Cycling4fans HOME | LESERPOST | SITEMAP | KONTAKT | ÜBER C4F












 

Doping in der DDR



Ruder-Trainer; Kanu-Trainer

Nach der Wende fanden folgende Ruder-/Kanutrainer Anstellungen im Ausland:

Theodor Körner: Italien, Australien
Jürgen Grobler: Großbritannien
Hans Eckstein: Österreich
Elmar Antony: Österreich
Harald Jährling: Australien
Stefan Mühlenberg: Australien
Jörg Landvoigt: Italien
Bernd Merbach: Italien
Eberhard Mund: Frankreich
Inge Mund: Frankreich
Jörg Weißig: Belgien
Herta Weißig: Belgien
Jutta Behrendt: Norwegen
Hartmut Buschbacher: USA, China




Altenburg, Dieter Dr.

Dieter Altenburg war in den 1960er Jahren als junger Ruderer im SCW DHfK Leipzig aktiv. In den 1970er Jahren stieg er innerhalb der SV Dynamo zum Juniorenverbands-Cheftrainer Rudern auf.

Im wiedervereinigten Deutschland wurde ihm eine Trainerstelle im Jugendsport übertragen. Bis zum 1.10.2007 war er Bundestrainer im Deutschen Ruderverband. 2012 ist er stellv. Vorsitzender des Landesruderverbands (LRV) Berlin, der gleichzeitig Bundesstützpunkt ist.

Viele Daten über den Lebensweg des Trainers sind nicht zu finden, lediglich, dass er bei seiner Verabschiedung als Bundstrainer mit Lob überschüttet wurde. Da ist von einer Trainerlegende und von " The Big Boss, the Headmaster, Seine Majestät König von Grünau oder schlicht „Der Alte“" die Rede. (Protokoll Dt. Rudertag 2008)

 

Bekannt ist , dass bereits in den 1970er Jahren in der DDR im Rudern Dopingmittel eingesetzt wurden. Vieles deutet darauf hin, dass auch Dr. Dieter Altenburg über die Dopinganwendungen und Manipulationen mit Medikamenten informiert war.

"Ein früherer Vorfall zeigt, dass ein Juniorentrainer der B-Mannschaft Dopingmittel ablehnte und den Vorfall sogar dem Arbeitgeber anzeigte. Bei den Juniorenwettkämpfen der Freundschaft 1978 in Rumänien war man unterlegen, da die Boote der anderen sozialistischen Staaten jeweils mit den besten Sportlern besetzt waren. Der Dynamo-Sportarzt schlug daraufhin vor, „Doping gemäß Programm 3-Versuch“ durchzuführen. Diese Dopingmaßnahme sah vor, vor dem Wettkampf mehrere Spritzen zu setzten, um den Laktatabfall zu verringern. Der Trainer G.H. lehnte das Angebot jedoch ab, das vielleicht den Sieg gebracht hätte, und informierte nach Rückkehr ( der Wettkampf war verloren gegangen) den DTSB- Präsidenten.

 

Der Arzt musste sich zwar rechtfertigen, wurde aber nicht überführt: Er hatte in der Not behauptet, er habe lediglich Glukoselösung spritzen wollen, um die Ruderer psychisch zu stärken.(71)

Interpretiert man die Angaben, war die Erklärung nicht zu erschüttern.

„Programm 3“ war nun einmal für diese Meisterschaft nicht vorgesehen gewesen. Der Arzt hätte demnach über SMD und Sportärztliche Hauptberatungsstelle gar keine Dopingmittel erhalten können.

Der Trainer konnte genauso wenig wie der DTSB- Präsident wissen, dass ein besonderer Arzt gemeldet worden war. Dieser bestätigte dem MfS gegenüber ausdrücklich, außerhalb des offiziellen Weges über einen Arzt der Sportärztlichen Hauptberatungsstelle der Sportvereinigung „Dynamo“ `heimlich` Präparate zu erhalten. (72) Er nutzt also Dopingexperimente des Verbandes ungenehmigt für seine „Dynamo“-Ruderer (G. Spitzer, Doping in der DDR, S. 165).

 

Der gleiche Vorgang wiederholte sich bei den Juniorenwettkämpfen der Freundschaft 1981. In Anwesenheit des Juniorenverbandstrainers Dr. Dieter Altenburg wurden den Ruderern entsprechende Infusionen verabreicht. Der Verbandstrainer war also in die Dopingmachenschaften des Dynamotrainers nicht nur involviert, sondern beteiligte sich aktiv mit an der Vergabe von Dopingmitteln.

Dr. Dieter Altenburg war in der DDR als Juniorenverbands-Cheftrainer aktiv an der Vergabe von Dopingmitteln an junge Sportler beteiligt." (dopingopfer der ddr: Dopingexperimente auch im DDR-Rudersport)

 

Äußerungen von Dieter Altenburg über seine Zeit als DDR-Jugendtrainer und seine Erfahrungen mit dem DDR-Dopingsystem sind mir nicht bekannt.



Ahrendt, Bernd

Bernd Ahrendt war Ende der 1960er Jahren erfolgreicher Ruderer im Achter des SC Dynamo Berlin, mit dem er 1970 Weltmeister wurde. Von 1978 bis 1981 trainierte er Junioren, von 1981 bis 1990 Ruderfrauen beim SC Dynamo Berlin. Nach der Wende bekam er 1991 eine Trainerstelle bei der RG Hansa Hamburg, die er bis 1998 inne hatte.

 

Bernd Ahrendt war aktiv in das Doping eingebunden.

"Der Trainer Bernd Ahrend wies seine Dynamo- Ruderinnen an, die Pille so einzusetzen, dass sie ihren Zyklus manipulieren sollten, um an wichtigen Wettkampftagen ihre Regelblutung zu bekommen. Sie wären dann leistungsfähiger.

Während dieser Zeit veranlasste er seine Ruderinnen außerdem, „Unterstützende Mittel“ ( UM )in Form von „Vitamintabletten“ (mit der Begründung, sie sind bei Wind und Wetter auf dem Wasser und man müsse Erkältungen vorbeugen), Eiweißzusatztrunk und später in Form von Schokoladenpralinen einzunehmen, ohne sie über den Inhalt und Nebenwirkungen aufzuklären. Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um Dopingmittel handelte.

 

Nach Vollendung des 18. Lebensjahres bekamen sie von ihm Anabolika in Form von Tabletten. Sie waren nun volljährig und sollten selbst durch Leistung ihrer Unterschrift die Verantwortung für die Einnahme von Dopingmitteln tragen, obwohl sie wiederum nicht über Wirkungen und Nebenwirkungen aufgeklärt wurden!

Auf Grund der Einnahme von „UM“, die die Bewältigung viel zu hoher Trainingsleistungen ermöglichten und eine permanente extreme Überbelastung des Körpers hervorriefen, erlitten viele Ruderinnen schwere körperliche Schäden.

 

Da nur einige Ruderinnen seiner Trainingsgruppe in die Vergabe von UM einbezogen waren, kann man davon ausgehen, dass es sich hier um ein Dopingexperiment handelte. Die nicht in die Dopingvergabe einbezogenen Rudermädchen dienten als Kontrollgruppe." (dopingopfer der DDR)



Cornelia Reichhelm (Jeske)::
"Mit 16 bekam ich immer stärker werdende Rücken- und Kopfschmerzen, die häufig mit Spritzen behandelt wurden, vor allem unmittelbar vor den Wettkämpfen. Das seien nur harmlose Muskelverspannungen, sagte man mir. 2003 erfuhr ich aus meiner Krankenakte, dass ich bereits im Alter von 17 Jahren Bandscheibenvorfälle hatte. Doch Ärzte und Trainer verharmlosten diese Befunde, damit ich weitermachte.
Später bekam ich eine Herzmuskelentzündung, ständig Blasen-, Nierenbecken-, Venen- und Magenschleimhautentzündungen, etwa zehn Jahre lang immer im Wechsel. Durch die Dopingmittel wurde auch das Stütz- und Bindegewebe geschädigt. Ich musste mich vielen Krampfader-OPs unterziehen. Nach der sechsten OP habe ich aufgehört zu zählen. Im Jahr 2000 bin ich körperlich völlig zusammengebrochen. In einem der zahlreichen ärztlichen Berichte hieß es: "schwer degenerativ veränderte Wirbelsäule". Seit über 30 Jahren habe ich täglich Schmerzen. Aufgrund der schweren Schäden bin ich erwerbsunfähig."
(die Zeit, 20.3.2013)

Cornelia Jeske ist eine der Ruderinnen, mit denen beim SC Dynamo Berlin experimentiert wurde. 1984 gehörte sie dem DDR-Olympiakader an. Sie ist heute schwer krank, anerkanntes Dopingopfer und hat einen behinderten Sohn. Im Dezember 2009 reichte sie eine Klage auf eine monatliche Rente ein. Dieser Musterprozess ist noch anhängig, vor allem da von ihr verlangt wird Nachweise für das Doping vorzulegen und zu beweisen, dass ihre gesundheitlichen Schäden mit dem Doping in Verbindung stehen. Ein schwieriges Unterfangen, denn es finden sich kaum noch Unterlagen.

"Immerhin erhielt sie vor acht Jahren ihre bei Dynamo Berlin angelegte gynäkologische Akte. Enthalten sind Eintragungen mit "T" (für Testosteron) sowie verabreichte Dosen von "7 mal T pro m", also siebenmal Testosteron pro Monat. Die Aufzeichnungen erfolgten ab 1976. Cornelia Jeske war da ein Kind von 13. Jahren. Im Folgejahr wurde die Testosteron-Dosis auf "24x" erhöht."

 

Cornelia Jeske ist auf Zeugen angewiesen und verweist auch auf Bernd Ahrendt, der Ihr Doping ebenso wie Trainerin Rita Bludau bestätigen könnte.

""Ahrend gab mir 1978 wie einigen anderen Ruderinnen einen 0,5-Liter-Tagesdrink. Er roch wie Rattengift, schmeckte scheußlich."

Jeske musste das Gebräu unter Aufsicht trinken. 1981, als sie gerade 18 geworden war, wollte Ahrend die Athletin obendrein zur Einnahme weiterer Tabletten zwingen. Jeske sagt:

"Er setzte mich massiv unter Druck. Ich habe aber unter rund 20 Zeugen die Einnahme verweigert. Darunter waren zig Funktionäre, auch die spätere Skull-Cheftrainerin Rita Schmidt, verheiratete Rita Bludau."

Die Trainerin wurde vor zwei Jahren für ihre 50-jährige Mitgliedschaft im Ruder-Club Rahnsdorf Luftfahrt Berlin geehrt." (dradio, 27.12.2009, dradio, 7.8.2011)






Gazzetta durchsuchen:
 
 
 
 
 
Cycling4Fans-Forum Cycling4Fans-Forum