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Untersuchungsberichte international / international doping-reports



1993 Schweiz: Doping-Untersuchunqskommission (DUK)

Bei diesem vorliegenden Bericht handelt es sich um einen Pressetext, der am27.5.1993 veröffentlicht wurde:

Bericht der Doping-Untersuchungskommission 1993 (DUK)

 

Anlass für das Einsetzen der Untersuchungskommission waren Veröffentlichungen des Spiegels 1990 und 1992, in denen er über westdeutsche Dopingforschung und insbesondere Dopingforschung an der Universität Heidelberg berichtet. Drei Kugelstoßer, Kalman Konya, Claus-Dieter Föhrenbach und der Schweizer Weltmeister Werner Günthör hatten freiwillig an Versuchen teilgenommen. Die Studie wurde unter strengem Verschluss gehalten. (der Spiegel, "Das Zeug hat mich wild gemacht", 26.3.1990, der Spiegel, Schweizer Geheimbund, 27.7.1992).

In die Diskussion kam über Werner Günthör der Schweizer Sportmediziner Dr. Bernhard Segesser, der zugab Sportler seit Jahren mit anabolen Steroiden behandelt zu haben. U. a. auch vor den Olympischen Spielen in Seoul 1988 um den Heilungsprozess nach einer Verletzung zu beschleunigen. Dies sein durch das "Therapiefenster", das Athleten nach einer Verletzung in Absprache mit den Ärzten erlaubte, auf der Dopingliste stehende Medikamente einzunehmen, legitim gewesen.

 

Der Vorwurf eines 'Schweizer Geheimbundes' bedingte den Einsatz der Untersuchungskommission.

Walter Aeschimann schreibt hierzu in seinem Text 'Doping und die Rolle der Pharmaindustrie', (*) der im Doping Magazin 2/2017 erschien, folgendes:

"Der Schweizer Kugelstösser, Weltmeister und Olympia-Medaillengewinner lebte und trainierte in Magglingen. Er wurde ab 1984 über Jahre und regelmässig mehrwöchigen «Behandlungen» mit Anabolika unterzogen. Dies hatte der Spiegel im März 1990 publik gemacht. ... Wenige Tage nachdem der Spiegeltext erschienen war, traf sich Günthörs Coach Jean-Pierre Egger in einem Baseler Hotel mit Rechtsanwälten und dem Autor der Studie, um eine einvernehmliche Sprachregelung zu treffen und die undichte Stelle auszuloten. Olympiaarzt Bernhard Segesser rechtfertigte sich später öffentlich mit einer «medizinisch-therapeutischen Indikation», die Schweizer Sonderlösung. Kurz danach verlangte Magglingens Direktor Heinz Keller per Brief vom unterdessen suspendierten Institutsleiter Howald die Herausgabe «Deiner Informationen». Bei Howald vermutete er die undichte Stelle. Howald antwortete seinem ehemaligen Vorgesetzten: «Prinzipiell habe ich mich an Deine Anordnung gehalten, wonach die uns damals von Herrn Egger vermittelten Informationen über regelmäßige Anabolika-,Behandlungen‘ im Falle Günthör geheimzuhalten seien.» In Weil am Rhein kam es zu einem weiteren Treffen. Aus Deutschland waren die Sportler Konya und Föhrenbach, der ehemalige Bundestrainer Werner Heger und Klaus Zorn als juristischer Berater angereist. Auf Schweizer Seite war neben Günthör und Egger auch der Leitathletik-Verbandspräsident Georg Kennel dabei. Das einzige Interesse von Kennel sei gewesen, wie man die ganze Geschichte am besten «unter den Tisch kehren» kann, erzählt ein Insider.

 

Im Juli 1992 erschien im Spiegel ein weiterer Artikel. Das Magazin publizierte oben erwähnte Treffen, den Briefwechsel zwischen Keller und Howald und bezichtigte die Schweizer Sportbehörden der «systematischen Vertuschung». Im Oktober 1992 veröffentlichte der Autor dieses Textes eine Recherche im Sport, in der die Vertuschungspraktiken von positiven Dopingproben im Schweizer Sport nachgezeichnet wurden. Eine durch die informelle Arbeitsgruppe «Sport Schweiz» eingesetzte Dopinguntersuchungskommission (DUK) sollte klären, wie «derartige Vorkommnisse künftig vermieden werden können». Mit Vorkommnissen waren nicht etwa die Dopingpraktiken gemeint, sondern deren Aufdeckung. Es ging darum abzuklären, wie Dopingpraktiken effektiver geheim gehalten werden können. Die Empfehlung lautete, eine «zentrale Informationsstelle» zu schaffen, um das Wissen besser zu kontrollieren."

 

* Dieser Text ist in veränderter Form zuvor erschienen in:

Walter Aeschimann. Dopingdiskussionen am Beispiel Dianabol (1959 - 1970). In: Traverse. 2016/1.



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