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Cycling Daily Soap – Seifenoper Radsport – Folge 2006

von Niniel im Rahmen des Schreibwettbewerb 2006

 

 

 

Es beginnt, wie es immer begann: Mit dem hysterischen Gegackere der Ullefans, die auf die neuesten Geheimdienstberichte warten. Privatdetektive werden angesetzt, um Fotos von Ulles Speckröllchen zu machen, die in durchwachten Nächten in Radsportforen durchdiskutiert werden; eigene Satelliten überwachen Ulles Digitalwaage und Hardcore-Ulle-Chicks versuchen, von der Länge seiner Haare im Januar auf seine Form im Juli zu schließen. 

Derweil nutzen die Vorjahres-Zurückgetretenen die Vorsaison-Neuigkeitslüsternheit der Radsportfans für den Rücktritt vom Rücktritt und kurz darauf für den Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt...



Während sich die wirklich wichtigen Leute noch im Winterschlaf befinden...

...auf irgendwelchen mediterranen Inseln beim Vitamincocktail Formaufbau betreiben oder (im Fall von CSC) mit Spitzhacke zum Mittelpunkt der Erde vordringen, zicken sich die Sprinter auf der anderen Seite der Erdhalbkugel ein. Es kommt zu den Sandkastenszenen, wie wir sie schon aus früheren Soapfolgen kennen: Robbie streut Brownie Sand in die Haare, Brownie haut Stuey die Schaufel über den Kopf und Stuey zieht Cookie an den Haaren. 

Apropos Sprinter: hier haben wir auch ja auch schon das Pärchen des Jahres: Eterich und Peta belassen es nicht nur beim Auftreten in Partnerlook und unzähligen Worten der Sympathie; im Laufe des Jahres sieht man sie immer öfter zusammen auf Parties und in Clubs, und bei Rennen sieht man anstatt der erhofften Milram-Doppelspitze ein kicherndes Duo am Ende des Feldes, mit dunklen Rändern unter den Augen... bis sie beide bei der nächsten Dopingkontrolle positiv auf Kokain getestet werden.

So bleiben Ete ein Dutzend zweite Plätze erspart und Peta das Problem, dass man mit 10 Fingern in der Luft nicht mehr den 11. Giro-Etappensieg feiern kann.



Den Giro beleben erfrischende Razzien

und kreativitätsgeladene Ausreden; neben Haustieren, Schwiegereltern und südamerikanischen Tanten müssen dieses Jahr auch suizidgefährdete Kakteen, die altbewähre Zahnpasta und Persönlichkeitsspaltungen mit ärztlichem Attest herhalten. Kleinere Schäkereien und Frühlingsgefühle mischen die Szene auf, die wirklichen Liebesdramen spielen sich jedoch im Vorfeld der Tour de France ab, nämlich bei der Auswahl der Tourteams. Unmengen Bestechungsgeld, Droh-und Liebesbriefe, kurzfristige Teamwechsel, tränenreiche Auftritte von enttäuschten Edelhelfern und übermenschliche Anstrengungen bei den Tourteam-Auswahlrennen lassen die Soap-Einschaltquoten in die Höhe schnellen.



Die Fotos von Klödi und Ulle, die verliebte Blicke austauschen, haben Hochkonjunktur.

Von Talkshows im deutschen Fernsehen zum Thema „Einfluss der Psyche auf die physischen Leistungen von Radsportlern“ bis hin zu reißerischen Schlagzeilen über den „Sieg aus Liebe“ wird alles getan, um die Spannungskurve 2 Tage vor Beginn der Tour in alpine Höhen zu treiben.

Aber wir kennen alle die sprichwörtliche deutsche Pünktlichkeit, der auch die Viren in nichts nachstehen, die Ulle pünktlich zur ersten Bergetappe heimsuchen, und so platzt auch in dieser Folge der Traum vom großen Glück. Ein Vorteil hat das ganze dennoch: den Ulle-Fans bleibt die Demütigung erspart, Ulle in Paris trotz Gesundheit und Hochform wieder nur auf dem Treppchen links neben dem Gelben Trikot zu sehen. Das trägt übrigens Ivan Basso, dem es laut der Aussage unserer Stylistin sowieso viel besser steht. 

Übrigens kam ihm in der letzten Tourwoche das Ulle-Wetter zugute, das er dank des extremen Klimas beim unterirdischen Teambuilding im Januar bestens verkraftet.



Während die Stars auf den Nachtourkriterien Geld scheffeln...

...und sich darüber austauschen, wie schrecklich belastend es ist, all diese erfüllten Wünsche und verwirklichten Träume zu haben, vermelden die ersten Teams das Aus zum Ende der Saison. Der verzweifelte Kampf der Vertragslosen beginnt. Mit allen Mitteln kämpfen die einen um Sponsoren, die anderen um die Gunst der weiblichen Fans, um sich nach ihrem Karriereende Aufträge als Striptänzer zu sichern.

Übrigens macht nicht nur die Profiszene Schlagzeilen: an einem sommerlichen Sonntag schaut die Welt gebannt auf Leipzig, wo die unvergleichliche Raktajino in furioser Art und Weise das legendäre Fockebergzeitfahren gewinnt (Was? Jurorenbestechung? Wo?)...



Schon naht in rasenden Schritten das Ende der Saison.

Während Bettini, die Gurke, sich mit dem Rest des Klassikergemüses herumschlägt, läuft in Spanien die Vuelta-Vorbereitung auf Hochtouren, die Olivenbäume nehmen ihre werbewirksame Aufstellung ein, und Manolo Saiz überrascht die Konkurrenz mit dem erfolgversprechenden Einsatz des ferngesteuerten Elektroschocks. Am Sattel seiner Schützlinge montiert, revolutioniert diese Erfindung die Vuelta und führt zu geradezu von Elektrizität geladenen Hochspannungsetappen. Doch am Ende fehlt es den Jungs an Energie, und die fernöstlichen Praktiken der Kaikus und ihres internen Chi-Kung-Lehrers Jon Bru setzen sich durch.

Der Osten kennt eben Mittel und Wege, die dem Westen unbegreiflich erscheinen mögen... Zeitgleich kommt es bei der Tour de Pologne zu einer Massenhysterie, als Marek Rutkiewicz die Bergetappe nach Karpacz gewinnt und im abschließenden Bergzeitfahren 4 Sekunden seines Vorspungs ins Ziel rettet. Bei den anschließendes Feierlichkeiten trinkt sich das halbe polnische Nationalteam WM-untauglich.

 

Die WM bietet wie jedes Jahr für diejenigen Fahrer, die sich während des Jahres keine Hostesse angeln konnten, die letzte Möglichkeit, um sich dagegen abzusichern, nach stundenlangem Rollentraining in den heimischen Kellern nicht noch selbst kochen zu müssen. Abgesehen davon sind besonders die jungen Deutschen, die den Timo-Vertrag für 2007 in der Tasche haben, heiß auf Regenbogentrikot – schon allein, um dem Timo-Magenta zu entgehen...

 

Wer dann tatsächlich Weltmeister wird, ist allerdings vollkommen egal, denn die Daily-soap-Erfahrung sagt uns: wichtig ist nur das Happy End... Ob das Weiß der Weltmeisterhose seinem Käsebrötchen steht; ob Klödi über den Winter zusammen mit den Fumics einen Friseursalon eröffnet; ob nächstes Jahr auf dem Mont Ventoux endlich mal Gras wächst und ob Checker 2012 den Henninger gewinnt, das alles gibt’s in der nächsten Folge der immerwährenden, skandalösen, atemberaubenden, herzerweichenden, unvergleichlichen Seifenoper Radsport


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