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U23 - Mock List 2005



Platz 15: Trent Lowe

Trent Lowe

Australien

08.10.1984

 

Mit 14 Jahren begann Trent Lowe 1998 mit wettkampfmäßigem Radsport. Allerdings nicht auf der Straße, sondern mit breiten Reifen im Gelände. Dass er nicht völlig talentfrei durch die australische Landschaft radelt, wurde spätestens zwei Jahre später deutlich, als Lowe australischer U17-Mountainbike-Meister und Ranglisten-Erster seines Landes wurde. Ein Jahr später folgten dann gleich der Titel des Ozeanien-Meisters bei den Junioren und eine Bronzemedaille bei der Junioren-Weltmeisterschaft in den USA. So wurde man auch international auf ihn aufmerksam und 2003 fand er sich in einem italienischen Mountainbike-Team wieder. Sein Aufstieg setzte sich mit dem australischen Juniorentitel und dem Junioren-Weltmeistertitel in Österreich fort. Seine erste Männersaison verbrachte er in amerikanischem Dienst. Das „Subaru–Gary Fisher“ Team lockte den Australier zurück in englischsprachige Gefilde. Und schon im ersten Männerjahr gab es die ersten Erfolge. So wurde Trent australischer U23 Meister. In der amerikanischen NORBA Series schlug er sich äußerst achtbar. Wichtiger aber für seine spätere Karriere waren die ersten „Aha – Erlebnisse“ auf der Straße. Bei der Sea Otter Classic (2.5) in den USA bewies er auch auf der Straße Klasse. Während Chris Horner das Rennen souverän gewann, wurde Lowe Elfter. Keine ausgerissenen Bäume, aber bei der versammelten nordamerikanischen Elite ein Achtungserfolg, zumal er vermutlich weiter vorn gelandet wäre, wenn das Rennen bergiger gewesen wäre.

Dieses Jahr fuhr der junge Australier weniger Mountainbike – Rennen, allerdings erzielte er vor allem in der Norba Serie etwas bessere Ergebnissen als im Vorjahr. Dafür ging es auf der Straße steil nach oben. Lowe heuerte für die Redlands Classics (2.2) und die Tour of Georgia (2.1) beim Continental Team Jittery Joe´s Team an. Und schon auf der ersten echten Etappe der Redlands zersägte er die gesamte anwesende nordamerikanische Szene. Er siegte in Oak Glen bei einer Bergankunft vor einem der Superstars der dortigen Szene, nämlich Chris Wherry. Zwölf Sekunden nahm der Straßen-Nobody dem 32-jährigen Routinier, der später aufgrund des schnelleren Prologs die Rundfahrt vor Lowe gewann, ab.

In Georgia mischten sich zu den nordamerikanischen Stars auch europäische Teams, vor allem allerdings die europäischen Teams um die amerikanischen Pro Tour Stars wie Armstrong, Landis und Julich.

Lowes 23. Rang im Zeitfahren, mit 3:02 Rückstand bei 30km auf Floyd Landis, ist im Endeffekt nicht schlecht für einen Vollblutkletterer, aber wenn er bei den Profis ein Großer werden will, sollte er an dieser Fähigkeit noch ein wenig schlüsseln. Seine Stärke am Berg hingegen konnte er auch in Georgia, bei der Bergankunft am Brasstown Bald Mountain, beweisen. Während Danielson vor Leipheimer gewann und die ganze Radsportwelt nach Armstrongs drittem Platz an dessen Tourform zweifelte, kam Trent Lowe gemeinsam mit dem ein Jahr älteren Neunten der Deutschland Tour, Saul Raisin, ins Ziel. Insgesamt reichte es zu Platz Elf in der Gesamtwertung. Dieser elfte Platz und vor allem die Leistung am Berg aber reichten, um Discovery Channel auf den Mountainbiker aufmerksam zu machen. Sie nahmen Kontakt auf. Das Armstrong-Team und Subaru–Gary Fisher kooperieren und auch Discoverys Ex-Mountainbiker Ryder Hesjedal kam von dieser MTB-Mannschaft in die Pro Tour. Nach der Tour de France wurde das Interesse Discoverys erneut bekundet, und Ende August kam es für Lowe tatsächlich zur Vertragsunterzeichnung bei dieser Mannschaft. 2006 werden wir also Trent Lowe in einer Pro Tour Mannschaft bewundern können. Er wird sein Mountainbike dann an den Nagel hängen und sich vollständig auf die Straße konzentrieren. Erst aber will er bei der momentan stattfindenden Mountainbike-WM die Goldmedaille für Australien gewinnen. Top-Favorit im U23-Rennen ist er jedenfalls!

 

Nachtrag:

Trent konnte den Erwartungen nicht 100%ig gerecht werden…mit rund 18 Minuten Rückstand auf den Sieger Trofimov.

 

nominated by ogkempf, presented by ogkempf

 



Platz 14: William Walker

William Walker
© cyclingfx.nl

William Walker

Australien

30.10.1985

 

Nur wenige noch aktive Fahrer können von sich behaupten, ein UCI-Rennen mit einer Länge über 300 Kilometern gewonnen zu haben. Vielleicht ist William Walker sogar der Einzige. Aber dazu später mehr.

Sein erster Kontakt mit dem Rad machter der kleine Will mit 14 Jahren. Aber als er sich drei Jahre später durch einen Etappensieg bei der Geelong Classic gegen ein Feld mit unter anderem Robbie McEwen durchsetzte, wurde er in die australische Juniorenmannschaft berufen, was seine Karriere so richtig in Schwung brachte. Als Teil dieser Nationalmannschaft konnte er an einem achtwöchigen Rennprogramm in Europa teilnehmen. Solche Rennreisen sind für die australischen Nachwuchsfahrer, die nicht für europäische Teams fahren, eigentlich die einzigen Chancen sich auf dem Radsportkontinent Nummer eins zu zeigen. Und Walker nutzte diese Chance ausgezeichnet, indem er in Italien das Juniorenrennen Giro della Basilicata gewann. Seine hervorragenden Leistungen brachten ihm auch Starts bei der Weltmeisterschaft in Hamilton ein. Im Zeitfahren konnte er einen sehr guten fünften Platz erfahren.

Seine erste U23-Saison fuhr er trotzdem in Australien, und zwar für das dortige Nationalteam, für das die Nachwuchsathleten auch Verträge unterschreiben müssen. In diesem Jahr kam er erst spät richtig in Fahrt. Aber immerhin noch rechtzeitig, um im Oktober  jenen im ersten Satz erwähnten Erfolg einzutüten. Das Rennen Melbourne – Warnabool (1.5) ist schon von Natur aus ein widerlich langes Rennen. Aus Sicherheitsgründen – was immer man sich darunter auch vorstellen mag – wurde das Rennen 2004 aber noch mal um 32 Kilometer verlängert, so dass die Gesamtdistanz 306 Kilometer betrug. Will Walker setzte sich mit seinem Landsmann Jonathan Clarke ab und nahm diesem im Sprint noch einmal zwei Sekunden ab; Walkers erster UCI-Sieg! Und im selben Oktober packte er gleich noch eine Schippe drauf. Bei der dreizehnten Etappe der Herald Sun Tour (2.3) war zwar die Distanz  249 Kilometer kürzer, dafür aber war die Konkurrenz ein Stück stärker einzuordnen. Vielleicht war es dieser starke Oktober, der Walker letztendlich einen Vertrag bei den Mini-Rabos brachte.

Auch bei den Rabos brauchte er einige Zeit, um dem Wald an Vorschusslorbeeren gerecht werden zu können. Zwar wies er im April bei der Cinturon Ciclista a Mallorca (2.2) mit einem zweiten Platz auf der ersten Etappe schon mal nach, dass er Zeitfahren kann, aber der erste kleine Kracher kam erst im Juli. Wieder in Spanien, dieses Mal beim Circuito Montanes (2.2), konnte er seine Klasse nachweisen. Dieses Mal tat er es auf einem profilierten Kurs und gewann eine Etappe; sein dritter UCI-Sieg. In der Gesamtwertung wurde er Achter. Seitdem ist er bei kleineren Rennen immer gut dabei. Die Thüringen-Rundfahrt, die Leib- und Magenrundfahrt der Mini-Rabos, beendete er als Fünfter. Momentan steht Walker bei der Tour de l´Avenir (2.1) auf einem guten, siebten Platz. Da sein standardisierter Kapitän Kai Reus nach einem Sturz ausgeschieden ist, wird Walker als Kapitän seiner Mannschaft jetzt kaum noch Plätze einbüßen und ein weiteres gutes Resultat auf sein Konto überweisen können.

Da er in diesem unglaublich starken Team fährt, musste Walker häufig in die Rolle des Helfers schlüpfen. Und auch dabei zeigte er Klasse. Er wird wohl nach Mathew Hayman und Rory Sutherland der dritte Aussie sein, der von den Mini-Rabos direkt zu den großen Rabos geht. Nur der Zeitpunkt steht noch nicht fest, aber William hat noch zwei weitere Jahre in der U23, es besteht also kein Grund zur Panik. Sollte er dieses Jahr noch keinen Pro Tour Vertrag bekommen, wird er die kleineren und schweren Rundfahrten sicher gut aufmischen können.

 

Nachtrag:

Walker konnte den siebten Rang bei der Tour de l´Avenir in der Tat halten.

 

nominated by ISPO Hoffi, presented by ogkempf

 



Platz 13: José Joaquín Rojas Gil

José Joaquín Rojas Gil

Spanien

08.06.1985

 

Rojas, der der Bruder des bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückten Ex-Profis Mariano Rojas ist, ist von seinem Ruf her so etwas wie die spanische Ausgabe eines Dekkers, eines Hausslers oder eines Nibalis. Ein Fahrer, der zu Juniorenzeiten in seinem Land nahezu nach Belieben dominierte und mit der internationalen Spitze um die großen Siege kämpfen konnte. Ein echtes Supertalent also, und kaum ein anderer spanischer Neo-Profi wird jemals mit solch großen Vorschußlorbeeren und hohen Erwartungen in die erste Profisaison gestartet sein, wie es Rojas 2006 tun wird.

In der Jugend war er bereits einer der Besten seines Landes, doch als er 2002 seine erste Juniorensaison bestritt, durften sich die Talentspäher seinen Namen erstmals ganz dick in ihren Notizblock schreiben. Als Jungjahrgangs-Fahrer wurde er Fünfter bei der spanischen Zeitfahrmeisterschaft, gewann den Titel im Straßenrennen per Massensprint und führte am Jahresende die Juniorenrangliste an. Er bestritt auch die WM in Zolder, doch eine mögliche Top10-Platzierung wurde durch einen spektakulären Sturz kurz vor der Ziellinie zunichte gemacht.

Rojas nahm zwischen der 2002er Saison und der 2003er Saison vier Kilogramm ab, um seine einzige kleine Schwachstelle, nämlich die längeren Anstiege, abzustellen. Das was die iberische Konkurrenz nach seinem Bomben-Einstiegsjahr bei den Junioren befürchten musste, trat 2003 dann auch ein: Das aus Cieza (Murcia) stammende Ausnahmetalent avancierte endgültige zum absoluten Dominator seiner Altersklasse. Er gewann die wichtigste Juniorenrundfahrt Spaniens, die Vuelta Besaya inkl. drei Etappensiege, sowie die spanische Zeitfahrmeisterschaft und führte am Ende der Saison mit 23 Saisonsiegen im Gepäck die Juniorenrangliste mit doppelt so vielen Punkten wie der Zweitplatzierte, Diego Milan, an, weil er in absolut jeder Disziplin der Beste war. Bei der WM in Hamilton war er natürlich wieder am Start, und nachdem er beim Zeitfahren etwas enttäuschte, konnte er mit seinem vierten Platz im Straßenrennen endlich auch mal bei einem internationalen Wettbewerb seine Duftmarke setzen.

Direkt nach der Weltmeisterschaft unterschrieb er für das Liberty Seguros U23-Team. In seiner ersten U23-Saison 2004 hatte er erwartungsgemäß keine großen Probleme sich auch in den wesentlich anspruchsvolleren Amateurrennen zu behaupten. Die große Dominanz war logischerweise zwar erstmal weg und seine Entwicklung tendierte Richtung hügelfester Sprinter, aber mit vier Saisonsiegen und der WM-Teilnahme in Verona gehörte er umgehend zur nationalen U23-Spitze. In jenem WM-Rennen in Italien war er zwar mal in einer Ausreißergruppe zu finden, doch entscheidende Akzente konnte er noch nicht setzen. Das soll und wird bei der diesjährigen WM ganz anders sein.

Er wäre vielleicht schon in dieser Saison ins Profilager gewechselt, doch Madrid und sein eh noch geringes Alter waren zwei gute Gründe, ihn noch ein Jahr bei den U23 zu lassen. Schon vor der Saison war klar: Rojas Form soll bei Weltmeisterschaft kulminieren und er soll auf einem ihm nahezu perfekt zugeschnittenen Kurs den Titel für die Gastgeber holen. So ist auch seine bisherige Saison zu interpretieren: Er war zwar immer präsent mit Top10-Platzierungen bei größeren Rennen wie der Vuelta Bidasoa oder Vuelta Extramadura und konnte im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich zulegen am Berg und im Zeitfahren, doch die Dominanz aus Juniorenzeiten kehrte auch 2005 nicht wieder zurück. Das trotzdem alles stimmt in Richtung Weltmeisterschaft, deutete er als Liberty Seguros-Stagiaire bei der Tour de l’Avenir an, als er sich als einer der stärksten Fahrer im Feld präsentierte und mit Top10-Platzierungen in Sprints und Zeitfahren einen guten Formaufbau nachwies. Ob er seiner Favoritenrolle am 23. September nun wirklich gerecht werden kann oder nicht – 2006 wird er für Liberty Seguros sein Pro-Tour-Debüt geben.

 

nominated by chreezer und ISPO Hoffi, presented by chreezer

 



Platz 12: Dominique Cornu

Dominique Cornu
© velo-photos.com

Dominique Cornu

Belgien

10.10.1985

 

Als der kleine Dominique mit acht Jahren seinem Vater bei Mountainbike-Wettkämpfen zusah, packte ihn das Radfieber, worauf er ein Rad packte; ein BMX. In seinen ersten Jahren fuhr er nur freizeitmäßig, später ohne Training bei Wochenendrennen. Obwohl er nicht trainierte, war er gelegentlich in der Lage Rennen zu gewinnen. Man konnte ihm also ein gewisses Talent bescheinigen. Als er 14 Jahre alt war, begann er seriöser Rennen zu fahren. Ein Jahr später, als er das „Jugend“-Alter, das ist eine Altersklasse unter den „Junioren“, erreichte, schloss er sich dem belgischen Verband an. Cornu fuhr inzwischen Mountainbike und gehörte immerhin national zu den besseren Athleten.

2001 fuhr Cornu als Vorbereitung für die MTB-Rennen erstmals auch Straßenrennen. Und auf spektakuläre Art und Weise wurde er auf der Straße unverhofft Dritter. Er hat quasi einen „Lebaz“, also einen umgedrehten „Zabel“ gebaut. Im Gegensatz zu Zabel jubelte er viel zu spät. Als er den Zielstrich überquerte, wusste er nämlich nichts von seinem Erfolg. Und auch die Konkurrenz wusste es nicht, denn niemand hatte den Rennfahrern mitgeteilt, dass sie sich in der letzten Runde befanden. Und so begann die erfolgreiche Straßenkarriere des Dominique C.

2002 fuhr er in seiner ersten Juniorensaison mehr Straßenrennen, wodurch die MTB-Erfolge ausblieben. Auch auf der Straße gab es kaum etwas zu ernten, es war ein klassisches Übergangsjahr hin zum Jahr 2003, dem Jahr seines internationalen Durchbruchs.

Er feierte einige Erfolge in der Saison und wurde vom belgischen Verband für die WM nominiert. Durch einen Sturz vor der WM wurde er für das Straßenrennen wieder ausgemustert, aber das Zeitfahren durfte er trotzdem bestreiten, da er als belgischer Meister in dieser Disziplin ein Startrecht hatte. Dominique verfehlte in Hamilton eine Medaille nur knapp und wurde Vierter; nach nur zwei Jahren Straßenradrennsport.

In seiner ersten U23-Saison 2004 wiederholte er genau diese Erfolge. Gegen zum Teil vier Jahre ältere Konkurrenz konnte er sich beeindruckend durchsetzen. Cornu wurde belgischer Meister, und nachdem er den Grand Prix des Nations (1.7.1) auch noch gewann, war er plötzlich einer der Topfavoriten für die WM! Er fuhr als Vierter wieder knapp an einer Medaille vorbei; eine Sekunde fehlte zum Drittplatzierten Vincenzo Nibali und eine weitere, lausige Sekunde davor strandete Thomas Dekker. Beide sind inzwischen Profis und konnten in ihrer ersten Profisaison absolut überzeugen. Der 196 cm lange und nur 77 kg schwere, schlaksige Stylist Dominique Cornu avancierte in Belgien zum Star und hätte sofort zu Discovery wechseln können. Aber er wollte lieber noch in der U23 Erfahrung auf der Straße sammeln.

Dies tat er dieses Jahr wieder eindrucksvoll. Früh in der Saison wies er nach, dass er auch ordentlich klettern kann. Ein fünfter Platz beim Ardennen Pfeil (1.2) bei mäßiger Konkurrenz belegt dies. Will er aber ein echter Rundfahrer werden, muss er an diesen Fähigkeiten sicher noch etwas feilen. Seine Extraklasse im Zeitfahren wies er auch erneut nach. Er gewann das Zeitfahren und die Gesamtwertung der Tour de Berlin. Bei der EM gewann er Silber, zwei Sekunden hinter Dimitry Grabosvskyy und noch vor dem letztjährigen Weltmeister Janez Brajkovic, der inzwischen auch bei Discovery in der Pro Tour fährt. Dass er sich auch bei den Profis nicht verstecken muss, bewies Cornu bei der Belgien–Rundfahrt (2.1). Im Zeitfahren wurde er hervorragender Fünfter, 21 Sekunden hinter dem Stundenweltrekordler Ondrej Sosenka.

Bei der U23-Weltmeisterschaft ist er großer Favorit auf das Gold im Zeitfahren. Aber egal was er macht, seinen Vertrag für die nächste Saison hat er sicher. Cornu wird die Pro Tour und Davitamon sicher bereichern!

 

nominated by Robert Wagner und ogkempf, presented by ogkempf

 



Platz 11: Miha Svab

Miha Svab

Slowenien

20.04.1984

 

In Slowenien sprießen in den letzten Jahren die Talente nur so aus der U23-Szene heraus. Letztes Jahr schafften es mit Jure Zrimsek (Platz 20), Janez Brajkovic (Platz acht) und Tomasz Nose (Platz zwei) gleich drei Slowenen in die Mock List. Alle drei sind inzwischen Profis und so ist Miha Svab, der letztes Jahr noch in allen Belangen hinter jenen drei Fahrern zurückstand, dieses Jahr erfolgreich in die Lücke gesprungen, die sie hinterließen.

Die meisten slowenischen Spitzentalente, vor allem die oben genannten und Kristjan Fajt sowie Tadej Valjavec, sind als Kletterer bekannt. In Slowenien gibt es allerdings auch ein paar endschnelle Leute, im Profibereich gehört Uros Murn dazu. Sollte Miha Svab nächstes Jahr Profi werden, wird er die Sprinterfraktion sicher nicht verstärken. Denn auch er ist ein sehr starker Mann am Berg, der aber auch über sehr ordentliche Zeitfahr-Qualitäten verfügt.

Ein Beweis hierfür ist zum Beispiel das Zeitfahren der U23-Weltmeisterschaft im Zeitfahren letztes Jahr, wo er 15. wurde. Sieben der Fahrer vor ihm sind inzwischen im Profipeloton unterwegs. So hat Miha dieses Jahr eventuell Chancen unter die besten Zehn zu fahren, wenn er vom slowenischen Verband nominiert wird.

Sein wahres Steckenpferd aber sind, wie erwähnt, die Berge. Was er drauf hat konnte er 2005 bei mehreren kleinen Rennen in Kroatien, Serbien und Italien zeigen. Das erste, echte Ausrufezeichen kam bei der Apennin-Rundfahrt (1.1). Dieses Rennen gewann Gilberto Simoni vor Luca Mazzanti und Przemyslaw Niemic. Aber nur zehn Sekunden später kam Svab bei diesem schweren und gut besetzten Rennen als Zehnter über den Strich. Eine Leistung, die nur ganz wenigen U23-Fahrern zuzutrauen ist.

Mit diesem Resultat im Rücken kam er dann zur Thüringen–Rundfahrt. Dort war er sofort einer der Top-Favoriten – auf eine Herausfordererrolle für die Mini-Rabos. Dass er diese erfüllen konnte, wurde schnell deutlich. Nach der fünften Etappe befand er sich auf Platz vier der Gesamtwertung. Die sechste war zugleich auch die schwerste Etappe, mit einer Bergankunft in Bad Blankenburg. Und dort brachte Svab den Leader Kai Reus in Probleme. Letztendlich verlor Reus nur drei Sekunden auf Svab, aber der Slowene schlug den großen Favoriten und schob sich auf Rang zwei vor. Im Bergzeitfahren auf der folgenden Etappe verlor er diesen Platz durch einen dritten Platz an den Tagessieger Luigi Sestili und so stand am Ende ein dritter Platz zu Buche. Damit war er bei dieser absoluten Weltklasse-Rundfahrt aber drei Plätze weiter oben platziert als sein Teamkollege Janez Brajkovic, der damals noch nicht bei Discovery fuhr.

Seitdem ist es sehr still geworden um Svab. Er hat weder einen Profivertrag unterzeichnet, noch hat er mit weiteren Ergebnissen auf sich aufmerksam gemacht. Im Straßenrennen bei der Weltmeisterschaft wird er sich kaum präsentieren können, wenn er also wirklich noch um einen Vertrag kämpfen muss, wird dies bei der Zeitfahr-Weltmeisterschaft passieren müssen.

Ansonsten wird er wohl auch nächstes Jahr wieder in der kleinen, slowenischen Talentschmiede „Krka“ fahren.

 

nominated by Robert Wagner und ogkempf, presented by ogkempf

 



Platz 10: Mathieu Perget

Mathieu Perget

Frankreich

18.09.1984

 

Mathieu Perget ist zweifelsohne einer der klangvollsten Namen, den der französische Nachwuchsradsport in diesen Tagen hervorgebracht hat. Und gemessen an den Erwartungen, die er vor ein paar Jahren geschürt hat, hätte er mittlerweile einen noch größeren Namen haben müssen.

Die Rede ist natürlich von seinem bombastischen ersten Juniorenjahr anno 2001. Als französischer Jugendmeister bereits mit einigen Vorschußlorbeeren bedacht, sprengte er damals alle Erwartungen. Für das französische Nationalteam fahrend, wurde er unter anderem Dritter bei der Trofeo Karlsberg hinter Marcus Burghardt und Thomas Fothen, Dritter beim Alpenklassiker hinter Marc De Maar und Niels Scheuneman und Zweiter beim GP Rübliland wiederum hinter Niels Scheuneman (inklusive eines Etappensieges). Dies alles wohl gemerkt als Fahrer, der gerade erst der U17 entsprungen war! Als seien diese Erfolge nicht schon genug gewesen, setzte er bei der schweren Weltmeisterschaft in Lissabon noch eins drauf: Bronze im Straßenrennen, womit er sich endgültig in die absolute Weltspitze des damaligen Juniorenjahres katapultierte. In Zahlen ausgedrückt: Sechster Platz in der Weltrangliste.

An diese Ergebnisse kam Perget, der mit sieben Jahren den Radsport für sich entdeckte und seither von seinem Vater unterstützt wird, seltsamerweise schon im nächsten Jahr nicht mehr ganz ran. Hier und da mal eine Top10-Platzierung auf internationaler Ebene, zum Beispiel der Fünfte Platz beim Alpenklassiker, aber Weltspitze? Nein, davon war der französische Kletterspezialist 2002 ein gutes Stückchen entfernt.

In den Folgejahren bei den U23 ließ er sein Talent noch ab und an aufflackern, so geschehen bei der Ronde de l’Isard 2003 mit einem achten Gesamtrang und 2004 mit Gesamtrang zehn, doch um wieder da hinzukommen, wo er als 17-Jähriger einmal war, brauchte er vier Jahre. 2005 war es dann also endlich so weit: Perget war in der Weltspitze zurück. Der mittlerweile für den VC Roubaix fahrende Montalbaner glänzte bereits im Februar bei dem mit einigen Profiteams besetzten Criterium des Espoirs (2.2) mit einem zehnten Gesamtrang. Und das sollte sich im Verlauf der Saison so fortsetzen. Es folgten ein dritter Platz in der Gesamtwertung des Circuit Ardennes (2.2) sowie ein achter bei der Ronde de l’Isard (2.2 U23). Viel herausragender bei der Isard-Rundfahrt war aber sein Etappensieg auf der Schlussetappe, als er mit dem späteren Gesamtsieger Eduardo Gonzalo die restlichen Teilnehmer um mehr als eine Minute distanzierte. Quasi direkt im Anschluss an diese Rundfahrt haute er bei der Tour de Gironde (2.2) noch einen Etappensieg raus und wurde dort Gesamtzweiter. Die Form des französischen Kletterers war nahe dem Höhepunkt, und kulminierte scheinbar genau richtig beim ersten ganz großen Saisonziel der französischen U23-Nationalmannschaft: Den Mittelmeerspielen im spanischen Almeria. Dort fuhr er in der letzten Runde, ganz entgegen seiner eigentlichen Charakteristiken, der Kopfgruppe auf einer Abfahrt davon und gewann schlussendlich mit über einer Minute Vorsprung vor den Verfolgern.

Mit diesem großen Sieg hatte er seinen Profivertrag in der Tasche, und zwar bei Illes Balears, bei denen nächstes Jahr mit Caisse d’Epargne ein finanzkräftiger französischer Sponsor einsteigt. Die gute Form der Mittelmeerspiele konnte Perget bei den unmittelbar darauf folgenden Europameisterschaften nicht nutzen, und er kam nur mit dem großen Hauptfeld ins Ziel. Seitdem ist es sehr still um ihn geworden, scheinbar ist er mit den Kopf schon bei den Profis – Resultate im Herbst sucht man jedenfalls vergeblich und so ist es nicht verwunderlich, dass er für die Weltmeisterschaften in Madrid nicht nominiert wurde.

 

nominated by chreezer und ISPO Hoffi, presented by chreezer

 



Platz 9: Marc de Maar

Marc de Maar
© cyclingfx.nl

Marc de Maar

Niederlande

15.02.1984

 

Wie auch Tom Veelers, ist Marc de Maar ein Fahrer, der bei Rabobank ausgemustert wurde und später eine zweite Chance bekam. Und auch bei de Maar war Löwik das Team, welches sich bereiterklärte, das fallen gelassene Talent aufzuheben.

Aber Marcs Karriere begann viel früher. Im Alter von vierzehn Jahren fragte er seine erste Lizenz an. In der „Jugend“ wurde sein Talent dann erstmal vom großen niederländischen Radsportsponsor wahrgenommen. Da es aber kein Rabobank Jugend Team gab, man den neuesten Fang aber trotzdem fördern wollte, stellte man de Maar einen betriebseigenen Trainer zur Seite. Ein Jahr später, 2001, wechselte der Niederländer selbstverständlich wirklich zu den Rabobank-Junioren. Und dort erlebte de Maar eine Supersaison. Er holte sich zehn Saisonsiege, unter anderem die Classique des Alpes. Er manifestierte sich als eines der größten Klettertalente überhaupt. So wurde er auch in die Weltmeisterschafts-Auswahl der Niederländer berufen. Und Marc bekam seine ersten kleinen Starallürchen. Er dachte, alles im Radsport würde von selbst auf ihn zukommen. So setzte er seine zweite Juniorensaison völlig in den Sand. Und das Resultat dieses Selbstfindungsjahres war der Gratisflug aus dem Rabobank-Förderungsprogramm.

Wie bereits erwähnt fand sich mit Löwik trotzdem ein gutes niederländisches Team. Dort schloss er aufgrund einer Verletzung zunächst nahtlos an das vermurkste Vorjahr an. Aber nicht zuletzt durch einen achten Platz bei Rund um den Henninger Turm (1.7.1) und eine starke Thüringen–Rundfahrt (2.7.1) weckte er das Interesse der Mini-Rabos erneut. De Maar war jetzt kein Superkletterer mehr, auch wenn er noch immer gut berghoch fahren konnte. Er wurde mehr zu einem Allrounder.

Diese Allroundstärke baute er im nächsten Jahr, 2004, im orange-blauen Trikot der weltbesten Nachwuchsmannschaft aus. Dort gewann er mit Hasselt–Spa-Hasselt (1.5) sein erstes UCI-Rennen. Einen anderen wichtigen Sieg verbuchte er auf deutschem Boden, als er die beeindruckende Teamvorstellung am Henninger Turm (1.7.1) mit dem Sieg abrundete. Kurz darauf wurde er auch Dritter der Thüringen–Rundfahrt (2.7.1). Wieder, wie eigentlich jedes Jahr, nach einer alles dominierenden Vorstellung seines Teams. Er durfte auch für die Niederlande bei der Weltmeisterschaft in Verona starten. Dort war er lange in der Spitzengruppe und musste viel für seinen Kapitän Thomas Dekker arbeiten. Am Ende wurde er trotzdem sehr guter Achter. Eigentlich ein guter Grund für einen Profivertrag, aber das Team brachte schon sieben andere Fahrer in Pro Tour Mannschaften unter, und so durfte Marc de Maar noch ein Jahr länger bei den Minis bleiben.

Und neben Kai Reus, war de Maar für 2005 von vornherein als Leader eingeplant. Und diese Leaderrolle hat er mehr als ordentlich ausgefüllt. Mit nicht weniger als sechs UCI-Siegen kann er sich dieses Jahr schmücken. Die frühere Top U23-Rundfahrt Le Triptyque des Monts et Châteaux (2.2) wurde sein erstes Opfer, er machte weiter mit der Gesamtwertung und einer Etappe der Tour du Loir-et-Cher (2.2), zwei Etappen der Olympia´s Tour (2.2) und einem Sieg bei der Tour de Gironde (2.2). Und obwohl er noch ein Jahr in der U23 hätte, sind Marcs Verträge für die nächste Saison beim Pro Tour Team von Rabobank schon unterzeichnet. Und da dieses Jahr eigentlich alle letztjährigen Mini-Rabos gute bis sehr gute Leistungen abgeliefert haben, kann man von Marc de Maar sicher auch einiges erwarten. Auf allen Arten welligen Terrains und kürzeren Zeitfahren wird er sicher das eine oder andere Mal vorn zu bewundern sein. Und wenn er im Bild ist, werden die Reporter sicher verteufelt oft den Namen des gleichaltrigen Thomas Dekker ausrufen. Denn die beiden ähneln sich, auch aufgrund des offensichtlich gleichen Friseurs, auf dem Rad wie ein Ei dem anderen.

 

nominated by Robert Wagner und ogkempf, presented by ogkempf

 



Platz 8: Anders Lund

Anders Lund

Dänemark

14.02.1985

 

Wer in Dänemark einen Profivertrag haben möchte, sollte sich beeilen. Denn aus dem Juniorenbereich stürmt ein Jahrgang heran, den es so im dänischen Radsport vermutlich noch nie gegeben hat. Der Aufschwung im dänischen Nachwuchsbereich dauert jetzt schon ein paar Jahre. Martin Pedersen (Jahrgang 83), Mads Christensen (Jahrgang 84), Matti Breschel (Jahrgang 84) und eben dieser Anders Lund stehen Garant dafür. Und nach ihnen kommt nicht die Sintflut, sondern ein Tsunami an Riesentalenten. Und dieser Tsunami wird das dänische GS3-Team „Team GLS“ mit voller Wucht treffen. Allerdings ist diese Mannschaft gut vorbereitet, denn eigentlich alle dänischen Talente kommen über die Junioren zu dieser Mannschaft. So auch Anders Lund, der auch schon bei den Junioren ein absoluter Topper war.

Dies spiegelte sich nicht so sehr in seinem ersten Juniorenjahr 2002 wieder. Er war zwar dänische Spitze und nahm an der Weltmeisterschaft in Zolder teil, aber der 78. Platz dort drückt in etwa das aus, was er die Saison über im Groben geleistet hatte. 2003 sah da hingegen ganz anders aus. Lund war nicht nur dänische, sondern absolute Weltspitze. Er fuhr wieder zur Weltmeisterschaft und dieses Mal landete er 76 Plätze weiter vorn und gewann hinter Kai Reus die Silbermedaille, indem er den Sprint der Verfolger gewann. Die Saison schloss er außerdem als Weltranglisten-Sechster ab.

Sein erstes Männerjahr 2004, das er für den Vorgänger des Team GLS, das Team PH, absolvierte, verlief in etwa wie seine erste Juniorensaison. Er konnte nur wenig bewegen. Trotzdem war er, zum dritten Mal in Folge, Bestandteil der dänischen Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften. Bei der Weltmeisterschaft in Verona sah er allerdings das Ziel nicht.

Dieses Jahr folgte dann der erwartete U23-Durchbruch. Was seine Stärken und Schwächen waren und sind, machte er gleich schnell deutlich. Während er bei der U23-Edition von Lüttich–Bastogne–Lüttich hinter seinem Teamkollegen Martin Pedersen noch Zweiter wurde, konnte er im gleichen Gebirge, beim Circuit des Ardennes (2.2), die schwerste Etappe für sich entscheiden. Da er das Zeitfahren aber so richtig in den Sand setzte, wurde er in der Gesamtwertung noch von Florian Morizot abgefangen, so dass er Zweiter wurde. Auch bei den kleinen italienischen Eintagesrennen tauchte der Name Lund ein ums andere Mal auf. So wird schnell deutlich, dass der Däne ein typischer Eintagesfahrer ist. Explosiv am Hügel und schnell im Spurt.

Dies bewies er auch bei der diesjährigen Europameisterschaft in Moskau, die für ihn erstaunliche Parallelen zur Weltmeisterschaft in Hamilton bereitlegte. Wie auch in Kanada entfloh ein Mann der Masse. Wie auch in Hamilton gewann in Moskau Anders Lund den Sprint der Verfolgergruppe und gewann Silber.

Dass Lund auch für die Profis bereit ist, zeigt sein zehnter Platz bei der Dänischen Profi-Meisterschaft.

Bei der Weltmeisterschaft in Madrid wird er dann zum vierten Mal in Folge für Dänemark an den Start gehen. Als endschneller Allrounder ist er auf dem Kurs sicher nicht chancenlos und mit Martin Pedersen steht dem dänischen Team ein typähnlicher zweiter Fahrer zur Verfügung. Das dänische Team hat also sicher eine schlagfertige Truppe am Start. Im Gegensatz zu Pedersen hat Lund noch keinen Profivertrag für nächstes Jahr in der Tasche. Im Gegensatz zu Pedersen hat er aber auch noch Zeit, wobei jegliches weiteres Jahr in der U23-Szene vermutlich ein verschenktes Jahr für ihn wäre.

 

nominated by Robert Wagner, ogkempf und chreezer, presented by ogkempf

 



Platz 7: Branislau Samoilau

Branislau Samoilau

Weißrussland

25.05.1985

 

Weißrussland wird eine Radsportsupernation. Vermutlich. Naja, eigentlich wahrscheinlich eher nicht, aber ein gewisser Aufwärtstrend ist doch erkennbar. Mit Alexandre Oussow haben sie einen guten Sprinter bei den Profis. Viktor Rapinski war dieses Jahr Neo und ist für das Pro Tour Team Phonak gefahren, wenn auch recht erfolglos. Der U23-Weltmeister des letzten Jahres, Kanstantin Siutsou, fuhr für Fassa Bortolo ebenfalls in der Pro Tour. Und eben dieser Siutsou bildete letztes Jahr in der U23 mit Samoilau und Kunitski ein enorm starkes Trio. Leider konnte damals niemand von uns die Drei so richtig auseinander halten, so dass keiner in der Mock List auftauchte. Dieses Jahr waren es aber nur noch zwei – und so stehen beide in der Mock List. Eigentlich ist dieser Grund völliger Quatsch, aber er klingt so gut! Viel mehr verantwortlich für die Nichtnominierung der Weißrussen im letzten Jahr war ihre Unbeständigkeit.

An Samoilau führte in dieser Saison aber auch überhaupt gar kein Weg vorbei. Während die Weißrussen letztes Jahr in ihren Leistungen stark, aber wie erwähnt schwankend waren, hat Samoilau dieses Jahr eigentlich durchgehend abgeräumt. Mitte März begann er seinen UCI-Siegreigen bei der Trofeo Franco Balestra (1.2), die er solo gewann. Bei der Volta Ciclista a Lleida (2.2) im Juni kannte er überhaupt keine Gnade. In Spanien versenkte er alles und jeden. Eine Bergetappe, ein Bergzeitfahren, eine mittelschwere Etappe und die Gesamtwertung fielen dem jungen Weißrussen zum Opfer. Ein weiteres Bergzeitfahren, die Cronoscalata Internazionale Gardone (1.2), schoss er Anfang Juli, bei Anwesenheit der gesamten italienischen U23-Elite, ab. Dass er auch in flachen Zeitfahren nicht zu unterschätzen ist, deutete Branislau bei der EM in Moskau an, wo er den neunten Platz belegte. Den nächsten Sieg holte er erst kürzlich beim mit internationalen Top U23lern besetzten Giro della Valle d´Aosta (2.2) ab.  Und weil der Sieg auf der vierten Etappe solo schön aber einsam war, holte er auf der fünften Etappe einen erneuten Sieg, dieses Mal aus einer Gruppe.

Somit hat Samoilau bisher acht UCI-Siege auf dem Konto. Damit steht er unangefochten an Nummer eins bei den Neos. Überhaupt haben zu diesem Zeitpunkt nur Petacchi, Boonen, und Dekkers mehr Siege als er.

Branislau Samoilau; der vor zwei Jahren vermutlich noch Branislav Samoilav hieß, aber dann klaute den Weißrussen ja bekanntlich jemand das „v“, worauf diese ganz viele „u“s kauften; ist ein hervorragender Kletterer mit durchaus guten Zeitfahrkapazitäten. Einer Rundfahrerkarriere steht also nichts im Wege. Darüber hinaus scheint er auch noch einigermaßen explosiv zu sein, so dass er bei schweren Eintagesrennen auch sehr gut einsetzbar ist. Er hat noch zwei Jahre in der U23 Zeit, aber seine Zeit ist eigentlich definitiv reif. Jedes weitere Jahr in der U23 wäre ein verschenktes Jahr. Trotzdem hat er bisher noch kein Profiteam für die kommende Saison gefunden.

 

nominated by Robert Wagner, ogkempf und ISPO Hoffi, presented by ogkempf

 



Platz 6: Riccardo Ricco

Riccardo Ricco

Italien

01.09.1983

 

„Ist es ein Sprinter? Ist es ein Bergfahrer? Nein! Es ist Superbergsprinter!“ Würde es einen Film über Riccardo Ricco geben, würden diese Sätze darin vermutlich auftauchen und ähnlich legendär  wie „I´ll be back“ oder „Null problemo“ werden.

Dabei fing Riccos Karriere ganz anders an. In seiner Juniorenzeit, war er ein mittelmäßiger bis guter Straßenfahrer, sicher aber kein Topper. Dafür war er im Cross relativ erfolgreich. Bei der Weltmeisterschaft durfte er 2001 für Italien starten, wobei er das Ziel aber nicht erreichte. Den Startplatz für dieses Rennen sicherte er sich durch den Gewinn der italienischen Meisterschaft der Junioren im Cross.

Da er aber auch im Cross nicht zur absoluten Weltspitze gehörte, und da Cross natürlich nur eine Randsportart in Italien ist, nahm er sein Straßenrad zur Hand, um sich mehr und mehr darauf zu spezialisieren.

Und letztes Jahr kam dann der Durchbruch auf dem U23-Gebiet. Bei der ersten Etappe des Giro d´Abruzzo (2.5) sprintete er vor Fred Rodriguez, der später eine Giro-Etappe im Sprint gewann, auf Platz zwei. Auf der zweiten Etappe landete er einen Platz hinter Rodriguez auf Platz drei. Damit übernahm er sogar das Führungstrikot, bei dieser kleinen, aber immer sehr gut besetzten Rundfahrt.

Den Rest des Jahres war es dann verhältnismäßig still um ihn. Er hatte zwar seine große Klasse nachgewiesen, aber er tat dies nur in einem äußerst kleinen Zeitfenster.

Dieses Jahr wiederholte sich die Zeremonie des Vorjahres wieder. Ende März tauchte er beim Gran Premio Palia del Recioto (1.2) mit einem dritten Platz auf. In der ersten Aprilwoche nahm der Italiener dann an der Settimana Ciclistica Lombarda (2.2) teil. Während er sich im Sprint der ersten Etappe nicht platzieren konnte, gewann er das Bergzeitfahren am zweiten Tag mit 18 Sekunden Vorsprung auf Julio Alberto Perez Cuapio von Panaria! Und er nahm wieder das Führungstrikot an sich. Er verteidigte es am nächsten Tag, indem er auf einer Bergetappe seine zwei Fluchtgesellen im Sprint besiegte. Da auch auf der letzten Etappe nichts mehr anbrannte, konnte er auch die Gesamtwertung für sich entscheiden. Dieser Sieg ist wohl eine der besten Leistungen eines U23-Fahrers in diesem Jahr bei Profirennen, auch wenn die Kategorie des Rennens keine solche Großtat vermuten lässt.

Beim GP Liberazione (1.2), das wohl wichtigste U23-Rennen der Welt, welches dieses Jahr zum ersten Mal einen UCI-Status bekam, gewann Ricco Ende April den Sprint des Feldes. Allerdings hatte sich Chris Sutton zuvor schon vom Feld gelöst, so dass Riccardo sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben musste. Und dann wiederholte sich das Schauspiel des Vorjahres erneut. Ein völliges Abtauchen konnte festgestellt werden. Dieses Jahr allerdings scheint er ein zweites Formfenster öffnen zu können.

Im August meldete er sich mit einem fünften Platz bei der Gran Premio Capodarco (1.2) zurück. Und gerade kürzlich gewann er die schwere, abschließende Etappe des Giro della Toscana (2.2) vor Roman Kreuziger. Dies war sein vierter UCI-Sieg dieses Jahres.

Im U23-Bereich vereinte wohl seit Jahren niemand mehr den Sprinter und Bergfahrer so gut auf sich wie Riccardo Ricco. Mit seiner Endschnelligkeit braucht er sich vor den Schnellsten der Szene nicht zu verstecken, und so könnte Ricco Italiens Trumpf bei der Weltmeisterschaft in Madrid werden. Die kleinen Hügel, die der Parcours bereit hält, werden ihm jedenfalls keine Mühe machen.

Nächstes Jahr wird der Italiener in der Pro Tour bei Saunier Duval unterwegs sein. Einige gute Resultate kann man sicher von ihm erwarten, aber die Frage wird bleiben, ob er auch konstant stark fahren kann.

 

nominated by Robert Wagner, ogkempf und ISPO Hoffi, presented by ogkempf

 



Platz 5: Martin Pedersen

Martin Pedersen

Dänemark

15.04.1983

 

Vermutlich kannten nur die wirklich wenigsten Martin Pedersen, als er dieses Jahr wie aus dem Nichts die U23-Version Lüttich-Bastogne-Lüttichs vor seinem zwei Jahre jüngeren, aber schon wesentlich höher eingeschätzten, GLS Teamkollegen Anders Lund gewann. Pedersen fuhr zwar schon letztes Jahr, wie eigentlich das gesamte Team PH (Vorgänger von GLS), für die dänische U23-Nationalmannschaft, aber richtige Erfolge stellten sich dabei nicht ein. Auch als Junior war Pedersen nicht in der Lage für Aufsehen zu sorgen. Bis 2004 war sein aufregendstes Resultat ein achter Platz im Sprint einer Tour de l´Avenir (2.5) Etappe. Und das ist natürlich nicht sonderlich viel wert.

Aber  als man sich nachträglich die Ergebnisse aus 2005  ganz genau ansah, fiel verspätet der kleine GP San Giuseppe (1.2), der im März in Italien gefahren wurde, auf. Dort hatte dieser Martin Pedersen nämlich bereits gewonnen. Ging man zunächst noch von einer Eintagsfliege in Lüttich aus, kamen jetzt schon erste Zweifel. Und wie kurz der Weg von der Eintagsfliege zum Durchbruch ist, bewies Martin zwei Wochen nach dem Lüttich-Sieg in der Olympia´s Tour (2.5) in den Niederlanden, bei der jedes Jahr die stärksten Amateure der Niederlande vertreten sind. Den Sprint der ersten Etappe gewann, wie es auch nicht anders zu erwarten war, Hans Dekkers von den Mini-Rabos mit zwei Radlängen Vorsprung. Dekkers steht mit neun Saisonsiegen auf Platz vier der UCI-Saisonsiegrangliste und fuhr schon letztes Jahr für die Pro Tour Mannschaft der Rabos. Man ging davon ausgehen, dass dieser Hans Dekkers zwei Drittel der Etappen der Olympia´s Tour für sich entscheiden würde. Und so täuschte man sich gewaltig, denn bereits auf der zweiten Etappe schlug Martin Pedersen plötzlich im Massensprint zu. Zwei Wochen nachdem er in Lüttich gewann. Er selbst behauptete im Siegerinterview, dass er gar nicht sprinten könne, eher ein Mann für die Hügel sei und überrascht war, als niemand mehr an ihm vorbei kam. Vermutlich aus Mitleid, weil er nicht sprinten kann, ließen die anderen Jungs Martin auf der folgenden Etappe gleich noch mal im Massensprint siegen. Plötzlich war er ein – und der einzige zugleich – Herausforderer bei der Rundfahrt, die per Definition von Mini-Rabobank dominiert wird. Das Zeitfahren machte ihm allerdings einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. 85 Sekunden auf 20 Kilometer auf Jos Pronk, damit waren alle Hoffnungen auf den Gesamtsieg mehr als vergeben. Da Rabobank immer wieder Gruppen mit ihren Fahrern wegließ und GLS in der Breite nicht stark genug war um Paroli zu bieten, reichte es am Ende für Pedersen nicht einmal für eine gute Platzierung in der Gesamtwertung. Aber der Name des Dänen war jetzt ein echter Begriff.

Und mit diesem Namen im Gepäck fuhr er im Juni nach Norwegen zum GP Ringerike (2.5). Dort gewann er drei von fünf Etappen, alle im Sprint. Nur bei seiner eigentlichen Stärke, den Hügeln, konnte er nicht überzeugen.

Seit dieser Zeit konnte man wenig von Pedersen vernehmen. Bei der Dänemark–Rundfahrt (2.HC) im August bewies er erneut, welch starken Sprint er in den Beinen hat. Mit einem fünften, einem vierten  und einem neunten Platz auf drei Sprintetappen konnte er bei den echten Profis sehr gut mithalten.

Seinen siebten Saisonsieg feierte er erst kürzlich beim Giro Toscana (2.2). Mehr als sieben UCI Siege, nämlich acht, hat im U23-Bereich nur Branislau Samoilau. In der ogkempf Rangliste ist Pedersen der sechstbeste U23-Fahrer auf Platz 306. Und da Dänemark mit CSC und dessen Teamleiter Bjarne Riis, der sowieso ein gutes Auge für den Nachwuchs hat, im Profibereich sehr gut vertreten ist, ist es selbstverständlich, dass Martin Pedersen nächstes Jahr für die Dänen an den Start gehen wird.

Bei der Weltmeisterschaft wird er sicher noch für Dänemark an den Start gehen. Und obwohl er überhaupt nicht sprinten kann (…), gehört er dort zu den Favoriten.

 

nominated by Robert Wagner, ogkempf und ISPO Hoffi, presented by ogkempf

 



Platz 4: Tony Martin

Tony Martin
© tourfoto.de

Tony Martin

Deutschland

23.04.1985

 

Aus der Masse der starken deutschen U23-Fahrer, die aber allesamt nicht wirklich überragend schienen, war neben Gerald Ciolek Tony Martin derjenige, der im Verlauf der Saison doch ein Extra zu bieten hatte.

Tony Martin ist ein Zeitfahrer par excellence. Sein Team Köstritzer gibt als seinen Schwachpunkt Berge an. Das kann man aber inzwischen so nicht mehr stehen lassen, denn auch an Bergen kann Tony inzwischen äußerst stark aus den Stiefeln kommen; wenn die Berge nicht zu steil sind.

Seine Karriere begann Tony allerdings als reiner Zeitfahrer. Bei den Junioren wurde er 2003 Deutscher Meister im Einzelzeitfahren, was ihm auch das Startrecht bei der Weltmeisterschaft einbrachte. In Hamilton wurde er dann, nach einer guten Zwischenzeit, etwas enttäuschend Achter. Dass er aber auch ein durchaus guter Rennfahrer ist, belegte sein siebter Rang in der Bundesliga, den man sicher nicht ausschließlich durch Zeitfahrkünste erringen kann.

Wie eigentlich alle Top-Junioren fand Tony Martin 2004 ein deutsches Top-U23-Team; nämlich das TEAG Team Köstritzer. Dort verlebte er eine ordentliche erste U23-Saison in der Helferrolle, ohne dass er selbst große Ergebnisse herausgefahren hätte. Er wurde letztendlich 28. der Bundesliga und war damit immerhin noch viertbester Fahrer seines Jahrganges.

Dieses Jahr steht er, ein Rennen vor Ende der Serie, auf dem zehnten Platz der Bundesliga. Ein schöner Erfolg, der aber eigentlich niemanden interessiert, bei der Saison, die der Erfurter hinter sich gebracht hat.

Sein Erfolgsreigen begann bei dem wohl noch vor der Thüringen–Rundfahrt wichtigsten U23-Rennen der Welt, dem Giro delle Regioni. Auf der Königsetappe waren die Berge noch deutlich zu schwer für Tony, und er verlor rund zwei Minuten auf die Spitze. Auf den folgenden Bergetappen aber bewies er, dass er seine alte Schwäche nahezu ausgemerzt hat. Er gewann sowohl die vierte als auch die sechste Etappe, indem  er sich im Finale solo auf den Weg machte und jeweils einige Sekunden mit ins Ziel rettete. Das Phänomen eines Etappensieges bei dieser Rundfahrt gab es für Deutsche schon seit Jahren nicht mehr, und in diesem Jahr gewann Martin gleich zwei schwere Etappen in kurzem Abstand. Ein gehöriges Ausrufezeichen. Ein Ausrufezeichen, das leider lange auf seine Bestätigung warten musste. Denn nach diesem Auftritt wurde es still um den jungen Köstritzer.

Aber im Sommer kam er dann wieder zurück. Bei der Europanmeisterschaft in Moskau konnte er im Zeitfahren einen sechsten Platz erringen. Er war damit bester Deutscher und bester Westeuropäer.

Gerolsteiner hatte die Saison des 20-Jährigen offenbar verfolgt und gab ihm einen Stagiaire-Vertrag. So durfte er bei der Regio–Tour (2.1) im babyblauen Shirt an den Start gehen und seine Klasse beweisen. Und das tat er auch artig. Ungeheuer artig, um genau zu sein. Denn trotz der Anwesenheit von sieben Profi Teams plus zwei Pro Tour Teams, gewann er das Bergzeitfahren hinaus zum Kandel mit neun Sekunden Vorsprung auf die zwei Jahre ältere, belgische Rundfahrthoffnung Maxime Montfort, der bereits sein zweites Profijahr fährt. Und bei diesem Sieg spielten nicht das Wetter oder irgendwelchen taktischen Vorteile eine Rolle, Martin war an diesem Tag mit seinen mickrigen 20 Jahren einfach der stärkste und schnellste Fahrer des gesamten Feldes. Somit haben die deutschen U23-Fahrer mit Ciolek und Martin die wohl bedeutendsten Profisiege durch U23-Fahrer weltweit erfahren.

Tony Martins Erfolg am Kandel war natürlich nicht mehr zu toppen, und so erscheinen ein zehnter Platz im Zeitfahren und ein vierter Platz auf einer Überführungsetappe bei der Tour de l´Avenir (2.1) fast enttäuschend, was sie aber natürlich überhaupt nicht sind, vor allem nicht, da das deutsche Team gerade müde aus einem Weltmeisterschaftsvorbereitungstrainingslager in Livigno kam. Für das Zeitfahren in Madrid hatte Peter Weibel Tony Martin zunächst nicht aufgeboten, inzwischen ist dies aber korrigiert. Und so gehört der junge Deutsche zum Kreis der Medaillenanwärter.

Einen Vertrag für die nächste Saison hat er leider bisher noch nicht unterschrieben, aber er hat ja noch zwei weitere Jahre in der U23.

 

nominated by Robert Wagner, ogkempf, chreezer und ISPO Hoffi, presented by ogkempf

 



Platz 3: Frantisek Rabon

Frantisek Rabon
© chixpix.de.vu

Frantisek Rabon

Tschechien

26.09.1983

 

Zwischen all jenen unaussprechlichen Namen, die sich in den osteuropäischen Ländern fast allwöchentlich zu lokalen UCI-Rennen zusammenfinden, befindet sich auch einer, mit dessen Name die westeuropäische Zunge ein wenig weniger Mühe hat: Frantisek Rabon.

Und als wollte er uns einen Gefallen tun, tauchte er dieses Jahr auch wirklich in beinahe allen osteuropäischen Rennen auf. Ein Nebeneffekt hiervon war, dass er mit seinem tschechischen Continental Team PSK Whirlpool eigentlich nie einen Fuß in den kapitalistischen Westen setzte. Deswegen ist er dem deutschen Radsportfan vermutlich etwas unbekannter als die anderen Mock Listis in diesen Höhenregionen.

Die meisten osteuropäischen UCI-Rennen haben einen x.2 Status und finden ohne die Beteiligung von Pro Teams statt. Wenn doch Profi Teams am Start sind, sind dies zumeist Intel oder eD´System. Aber wie stark die polnische Intel-Mannschaft sein kann, zeigten sie erst kürzlich bei der Hessen–Rundfahrt, als sie die deutsche Elite vorführten. Die Resultate im Ostblock sind also keinesfalls zu unterschätzen.

Obwohl Frantisek Rabon schon als Junior in der tschechischen Auswahl unterwegs war und auch bei Weltmeisterschaften starten durfte, war er eigentlich nie mehr als ein mittelmäßiger Fahrer. Auch seine U23-Karriere begann nicht unbedingt mit einem Paukenschlag. Aber 2003, in seinem zweiten Männerjahr, konnte er zum ersten Mal in einem der besagten polnischen Rennen siegen. Die sechste Etappe der Karkonosze Tour (2.5) gewann er solo. 2004 konnte er sich bereits deutlich steigern; neben ein paar kleineren Resultaten, konnte er in diesem Jahr bereits zwei UCI-Siege verbuchen. Zunächst gewann er, an einem für ihn völlig untypischen Ort, die neunte Etappe der Marokko–Rundfahrt (2.5) und später schlug er auf der vierten Etappe der Slovakei–Rundfahrt (2.5) aus einer Außenseitergruppe zu. Dazu wurde er auch tschechischer U23-Meister im Einzelzeitfahren. Einzelzeitfahren ist nicht unbedingt seine große Stärke, aber an einem guten Tag kann er hier durchaus auch zuschlagen.

Seinen großen Durchbruch feierte Rabon aber dieses Jahr. Bereits im März belegte er bei der Trophy Porec 1 (1.2) einen dritten Platz. Seitdem war er eigentlich in jedem osteuropäischen Rennen bis heute vorn dabei. Eine unwahrscheinliche Konstanz! Beim Paths of King Nikola (2.2) in Kroatien siegte er auf der vierten Etappe aus einer Dreiergruppe. In Polen fügte er beim Memorial Andrzeja Trochnowskiego (1.2) seinen Palmares einen Sprintsieg hinzu. Bei der Malopolski Wyscig Gorski (2.2) in Polen gewann er die Bergankunft. Bei der Slovakei–Rundfahrt (2.2), die auch dieses Jahr wieder in der Slovakei stattfand, sicherte er sich das Zeitfahren. Sein vielleicht größter, sicher aber sein meistbeachteter Erfolg, war der Titel des Europameisters im russischen Moskau. Dort setzte er sich kurz vor Schluss aus der Favoritengruppe ab und gewann so Gold.

Frantisek Rabon hat in diesem Jahr also von Sprintankünften, über schwere Eintagesrennen, Bergankünfte und Zeitfahren alles gewonnen. Die Gefahr in der Vielseitigkeit liegt aber wie immer darin, dass man am Ende nichts richtig beherrscht.  Mit seinen Zeitfahrkünsten wird er bei den Profis vermutlich kein Großer werden können und auch der Sprint scheint für die richtigen Profis nicht auszureichen. Aber bei schweren Eintagesrennen oder gar echten Bergetappen kann man ihn in der Zukunft vermutlich am Ehesten erwarten.

Abzuwarten bleibt, ob er seine Kapitalistenphobie ablegen kann und ob er es schaffen wird in Rundfahrten konstanter zu fahren, denn er hat häufig gute Platzierungen durch einen schlechteren Tag verspielt. Da bisher aber noch kein Profi-Team zugeschlagen hat, bleibt abzuwarten, ob wir eben erwähnte Punkte überhaupt abwarten können. Mit seinem Nachnamen wäre er eigentlich prädestiniert für ein gewisses niederländisches Pro Tour Team, aber die scheinen schon voll zu sein.

 

nominated by Robert Wagner, ogkempf, chreezer und ISPO Hoffi, presented by ogkempf

 



Platz 2: Luigi Sestili

Luigi Sestili

Italien

09.07.1983

 

Im Vergleich zum letzten Jahr haben es dieses Jahr relativ wenig Bergflöhe in die Mock List geschafft. An diesem kleinen Italiener, führte allerdings kein Weg vorbei.

Erst letztes Jahr machte Luigi Sestili, in seiner vorletzten U23 Saison, zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Er tat die in Deutschland bei der Thüringen – Rundfahrt (2.7.1.), aber tat dies nicht unbedingt durch bestialische Leistungen, sondern durch bemerkenswerte Aktivität. Dass sich zu der Aktivität auch Klasse gesellte, beweisen zum einen, dass er eine Etappe vor Mads Christensen und Bernhard Kohl gewann und zum Anderen, dass er auch letztes Jahr schon zum Kreis der italienischen Auswahl gehörte. Ein 139. Platz in der U23 Weltrangliste zeigt aber auch, dass es noch einen ganzen Reigen stärker einzuschätzender Fahrer gab. Wenn er nicht gerade für die Squadra Azzurra unterwegs war fuhr Sestili für das italienische Elite Team Palazzago Maiet Vellutex.

Das Trikot dieses Teams trug er auch 2005. Und er trug es ehrvoll über den europäischen Kontinent. Vom aktiv fahrenden Mittelklassefahrer mauserte er sich im Frühjahr zum, neben Riccardo Ricco, stärksten italienischen U23 Fahrer. Sobald es bei den kleinen, italienischen rennen bergauf ging, tauchte Sestili vorn in den Ergebnislisten auf. Gewinnen allerdings konnte er nur relativ selten. Wenn er allerdings gewann, dann auch bei den richtigen Rennen.

So ging er beim Giro delle Regioni, dem wichtigsten U23 Etappenrennen der Welt, als Mitfavorit an den Start. Dieser Favoritenrolle wurde er mehr als gerecht. Er gewann eine Etappe und die Gesamtwertung. Ein ungeschriebenes Gesetz sagt, dass wer den Regioni in den Beinen hat, in Thüringen zu platt ist um vorn mitzufahren. Sestili probierte es trotzdem und war vom Papier her einer der Wenigen, die Rabobank Paroli bieten konnten. Und auch hier wurde er dem Papier gerecht. Wieder gewann er eine Etappe, überraschenderweise ein welliges Einzelzeitfahren im Regen. An Kai Reus konnte der kleine Bergfloh aber nicht vorbeihüpfen, so dass er am Ende mit Rang zwei Vorlieb nehmen musste. Das ungeschriebene Gesetz allerdings ist jetzt das Papier, auf dem es nie geschrieben war, nicht mehr wert.

Das vermutlich zweitwichtigste nachwuchs Etappenrennen Italiens ist der Giro della Valle d´Aosta (2.2). Diese Rundfahrt ist nicht nur sehr wichtig, sondern auch sehr bergig und schwer. Fünf von sechs Etappen kann man getrost als „schwer“ einstufen. Auch hier gewann Sestili eine Etappe, sein erster UCI Sieg, und hinter Morris Possoni belegte er den zweiten Rang in der Gesamtwertung.

So hat er bei dieser Rundfahrt nachgewiesen, dass er wieder eine hervorragende Form hat. Und diese Form brachte den italienischen Auswahlchef vermutlich auf die Idee, seinen Spitzenmann Sestili mit nach Madrid zu nehmen. Die Wahl erscheint logisch, aber wenn man den Kurs in Madrid mit den Stärken und Schwächen Sestilis abgleicht, kommen doch Zweifel auf, ob er der richtige Mann für diesen Rundkurs ist. Wie dem auch sei, egal was er in Madrid macht, nächstes Jahr wird er den Kader des Pro Continental Teams Naturino enorm aufwerten.

 

nominated by Robert Wagner, ogkempf, chreezer und ISPO Hoffi, presented by ogkempf

 



Platz 1: Kai Reus

Kai Reus

Niederlande

11.03.1985

 

Überraschend ist anders. Das größte niederländische Radsporttalent seit…. Thomas Dekker. Zugegeben, das klingt jetzt nicht ungeheuer spektakulär, ist es doch erst ein Jahr her, dass „Dekkertje“ die Mock List 2004 für sich entschied. Und genau so dominant wie Dekker einst, gewinnt Reus dieses Jahr. Von allen Jurymitgliedern nominiert und von allen letztendlich auf die Eins gesetzt. Das ist demnach die absolute Idealpunktzahl.

Und der Michelle Kwan der U23-Szene taucht nicht aus dem Nichts auf. In Hamilton wurde er 2003 solo Weltmeister. Die Saison schloss er als Erster der Weltrangliste ab. Und schon damals wurde er als der neue Dekker gefeiert, dabei ist Thomas gerade mal ein Jahr älter. Der niederländische Juniorencoach van Kessel denkt allerdings ein wenig anders über Dekker und Reus. Für ihn ist Reus nämlich das größte Talent, das er je unter seinen Fittichen gehabt hat!

Nächstes Jahr darf Kai sein Talent dann auch in der Pro Tour beweisen. Allerdings wird er die ersten Monate des Jahres noch bei den Mini Rabos weiterfahren, um dann Mitte der Saison den Sprung zu machen.

Und den Sprung hat er sich, wie diese Platzierung in der Mock List schon angibt, mehr als verdient. Kai Reus hat 2005 vier Profisiege zusammen gefahren. Seinen Siegreigen begann er schon im März aneinander zu reihen. In Frankreich gewann er die schwerste Etappe und die Gesamtwertung der Tour de Normandie (2.2). Sein größter Erfolg aber war der Sieg beim Grand Prix Pino Cerami (1.1) in Belgien. Im Finale ließ er auf dem welligen Kurs Bert de Waele und Carlos Barredo stehen. Christian Knees wurde damals Vierter. Das Beste am Sieg von Reus war aber, dass er nicht als Außenseiter an den Start ging, sondern als einer der Mitfavoriten. Und trotzdem konnte er es wahr machen. Zwei Wochen später wäre ihm ein ähnlicher Streich fast gelungen. Aber in der Ronde van Noord – Holland (1.1) reichte es am Ende „nur“ zu Platz drei.

Mit dem Siegen machte er erst im Juni weiter. Nachdem er schon viel Zeit verloren hatte, gewann er beim Circuito Montanes (2.2) erst eine „normale Etappe“, und später noch das Zeitfahren.

In der ogkempf-Rangliste ist er momentan auf Platz 180 der beste U23-Fahrer. Aus seinem Mini Rabo Team steht nur der wesentlich ältere Hans Dekkers vor ihm. In der UCI Europa Rangliste steht er auf Platz elf, aber dort fallen bekanntlich alle Pro Tour Fahrer aus dem Rahmen.

Beeindruckend an Kai Reus ist nicht nur seine Stärke, sondern auch seine Vielseitigkeit. Er hat dieses Jahr in fünf verschiedenen Ländern gepunktet. Er hat bergige Rennen gewonnen, ein Zeitfahren und flämische Eintagesrennen. Auch wenn er selbst es inzwischen vermutlich nicht mehr hören kann, der Vergleich mit Dekker ist schon angebracht, auch wenn sich die beiden äußerlich so gar nicht ähneln.

Wenn nichts schief geht, wird Kai ab dem nächsten Jahr zeigen, dass er genau das werden kann, was sein Nachname übersetzt heißt: ein „Riese“.

 

nominated by Robert Wagner, ogkempf, chreezer und ISPO Hoffi, presented by ogkempf

 



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