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Rad am Ring 2005

von Niggel



Die Eifel im Visier, zogen ein Kumpel und ich am Freitag Mittag los zur grünen Hölle. Dort trafen wir auf zwei weitere Mitstreiter aus Mainz und unsere Team-Chefin.

 

Zunächst zum Wetter: Wer den Ring kennt, hat normalerweise von der Badehose bis zum Wintermantel alles im Gepäck. Nicht so am Freitag Mittag.

Es war recht warm und trocken, obwohl es extrem nach "nass" aussah.

Aber bis auf ein paar Tropfen blieb es trocken. Und das die vollen zwei Tage!!! Ein Novum in der Eifel.

 



Vor dem Start

Nachdem wir uns also in einer der F1-Boxen unseren Platz ausgesteckt hatten, war noch viel Zeit. Einige nutzen das zum Dösen oder Schlendern durch die Boxengasse, ich hatte aber noch nie einen Schritt oder ein Rad auf die Nordschleife gesetzt.

 

Da mein erster Turn jedoch im Dunkel sein sollte, wollte ich wenigstens einmal die Strecke im Hellen abfahren. So zog ich los und war beeindruckt von der Breite der Strecke und dem topfebenen glatten Asphalt. Die Landschaft und der Streckenverlauf sind für eine Rennstrecke wohl wirklich einmalig. Danach war ich überrascht, wie anspruchsvoll die Strecke doch ist. Das hätte ich nicht gedacht. Zum Glück bin ich ziemlich bergfest.



Die Nacht

Im Quartier...

Um 19:30 Uhr erfolgte der Start zum 24h-Rennen. Sofort wurde vorne gebolzt, als wäre es ein Sprint. Die zweite Runde war dann schon merklich langsamer. Unser Starter kam nach ca. 54 Min. zurück und der nächste ging auf die Reise.

 

Meine auf der Einrollrunde gemachten Erfahrungen wurden vom Erststarter dankend angenommen. Mein erster Start war gegen 22:00 Uhr. Ich fuhr das erste mal Rennrad mit Licht, aber auf der ebenen Strecke klappte das sehr gut. In dem Turn fuhr ich auch meinen größten Topspeed. Die Fuchsröhre runter schaffte ich 88 Km/h. Ein Wahnsinnsgefühl im Dunkeln mit einer Funsel am Lenker. Später, speziell am Samstag, herrschte dort starker Gegenwind, der noch höhere Geschwindigkeiten erschwerte. Aber der kurzeitige Speed ist mir eh egal.

Letztendlich die Erkenntniß, dass es an diesem Tag Spaß machte, mit Licht zu fahren, aber auf der Strasse hätte ich definitiv keinen Spaß am Fahren mit Licht.

 

Bei meinem zweiten Turn in der Nacht klarte der Himmel auf, dabei erhellte der Vollmond die Landschaft und sorgte für ein einmaliges Schauspiel. Als ich um die Ecke bog hinauf zur hohen Acht (der Anstieg zum höchsten Punkt der Strecke), kam eine rote Lichterkette dazu, die sich kilometerweit hinauf zog. Erfreulicherweise kam diese Lichterkette näher und ich fuhr mittendurch bzw. daran vorbei. Der Berg lag mir am meisten.

Die Kuppen nach der hohen Acht waren im Dunkeln irgendwie komisch zu fahren. Man musste sich richtig konzentrieren. Das Lichtspiel wiederholte sich wieder auf der Döttinger Höhe (es geht dort einige Kilometer geradeaus und fast flach).

 

Meinen letzten Turn in der Nacht fuhr ich so, dass ich kurz vor Sonnenaufgang wieder zur Box zurückkehrte. Inzwischen war es saukalt geworden.

 



Der Samstag

Bei Sonnenaufgang war der Himmel sehr grau. Es sah verdammt nach Regen aus. Schließlich war Sturm, Gewitter und Regen gemeldet. Am späten Vormittag besserte sich das Wetter und plötzlich wurde es richtig warm.Das glaub ich ja nicht! Am Tag waren es bis zu 24 Grad und sonnig.

 

Obwohl ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte, fuhr ich jetzt bei den wärmeren Temperaturen meine schnellsten Zeiten.

Allerdings war schon in der Nacht extremer Wind aufgekommen, der vor allem auf der Döttinger Höhe voll von vorne auf einen einwirkte.

 

Hier war eine Schlüsselstelle für eine gute Rundenzeit. Wenn man eine schnelle Gruppe um sich hatte, konnte man mit einer Reihe fahrend richtig Zeit gut machen. In einer Runde hatte ich das Pech, keiner solchen Gruppe anzugehören, was sich prompt deutlich in meiner Rundenzeit bemerkbar machte: Ich war glatt ca. 2 min. langsamer.

 

Meine Rundenzeiten lagen immer um die 49 min. Bestzeit war eine niedrige 48er-Zeit. Ansonsten 48:50 bis 49:30. Einmal 51:xx. Das war die Runde ohne helfende Gruppe auf der Döttinger Höhe. Der schnellste war ich damit zwar wahrlich nicht, aber wer glaubt, das sei langsam, der soll auf dieser Strecke erst mal schneller fahren. Vor allem fuhr ich diese Zeit nicht nur einmal am Anfang, sondern konstant über die gesamte Zeit, was einige Andere nicht schafften. Nach einer Nacht ohne Schlaf ist das gar nicht mehr so einfach. Die Müdigkeit war neben dem verdammten, sehr starken Wind das Schlimmste an der ganzen Angelegenheit.

In der Boxengasse...


Die Analyse

 

Der schnellste Streckenteil:

...war der erste Teil der Strecke! Mit Senken und kurzen steilen Kuppen versehen, prägte ein "Abwärtstrend" diesen Streckenabschnitt.

Mittendrin die Fuchsröhre mit ordentlich Gefälle. Hier war eine Messstelle aufgebaut für Leute ohne Tacho. Meine max. Geschwindigkeit lag bei 88 Km/h. Einige erreichten über 100 Km/h.

Weiter bergab ging es bis zum tiefsten Punkt der Strecke. Anzumerken ist noch, dass man alle Kurven voll stehen lassen konnte. Die Bremsen hatten Ruhetag, es sei denn, man musste aufgrund von Verkehr bremsen.

 

Der Anstieg zur hohen Acht:

Man kam unten um eine Kurve und war sogleich im Anstieg. Erst weniger steil, dann nochmal flach, sah man schließlich die lange gerade Steigung vor sich. Am Ende der Steigung, nach dem Karussell, der großen Steilkurve, kam dann die steilste Stelle mit ca. 17% Steigung. Einige berichteten was von 24% aber mir kam es nicht so steil vor. Messungen einiger HAC4-Eigner nannten gemeinsam 17 - 19 %.

 

Nachts schon ein Wahnsinns-Schauspiel, spielten sich nun wahre Dramen dort ab. Schon nachts konnte man einige wenige schiebende Radler dort sehen. Man dachte an Defekte, aber alles war anders.

 

Nun, bei Tage schoben immer mehr Rad-"Fahrer" ihre Räder schon im flacheren Teil. Speziell am Steilstück wurden es von Rund zu Runde mehr. Manche standen an der Leitplanke und konnten nicht mehr, einige telefonierten, andere warteten auf den Besenwagen. Bei meinem Turn gegen 15:00 Uhr schoben etwa gleich viel wie fuhren. Jetzt sah man an der hohen Acht auch Zuschauer, die einen anfeuerten. Wahnsinn! Auch eine Kamera war hier aufgebaut. Auf der Strecke war in großen Lettern zu lesen "bitte lächeln". Spätestens hier verging den meisten jedoch das Lachen und waren froh, wenigstens zu Fuß oben anzukommen.

 

Einer meiner Teamkollegen erzählte, ein Radler stand am Rand, das Rad zwischen den Beinen, und schaute apathisch geradeaus und hatte sichtlich schon mit sich und der Welt abgeschlossen. Hätte man ihn angestochen, er hätte sich vermutlich nicht gerührt. So was habe ich noch nicht erlebt.



Streckenbesichtigung...

Die Döttinger Höhe:

Ab der hohen Acht ging es ständig bergauf und bergab. Hier war, für mich zumindest, eine weitere Schlüsselstelle für eine schnelle Runde. Fuhr man in die Senken voll rein, konnte man den Schwung auf die folgende Kuppe mitnehmen und man kam fast mühelos darüber. Mansche schnallten das aber bis zum Schluss nicht.

 

Auf der Döttinger Höhe, der langen Geraden mit anfangs flachem Teil, später leicht ansteigend, kam ein extrem starker Gegenwind genau von vorne. Spätestens hier musste man sich eine schnelle Gruppe ausgesucht haben, mir der man bis ins Ziel fuhr. Nur so waren schnelle Zeiten möglich.

Allerdings kamen am Ende der Geraden noch zwei relativ "harmlose" Kuppen, die jetzt verdammt weh taten. Als man dann auf die Zielgerade einbog, gab man noch einmal Gas und auf der leicht abfallenden Strecke erreichte man dann noch beachtliche Geschwindigkeiten, was für ein wenig Poserei gut war.

 

In der Boxengasse, wo normalerweise Schumacher und Co. ihre Boxenstops abhalten, erfolgte dann der Fahrerwechsel.

 

Die Organisation:

Ein "sehr gut" aus meiner Sicht. Die Boxen mit jeweils acht Teams waren ziemlich eng aber absolut OK!

Die Verpflegung wahr sehr teuer, aber die meisten verpflegten sich eh selbst.

Ich kann im Punkt Organisation nur wenig meckern.

 



Die Drahtesel...

Besondere Vorkommnisse:

- In der Fuchsröhre muss bei Höchstgeschwindigkeit ein schwerer Unfall passiert sein, aber davon weiß ich nicht viel. Es muss aber übel ausgesehen haben. Einige Fahrer benutzten ausgerechnet die enge Boxengasse mit Wechselzonen zum Nebeneinanderfahren mit Tratschen um andere Durchfahrende zu behindern.

- Einige waren ohne Helm unterwegs.

- Mansche fuhren ohne einen Blick nach hinten einfach quer zur Strecke und sorgten für ordentliches Durcheinander. Speziell einige Breitreifen dachten, sie müssten mal eben auf dem Grünen fahren um dann plötzlich wieder auf die Strecke einzubiegen.

 

Spaßfaktor:

Super! Die meisten fuhren sehr diszipliniert. Das betrifft die Langsamen genauso wie die Schnellen. Die Strecke ist wohl auch fürs Radfahren einmalig. Ich fuhr insgesamt inkl. der Einrollrunde und Warmfahrstrecken acht Runden mit insgesamt 205,84 km.

 

Bei den Hm gab es unterschiedliche Ansichten. Offiziell sollen es über 500 Hm pro Runde gewesen sein, aber unsere Höhenmesser zeigten übereinstimmend um die 450 Hm (410 - 460) an. Von 450 Hm ausgehend waren es demnach insgesamt 3600 Hm.! Geschlafen habe ich während der Zeit gar nicht. Hart war es aber wir wollen nächstes Jahr wieder kommen.

 

Platzierung:

Wir landeten mit unserem Team auf dem 111. Platz von 350.

Die anderen Jungs waren dabei sehr wenig vorbereitet und eigentlich keine

typischen Vielfahrer. Einer ist eher dem Laufen verbunden, einer ist aufgrund von Umzugsstress und anderer wegen seiner Arbeitsstelle kaum zum Fahren gekommen und einer ist eher Wenigfahrer. Aufgrund dieser Tatsachen und dass es unser erstes Mal war, sind wir mehr als zufrieden.

 

Ach ja. Geschlafen hatte ich die letzte Nacht wie ein Stein.



Das Team!

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