Am 28.6.2017 präsentierte Hajo Seppelt in einer Sportschau-Reportage weitere Erkenntnisse, basierend auf Aussagen Richard McLarens, der berichtete, dass die WADA in Besitz von 155 Urinproben sei, die noch zu analysieren seien.
sportschau.de: WADA-Sonderermittler geht von zweitem Vertuschungssystem für russische Fußballer aus
""Es gibt noch 155 Proben, die nicht analysiert wurden. Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat sie beschlagnahmt. Das haben wir der FIFA gemeldet."
McLaren geht davon aus, dass diese Urinproben entweder manipuliert worden seien, um positive Tests zu verhindern, oder Dopingsubstanzen darin zu finden seien. Der Sonderermittler kommt zu dem Schluss, dass es für den russischen Fußball ein separates System der Vertuschung auffälliger Dopingtests gegeben habe: "Es gab offenbar eine Bank mit sauberem Urin - und diese Bank wurde offenbar für Fußballer genutzt."
Hinweise darauf finden sich beispielweise im Mailverkehr russischer Funktionäre. "Deutlich über dem Grenzwert", notiert ein anonymer Verfasser in einer Mail vom Juni 2015. "Dexamethason", ein verbotenes Stimulanz, sei im Urin des männlichen Fußballers aus der ersten russischen Liga gefunden worden. Es gehe um Probe "3878295".
... "Nach unseren Informationen wurde versucht, diese Probe auszutauschen", kommentiert Richard McLaren die Dokumente zur Urinprobe 387829. Der Sonderermittler hat das russische Staatsdoping nach den Enthüllungen der ARD-Dopingredaktion in seinen "McLaren Reports" aufgearbeitet.
... Aus Ermittlerkreisen erfährt die ARD-Dopingredaktion, dass die Probe 387829 nicht von irgendwem stammt. Sie wurde von einem aktuellen russischen Nationalspieler genommen. Dieser und andere Fälle seien der FIFA bekannt, es lasse auf ein zweites, bislang unentdecktes System schließen.
... In Kiew treffen wir einen Mann, der behauptet, dass im russischen Fußball schon vor Jahren Doping kein Einzelfall gewesen sei. Vladyslav Vashchuk spielte im Jahr 2003 bei Spartak Moskau, genau zu der Zeit, als Spartak-Spieler Yegor Titov nach einem EM-Qualifikationsspiel gegen Wales positiv auf Bromantan getestet wurde. Titov wurde damals gesperrt, doch für die russische Nationalmannschaft hatte das Doping keine Konsequenzen ... .
Beim Interview im Kiewer Olympiastadion erinnert sich Vashchuk: Titov sei positiv getestet worden. "Dann hat man kurz danach bei der gesamten Spartak-Mannschaft Proben abgenommen und bei allen waren die Ergebnisse positiv." Er erinnert sich an "irgendwelche kleinen Pillen", die man den Spielern gegeben habe. Nach den positiven Tests seien sie im russischen Kosmonautenzentrum behandelt, ihr Blut gesäubert worden.
Wurde wirklich das ganze Team von Spartak bei internen Vorabkontrollen positiv getestet? Eine brisante Behauptung – der Verein äußerte sich auf ARD-Anfrage dazu nicht. Vashchuks Schilderungen sind ein weiteres Argument für eine flächendeckende Ermittlung im russischen Fußball. Dazu passen auch die 155 Proben, die McLaren analysieren lassen will. ... "