![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Offener Brief der West-Trainer im DSV 1991
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![]() ![]() Harm Beyer: |
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![]() Harm Beyer redet 1993 Klartext. Er "wähnte 1993 ein Potenzial von deutschen Athleten im Anmarsch, "daß in seinem Ausmaß unübertroffen sein dürfte". Der Fehler vieler Sportfunktionäre sei es, "den Spitzensport wie die übrigen Bereiche des Sports unter Beachtung idealistischer Prinzipien wie Ethik, Moral, Fairness, Edelmut, Sauberkeit, Ehrlichkeit etc. führen zu wollen. ... Nur der Beste ist erfolgreich, und um Bester zu sein, muss alles ausgenutzt werden, was das Erreichen dieses Ziels ermöglicht."" (Stuttgarter Zeitung, 26.3.1993, zitiert nach U. Müller/ G. Hartmann, Vorwärts und Vergessen 2009, S. 210) siehe hierzu auch den Briefwechsel zwischen DSV und DSLV, 1993 Doch schon 1992 ist klar, wie wandlungsfähig der Schwimmfunktionär ist: "Wir müssen mitbetrügen", der Spiegel, 5.10.1992 |
Weiter schreibt er, es gäbe keine überzeugenden 'Beweise' für Schuld oder Mitschuld einzelner Trainer. Zudem hätten Geständnisse noch nie dazu geführt, dass die Trainer hinterher akzeptiert worden wären, im Gegenteil, sie würden sich nachteilig auswirken. Zudem würde aus dem Kreis der ehemaligen DDR-Trainer immer wieder zu Recht darauf hingewiesen, dass auch im Westen gedopt worden sei und dass eine Aufarbeitung der Vergangenheit beide Teile Deutschlands betreffen müsse.
Daher könne nach Beyer die Erklärung der 25 Ex-DDR-Trainer nicht hoch genug wert geschätzt werden. "Wichtig scheint mir nur, daß überall richtig erkannt wird, daß [mit der Erklärung] nur ein erster Schritt gemacht ist. Was dringend folgen muss, ist jetzt die offene und von allen ehrlich betriebene Diskussion über die Vergangenheit und die Zukunft des Schwimmsports in Deutschland mit allen Trainern aus Ost und West, die den Leistungssport Schwimmen künftig mit tragen und gestalten sollen."
Mit der Akzeptanz der Erklärung hatte das DSV-Präsidium auch für den Bundesinnenminister den nötigen Handlungsrahmen geschaffen, "um die Saison 1992, die in dem Höhepunkt der Olympischen Spiele von Barcelona gipfeln soll, inhaltlich, personell und auch finanziell so zu planen, daß sie erfolgreich verlaufen kann."
Die Erklärung von Trainern aus den alten Bundesländern findet Beyer empörend und völlig unbegreiflich. Er unterstellt ihnen 'ausschließlich egoistische' Ziele. Hofften sie, in Barcelona die freiwerdenden Stellen zu bekommen? "Jeder vernünftige Trainer in Deutschland weiß, daß die Auswahl, die den DSV bei den Olympischen Spielen im nächsten Jahr vertreten wird, etwa je zur Hälfte aus Schwimmern aus den neuen Bundesländern und den alten Bundesländern bestehen wird. Jeder vernünftige Trainer weiß auch, daß eine weitere Polarisierung der Trainer West und der Trainer Ost alles andere als förderlich für ein erfolgreiches Abschneiden der Nationalmannschaft in Barcelona sein kann." (...)
Diese Trainer, die jetzt selbstherrlich mit dem Finger auf andere zeigen, übersehen auch, daß es zahlreiche Hinweise darauf gibt, daß auch im Bereich der alten Bundesländer und auch im Schwimmsport Mißbrauch mit dem Einsatz von anabolen Steroiden betrieben worden ist. Wer sich so verhält wie diese (West-)Trainer, provoziert weitere Untersuchungen, die sich dann ausschließlich auf Doping-Mißbrauch durch Trainer aus dem Bereich der alten Bundesländer konzentrieren werden, da ja aufgeklärt ist, was sich Bereich der ehemaligen DDR abgespielt hat." Um aber mit seiner Nationalmannschaft erfolgreich sein zu können, brauche der DSV jetzt eine 'vertrauensvolle, harmonische und effektive Zusammenarbeit' aller Trainer. Den West-Trainern, die den Offenen Brief unterzeichnet haben, sollte daher nach Meinung Beyers eindeutig und konsequent entgegen getreten werden.
versammelte er 25 Trainerinnen und Trainer im Gästehaus des Berliner Fußball-Verbandes und formulierte mit ihnen eine Erklärung, in der die Trainer pauschal Doping im DDR-Schwimmsport zugaben. Nicht alle seien direkt mit Doping befaßt gewesen, hieß es darin, das Ausmaß der Beteiligung sei unterschiedlich und meist gering gewesen. Zugleich versicherten die Trainer, Doping nun abzulehnen. Obwohl der Brief stets anonym veröffentlicht wurde, erstmals im November 1991 im Verbandsorgan des Schwimmverbandes, nahm das Präsidium des Schwimm-Verbandes ihn zum Anlaß, die Überprüfung derjenigen Trainer, die unterschrieben hatten, für beendet zu erklären. Um wen es sich aber handelte, ist bis heute Geheimsache. Beyer will die Unterschriften unter dem Versprechen der Verschwiegenheit an sich genommen und in einem Bankschließfach hinterlegt haben. Als im vergangenen Jahr Polizisten mehr wissen wollten, bat Beyer um einen Beschlagnahmebeschluß. Nachdem ein Berliner Gericht die Durchsuchung und Beschlagnahme angeordnet hatte, war das Blatt verschwunden. "Ich bin seitdem verzweifelt am Suchen und Nachdenken, wo ich das Papier gelassen habe", behauptete Beyer am Montag.
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Beyer hat das Feld für die Integration der DDR-Trainer auch anders zu bereiten versucht. Im September 1991 forderte er die Freigabe von Doping für Spitzensportler. In einem Zeitschrifteninterview sagte er: "In allen Verbänden gibt es eine Elitetruppe - die Spitzensportler. Ich nenne das mal die Zirkustruppe, und für diese Truppe gelten andere Regeln und Gesetze. ... Diese eigenen Gesetze schließen auch den Einsatz leistungsfördernder Mittel ein. ... Anabolika gehören auch dazu, auch Steroide. Ich bin jedoch streng dagegen, es jemandem - wie es wohl auch schon geschehen ist - heimlich ins Essen zu mischen. Ich bin auch dagegen, es Leuten in die Hand zu geben, die erst am Anfang ihrer Persönlichkeitsentwicklung stehen." Im Berliner Dopingprozeß wird den Trainern und Ärzten vorgeworfen, minderjährige Schwimmerinnen mit anabolen Steroiden ohne deren Wissen und Einverständnis gedopt zu haben.
Inzwischen hat Beyer die Forderung nach Doping-Freigabe damit erklärt, daß er dem deutschen Sport seine Inkonsequenz und Feigheit vorhalten wollte. Als Vorsitzender des Doping-Panels im Welt-Schwimmverband hat er jüngst die irische Weltmeisterin Michelle de Bruin wegen Dopings für vier Jahre gesperrt.