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Deutschland-Rundfahrt 1931



Toursplitter

die Deutschen in ihrem Hotel in Köln
Stöpel - Geyer - Metze - Martin Schmidt - Buse - der Kölner Veranstalter Köthke - Müller - Thierbach - stehend links Frankenstein


 

 

 "In Erfurt lief Barthélémy am Abend im Hotel überall verzweifelt herum und wollte "Tilleuil" oder so etwas ähnliches haben. Keiner wußte was "Tilleuil" ist, bis Matter den Wunsch des Franzosen übersetzte. Er muß vor dem Abendessen immer Lindenblütentee trinken da er sonst nicht  schlafen kann. Und sein Vorrat war alle geworden. Wo sollte man so spät Lindenblütentee hernehmen? Es mußte einmal so gehen, und die Folge davon war, daß - der Nordfranzose die beiden nächsten Etappen gewann! Er will nun abends keinen Lindenblütentee mehr haben."



 



 

 

Thierbach und Bulla wurden nach der 5. Etappe in Erfurt zu je 20 Mark Strafe verknackt, weil der Wiener im letzten Stadium des Rennens dem Dresdner etwas zu trinken gegeben hatte, obwohl sie verschiedenen Länderteams angehören. Bulla klagte uns nachher sein leid. "In Frankreich hätte ich noch 20 Mark Belohnung bekommen, wenn ich so anständig gewesen wäre, dem verdurstenden Pélissier von meinem letzten Trinkvorrat abzugeben. Von mir bekommt keiner mehr etwas! Meine Kameradschaftlichkeit wird mir zu teuer!"



 

Nach dem Start der 2. Etappe in Freiburg
Archiv Wolfgang Schoppe


 

 

Zitat zum Zieleinlauf der 3. Etappe in München: "Der das ganze Rennen begleitende  Rüsselsheimer Polizist arbeitete auf der Strecke ausgezeichnet und brachte wieder alle "Wilden" schnell aus dem Rennen. Gegen den Ansturm der vielen unerwünschten Begleiter, Autos, Motorradfahrer und Radfahrer, die sich kurz vor München zu uns gesellten, war er natürlich machtlos. Das Unheil blieb denn auch nicht aus, aber an dem Sturz, der sich bei dem Massen-Endspurt ereignete, ist die absperrende Münchener Polizei nicht schuldlos. Anstatt die wilden Begleiter vorher abzulenken, ließ sie (sie) frisch-fröhlich mit den 34 spurtenden Rennfahrern durchfahren. Dazu kam noch, daß ein für eine Firma reklamefahrender Radfahrer im Dreß, der garnicht dazugehörte, aber ebenfalls von einer Anzahl Begleiter umgeben war, zusammen mit den Deutschlandfahrern am Ziel eintraf, ohne daß dies von der Polizei verhindert wurde. Die Spurtstraße war also in diesem Moment vollkommen verstopft, und die 34 Mann, von denen doch jeder einen der ausgesetzten Geldpreise gewinnen wollte, ballten sich auf dem übrigbleibenden Teil der Straße beängstigend zusammen. Autos und Motorradfahrer spurteten verzweifelt mitten im Felde, und es war ein Wunder, daß nur drei Mann mit einem kleinen BMW karambolierten. Am schlimmsten war Dinale mitgenommen. Neben zahlreichen blutenden Wunden zog er sich eine heftige Prellung an der rechten Seite zu und mußte, nachdem man ihn aufgehoben hatte, mit schmerzverzerrtem Gesicht von zwei Sanitätern über das Band geschleppt werden. Sein Landmann Giuntelli und der Luxemburger Krier kamen glimpflicher davon."



 



 

 

"Solche Begeisterung wie in Breslau herrschte nirgends. Ich glaube, die Jungens haben das Hotel, in dem  die Fahrer wohnten, die ganze Nacht belagert. Am Morgen wenigstens konnte man vor Gedränge kaum auf die Straße zu seinem Wagen. Und am Start erst! Ein solches Heer von Fußgängern, Radlern und Radlerinnen haben wir kaum jemals gesehen!

 

Wir trafen auch Vinzelsberg, den Breslauer Opelvertreter. Auf unsere Frage, wie es möglich sei, daß bei einer derartigen Radsportbegeisterung die Rennbahn so schlecht besucht sei, erwiderte der ehemalige Sprinter und Tandempartner Webers: "Nirgends ist die Arbeitslosigkeit so groß wie in Breslau. Das sehen sie ja an den Massen um 1/4 10 Uhr vormittags am Start ... ." "



 

auf der Strecke


 

 

"Barthélémy und Piccin trafen mit erheblichem Rückstand im Wannsee-Stadion ein. Später erfuhr man, daß sie sich verfahren hatten, kein Wunder bei der schlechten Wegemarkierung vom Beginn des Weichbildes der Reichshauptstadt an.  Viele Wagen, auch der unsrige, haben in den letzten Kilometern einen falschen Weg eingeschlagen. Bis dahin war so etwas bei dieser Rundfahrt nicht vorgekommen, weder in Hessen, noch in Baden, Bayern, Sachsen und Schlesien. Ausgerechnet in Berlin mußte das passieren?"



 

die Franzosen Moineau und Mayne


 

"Auf der Fahrt nach Magdeburg riß ein Franzose - wer es war, haben wir nicht gesehen - unter unbändigem Gelächter einem gemächlich dahinradelnden Gendarmen die Mütze vom Kopfe und warf sie weg, wie man es mit den gar zu aufdringlichen "wilden" Rad- und Motorfahrern zu machen pflegt. Uns lief es eiskalt über den Rücken, denn das war ja glatte Beamtenbeleidigung, aber der wackere Grüne verstand Spaß und ließ den Missetäter ziehen, vielleicht aber auch, weil er vorher wußte, daß er auf seinem vorsintflutlichen Drahtesel den Verbrecher doch nicht eingeholt hätte. So etwas kann aber auch schief gehen!"



 

 

Zitate und Bilder:

Illustrierter Radrenn-Sport 1931 

Archiv Wolfgang Schoppe


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