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Deutsche Meisterschaften im Zeitfahren 2003

Text und Fotos: Tine

 

<typohead type=3>Ein strategisches Wochenende</typohead>

 

Die besten deutschen Zeitfahrer/innen kommen nach Südbaden und ich darf da natürlich nicht fehlen! In Reute, sechs Kilometer von meiner Wohnung entfernt, also quasi vor der Haustüre. Das Programm am Samstag lässt sogar noch die üblichen Samstag-Vormittags-Tätigkeiten wie Einkaufen und Zeitung lesen zu. Und es bleibt sogar noch Zeit für ein Mittagsschläfchen. Als ich wieder aufwache stelle ich fest, dass es allmählich Zeit ist, sich auf den Weg zu machen. Zudem verkündet ein Blick aus dem Fenster gen Westen das drohende Unheil - Gewitter! Also, Rucksack gepackt, rein in die Radfahrklamotten und ab geht's!

 

Nein, die Wolken schrecken nicht ab! Aber einer so kurzen Entfernung siegt die Vernunft und das Auto hat eine Radsportpause verdient! Ich spule was das Zeug hält um wenigstens noch trockenen Fußes nach Reute zu gelangen, aber kurz vorm Ortschild hat mich das Unwetter eingeholt! Dicke Regentropfen begleiten mich bis zum Start und keiner der Ordnungshüter hat was dagegen, dass ich kurzzeitig die Rennstrecke befahre um schneller voranzukommen.

 

Seit Tagen haben wir hier auf Regen und Abkühlung gewartet, pünktlich zum Radrennen kommt es dann! Prima! Die Junioren auf der Strecke haben's nicht leicht! Denn zu Regen, Blitz und Donner hat sich auch noch ein Sturm gesellt! Die wenigen Zuschauer an diesem Nachmittag sind ins Festzelt geflüchtet!

 

Ich harre der Dinge und genieße es, den Zuschauerbereich fast für mich allein zu haben.

 



Siegerin: Judith Arndt

Ein paar wenige Unerschrockene stehen noch am Start. Aber das Unwetter ist schnell vorüber. Und die erste Gruppe der Behinderten geht auf die Strecke. "Handcycling" nennt sich eine Disziplin und ich finde sie faszinierend! Mit wie viel Herz die behinderten Sportler bei der Sache sind ist wirklich beeindruckend und verdient höchsten Respekt!

 

Danach sind die Damen an der Reihe! Und ich stelle schnell fest, wie faszinierend der Damenradsport ist! Wo er doch ein Schattendasein fristet, zu Unrecht, wie mir an diesem Nachmittag klar wird! Und beschließe, dass dies nicht mein letztes Damenrennen gewesen sein soll!

 

Ein Fotograf steht mir beim Start mehrfach im Weg, entschuldigt sich immer wieder, dabei hatte ich doch nur den Foto in der Hand und wollte nur vereinzelt fotografieren. Ist okay!

 

Als alle Fahrerinnen auf der Strecke sind mach ich mich auf den Weg und suche mir einen strategisch günstigen Platz. Es kann nie falsch sein, sich gegenüber des Siegerpodestes zu platzieren! Zwar wird davor noch mal abgesperrt, aber ich lass mich nicht verdrängen und wandere mit dem Gitter nach hinten! Aber ich steh immer noch in der ersten Reihe!

 

Der Fotograf ist auch wieder da, entschuldigt sich wieder, dass er mal wieder vor mir steht. Nö, is schon okay, sag ich und füge hinzu, dass es für ihn ja schließlich der Job sei, für mich aber Hobby! Und auch als Hobbyradsportfotograf sei man schließlich immer da, wo gut Bilder zu erwarten sind! Ja, so hat er auch mal angefangen erklärt er mir! Es ist der Fotograf der offiziellen Homepage der DM und er fragt mich, ob ich meine Fotos veröffentlichen würde. Klar, sag ich, ich schreibe Berichte für cycling4fans und darin arbeite ich meine Bilder ein! Klar, cycling4fans is bekannt, erfahre ich! Schön, das freut uns doch!

 



Podium der Damen: Soeder, Arndt, Wichmann

uerst werden die Junioren geehrt. Und dabei wird mir dann auch der Sinn und Zweck der Blaskapelle klar, die sich vor dem Podium aufgebaut hat: Nationalhymne! Also, Haltung annehmen. Danach folgen Siegerehrungen der Behinderten in den verschiedenen Kategorien und als Zugabe wieder die Nationalhymne. Und schließlich die Damen! Und im Anschluss, natürlich, die Nationalhymne!

 

Ich verlasse meinen Platz in der ersten Reihe und habe Glück! Ich erwische die neue deutsche Meisterin Judith Arndt und kann sie um ein Foto bitten! Danke!

 

Viele Fahrerinnen stehen noch da und kaum einer kennt sie. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich auch nur sehr wenige kenne! Aber Hanka Kupfernagel, die kenn ich! Ich versuche, ihr ein Foto abzutrotzen, aber ich störe nur ungern die Gespräch zwischen Sportler und Betreuer, oder wer immer der Herr gewesen sein mag. Einer offiziellen Fotografen kommt auf mich zu und fragt mich, welchen Fahrerin das denn sei! Ups! Was is das denn? Ich nenne ihm den Namen und er meint darauf hin nur, ich solle Hanka bitten, einen Moment zu warten! Was, ich? Moment mal, bin ich hier im falschen Film? Wie mach ich einfacher Fan einer der besten Radfahrerin der Welt klar, dass sie auf einen offiziellen Fotografen warten soll? Die nimmt mir das doch nicht ab! Aber der Fotograf ist schnell zurück, schießt ein paar Fotos und auch ich komme auf diesem Wege noch zu einem guten Bild! Na, das hat sich dann doch gelohnt!

 

Ich schleppe mich auf dem Rad nach hause und freue mich auf den nächsten Tag.

 

Und der bringt strahlenden Sonnenschein! Kaiserwetter am Kaiserstuhl! Na also! Bereits um 7.30 Uhr geht es mit den Juniorinnen los! Aber bei allem Fan-Sein, da schaffe ich es gerade mal, aus dem Bett zu krabbeln! Ich bin dafür pünktlich zum Rennen der U23-Fahrer in Reute und stelle erstaunt fest, dass um diese Zeit schon wirklich viele Zuschauer an der Strecke sind und dass ich mich vielleicht im Vorfeld mit den U23-Fahrern hätte beschäftigen sollen! Ich hab keine Ahnung, wer da am Start ist! Doch, Dennis Kraft kenn ich, aber das ist auch das Ende der Fahnenstange! Ich gelobe Besserung!

 



Karsten Migels versucht Michael Rich zu interviewen...

Als der Start der Elite näher rückt verlege ich meinen Standort mehr in Richtung Fahrerlager, doch die Profis scheinen sich woanders vorzubereiten. Ich wandere an der Bande auf und ab und fotografier zwischen den Lücken der Zuschauer hindurch. Das geht recht gut! "Ach, Sie wollen fotografieren? Na, dann gehen sie mal ganz nach vorne!" Ein Zuschauer meint es sogar richtig gut mit mir und ich wäre verrückt, wenn ich ein solches Angebot ausschlagen würde! Vielen Dank! Am Start geht aber alles sehr schnell und im nu sind alle gestartet. Ich nutze die Zeit zur Nahrungsaufnahme und beziehe dann an einem, wieder mal strategisch günstigem Platz, an der Strecke Stellung. Hinter mir - das Podium!

 

Inzwischen sind es richtig viele Zuschauer geworden. Auf meiner Seit geht's noch, da steht nur eine Reihe, auf der anderen Seite sind es Zweier-/Dreierreihen und die Durchsagen der Zwischenzeiten lösen wahre Begeisterungsstürme aus!

 

Und dann geht alles Schlag auf Schlag! Ein Fahrer folgt dem nächsten und kurz darauf ist alles vorbei! Und die Leute haben IHREN Sieger, Michael Rich! Welch eine Begeisterung.

 

Für mich heißt es nun, am Gitter vorm Podest Stellung zu beziehen! Doch dann sind da plötzlich ein paar Ordner, Gitter werden verrückt, überall drängen sich Menschen mit Fahrrädern durch und mich ins Abseits. Na prima! Ich verliere kurzzeitig die Orientierung und muß erst mal die Lage peilen. Aber im Zweifelsfall hilft da nur eins - Ellenbogeneinsatz! Schrittchenweise kämpfe ich mich wieder nach vorne und komme in der zweiten Reihe zum stehen. Ein guter Platz! Als kurz darauf der Herr vor mir es vorzieht zu gehen steh ich wieder vorne! Geschafft! Der Fotograf von gestern nickt mir zu! Klar! Ich bin wieder weit vorne! Wo sonst?

 

Es folgt ein Interview mit dem Sieger und die Frage, welcher Titel nun mehr wert sein, der vor ein paar Jahren oder der heute? Die Antwort kommt prompt! Na, das war vielleicht ‚ne komische Frage oder so ähnlich! Gelächter im Publikum. Also, Herr Migels, bitte! Aber ich muss zugeben, dass es ein äußerst kurzweiliges Interview ist! Und Karsten Migels möchte dann wohl noch Herrn Holczer vorgreifen. Denn auf die Frage nach der Wahrscheinlichkeit der Tourteilnahme meint Rich 90%, darauf Migels, ah 99%, Widerspruch Rich, nein, 90%! Hat da einer Worte! Ein Highlight dieses Interview! Danke, Michael Rich! Danke, Karsten Migels!

 

Dann aber folgt erst mal die Siegerehrung der Juniorinnen und die obligatorische Nationalhymne! Danach eine ganze Reihe Siegerehrungen der Behinderten und ich bin erstaunt, was es da alles für Kategorien gibt! Eine klasse Idee, dieses Wettbewerbe, die Sieger haben damit übrigens die Quali zu den Paralympics geschafft, in die Deutsche Zeitfahrmeisterschaft mit einzugliedern! Nach diesem Ehrungsmarathon ein Gruppenbild und, natürlich, die Nationalhymne!

 



Podium der Männer: Peschel, Rich, Lang

Im Anschluss die Siegerehrung der U23-Fahrer und, wie gehabt, die Nationalhymne!

 

Und schließlich, die Krönung, die Siegerehrung der Elite! Das Bild ist klasse, ganz in Gerolsteiner, ach ist das schön! Töchterchen Rich ist megastolz auf ihren Papa und entführt ihm erst mal die Blumen bevor sie bei der Nationalhymne wieder stolz mit dem Strauß vor ihm steht! Süß!

 

Danach mischt sich der Lokalheld unters gemeine Radsportvolk und verschwindet in den Straßen vom Reute!

 

Ich mache mich auf den Heimweg und nehme eine wichtige Erkenntnis aus dem diesem Wochenende mit!

 

Die Radsportsportwelt ist so groß und so vielfältig und sie besteht nicht nur aus Ullrich und Armstrong, nicht nur aus Cofidis und Telekom und schon gar nicht nur aus Tour de France und Weltcup!


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