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Operación Puerto



Sportrechtler S. Fröhlich zu juristischen Fragen



5.2010 S. Fröhlich zu der CAS-Entscheidung A. Valverde 2 Jahre international zu sperren

Aus Copyrightgründen übernehmen wir nur Auszüge aus dem Interview von

 

Sportrechtsblog.com, Siegfried Fröhlich, 31.5.2010:

Radsport: CAS sperrt Valverde weltweit für zwei Jahre!

 

Eine juristisch höchst interessante Entscheidung wurde heute vom internationalen Sportgerichtshof (CAS) veröffentlicht: Der CAS sperrte den spanischen Radprofi Alejandro Valverde rückwirkend für zwei Jahre ab dem 01.01.2010. ...

Im Wesentlichen führte das Gericht aus: Der DNA-Abgleich zwischen einem bei Eufemanio Fuentes gefundenem Blutbeutel mit der Nummer 18 und einer Blutprobe Valverdes ergab zweifelsfrei eine Blutidentität. Daneben habe die Vernehmung von Jesus Manzano sowie eines spanischen Journalisten ergeben, dass Valverde einen deutschen Schäferhund namens Piti gehabt habe. Valverde habe daher zum Zwecke des Blutdopings mit Eufemiano Fuentes zusammengearbeitet und sei daher für zwei Jahre zu sperren. So wäre das Urteil in zwei Sätzen auf den Punkt zu bringen. (CAS-Urteil

 

Das Urteil birgt jedoch in einem Punkt enorme Brisanz für zukünftige Verfahren. Der CAS ist in den meisten Fällen eine Berfungsinstanz. Er überprüft demnach die Entscheidungen von Sportgerichten, die dem CAS untergeordnet sind. Die aktuelle ausgesprochene Strafe, bei der es sich wie bereits oben geschrieben, nicht um die Ausdehnung der in Italien ausgesprochenen Sperre handelte, stellte sich die Frage, ob überhaupt eine Entscheidung im Raum stand, gegen die UCI und WADA eine Berufung einlegen konnten.

...

Dies sah der CAS jedoch anders. Jede Entscheidung einer verbandsinternen Anti-Doping-Kommission, etwas zu tun oder zu unterlassen sei eine Entscheidung, die Regelungsinhalt habe. Und Entscheidung mit Regelungsinhalt stünde im Sportrecht einer Überprüfung offen.

 

Der CAS ging anschließend sogar noch weiter und beschäftigte sich mit der Frage, ob er nach Feststellung einer berufungsfähigen Entscheidung das Verfahren an die erste Instanz zurückverweisen müsse oder aber ob er selbst, demnach ein mutmaßlich erstes Urteil treffen könne. Es ging letztlich um die Frage, ob dem Sportler durch eine direkte Entscheidung in der Sache durch den CAS ein Verlust des rechtlichen Gehörs drohe. Auch hier entschied der CAS pro seiner eigenen Entscheidungsgewalt.

...

Diese Rechtsauffassung wird sehr bald erneut auf den Prüfstand gestellt. UCI und Antidoping Schweiz legten gegen die Entscheidung der Disziplinarkammer von Swiss Olympic, das Verfahren gegen Jan Ullrich wegen Unzuständigkeit einzustellen, vor dem CAS Berufung ein. Bislang ging man in der Fachwelt stets davon aus, dass hier lediglich eine Überprüfung der Verfahrenseinstellung anstünde. Eine Bestrafung durch das CAS schien aus verfahrensrechtlichen Gründen ausgeschlossen. Diese Einschätzung dürfte sich durch die Begründung des Valverde-Urteil dramatisch geändert haben.

 



2007 Interview Fröhlich zum Stand und zu erwartenden Entwicklungen

Aus Copyrightgründen übernehmen wir nur Auszüge aus dem Interview von

 

Procycling, Januar 2007, S. 44-48

 

Procycling:

[...] wenn das strafrechtliche Verfahren in Spanien abgeschlossen ist - man spricht vom Juni 2007. Ist das Ihrer Meinung nach realistisch?

 

Fröhlich:

Bis in Spanien die Urteile im strafrechtlichen Prozess gesprochen werden, dauert es - schätze ich - mit Sicherheit sogar bis Ende 2007. [...]

[...]

Procycling:

Jan Ullrich [...] und Co. werden [...] in Madrid also höchstens als Zeugen vor Gericht geladen?

 

Fröhlich:

So ist es. [...] In einem Urteil gegen Fuentes könnte allerdings drinstehen, dass Fuentes sich schuldig gemacht hat, indem er Ullrich etwas verkauft hat. Wenn das im Urteil steht, bekommt es der Schweizer Verband und der fragt Ullrich, was er zu seiner Verteidigung vorbringt, da ja im Urteil schwarz auf weiß steht, dass Ullrich gegen das Anti-Doping-Reglement verstoßen hat. [...]

[...]

Procycling:

[...] Eine taktische Finte, weil niemand eine DNA-Probe von Basso fordern wird?

 

Fröhlich:

So ist es - die wird niemand fordern! [...] Der [italienische Radsport-Verband] kann eben nicht sagen: "Wir denken, dass unter den Blutbeuteln im Gefrierschrank von Fuentes auch einer von Dir dabei ist - und wollen deshalb abgleichen." Die Blutbeutel sind beschlagnahmt worden und gehören im Augenblick der spanischen Justiz, der italienische Radsport-Verband hat darauf kein Zugriffsrecht! [...]

 

Procycling:

Könnte der italienische Radsport-Verband einen DNA-Abgleich erlangen, wenn das strafrechtliche Verfahren in Spanien beendet ist?

 

Fröhlich:

Nein. [...] Die einzige Möglichkeit, die bestünde, den DNA-Abgleich zu machen, wäre, wenn jemand in Italien oder in Dänemark Strafanzeige gegen Basso erstattet, wegen Betruges zu Lasten von CSC. [...] Dann könnte die italienische oder dänische Strafverfolgungsbehörde im Wege der internationalen Rechtshilfe die spanische Justiz um Mithilfe bitten und einen DNA-Abgleich machen.

 

Procycling:

Also ähnlich wie in Deutschland die Strafrechtlerin Prof. Britta Bannenberg gegen Jan Ullrich Anzeige erstattet hat wegen Betrugs zu Lasten von T-Mobile.

 

Fröhlich:

Ganz genau.

 

[...]

Procycling:

Wenn es absehbar ist, dass der Strafrechtsprozess gegen Fuentes und Co. nicht vor der nächsten Tour de France abgeschlossen sein wird, dürfen die Organisatoren Basso oder Bruyneels gesamtes Team ausladen?

[...]

Fröhlich:

Ja, sie dürfen ihn ausladen. Wenn sie nicht wünschen, dass Basso zu ihrem Geburtstag erscheint, dann müssen sie ihm auch nicht die Tür öffnen! Will heißen: Die Tour de France ist im Grunde genommen eine Privatveranstaltung. [...] Sagt die ASO, dass ein oder zwei Teams ihnen suspekt sind und nicht an ihrer Veranstaltung teilnehmen sollen, weil sie Fahrer wie Basso oder Danilo Hondo verpflichtet haben - und das werbe- und medienschädlich für die gesamte Veranstaltung ist -, dann ist das mit Sicherheit ein guter Grund, um Teams auszuschließen! [...] Wenn ich der ASO einen Tipp geben darf: Ich würde im Januar das Teilnehmerfeld benennen, um alle Klagen, die dann eventuell kommen werden, bis Juli abgearbeitet zu haben. [...] Deswegen sollten eigentlich alle Veranstalter jetzt sofort [...] im Januar alle Mannschaften einladen, bzw. eben nicht einladen [...]

[...]

Procycling:

Denken Sie, dass es realistisch ist, dass es zu einem Tour de France-Boykott kommt [...] für den Fall, dass [...] Basso am Tour-Start in London steht?

 

Fröhlich:

[...] Im Grunde genommen sollten die Mannschaften jetzt zur ASO gehen und sagen: "Wir fahren Eure gesamten Rennen nur, wenn die und die Teams nicht dabei sind!"

[...]

Procycling:

Es gab bereits beim Tour-Start in Straßburg das Gerücht, dass die Tour-Organisation ASO schon einen Abgleich des Blutes in den Beuteln in Madrid mit ihnen zur Verfügung stehenden Proben vom medizinischen Check vor dem Tour-Start gemacht haben soll...

 

Fröhlich:

Dass an dem Gerücht tatsächlich was dran sein könnte, dafür spricht der Umstand, dass die Teams ihre Fahrer wirklich nach Hause geschickt haben, bzw. die Teams angehalten wurden, das zu tun. [...]

 

Procycling:

Das Problem ist: Dieser Abgleich wurde natürlich ohne Einverständnis der Fahrer gemacht und ist deshalb nicht legal [...] ?

 

Fröhlich:

Ganz genau. Was mich allerdings an dieser Sache wundert ist, dass kein einziger Fahrer, der aus dem Rennen genommen wurde, gegen seinen Ausschluss geklagt hat. [...] Die mögliche Erklärung: Im Rahmen einer solchen Klage [...] gegen die ASO würde diese sagen: "Wir haben - wenn auch illegal - die DNS-Analysen abgeglichen, um Gewissheit zu haben!" [...] dann wäre es offiziell...

 

Procycling:

Aber hätte das vor Gericht Bestand?

 

Fröhlich:

Meines Erachtens, zivilrechtlich Ja. [...]

 


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