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Airport Cup (16.05.04, Köln)

Text & Fotos: Hanna



 

Radsport kann ja so praktisch sein! Besonders dann, wenn Rennen direkt vor der eigenen Haustür stattfinden. Weil ich aber eine Frau und deshalb etwas komplizierter veranlagt bin, entschied ich mich gegen jegliche Logik, nicht zur Frischfleischbeschauung (U23-Bundesliga) nach Wernigerode zu fahren (was ich in rund einer Stunde per Auto erreicht hätte), sondern geschmeidige vier Stunden bis nach Köln zum Flughafenrennen zu gurken. Oder Airport Cup, wie es jetzt so schön heißt.

Da  ich aus purer Faulheit nicht auf die Startliste geschaut hatte, wurde mir leider erst viel zu spät bewusst, dass weder Rabobank noch Steven "Godfather of Käsebrötchen" de Jongh am Start stehen würden. Zu allem Übel musste ich auch noch auf T-Mobile verzichten. Damit war von vorneherein klar, dass es kein gutes Siegerinterview geben würde. Dabei hätte ich mir so sehr ein "Erik, ist ja ganz nett, dass Sie gewonnen haben. Aber jetzt mal ehrlich: Was macht die Form von Jan Ullrich? Kann er dieses Jahr die Tour gewinnen?" gewünscht.

Und hätte man mir vorher gesagt, dass Thomas Fothen, kleiner Bruder eines gewissen U23-Weltmeisters im Party-Checken, in Wernigerode absahnen würde, während das Ergebnis des Flug... äh, Airport Cups nicht so recht zu begeistern wusste, hätte ich mein Wochenendprogramm vielleicht noch mal überdacht. (Es lebe der Schachtelsatz!!)

 



Bergfahren leicht gemacht mit "Schmiddis Pabba"

Die Autofahrt nach Köln spulen wir einfach mal vor, es sei denn, es interessiert jemanden, wie gut oder vielleicht auch eher schlecht ich das aktuelle Radiogedudel mitsingen kann.

Nach einigen Irrwegen kam ich dann tatsächlich dort an, wo ich hin wollte: am Start des Rennens! Der fahrbare Untersatz wurde auf dem Parkplatz eines Autohändlers abgestellt - solange der mir kein Preisschild an meinen Wagen klebt… .

Zum Glück war noch nicht viel los, so dass alle Mitglieder der C4F-Airport Cup-Gemeinde (Lina, Mani, Katrin, Michael) begrüßt und eingesammelt werden konnten sowie die Aufstellung der Teamfahrzeuge studiert und die Mannschaften geistig nach "wichtig" und "unwichtig" sortiert werden konnten.

Den Preis für die fiesesten Trikots konnte ich gleich an irgendein mir unbekanntes Team vergeben, das in knallroten Trikots mit weißer Schrift rumlief. Meine erste Reaktion: "Ach, Saeco ist auch hier?" Kurzer Blick auf die Startliste… "öhm, oder auch nicht." Weiss übrigens bis heute nicht, wie das Team denn nun wirklich hieß. Sind die überhaupt mitgefahren?

Bei der Blubberwassertruppe aus der Eifel angekommen glaubte ich glatt, sie hätten einen neuen Fahrer verpflichtet. Quasi ein Ersatz-Ulle-im-Winter, nur mit Bart und in Gerolsteiner-Klamotten. Ich wurde jedoch aufgeklärt, dass es "Schmiddis Pabba" ( = der Vater von Torsten Schmidt) ist. Und "Schmiddis Pabba" ist, da muss ich an dieser Stelle mal schnell vorgreifen, eine ganz coole Sau. Auf der Rennstrecke schraubte er sich an irgendeinem Berg die Steigung hoch, die ich nicht mal zu Fuß hochgekommen wäre. Geschweige denn mit Rad. Schon allein dafür muss ich ihm als Vertreter der Senioren-Klasse meinen jugendlichen Respekt zukommen lassen. Mir wären dann auch fast die Augen aus dem Kopf gefallen und den Berg runtergekullert,  als ich ihn am Horizont erblickte. Natürlich bin ich meiner Verpflichtung nachgekommen und habe ihn ordnungsgemäß mit "Öiiii, Schmiddis Pabba!!!" angefeuert, was er wohl auch recht knorke fand. Danach war ich so aus der Puste, dass ich mich während der Durchfahrt des wenig später folgenden Feldes glatt ausschweigen musste. Das ganze Fahrer-Rumgedusel war aber auch wieder so bunt, da konnte ich mich gar nicht entscheiden, wen ich anquieken sollte.

 

Suchbild: Welcher der Herren ist "Schmiddis Pabba"?


Doch kommen wir zurück zum Start und bleiben bei Gerolsteiner: S. Krauß - nein, zu eindeutig, schreiben wir lieber Sven K. - hatte tatsächlich versucht, sich durch Zulegen einer neuen Frisur zu tarnen. Außerdem hatte die alte Socke eine fiese babyblaue Tarnkappe übergeworfen, um ungesehen an mir vorbei zu kommen. Zu seinem eigenen Pech lief er mir aber direkt an der Einschreibung in die Arme. Ich zeigte mich von meiner intelligentesten Seite und bewies, dass selbst Abiturienten mit Erdkunde-Leistungskurs noch als Fallbeispiele für die Pisa-Studie dienen können: "Nee, ich fahre nicht zur Bayern-Rundfahrt, die ist dieses Jahr zu weit im Süden… schon fast in der Schweiz." (Ich sag´ jetzt nicht, wie viele Punkte ich damals in meiner Erdkunde-Abi-Klausur hatte, besonders nicht in der ersten Teilaufgabe, die sich auch noch mit der Schweiz beschäftigte)



Groupies haben´s auch nicht leicht...

Lamonta an der Einschreibung.

Apropos Einschreibung: Dort wurde das Team Lamonta lange vermisst. Auch im Fahrerlager war weit und breit nichts von den Jungs zu sehen. Irgendwann tauchten sie dann doch am Horizont auf. Mit Björn "orientierungslos" Glasner an der Spitze schafften sie es tatsächlich bis zum Podium und machten ihre drei Kreuze. Mit dabei auch David Kopp, der von zwei jungen Damen (wahrscheinlich Altlasten aus Telekom-Zeiten) begeistert empfangen wurde.

Mit roten Herzchen auf den Wangen und selbstgemachten Buttons mit "David Kopp"-Aufschrift und vielen Herzchen waren sie der Hingucker schlechthin. Absolut optisches Highlight war allerdings ein auf zwei Schaschlikspieße geklebtes Schild, mit zirka 9,6 Millionen Herzchen drauf und noch mehr "David Kopp"-Aufschriften. Der Angebetete himself zeigte sich aber von seiner unnahbaren Seite und reagierte auf das "Daaaaviiiid"-Gequieke nur mit einem Lächeln und einem Winken. Bei diesem Anblick wollte ich glatt noch mal 14 sein. Oder vielleicht auch besser nicht… .

 



Kleine Sadisten unterwegs

Weihnachten am Berg.

Nachdem die Profis auf die Strecke geschickt worden waren, machten auch wir fünf C4F-ler uns auf den Weg an die Strecke. Der Plan: gekonnt von Manis Ortskenntnissen profitieren und das Feld an ein paar leckeren Steigungen leiden sehen. Zumindest wollte ich die Herren Radprofis leiden sehen. Was die anderen wollten… keine Ahnung. Mir wurde jedenfalls eine sadistische Ader vorgeworfen, als wir die erste Steigung erreichten und ich mich wie ein kleines Kind an Weihnachten freute, dass es so richtig fies bergauf ging. Die Wartezeit überbrückte ich geschickt durch eine gute und soziale Tat: Ich reparierte einen defekten Stacheldrahtzaun mit einem extra reißfesten Grashalm. Denn hinter besagtem Zaun befanden sich fiese, unberechenbare Kühe. Und wer weiß, wen die sonst vom Rad geschmissen hätten… .

Als endlich das Peloton vorbei kam, war tatsächlich Weihnachten - zumindest für mich!! Es hatte das Feld am Berg zerfetzt und die Fahrer trudelten in Grüppchen an uns vorbei. Einer abgehängter als der andere, und die Allerabgehängtesten (geiles Wort, steht das im Duden?) vor dem Besenwagen beschlossen gerade: "Also, lass´ uns noch ne Stunde trainieren fahren und dann ist gut!"

Die C4F-Fotografenmeute kuschelte sich wieder im Auto zusammen und weiter ging´s zum nächsten Streckenpunkt. Wieder eine leckere Steigung - noch mal Weihnachten. Da wir noch eine ganze Weile warten mussten, nutzten wir die Zeit sinnvoll und sinnierten über wichtige Fragen des Radsports:

 

Ist schlechter Sex dafür verantwortlich, dass Walter Godefroot immer so verkniffen / unbefriedigt guckt?

 

Wie spricht man den Nachnamen von Jan Kuyckx aus? Koix, Kux oder vielleicht doch eher Kuh-hicks?

 

Und kann der Junge tatsächlich einen Spargel quer fressen?

 

 

Ganz nebenbei freuten zumindest Katrin und ich uns noch darüber, wie eine junge Dame auf Highheels versuchte, mit besagtem Schuhwerk über eine Wiese zu laufen. Man sollte das als olympische Disziplin einführen.

 



Jan Kuyckx - fertig für die Spargelernte?


Einmal Pommes intravenös, bitte!

Das An-die-Strecke-fahren-Radsport-gucken-Spiel wurde im Laufe des Nachmittages noch ein paar Mal gespielt, bis letztendlich wieder der Flughafen bzw. das Ziel erreicht wurde. Lina verschwand sofort an der ersten Bratwurstbude - das "Kampfgewicht" muss ja gehalten werden.  Ich gönnte mir eine Portion Pommes, die ich aber ungefähr zur Hälfte an halb verhungerte, bereits aus dem Rennen ausgestiegene Fahrer verfütterte. Schade, dass Addy Engels nicht da war. Den hätte ich mir glatt geschnappt und ihm das Zeug zur Not intravenös eingeflößt, damit er nicht mehr wie "Brot für die Welt"-Werbung aussieht.

Achso, vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch das Airport-Cup-internte C4F-Tippspiel erwähnen. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, über den Sieger zu spekulieren.

 

Mani: David Kopp

Lina: David Kopp

Michael: Markus Zberg

Ich: Jan Kuyckx

Katrin: Pascal Hungerbühler

 

Letzter Tipp wurde vom Rest der Truppe mehr als belächelt, hatte Katrin "Hummi" doch nur auf Sieg gesetzt, weil sie ihn optisch ganz nett findet. Doch was soll ich sagen - sie sollte Recht behalten. Ohne wirkliche Vorankündigung kam Hungerbühler mit Jef Peeters im Schlepptau ins Ziel gesprintet und brüllte dabei lauter als der Streckensprecher. Mir wäre fast das Trommelfell geplatzt und ich wäre mir nicht zu schade gewesen, auf Schmerzensgeld zu klagen. Das sei an dieser Stelle gesagt.

David Kopp kam rund 30 Sekunden später an und hatte, man sah es deutlich, mit argen Krämpfen zu kämpfen. Aber ich bin mir sicher, das We-love-Kopp-Fanduo war zur Stelle, um ihn zu betüddeln.

Mein kleines belgisches Kampfschwein rollte als 19. über den Zielstrich - wahrscheinlich konnte er nicht schneller fahren, weil es einfach zu wenig Kopfsteinpflaster auf der Strecke gab. Absoluter Looser des C4F-Mini-Tippspiels wurde allerdings Michael, da sich Markus Zberg so ziemlich genau als Letzter ins Ziel trollte. Der Vollständigkeit halber muss man ihm aber zu Gute halten, dass 38 von 112 gestarteten Fahrern gar nicht erst ins Ziel gekommen waren.

 

Leider, ich war zu tiefst enttäuscht und hätte fast geweint, wurde Pascal Hungerbühler beim Siegerinterview nicht nach Jan Ullrich gefragt. Das hatte zuvor schon Marcel Wüst über sich ergehen lassen. Er hatte sogar eine echte Meinung zum Thema, die er dem geneigten Publikum lang und breit erläuterte. Ich habe vorsichtshalber mal nicht hingehört - wer weiss, vielleicht wäre ansonsten tatsächlich was Neues dabei raus gekommen.

Somit hatte Hungerbühler dann also Sendepause. Schade eigentlich, dem Schweizer war dieses Thema doch wahrscheinlich auch arschegal, da hätten die Chancen sicherlich nicht schlecht gestanden, dass die Antwort dem Standardsatz von Erik Zabel geähnelt hätte. Aber gut, lieber Streckensprecher, wer nicht will, hat schon! 

 

"Können wir nicht einfach nur Freunde sein?"


Mehr Bilder vom Airport Cup gibt es bei Mani unter www.foto-grafik-satz.de und (vielleicht noch in diesem Jahrhundert) bei Hanna & Lina unter www.peloton-pictures.com


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