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Das Jedermann-Rennen vom Henninger Turm

von "gulaschkanone"



Am Freitag ging es wie die letzten beiden Jahre wieder auf nach Frankfurt, doch diesmal sollte alles ein bisschen anders d.h. besser werden. Die Vorbereitung war so gut wie nie, dementsprechend die Form, nur die nötige Rennhärte fehlte, aber die hoffte ich irgendwie kompensieren zu können. Beim Abholen der Startunterlagen traf ich Holger(Checker).  Die Zeit reichte leider nur für einen kurzen Plausch, aber wir sollten uns ja am nächsten Tag noch desöfteren sehen…

Am Abend war ich noch mit ein paar Bekannten Essen und dann gings ab in die Falle bzw. Schlafsack, denn ich schlief mit einem weiteren Jedermann vom Team Oki-Budweiser  im Wohnzimmer einer Bekannten.

 

Am nächsten Morgen wachte ich schon eine dreiviertel Stunde vor dem Wecker auf und schaute aus dem Fenster: Regen, na toll.

Ich legte mich noch etwas hin bevor es dann Frühstück gab und wir gemeinsam zum Start fuhren. Die Hoffnung auf ein Ende des Regens wurde bei dem Anblick des Himmels von einem dunklen, dunstigen Grau zerstört.

 

An der Ballsporthalle traf ich nach ein bisschen Warten Holger wieder und dann stieß auch Jens(Rino) mit einem Bekannten zu uns. Zu einem größeren Treffen konnte es leider nicht kommen, da schon massenweise Selberfahrer im Startblock standen und wir nicht die Letzten sein wollten.



Der Start

Im Startblock verloren wir uns dann aus dem Gesicht und nun hieß es warten, was bei dem Regen nicht so angenehm war. Nach 20 min ging es dann los und zwar wie die Feuerwehr. Ich stand zwar am Ende des ersten Drittels, aber das war noch viel zu weit hinten, denn an der Spitze machten die Jungs von den gesponserten Jedermann-Teams wie Strassacker, Bergstraße, etc. richtig Tempo. 

In Zahlen hieß das 45-55km/h und das Feld hatte sich vor mir wie eine Perlenkette von ca. 500m Länge aufgereiht. Da ich nach vorn wollte, um beim ersten Anstieg nach Eppstein nicht irgendwie eingeklemmt zu werden, hetzte ich nach vorn.

Immer wieder waren kleine Löcher zu schließen und das Problem an der Sache war, das man dabei schneller fahren musste als die Jungs an der Spitze. Das hieß dann erstmal Puls über 180, ob das lange gut geht?

Egal, dachte ich mir „Du musst nach vorn!“. Doch das war wohl das kleinere Problem, ein größeres  zeigte sich bei der ersten schäferen Linkskurve. Dort staute sich das Feld zusammen und zwar schnell. Das Problem war nur, dass meine Reifen plötzlich vorne und hinten ausbrachen - Panik. Doch irgendwie schaffte ich das zu kontrollieren und dann hieß es wieder antreten, wieder brach mein Hinterrad aus. Es sollte ein Ritt auf der Rasierklinge werden, denn meine Reifen waren wohl nicht für dieses Wetter gemacht.

 

Auf meinem Weg nach vorn schluckte ich jetzt literweise Wasser aber es ging vorwärts und kurventechnisch gings auch, irgendwie. So hatte ich nach ca. 12km die Spitze erreicht und blieb dort erstmal an ca. 15. Position. Das Tempo beruhigte sich jetzt spürbar und so gings es dahin bis Eppstein. Es gab zahlreiche brenzlige Situationen wegen nicht ordnungsgemäß abgestellter Autos, aber vorn konnte man das gut einschätzen. 

Ich orientierte mich wieder an einem Bekannten vom Team Oki-Budweiser.

An der Spitze fuhren zwei Jungs von Strassacker, darunter der spätere Zweitplatzierte Florian Rohde. Kurz vor Epppstein wurde es dann wieder unruhig, es gab die ersten Attacken und das wieder breiter gewordene Feld streckte sich - es wurde niemand fahren gelassen.

Nun kam Eppstein, ich war immer noch an ca. 15. Positon als es auf eine ca. 300m lange Kopfsteinpflasterpassage ging. Danach kam eine 90°-Kurve, wo ich einige Plätze verlor, da ich aufgrund der Reifen vorsichtiger Fahren musste.

Steigungstechnisch ging erst gemächlich bergan, doch das Tempo zog an.

Nach einer leichten Linkskurve kam die 20% Rampe. Ich hatte dank einiger Vorwarnungen den richtigen Gang gewählt, den kleinsten also und nun ging es am Anschlag hoch, ich verbesserte mich um einige Plätze und fuhr  mit dem Vorjahressieger den Berg hoch, der sich als länger als beschrieben herausstellte, so dass ich oben erstmal richtig ausgepumpt war.

 

An ca. 15. Person ging ich in die Abfahrt, nach 500m kam eine leichte Rechtskurve, die ich dank meiner Reifen nur unter Einbeziehung des Fußweges nehmen konnte.

Ein Zuschauer konnte sich noch mit einem beherzten Sprung in die Büsche retten.

 

Weiter ging die Hatz. Der Vorjahressieger hatte mich aufgrund meiner unorthodoxen Kurventechnik wieder überholt. Nach der Abfahrt war ich ca. 20m  hinter der Spitzengruppe, doch ich konnte das Loch nicht schließen und musste auch einige Nachzügler fahren lassen. Meine Beine waren sauer, richtig sauer.

Der Abstand zwischen mir und der Spitzengruppe blieb konstant aber ich konnte einfach nicht beschleunigen und so fuhr Gruppe um Gruppe an mir vorbei. Darunter war auch Holger, der sich mit einem leichten Klaps auf den Rücken zu erkennen gab. Das war die nötige Aufheiterung die ich gebraucht hatte, ich biss auf die Zähne und fuhr mit der nächsten Gruppe wieder in die Spitze, aber gut ging es mir wirklich nicht…

 



"Schalte doch!"

Der nächste kleine Anstieg kam, 300m, eigentlich nicht der Rede wert aber ich musste richtig kämpfen und blieb dran, ein Schluck Energiegel sollte auch dafür sorgen, dass dies so blieb. Nun unterhielt ich mich kurz mit Holger, wann der nächste Anstieg käme und wie es ihm so ginge. Der nächste Anstieg kam, 800m. Hier war ich letztes Jahr geplatzt!

Das Tempo zog an und ich fiel nach hinten durch und es bildeten sich einzelne Gruppen, ich kämpfte mich wieder einige Plätze nach vorn, der Gedanken „Warum machst du das eigentlich?“ wurde beim Blick in die Gesichter der Anderen von Gedanken wie „Die leiden genauso“ bekämpft.

Ich war nun in der dritten Gruppe, Holger ca. 100m vor mir in der Zweiten und wieder kurz davor war die erste Gruppe.

 

Es folgte eine kurze Abfahrt bevor es in den langen Anstieg nach Glashütten ging. Am Fuße des Berges war die Zeitnahme, auf dem Teppich rutschte mein Hinterreifen mal wieder durch.

Der Anstieg war nicht so steil wie die vorhergehenden und ich schaffte es mit einigen Anderen wieder in die Zweite Gruppe vorzufahren. Das gab Moral, die Beine waren auch wieder besser und so ging es in die rasante Abfahrt -die Spitzengruppe war noch in Sichtweite- und so schossen wir den Berg hinunter.

Dank des Windschattens und des daraus resultierenden Geschwindigkeitsüberschuss arbeitete ich mich an die Spitze, es kam eine leichte Linkskurve, die ich etwas vorsichtiger fuhr.

Nun  war ich an vierter oder fünfter Position, zwei Plätze hinter Holger, Kopf und Beine fühlten sich gut an, „nur noch Ruppertshain und dann mit dieser Gruppe ins Ziel, dann ist ne gute Platzierung drin“. Doch dieser Gedanke währte nicht lang: wir fuhren aufgereiht auf die letzte Kurve zu, nach ihr begann der Anstieg.

Ich fuhr immer noch an der gleichen Position, wir rollten mit ca. 50-55km/h als es mir beim Einlenken das Hinterrad wegzog. Keine Ahnung wie, aber ich konnte mich relativ gut abfangen und rutschte wie ein Motorradfahrer auf dem Rücken quer über die Fahrbahn, drehte mich einmal um 360° und sah dann zwei Begrenzungspfosten auf mich zukommen, rutsche hindurch und landete in einer riesigen Pfütze im Straßengraben.

„Wieder aufs Rad“ war der erste Gedanke,  in dem Moment rief jemand „Räum dein Rad weg“, einen netten Kommentar sparte ich mir, wartete kurz bis die nächste Gruppe durch war.

 

Nachdem ich die 10m gelaufen war, steckte ich die eine Flasche, die in der Nähe noch lag in die Halterung, legte die Kette ein und fuhr los -  einige Zuschauer schauten mich an als käme ich vom Mond, aber ich denke, nachdem ich dreimal ein allen Bekanntes Wort (Sch….) von mir gegeben hatte, waren sie von der Realität wieder eingeholt worden;).

 

Der Bremsschalthebel war zwar etwas verrutscht, bremsen konnte ich aber zum Glück noch, doch mit dem Schalten war es vorbei, das Schaltwerk hatte einen Totalschaden. So blieben mir noch die 53/39:14, damit ging es den Ruppertshainer im Schneckentempo hoch. Zu Kommentaren wie „Schalte doch!“ fiel mir nix ein und ich musste mich nun auch noch von einigen überholen lassen.

Die Abfahrt bewältigte ich nun auch noch Extra-Extra-Vorsichtig und konnte das Tempo der vor mir Fahrenden mit meinen beiden Gängen gerade so halten. Am letzten Hügel einem 300m Kopfsteinpflaster-Anstieg musste ich dann auch noch schieben, da die Auffahrt auf den Gehweg durch einen Sturz blockiert war und mein Hinterrad beim Fahren im Stehen  nur durchdrehte.

Ein kleiner Wutausbruch und weiter gings auf dem Fußweg.

Neben mir sah ich meinen Zimmerpartner und feuerte ihn ein bisschen an.

 

Oben angekommen setzte ich mich aufs Rad und nun gings in rasanter Fahrt wieder Frankfurt entgegen. Ich fuhr mit einem anderen Bekannten vom Team Oki-Budweiser noch zu meinem Zimmerkollegen auf und mit zwei, drei Anderen machten wir noch mal richtig Tempo, so dass, wir noch mal zwei-drei kleinere Gruppen auffuhren. In den zahlreichen scharfen Kurven gab es noch einige Stürze, ich konnte mich dank vorsichtiger Fahrweise vor einem weiteren Bodenkontakt bewahren, nichtsdestotrotz  wollte mich mein Hinterreifen noch oft beim Beschleunigen überholen.

 

Schließlich erreichten wir die Untermainbrücke, dort wollte ich eigentlich noch mal angreifen, aber als ich das nasse Kopfsteinpflaster danach sah, verging mir die Lust. Nach einer 90°-Rechtskurve ging es darüber, neben mir stürzten zwei Leute als sie auf den Fußweg flüchten wollten.

So blieb ich auf dem Kopfsteinpflaster, drückte meinen Gang hinüber. Danach fuhr ich erstmal ein Loch zu sieben Mann aus meiner Gruppe zu die enteilt waren. Nun war es nicht mehr weit und man konnte den Ziel anstieg schon erkennen. „Was solls“ dachte ich mir und attackierte noch mal aus der Gruppe heraus, denn im Ziel wartete meine Freundin und ein paar Freunde, da wollte ich wenigstens noch mal eine gute Figur machen;).

 

Ich kam auch gut weg, gewann sozusagen den Sprint meiner Gruppe und wurde letztendlich 65.

10m nach dem Ziel versuchte ich noch mal runterzuschalten, daraufhin löste sich mein Schaltwerk und verkeilte  sich im Hinterrad, woraufhin das blockierte und ich den Leif Hoste (Flandernrundfahrt) machte. So durfte ich noch ein bisschen schieben und nahm ogkempfs Megaphon-Begrüßung nicht ganz so freudig auf, sorry Kevin.

 

Mein Fazit: Leistungsmäßig bin ich ganz zufrieden, ohne Sturz wäre ich wohl mit Holger ins Ziel gekommen, denn am Ende waren die Beine wieder richtig gut, aber mit meinem Hinterreifen, der neu war und von der Firma Schwalbe als Allroundreifen angepriesen wird, bin ich gelinde gesagt unzufrieden. Aber nächstes Jahr werde ich wieder da sein und von Neuen angreifen, vielleicht mit mehr Glück und weniger taktischen Fehlern.

 

Herzlichen Glückwunsch übrigens an alle Jedermänner, die bei diesem Wette die Strecke bewältigt haben und gute Besserung an alle Gestürzten!


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