 10 Tagen kein EPO mehr genommen hatte. Nach Mouton hätte aufgrund des kurzen Nachweisfensters keine Gefahr bestanden. Später wurde ihm gesagt, das EPO wäre in seinem Körper wegen anderer Medikamente, die er wegen einer Muskelverletzung einnehmen musste, länger nachweisbar gewesen. Es hätte zwischen den Mitteln entsprechende Reaktionen gegeben. Diese Begründung ist allerdings umstritten. (Fouad Chouki, Ma Course en Enfer, 2009)

Dass noch weitere Läufer zu Moutons Kunden- bzw. Patientenkreis gehörten, wird in Gaumont Buch erwähnt. Er nennt Saïd Aouita, marokkanische Läuferlegende und der erste Mensch, der die 3000 Meter unter 7:30 Minuten lief, sowie Mohammed Mourhit, Europarekordinhaber über 3000 und 5000 Meter und 2002 mit einer Zweijahressperre wegen EPO-Missbrauchs belegt.



Dr. Roland Marlier

Roland Marlier, Mitglied der medizinischen Kommission der UCI, der belgischen medizinischen Kommission und Antidopingexperte, wird 1976 zu 6 Monaten Gefängnis und 30 000 F Strafe in Gand verurteilt. Er wird für schuldig befunden, Stimulantien an Eric de Vlaeminck geliefert zu haben. (de Mondenard, S. 199).



Dr. Patrick Nédelec

Dr. Patrick Nédelec war zwischen 1982 und 1994 als Arzt bei der Société de Tour de France und häufiger verantwortlich für die Anti-doping-Kontrollen bei Rennen. Als Mitglied des Direktionskomitees und Mitglied des Disziplinarausschusses des Französischen Radsportverbandes war er auch mit Sanktionen von überführten Fahrern befasst. 1995 wurde er Teamarzt bei Castorama und später bei GAN. 1996 beschuldigten ihn die beiden GAN-Profis Philippe Gaumont und Laurent Desbiens, beide des Nandrolon-Missbrauchs überführt, verantwortlich für die Verabreichung zu sein. Nédelec gibt dies zu, meinte aber, dies aus therapeutischen Gründen und auf Druck der Fahrer gemacht zu haben und nicht wissend, dass das Medikament Dynabolon zu den verbotenen Substanzen gehöre. Nédelec wurde von Gan suspendiert und für drei Jahre aus dem Radsportverband ausgeschlossen.



Dr. Eric Ryckaert

Eric Ryckaert, Teamarzt bei Festina, muss sich ab September 2000 in Gent wegen illegalen Handels mit Dopingprodukten verantworten. Mit dabei ein Apotheker und dessen Freundin, Angestellte einer Krankenversicherung. Der Apotheker hatte gestanden, zwischen Januar 1995 und Oktober 1997 regelmäßig EPO aus Holland in Ryckaerts Auftrag bezogen zu haben, die Angestellte, war als Kurier unterwegs. Das EPO war für Festina bestimmt. Der EPO-Handel war schon vor der Festnahme von Voet im Rahmen von Ermittlungen wegen Versicherungsbetruges aufgeflogen.

 

Ryckaert wurde im Oktober 2000 zu ca. 15 000 € Strafe, zur Hälfte auf Bewährung, verurteilt, er wurde schuldig befunden, jährlich auf diesem Wege 100 bis 120 Ampullen EPO plus Wachstumshormone beschafft zu haben. Die beiden anderen Beteiligten wurden zu je zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt.

 

Durch die beschlagnahmten Unterlagen war es der Belgischen Polizei bereits 1997 bekannt, dass bei Festina in großem Stile gedopt wurde.

 

Dr. Eric Rijckaert starb bevor sein Verfahren im Rahmen des Festina-Prozesses abgeschlossen war.



Dr. Carlo Santuccione

Dr. Carlo Santuccione, der in Cepagatti, Provinz Pescara, praktizierte, ist schon lange kein Unbekannter mehr in der italienischen Sportszene und hier insbesondere in der Radsportszene. 1993 betreute er u. a. Philippo Simeoni, der später gestand, während dieser Zeit das erste Mal zu EPO gegriffen zu haben. 

 

Verdächtigungen und Anschuldigungen, er gerhöre der Dopingszene an, begleiteten Dr. Santuccione bereits ab Mitte der 90er Jahre. "Ali der Chemiker", wie er genannt wird, wurde vom italienischen Radsportverband während der Jahre 1995 - 2000 als betreuender Arzt gesperrt. Genauer Gründe sind mir nicht bekannt. 1998 taucht sein Name im Rahmen polizeilicher Ermittlungen um Prof. Conconi, dessen Schüler er war, auf. In diesem Zusammenhang fand im Jahre 2001 auch eine Hausdurchsuchung bei ihm statt. 

 

Der Mediziner bestritt immer eine Schuld. Er sah sein Engagement als Zeichen reiner Leidenschaft für den Sport. Als Grund für die Beschuldigungen vermutete er öffentlich Rachsucht seiner Kollegen: "Da ich die Arbeit viele Jahre lang kostenlos für die Fahrer gemacht habe, nahm ich den anderen Ärzten die Arbeit weg, Arzte, die um einiges Bedeutender sind als ich".    

 

Mit dem Freispruch von Prof. Conconi 2003 wegen Verjährung, endete auch das Verfahren gegen Santuccione.

 

Allerdings stand er wohl weiter unter Beobachtung der Polizei, bzw. geriet schnell wieder in deren Fokus, als der Tod eines Amateurs 2003 Misstrauen erweckte und zu größeren Ermittlungen führte. Die Praxis des Arztes wurde videoüberwacht und abgehört. Nach der großen Razzia "Oil for Drug" im Mai 2004 und Veröffentlichung einiger Gespäche zwischen Santuccione und Radfahrern, wurde verlor er im Juni 2004 seine Berechtigung seinen Beruf auszuüben ( Le monde 10.6.2004, Wer dieses Verbot aussprach und ob es sich nur auf Sportler bezog, ist mir nicht bekannt). Aus diesem Grund wurde Danilo di Luca, der sich weiter von dem Arzt betreuen ließ, 2007 mit einer 3monatigen Sperre belegt und bekam seine ProTour-Punkte aberkannt.

Am 17.12.2007 sprach das CONI gegen Santuccione ein lebenslanges Verbot aus, Mitglied eines dem italienischen Olympischen Verbandes angehörigen Vereins zu sein und dessen Sportler zu betreuen. Auch entsprechende Sportstätten darf er nicht mehr betreten. Für eine strafrechtliche Verfolgung reichten die Vorwürfe allerdings nicht hieß es esrt, doch im Januar 2009 begann in Rom ein Prozess, in der Santuccione zusammen mit dem Sportmediziner Simone Giustarini und 18 weiteren Personen angeklagt wurde. . (<http://coni.it/?dettaglio_news_&tx_ttnews[tt_news]=3892&tx_ttnews[backPid]=1&cHash=89a743a2b4>CONI, Tagesspiegel, spox)

 

 

(>> Aktion "Oil for Drug", Abhörprotokolle) .

Santuccione ist (Stand Mai 2007) Stadtrat für Sport in Cepagatti nahe Pescara.



Dr. Bernhard Segesser

dsj, Sport ohne Doping:
Dr. Bernhard Segesser
„Die Auswahl der verbotenen Medikamente ist willkürlich. Sie lässt sich nicht mehr mit der Zielsetzung, Gesunderhaltung und Chancengleichheit’ rechtfertigen. Die Chancengleichheit ist im Hochleistungssport schon dadurch nicht gegeben, dass wir Weiße und Schwarze gleichzeitig starten lassen, dass es Sportarten gibt, bei denen nur Athleten von einer Größe von über 1,95 m eine reelle Chance haben oder wo Übungsabläufe gefordert werden, die nur durch eine im Jugendalter größere Gelenkbeweglichkeit zu erbringen sind.“ (Anders/Schilling 1985, 128).
„Über den Schädigungswert von Anabolika wurde bereits sehr viel geschrieben. (...) Dabei bestehen Arbeiten von namhaften Sportmedizinern, die den Schädlichkeitswert von Anabolika in normaler Dosierung stark in Frage stellen.“
(Anders/Schilling, 1985, 129) ..........................................

Dr. med Bernhard Segesser ist auch heute noch einer der bekanntesten Schweizer Sportmediziner. 1981 gehörte er zu den Mitbegründern der ersten Klinik für Sportmedizin in der Schweiz, der Rennbahn-Klinik in Basel. Von 1976 bis 1992 fungierte er als leitender Olympiaarzt für die Schweizer Olympiamannschaften. Heute wird er noch als Senior Consultant der Praxisklinik Rennbahn geführt.

Zu Segesseres Patienten gehörten führende internationale Sportlergrößen z. B. aus dem Skisport und dem deutschen Fußball.

 

Bernhard Segesser geriet bereits 1984 in die Kritik, als er den Langläufeer Ryffel während der OS in Los Angeles mit einer Hydrocortison-Spritze behandelt hatte. Cortison stand zwar für die Spiele nicht auf der Verbotsliste, da kein Test für exogenes Cotison existierte, sie wurden aber offiziell abgelehnt und vor den Folgen wurde gewarnt.

Heftiger sah sich Segesser Dopingvorwürfen ausgesetzt nach dem Eklat um die Kugelstoßer Kalman Konya, Claus-Dieter Föhrenbach und der Schweizer Weltmeister Werner Günthör im Jahr 1990. (der Spiegel, 26.3.1990, der Spiegel, 27.7.1992)

Die Sportler hatten freiwillig an einer Anabolika-Studie an der Heidelberger Universität teilgenommen. (Weitere Informationen siehe unter Konya, Föhrenbach, Günthör). Bernhard Segesser, Olympiaarzt von Seoul und persönlicher Arzt von Günthör gab im Zuge der Diskussionen gegenüber der Berner Zeitung offen zu, dass er seit 1985 Günthör mit Stanozolol, einem beliebten Anabolikum, mehrmals behandelt hatte. Die Gründe hierfür seien therapeutische gewesen. (DUK-Bericht, S. 2, Fußnote)

 

Segesser gehörte zu den Ärzten, die Anabolika als erlaubte Medikamente betrachteten. Zur schnellen Wiederherstellung nach Verletzungen und zur Vorbeugung wurden sie daher von ihm angewandt. Eingebürgert hatte sich für eine Anwendung von Medikamenten, die auf der Dopingliste standen, der nicht näher definierte Begriff "Therapiefenster". In der Schweiz war dieser Begriff in Antidoping-Regelungen aufgenommen worden. Für Segesser fielen auch die Anabolika darunter.

 

Singler/Treutlein (Doping im Spitzensport, S. 292) zitieren hierzu aus der 'Zürcher SPORT' Nr. 38, 30. März 1990:

" "Der Arzt muss sich den Freiraum und die Entscheidungsfreiheit offen lassen, solche Präparate (Red.: Produkte, die laut Dopingreglement verbotene Substanzen enthalten) bei klarer therapeutischer Indikation einsetzen zu können, wenn es der Sportler als Patient erfordert."

Wann wird ein Sportler für den betreuenden Arzt zum Patienten? Die Definition von Bernhard Segesser ist klar: "Wenn ein Sportler durch seinen Verletzungszustand nicht mehr wettkampffähig ist und wenn das Risiko besteht, sich durch eine Störung noch schwerer zu verletzen, ist er für mich Patient." Dann ist für Bernhard Segesser eine ärztliche Korrektur gerechtfertigt, damit normales Training wieder möglich wird. Allerdings bleibt immer alles eine Frage der Zeiträume. Was für Segesser nachher folgt, nämlich die Vorbereitungsphase bis zum Moment der Wiederaufnahme einer Wettkampftätigkeit, ist für ihn aber wieder Trainingsaufbau und darf kein medikamentöser Aufbau mehr sein".

 

Nach den Spiegel-Veröffentlichungen wurde in der Schweiz eine Dopinguntersuchungs-Kommission eingesetzt, die am 14.5.1993 ihren Bericht vorlegte. daraus geht hervor, dass Segesser auch weitere Sportler ähnlich Günthör mit Anabolika behandelte. "Seit 1982 seien alle dopinghaltigen Medikamente in der Rennbahnklinik mit einem roten Kleber bezeichnet. Seit April 1990 wird auf die therapeutische Verwendung von Anabolika gänzlich verzichtet. Dieser Verzicht fällt zwar zeitlich mit der Einführung von Trainingskontrollen zusammen, wird aber glaubhaft mit der Verfeinerung der Operationstechnik (weniger traumatische Eingriffe) begründet; zudem sei die Betreuung verletzter Athleten durch die Einführung neuer Rehabilitations- und Regenerationsmethoden (z.B. Cybex) sowie die Verfügbarkeit verlässlicher klinisch-chemischer Parameter vereinfacht worden."



Tages-Anzeiger, 13.8.2013:
Anabolika als Heilmittel?
Segesser: Es gab Kongresse, an denen solche Fragen diskutiert wurden. Da erzählten deutsche Olympia-Ärzte relativ einleuchtend für uns, weshalb Anabolika in therapeutischen Dosen abgegeben hilfreich und unbedenklich sind.

Die DUK hielt hierzu fest:

"Nach Ansicht der DUK verstiess die "therapeutische" Verabreichung von Anabolika vor 1989 gegen die damals gültigen nationalen und internationalen Dopingbestimmungen, da diese keinerlei Ausnahmebestimmungen hinsichtlich der Verabreichung der verbotenen Substanzen vorsahen. Anabolika-Behandlungen dieser Art hätten auch im Rahmen des im Dopingstatut des SLS von 1989 eingeführten "Therapiefensters" keinen Platz gefunden."

... "Das "Therapiefenster" muss aus dem Dopingstatut verschwinden."

 

Der ehemalige Sportredakteur Ruedi Stettler von der Thurgauer Zeitung meinte hierzu 2013: "Man wusste damals, dass Werner Günthör dopte. Aufgrund des «Therapiefensters» habe man es allerdings als legitim empfunden." (tagblatt, 5.9.2013)

 

Bernhard Segesser erläuterte seine Haltung in einem Interview mit dem Tagesanzeiger vom 13.8.2013:

>>>> Segesser: «Ich würde heute einiges anders machen»



Dr. Nicolas Torrados-Cepeda

Nicolas Torrados ist Teamarzt bei ONCE und Mitglied der Medizinischen Kommission des Spanischen Radsportverbandes. Im Zuge der Ermittlungen zur Tour de France 1998 wurde er mit verbotenen Substanzen festgenommen und im Festina-Prozess wegen "illegaler Einfuhr von Medikamenten" zu zwei Monaten Gefängnis auf Bewährung und 10.000 F Geldstrafe verurteilt. Torrados gab als Begründung für die Medikamente an, sie wären nötig um Leute im Umfeld des Teams zu pflegen, vor allem Manolo Saiz, der extrem unter Asthma und Allergien leide. Beim Festina-Prozess erklärte er zu den Wachstumshormonen, er hätte in einer Revue gelesen, dass diese bei Frauen Falten reduzieren würden : „Das war ein neues Medikament zum Verlangsamen des Alterungsprozesses, das wollte ich den Fahrern zeigen, damit sie es nicht kaufen.“ (L’Equipe 3.11.2000)

 

Alex Zülle gesteht, dass er bereits während seiner Zeit bei ONCE EPO genommen hatte : „Ich darf sagen, dass das zwanzigköpfige Sportler-Team EPO unter Kontrolle der Ärzte Nico Torrados und eines gewissen Jos eingenommen hat." Für den Arzt aber kein Problem, denn warum hätte er das tun sollen: „Darüber (EPO) wird viel gesprochen, es gibt aber keine ernsthafte wissenschaftliche Studien dazu.

 

Grund zur Aufregung oder zum Handeln scheint es für ihn nicht zu geben: Bei einem Kongress der Sportmediziner im spanischen Oviedo verkündete Torrados im November 2001: "Es ist kein Problem der Sportmedizin, sondern ein politisches Problem. Ich glaube nicht, das wir Sportärzte von diesem Thema gebrandmarkt sind. Vielleicht berührt es mich mehr, wegen der Vorfällen bei der Tour. Ich hatte Pech. Im Allgemeinen betrachtet ein Sportarzt dies (Doping, Anm. der Red.) als ein Problem, das es im professionellen Sport einfach gibt." (sport1.de, 2002) Torredos war auch Arzt von Johann Mühlegg.



Dr. John Ziegler

Das synthetische anabole Steroid Dianabol (Metandienon) kam 1959 auf en Markt. Entwickelt wurde es vom Schweizer Pharma-Unternehmen Ciba AG in Basel. Doch bereits während der klinischen Testphasen (während die Tierversucheliefen) kam das Mittel in der USamerikanischen Bodybuilderszene an und erlangte große Beliebtheit. Das Steroid war hochwirksam und ließ sich in seiner Tablettenform leicht einnehmen.

 

Angeblich solll der USamerikanische Arzt John Bosley Ziegler 1955 den Wirkstoff entwickelt und 1956 an die Ciba AG verkauft haben. Walter Aeschimann fand hierfür jedoch keine Belege, wahrscheinlicher ist, dass die erste Synthetisierung Wissenschaftlern des Unternehmens gelungen war.

 

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Monika 2003, laufende Ergänzungen


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