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Thüringen-Rundfahrt 2006

Fotos: velo-pix



09.05.06: Prolog, 4,2 km Mannschaftszeitfahren

Heute ging es also los, einer DER Höhepunkte im Jahr eines jeden U23-Fahrers in Deutschland. Kurz vor Ultimo wurde unsere Mannschaft noch einmal geändert. Gerade die beiden Fahrer, die letztes Jahr für Furore sorgen konnten, müssen dieses Jahr zu Hause bleiben: Christian Heinze, der Gewinner der Königsetappe 05, und Enrico Prix konnten dieses Jahr leider nicht die Form erreichen um an der Thüringen-Rundfahrt teilzunehmen. Für die beiden rücken Tino Meier und Jörg Lehmann ins Team auf, außer ihnen sind noch Christoph Klipp, Ingmar Dassler, Marcel Fischer und meine Wenigkeit im Team. Am ersten Tag steht ein Mannschaftszeitfahren über 4,2 km an, welches auf einer Runde absolviert wird die 3 mal zu fahren ist. Wir waren relativ früh dran und konnten eine Zeit setzen, die die bisherige Bestzeit um 10 sek. in den Schatten stellte. Wir blieben auch lange vorn bis die Australier unsere Zeit um 1,5 sek. unterboten. Für mich war klar, dass mindestens die Rabobänker noch einmal ein Stück schneller fahren würden. Dies stellte sich als Irrtum heraus, sie blieben nur 1 sek. vor uns und blieben somit nur 2. Für uns also im Prolog ein hervorragender 3. Platz mit 5 sek. Vorsprung auf Rang 4. Schade, dass es nicht mal andersrum ist, dass es nach hinten knapp ist und nach vorne ein Loch… so bleibt immer das „was wäre wenn“?

Auf jeden Fall werden wir jetzt mit Euphorie in die erste Etappe starten und natürlich mit dem Bergtrikot, das der junge Marcel Fischer tragen wird, da er als erster von uns durchs Ziel gerollt ist!

 



10.05.06: 1.Etappe Waltershausen-Bad Berka 161 km

Die gefürchteten Mini-Rabos aus der "wir machen Kleinholz"-Abteilung...

Unser Trainer stimmte uns heute darauf ein, dass es wie jedes Jahr losgehen würde d.h. Rabobank zerlegt irgendwann alles nach Strich und Faden und da wollten wir dabei sein!

So kam es nicht, es ging zwar ab und an auf die Kante aber dabei passierte nichts dramatisches obwohl der Wind doch ziemlich stark war. Irgendwann so gegen km 60-70 verabschiedete sich eine 4 Mann Gruppe, in der auch Jörg Lehmann von uns vertreten war. Diese Gruppe fuhr dann erstmal bis zur ersten Bergwertung bei km 118, bei der die erste Hälfte gestellt wurde. Jörg und ein Regiostrom-Fahrer konnten die beiden ausländischen Weggefährten nicht mehr halten. Vor dem Berg setzte sich aus dem Feld eine ca. 12 Mann starke Gruppe mit 2 Rabobänkern ab und keiner von uns war dabei, ich wurde ziemlich schnell nervös weil so was ja bekanntlich sehr gefährlich für eine Vorentscheidung ist. Also fuhr ich am Berg das Loch mit einem Ruck zu um gar nicht erst das Risiko einzugehen; danach ging es erstmal gemächlich weiter, die beiden Führenden wurden merkbar müde und es war nur eine Frage der Zeit bis sie gestellt werden würden. Noch vor der 2. Bergwertung bei km 131 stellten wir den Mann aus der belgischen Unibet Mannschaft, kurz nach der Bergwertung dann auch den Dänen. Alles war wieder offen und so ging es zur ersten Zieldurchfahrt wo ich mir 3 sek. Bonifikation sichern konnte. Als das Feld danach wieder zusammen war, stand plötzlich alles still und da kam eine Attacke von 3 Fahrer, mit dabei Tony Martin vom Team E.on. Alles blieb ruhig und keiner wollte die Arbeit machen. Da ich nun mit der Bonifikation die Chance hatte das Leadertrikot zu übernehmen schickte ich meine Mannschaft auf den letzten 10km nach vorne, ohne Erfolg die Gruppe rettete 15 sek. ins Ziel. Im Feld gab es noch einen großen Sturz vorm Ziel und alles wurde noch mal durcheinander gewürfelt. Am Ende steht für mich ein 12. Etappenplatz, das Sprinttrikot und ein 4. Gesamtrang... so kann es ruhig weitergehen ;).



11.05.06: 2.Etappe Bad Berka – Illmenau 187 km

Besprechung vor dem Start...

Die Königsetappe diesen Jahres ruft natürlich tolle Erinnerungen an das letzte Jahr hervor, die Chancen diesen Coup zu wiederholen stehen allerdings nicht sonderlich gut. Aber das war ja letztes Jahr auch nicht anders und so geht man doch gut motiviert in eine solche Etappe. Gleich am Anfang ging es los mit 2 kleineren Bergwertungen. Der Däne, der gestern das Bergtrikot erobert hatte, versuchte alles um dieses zu verteidigen. Dieses Unterfangen misslang nicht nur sondern er schoss sich alle Körner raus und musste später aufgeben. Wie erwartet machten die Rabos heute ernst und waren in jeder Gruppe zu meist sogar doppelt vertreten. Auch ich war einmal in einer Gruppe, aber man ließ uns nicht ziehen. Vor der ersten Bergwertung ging eine größere Gruppe, von uns dabei Jörg Lehmann, kurz dahinter ging noch eine kleinere Gruppe mit Ingmar Dassler von uns. Nun war der Leader gefragt und dieser schickte immerhin einen Mann an die Spitze des Feldes. Nun ging es in den ersten richtigen Berg zum Rennsteig hoch und erstaunlicherweise machte dieser eine Fahrer ganzschön Dampf, so das sich das Feld auf ca. 60 Mann reduzierte. Der Mann an der Spitze wurde nicht müde und fuhr die kompletten 2,30min alleine bis zum 2. Berg zu (ca.30km). Den Berg kannten wir schon vom letzten Jahr, er musste auf der Königsetappe letztes Jahr 2 mal bewältigt werden. Ein harter Brocken und es war klar, dass hier die Vorentscheidung fallen würde. Das Feld zerfiel komplett und so kamen nur 30 Mann oben raus, die sich innerhalb von ca.10 km wieder zusammenschlossen. Wir waren noch zu dritt vertreten, Klipp, Fischer und ich. Die Rabos waren zu viert und E.on hatte nur noch 2 Mann mit Martin und Schwager. Nun ging das Gespringe los und ziemlich schnell bildete sich eine 5 Mann Gruppe mit Klipp, Martin, dem Leader, de Baat und einem Australier. Kurz später sprangen noch Fischer, Walker und Kozontchuk hinterher. Nun stand bei uns für kurze Zeit alles still. Dann wollte ich auch hinterher springen, aber Boom wollte nicht mit mir hinfahren und ich natürlich nicht mit ihm und so neutralisierten wir uns ständig. Eine nervige Situation die dadurch noch unterstützt wurde das durch unser belauern sich Gruppen absetzten von welchen die fast schon abgehangen waren. So fuhren noch Hans, Roels, Schwarz und auch Steensen nach vorne. Die Gruppe hatte immer so einen Vorsprung von ca. 20 sek bis 1 min. Am Ende holten wir auch noch den Leader wieder ein, der entkräftet zurückfiel. Beim letzten Kilometer sah ich dann meine Chance und setzte noch einmal alles auf eine Karte. Erfolgreich: ich konnte mich mit ein paar Sekunden vor der Gruppe ins Ziel retten. Am Ende ist es vorne etwas unglücklich für uns gelaufen aber mit Platz 7. für Fischer, Platz 11. für Klipp und Platz 15. für mich können wir durchaus zufrieden sein.



12.05.06: Etappe 3a (15,6km Zeitfahren) und 3b (90km)

"Zeitfahren? Nee...."

Heute Morgen bin ich aufgewacht und fühlte mich scheiße, der Grund liegt auf der Hand: Meine „Spezialdisiplin“ das Zeitfahren steht an. Und was soll ich sagen, vor der Wende noch hat mich mein Hintermann der Norweger schon eingeholt und direkt stehen gelassen. Er wird gesamt 2., was an meiner Leistung leider nichts ändert, Platz 61. Und im Gesamtklassement abgerutscht auf 22. Naja es hätte schlimmer kommen können und von der Mannschaft gibt es weiterhin nur Positives zu berichten: Jörg Lehmann, jüngster Starter im Feld, wird hervorragender 7. und Fischer 14.

Nach dem Zeitfahren sind wir in eine Polizei Schule gefahren haben gespeist und ein wenig geruht.

Das Straßenrennen am Nachmittag ging schnell los, am Anfang wurde heftig attackiert und plötzlich stand eine Gruppe mit allen Favoriten. Ich sprang hinterher, so dass wir auch wieder mit 3 Mann vertreten waren. Dann waren wohl alle zusammen und natürlich hatte keiner das Interesse mit solch einer Gruppe 80 km zu fahren. Es lief wieder zusammen und neue Attacken gingen. Dann stand eine Gruppe und eine typische Thüringen Etappe ging los. Rabobank kontrolliert den Abstand und fährt am Ende zu. Denkste, Rabobank rieb sich auf und verlor immer mehr Fahrer. Dann plötzlich sprang E.on mit in die Arbeit ein und da ist es wieder das alte Deutschland Problem: Wer wird bester Deutscher. In meinen Augen total uninteressant. Ich hätte die Rabos bis auf den letzten Mann fahren lassen und dann attackiert mit Tony Martin und wenn Geschke Gelb übernimmt umso besser, wir müssen diese Überlegenheit doch endlich mal geschlossen attackieren. Aber in Thüringen sieht man das anders. So sind zwar der Russe und Walker am letzten Berg isoliert, aber keiner attackiert. Wir haben uns das angesehen, da Jörg Lehmann vorne in der Gruppe gesessen hat. Ich habe noch mit dem Gedanken gespielt zu attackieren aber da hab ich auch wieder auf der Nase gelegen weil sich ein Milram Fahrer unbedingt auf der Kante in die Reihe drängeln musste und mich und Fischer dabei umhaut. Dann fährt auch Sparkasse mit, um den Sprint für Cavendish zu ermöglichen, aber die Gruppe rettet ca.1,30min. Diese Etappe bleibt mir lediglich durch einen entzündeten Schleimbeutel im Ellenbogen und Schmerzen im linken Knie in Erinnerung.

 



13.05.06: Etappe 4. Ilmenau-Streufdorf 150 km

Die vermeidlich leichteste Etappe dieser Thüringen Rundfahrt hatte wieder den altbekannten nassen Charme, den man von den Vorjahren kannte. Es regnete am Start und ging wie immer bei Regen ziemlich hastig los. Alle wollten früh in eine Gruppe, um sich eventuell bis ins Ziel retten zu können. Nichts lief, immer hatte irgendwer das Interesse doch noch hinzuspringen und zog das Feld hinterher. Auf der Abfahrt vom ersten Berg war es sehr rutschig und nebelig und ich hatte wieder mal die Hosen gestrichen voll. So war ich nach der Abfahrt ziemlich weit hinten und da es hastig weiterging dauerte es eine Weile, bis ich mich wieder nach vorne gearbeitet hatte. Ein paar mal probierte ich es weg zu kommen, aber das stellte sich als schwerer raus als ich es mir vorgestellt hatte. Bei der 2. Bergwertung merkte ich dann, dass ich doch ganz gut Bums habe und nahm mir vor bei Gelegenheit es einmal richtig zu probieren. Rabobank hatte sich inzwischen zusammen mit Sparkasse vors Feld gespannt und zog das gleiche einschläfernde Tempo wie immer durch. Nach der ersten Zieldurchfahrt bot sich dann die Gelegenheit, ein kleiner Anstieg, ca. 1 km lang. Anfangs kam ich auch gut weg, auch wenn mir ein Rabo am Hinterrad klebte beschloss ich zunächst diesen zu ignorieren. Nach ein paar km stieß ein Däne zu uns, der jedoch keine große Unterstützung war. Nun hatte ich also 2 am Hinterrad kleben und die Chancen schwanden, ein Blick nach hinten offenbarte mir das im Feld ordentlich die Post ab ging. Alles war zerpflückt und 2 kleinere Gruppen waren auf der Verfolgung. Kurz später füllte sich meine Gruppe zu ca. 10 Mann auf und lief prompt nicht mehr. Also kam das Feld ran und ich versuchte es gleich noch einmal. Wieder schaffte ich den Sprung mit Mr. Rabobank und ein paar anderen, aber auch dieses mal wurden wir nach ein paar km gestellt, da die Gruppe nicht lief. Sebastian Frey setzte eine Konterattacke und prompt stand das Feld still und ergab sich dem einschläferndem Tempo der Rabos. Mich mit eingeschlossen. Am Ende fuhren die Australier das Loch zu, Cavendish gewann den Spurt und ich wurde ca. 9 - das Ergebnis ist noch nicht da! Alle Hoffnungen klammern sich nun an die letzte Etappe noch einmal diese doch gute Rundfahrt zu Krönen.

Die Potties auf einen Blick...


14.05.06: Etappe 5. Streufdorf-Waltershausen

Einschreiben nicht vergessen...

Heute möchte ich mal die Etappe in positiv und negativ teilen. Zuerst das Positive: Wir sind im Trockenen gestartet, so das war es. Nun zum negativen Teil : Sinnflutartiger Regen!

Am Anfang wollten wie immer alle in eine Fluchtgruppe, doch dieses Unterfangen stellte sich als fast unmöglich raus für alle die weniger als 10 min Rückstand im Gesamtklassement hatten. Irgendwann ließ man 2 Fahrer, die hoffnungslos zurücklagen, wegunzeln.

Dann ging es auch schon in den ersten Berg, der verdammt gleichmäßig in einem ruhigen Tempo bewältigt wurde, auf der Abfahrt prasselte der Regen so heftig, dass es schwer war den Straßenverlauf zu erkennen. Es zeigte sich, dass Tony Martin die Strecke gut kannte - zumindest war er in der Lage, die Abfahrt verdammt schnell zu bewältigen. Nun wurde es so kalt, dass ich mir zwischen den 2 Bergen eine Regenjacke holen musste, eigentlich ist das unüblich aber ich konnte den Lenker fast nicht mehr halten. Und schon ging es in den Inselsberg, der mit einer kleinen Rampe begann in die Sparkasse reinschmetterte als ging es ums Leben. Sofort zersprengte das Feld in viele kleine Gruppen. Endlich, so schien es, waren sich die Deutschen einig, ich konnte zwar am steilen Stück nicht mit den Besten Schritt halten doch es ließ sich noch alles sehr gut überblicken. Nach dem steilen Stück kam eine Serpentine in der Boassen Hagen eine mächtige Granate setzte, der niemand zu folgen wagte. Ab dort wurde von den Deutschen vorne abwechselnd attackiert von uns war nur noch Fischer dabei. Es entstand eine 4 Mann Gruppe mit Tony Martin und Gottfried und nun ging es endgültig um die Gesamtwertung. Nun ging es in die Abfahrt und außer den Leuten vorne war sich niemand mehr einig, alles stand und ich konnte nicht mehr verfolgen was vorne geschah. Nach einer Weile wurde bei uns gleichmäßig weitergefahren bis ins Ziel. Vorne gings um die Wurst und Rabobank führte hinterher, ohne Erfolg, also probierte Will Walker es in der Abfahrt mit aller Macht. Wie ich schon schilderte war die Abfahrt sehr gefährlich und es legte ihn hin. Das Fazit: Walker verliert das Rote Trikot auf der letzten Etappe um ein paar Sekunden. Starke Leistung von Tony, mehr braucht man dazu nicht sagen. Aus unserer Sicht war die Rundfahrt zwar gut aber leider nicht erfolgreich. So blieb das erhoffte Ergebnis aus und man fährt doch mit etwas Ernüchterung nach Hause....see you at the german championships 2 weeks later…

 


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