Zwei noch aktive erfolgreiche deutsche Leichtathletinnen, Franka Dietsch (38) mit DDR-Hintergrund, Kirsten Bolm (31) mit USA-Erfahrung fordern unisono drastischere Strafen.
Der dritte Leichtathlet, der ehemalige Sprinterstar Österreichs, Andreas Berger (45), hält, genau wie Kirsten Bolm, das Geld für die entscheidende Verführung zum Doping, so sehr, dass er nicht nur Gesundheits- und Vorbildwirkung des Hochleistungssports kategorisch verneint, sondern dass er unter den heute gegebenen Verhältnissen trotz der Erfahrung einer vierjährigen Dopingsperre vor 15 Jahren wieder dopen, es aber gescheiter machen würde.
David Millar (29), 2003 Weltmeister im Zeitfahren, dreimaliger Etappensieger der Tour de France wurde 2004 beim Doping-Skandal seines Confidis-Rennstalls verhaftet als Epo-Ampullen in seinem Keller gefunden wurden. Nach 48 Stunden Gefängnis gab er mehrjähriges Doping zu. Nach Ablauf seiner Sperre am 23. Juni 2006 nahm er für das spanische Team Saunier-Duval an der Tour 2006 teil. Sein Interview „Ich war ein verdammter Idiot“ am 8. Juli in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ist ein zeitgeschichtliches Dokument (Interview).
Alle vier Athlet(inn)en gehen von Doping als bestimmender Größe in ihrem Sport aus. Sie halten die Bekämpfung für unzureichend. Sie sehen Geld als entscheidende Voraussetzung für Doping im Hochleistungssport, von ethischen Forderungen versprechen sie sich nichts. Die noch aktiven halten einen dopingfreien Leistungssport, allerdings unter strengen Kontrollen und harscher Strafandrohung für möglich; der inzwischen inaktive hält das für ausgeschlossen. Das macht die Aufarbeitung der eigenen Erfahrungen erträglicher.
Erheblich weniger eindeutig sind Äußerungen der mittelbar Betroffenen, des Teamarztes von Jan Ullrich und des Präsidenten des Radsport-Weltverbandes.
Für Pat McQuaid, den UCI-Präsidenten, der die Kontrollinstanzen seines Verbandes lobt, übersteigt das aktuelle Geschehen seine Vorstellungskraft und die notwendigen Kontrollmaßnahmen die finanziellen Mittel des Verbandes.