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Saisonbilanz Saunier Duval 2005

von Steamboat, November 2005

&copy Fotos: * cyclingimages, ** velo-photos.com, *** Mani Wollner



 

>>> C4F-Teamliste Saunier Duval 2005

>>> Siege und Platzierungen

 

Das Team aus Spanien ist auf jeden Fall ein Gewinner im Rahmen der Pro Tour. Zwar wird nicht jedem sofort präsent sein, weshalb man das Team als solchen sehen sollte. So gab es nur einen triumphalen Sieg bei der Classica San Sebastian, aber dann ergeben sich auch beim interessierten Beobachter schon Gedächtnislücken. Es waren somit nicht die vielen berauschenden Gesamtsiege, die das Team zelebrierte, vielmehr war es die Saison als solche, die als gelungen betrachtet werden kann.

 

Am Anfang der Saison gab es nicht wenige Kritiker, die auf dieses Team kaum einen Pfifferling setzten. Der Verfasser des Artikels im Pro Cycling April 2005 z.B. prophezeite auf S. 104 dem Team Platz 20 in der Teamwertung „[Saunier Duval] wird in den kürzeren Rundfahrten […] gefährlich sein, wird bei den Klassikern und den dreiwöchigen Rundfahrten jedoch in zu tiefes Wasser gestoßen.“

 

Der Verfasser möge diese Analyse gerne noch im Beisein der Herren Constantino Zaballa, Joaquin Rodriguez, Juan Manuel Garate, Leonardo Piepoli und Chris Horner wiederholen. Danach sei dem Autor zu raten, diesen Artikel zu Konfetti zu verarbeiten. Den genannten Herren ist es nämlich gelungen, bei mehreren verschiedenen Pro Tour Events unter die ersten 5 zu gelangen. In der UCI-Teamwertung erreichte Saunier Duval den 8. Platz. Bildet man ein Ranking aus der Summe der Fahrerpunkte je Team, reicht es nur zu Platz 14, wenn auch mit deutlichem Abstand zu Platz 15

 



Die Kapitäne

Constantino Zaballa **

Der Höhepunkt der Saison war sicherlich der erwähnte Sieg von Zaballa bei der genannten Klasica vor seinem Teamkollegen Joaquin Rodriguez. Beide waren Teil einer Fluchtgruppe, bei der die beiden schulbuchmäßig ihre zahlenmäßige Überlegenheit ausspielten. Als Zaballa kurz vor dem Ziel attackierte, war niemand mehr in der Lage zu folgen und so feierte Saunier Duval den größten Erfolg seiner Teamgeschichte – einen bei einem Klassiker seltenen Doppelsieg.

 

Zaballa war in der Saison bereits vor dem Zeitpunkt positiv aufgefallen. Etwas überraschend war ihm der dritte Platz bei der Rundfahrt Paris-Nizza geglückt. Am Abschlusstag hatte er Pech, dass ihn sein künftiger Teamkollege Valverde mit einem Etappensieg in Nizza noch abfing, ansonsten wäre ein noch besseres Ergebnis möglich gewesen. Zaballa nahm an der Vuelta für sein Team teil, fiel aber dort nicht weiter auf – wenn man vom 5. Etappenplatz beim 19. Tagesabschnitt absieht. Im Gesamtklassement reichte es für den eher durchschnittlichen 59. Platz.  Ein Achtungszeichen setzte er bei einem Klassiker, als er beim Amstel Gold Race den 16. Platz einfuhr. Unter dem Strich wurde er bester Pro Tour Fahrer seines Teams und landete auf dem 29. Platz. Es versteht sich von selbst, dass er damit Interessenten auf den Plan rief, die ihn für ihre Belange verpflichten wollten. Und da auch im Radsport der finanzielle Aspekt kein unbedeutender ist, entschied sich der Klasika-Gewinner für einen Wechsel zu Caisse d´Epargne.

 



Fuente, Rodriguez und Zaballa bei der Vuelta 11. Etappe


Sein Teamkollege Rodriguez jubelte in San Sebastian über seinen 2. Platz. Darüber hinaus hatte er in der Saison weitere Gründe zum Feiern. Die Bergwertung der Vuelta konnte er gewinnen, obwohl er bei keiner Etappe eine Podiumsplatzierung realisierte. Außerhalb der Pro Tour siegte er beim Eintagesrennen Subida Urkiola (1.1), das einen Tag nach der Klasika stattfand. Platz 74 in der Pro Tour Wertung kann der Spanier für die Saison 2005 in seine Palmares eintragen.

 

Joaquin Rodriguez bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 2005


Juan Manuel Garate
Giro 2005 *
Leonardo Piepoli
Tour de Suisse 2005 *
Chris Horner
Tour de Suisse 2005 *

Zwischen Zaballa und Rodriguez drängeln sich in dieser Wertung noch zwei Teamkollegen. Da wäre Juan Manuel Garate, der eine außerordentlich starke Leistung beim Giro zeigte. Er belegte im Gesamtklassement den 5. Platz, womit zunächst widerlegt wäre, dass das Team bei den GTs in zu tiefes Wasser gestoßen würde. Bei der 13. Etappe von Mezzocorona nach Ortisei St. Ulrich  erreichte er bei der Bergankunft hinter dem Kolumbianer Parra als Zweiter da Ziel.

 

Später nahm er an der Tour teil, seine Kräfte schienen aber aufgebraucht. Mit dem 8. Rang auf dem 13. Tagesabschnitt realisierte er zwar die beste Etappenplatzierung seines Teams – das war es aber auch. Schließlich endete er auf dem 66. Platz der Gesamtwertung. Dennoch war es für ihn eine gute Saison, wurde er doch spanischer Meister auf der Straße und zusammen mit seinem Teamkollegen Leonardo Piepoli 51. in der Pro Tour.

 

Der Italiener, der von fantasievollen Fernsehreportern gerne als Pantani-Verschnitt bezeichnet wird, war nach dem sturzbedingten Ausscheiden seines Teamkollegen Angel Gomez zum Kapitän in Frankreich erklärt worden. Eisern kämpfte die Bergziege aus Italien um den Erhalt des 20. Ranges  bei der Grand Boucle. Dummerweise fand am vorletzten Tag ein Zeitfahren statt. Der Italiener, der mit dem Kampf gegen die Uhr bekanntlich auf Kriegsfuß steht, war nicht in der Lage, seine Position zu verteidigen und fiel in der Abschlusswertung auf die 23. Position zurück. Das Resultat war immer noch besser als das bei der Vuelta. Dort reichte es nur zum 36. Rang. Wer sich auf seine aufopferungsvollen Kämpfe am und gegen den Berg freute, wurde im Rahmen der GTs leider enttäuscht. Salto nullo für den Mann, der bei den Bergetappen eigentlich immer für das Podium gut ist.

 

Besser machte er es der „Denke“ – so sein Spitzname – bei zwei anderen Rundfahrten. Sein zehnter Platz bei der Tour de Suisse brachte ihm allerdings nur einen Zähler für die Pro Tour Wertung ein. Anders sieht jedoch das Ergebnis der Volta A Catalunya aus. Die Etappe von Perafort nach Andorra gewann er (ging ja auch bergauf). Einen weiteren Tagessieg verhinderte übrigens Teamkollege Inigo Cuesta. Piepoli musste seinem Mannschaftskameraden im Bergzeitfahren den Vortritt gewähren. In der Gesamtwertung blieb nur der Ukrainer Yaroslav Popovych vor ihm.

 

Chris Horner schließlich war der dritte Mann im Team, der für einen Etappensieg bei einer Pro Tour Rundfahrt gut war. Auf der 6. Etappe der Tour de Suisse war er auf dem Weg von Bürglen nach Arosa der Schnellste. Der Amerikaner zeigte sein Potential als couragierter Bergfahrer während der Rundfahrt. Horner errang schließlich den 5. Geamtrang der Rundfahrt und trug damit ebenso zu einem Gelingen der Saison bei. Am Ende landete er auf dem 81. Rang der Pro Tour Wertung.



Pro Tour Abschneiden

Wer nun denkt, dass zum Abschneiden des Teams bei den Pro Tour Rennen alles gesagt sei, der möge sich eines besseren belehren lassen. Es wurden im obigen Textabschnitt nur die besten Platzierungen genannt – und zwar die im Bereich von Platz 1 bis 5. Im Falle von Saunier Duval kann man sich aber den Luxus einer weiteren Unterteilung der guten Leistungen erlauben ... Nun kommen daher die Ergebnisse zur Sprache, die sich zwischen Platz 6 und 10 ergaben.

 



Fabian Jeker
Tour de Romandie 2005 *

Bei Paris-Nizza deutete neben Zaballa auch dessen Landsmann José Angel Gomez an, dass er ein Mann mit Potential für die Zukunft ist. Er belegte den 9. Platz in der Endabrechnung. Leider verhinderte ein folgenschwerer Sturz bei der Tour, dass er noch deutlicher und nachhaltiger auf sich aufmerksam machen konnte. Ein Schlüsselbeinbruch stoppte die Weiterfahrt und führte zu einer tränenreichen Aufgabe. Entgegen einiger seiner Teamkollegen, konnte er den Angeboten von Top Teams widerstehen und bleibt auch 2006 bei Saunier Duval. Vielleicht gelingt ihm schon im Laufe der nächsten Saison eine bessere Platzierung als der 7. Rang bei der Dauphiné Libéré, bei der er außerdem die Etappe auf den Mont Ventoux mit  dem 2. Platz beschloss. In der Pro Tour wurde er 97.

 



Inigo Cuesta wurde als erfolgreicher Kämpfer gegen die Uhr in diesem Bericht schon erwähnt. Sein unermüdlicher Einsatz führte zum 8. Platz bei der Volta Catalunya und ebenso zum Gewinn der Bergwertung.  Weiterhin erkämpfte er sich bei der Etappe zum Lagos de Covadonga den zweiten Platz bei der Vuelta. Bei der Rundfahrt selbst reichte es zum 30. Platz. Mit dem Resultat erreichte er das beste Ergebnis seiner Mannschaft in der Einzelwertung. Der 114. der Pro Tour kraxelt nächste Saison für CSC.

 

Altmeister Fabian Jeker wollte es 2005 besser machen als im Vorjahr und sich für die Niederlage gegen Jan Ullrich bei der Tour de Suisse rächen. Bei diesem Vorsatz blieb es. Jeker kam bei der Tour de Suisse nicht richtig in Fahrt und hatte mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Stattdessen legte er sich bei der Deutschland-Rundfahrt ins Zeug, um dort als Siebter in die Annalen einzugehen. Das führte ihn auf den 107. Rang der Pro Tour. Ob er nächstes Jahr noch Saunier Duval angehören wird, entscheidet sich erst noch.

 

Bei so vielen guten Ergebnissen könnte man den 12. Platz von Rodriguez bei der Baskenland-Rundfahrt getrost unter den Tisch fallen lassen. „Wenn man schon keine Punkte als 20. bei der Tour de Romandie bekommt, dann sichert man sich dort eben die Bergwertung“, dachte sich Ruben Lobato, um so auch zum Ansehen des Teams bei den Rundfahrten beizutragen. Sein 16. Rang bei der Polen-Rundfahrt taugt aber auch für dieses Anliegen.

Ruben Lobato im Bergtrikot der Tour de Suisse 2005 *


Klassiker

Sieht man vom Doppelsieg bei der Klasika San Sebastian ab, muss man dem Redakteur von Pro Cycling Recht geben. Eintagesrennen zählen nicht zu den Stärken des Teams. Lediglich bei Mailand-San Remo konnte einer ihrer Akteure noch ein mageres Pünktchen ergattern. Manuele Mori schaffte dieses durch den 10. Platz.

 

Die vielen anderen schmählichen Ergebnisse sollen nicht in Gänze genannt werden. Den 16. Rang bei der Fleche Wallone von eben jenem Mori hebe man hervor, aber dann möge man schweigen. Eine letzte Anmerkung soll die Leistungen von Andrea Tafi würdigen. Im Frühjahr wollte er nach dem Rennen „Paris-Roubaix“ seine aktive Laufbahn beenden. Tafi wurde bei dieser Veranstaltung 42. Ein gelungeneres Ende seiner aktiven Radsportkarriere blieb ihm leider versagt.

 

Andrea Tafi während seines Letzten Rennens:
Paris-Roubaix 2005 *


Rundfahrten und sonst

Saunier Duval landete bei vielen Rundfahrten im Vorderfeld, gewonnen hat es diese in der Regel nicht. Ein Rundfahrtssieg außerhalb der Pro Tour muss aber noch erwähnt werden. Juan Carlos Dominguez sicherte sich neben einem Etappenerfolg auch die Gesamtwertung der Vuelta Ciclista A Burgos (2.1) vor Teamkollege Rodriguez.

 

Juan Carlos Dominguez Lüttich-Bastogne-Lüttich 2005 ***


Die großen Erfolge bei Eintagesrennen wurden hinreichend angeführt. Neben der Pro Tour blieb da nur der Sieg bei der Subida Urkiola. Höchstens der Sieg des Italieners Marco Pinotti, der ansonsten unauffällig blieb, beim Einzelzeitfahren der Landesmeisterschaft fehlt bisher noch in der Aufzählung.

 



Tops und Flops

Gewinner:



• Constantino Zaballa: Zwei Highlights seiner Karriere schaffte er diese Saison. Er gewann die Klasika San Sebastian und er kam aufs Podium bei Paris-Nizza. Nun darf er auf weitere Erfolge bei Caisse d’Epargne hoffen.



• Joaquin Rodriguez: Der Gewinn der Bergwertung bei der Vuelta und der zweite Platz bei der Klasika zieren sein Jahr. Er machte einen Sprung nach vorne und startet nächste Saison wie Zaballa bei Caisse d’Epargne. 



• Juan Manuel Garate: Beim Giro wurde er starker Fünfter. Damit konnte man nicht rechnen – und schon meldeten sich die Großen der Branche.

 



 

Verlierer:



• Andrea Tafi: Zum Ausklang seiner Karriere wollte er bei den flämischen Frühjahrsklassikern glänzen. Das ging in die Hose und bescherte ihm einen eher tristen Abtritt.



• Angel Edo Alsina: Der Sprinter war in der Pro Tour nicht mehr konkurrenzfähig. Er sorgte für kein Ergebnis, das man irgendwie erwähnen könnte.



• Rafael Casero: Zu Beginn der Saison hatte er Verletzungspech, später im Jahr fuhr er  angemessene Rennergebnisse nicht ein. Zu allem Überfluss ist er derzeit für die nächste Saison noch ohne Team.

 



Ausblick auf 2006

Bei Saunier Duval hat nach der Saison ein kleiner Ausverkauf der Stars stattgefunden. Gomez konnte zwar dem Werben von Discovery Channel widerstehen. Hingegen werden andere Fahrer künftig nicht mehr für den spanischen Rennstall an den Start gehen. Wie bereits genannt, gehen Zaballa und Rodriguez zur spanischen Konkurrenz. Garate hat seinerseits ein Engagement bei Quick Step unterschrieben. Horner folgt ihm nach Belgien, taucht aber bei Davitamon-Lotto unter. Cuesta wird künftig Basso, Sastre & Co bei CSC unterstützen und Dominguez will Unibet.com bei einer erhofften Teilnahme an der Tour de France 2006 dabei sein.

 

Teamzeitfahren in Eindhoven 2005 ***


Dem gegenüber stehen zahlreiche Neuzugänge. In erster Linie muss natürlich Gilberto Simoni genannt werden. Dessen Odyssee führte ihn zunächst zu dem ehemaligen Fassa Bortolo Manager Giancarlo Ferretti, der unter dem Namen „Sony Ericsson“ ein Team gründen wollte. Das Unternehmen wollte nicht, Ferretti hatte die ganze Zeit mit einem Luftikus verhandelt. Stattdessen schlüpfte Simoni bei Saunier Duval mit Manager Mauro Gianetti unter. Damit hat der Rennstall einen Fahrer unter seinen Fittichen, der aussichtsreiche Chancen auf einen Sieg bei einer GT hat. Eine namhafte Verstärkung stellt auch Koldo Gil dar, der von Liberty Seguros kommen wird.

 

Mit dem Brasilianer Luciano Pagliarini folgt ein endschneller Mann dem Lockruf aus Spanien. Vielleicht reift er dort zu einer echten Alternative im Sprinterfeld heran.



David Millar 2004 **

Großes Aufsehen erregte die Vertragsunterschrift vom ehemaligen Weltmeister im Zeitfahren, David Millar. Der Brite, der erst kurz vor der 2006er Ausgabe der Tour de France seine Dopingsperre abgesessen haben wird, stößt zum Team. Dieser Umstand ist nicht allerorts mit Begeisterung zur Kenntnis genommen worden. Mal sehen, vielleicht zeigt sich der Schotte ja geläutert. Ob er dann aber noch in der Lage ist, auf höchster Ebene konkurrenzfähig zu bleiben?

 

Ansonsten gleicht der Rennstall immer mehr einem Patchwork. So kommen u.a. ein weiterer Franzose (Rinero), ein Kanadier (Dionne), ein Amerikaner (Olsen) und ein Pole (Mazur).

 

Das Gesicht des Teams wird sich 2006 im Vergleich zum Vorjahr sehr verändern. Nominell wird es nicht unbedingt schwächer werden. Ob dann zum dritten Mal in Folge die Klasika gewonnen wird, bleibt ungewiss. 2004 nahm man an, dass niemand an Perdiguero und dessen Sieg in San Sebastian heranreichen könne, 2005 muss man fragen, ob Zaballa zu ersetzen ist. Es wäre schon ein Knaller, wenn auch 2006 jemand im gelben Jersey von Saunier Duval die Baskenmütze tragen sollte. Allerdings wären dann alle wieder genauso überrascht wie nach der diesjährigen Veranstaltung.

 

Was meint der Schreiberling von Seite 104 eigentlich dazu?



Anmerkung und Kommentar


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