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Saisonbilanz T-Mobile 2006

Text von Steamboat, Februar 2007

Layout & Bildredaktion: maki

&copy Fotos: * capture-the-peloton.com, **Mani Wollner, *** www.velo-photos.com, **** rexite.de, ***** cyclingimages.com





Um eine „gerechte“ Analyse des Radrennstalls „T-Mobile“ zu schreiben, bedarf dieses Vorhaben einer historischen Einordnung. Der Radsport in Deutschland wurde durch das Engagement von Telekom heute T-Mobile erst in dieser Größenordnung ermöglicht. Nach Anlaufschwierigkeiten relativ kurz nach der Gründung etablierte sich die Mannschaft im internationalen Radsport.

 

Um sich in der Pelotonwelt zu behaupten, reichte es, gute Ergebnisse bei den Klassikern oder renommierten Rundfahrten zu erzielen. Um sich im öffentlichen Ansehen in Deutschland zu behaupten, war eine exorbitante Leistung bei der Tour de France von Nöten – am besten der Gesamtsieg. Und zur Krönung musste der Gewinner ein Deutscher sein. Diese Mixtur gelang der Mannschaft 1997, obwohl zuvor noch niemals ein Landsmann bei der Grande Boucle triumphierte. Jan Ullrich schaffte das Unmögliche, so nebenbei holte Erik Zabel noch das Grüne Trikot bei der Tour. Beide prägten in den Folgejahren das Geschehen der Magenta-Truppe. Der jeweilige Kader wurde an ihren Interessen ausgerichtet. Während Zabel die Siege am Fließband lieferte, stieg Ullrich trotz manchen Tiefs zur Ikone auf, die auf einer Stufe neben Max Schmeling, Boris Becker, Steffi Graf und Michael Schumacher stand.

 

Ullrich wurde zum Lieblingskind der Nation, dem man manche Dummheit altersbedingt nachsah. Die Geister schieden sich erst, als ihm 2002 während eines Aufenthalts in der Rehabilitationsklinik die Einnahme unerlaubter Substanzen nachgewiesen wurde. Der Rennstall entließ ihn, aber der „verlorene Sohn“ kehrte 2004 zu seinem altern Arbeitgeber zurück. Fortan nahm er auf das Teamgeschehen noch gezielter Einfluss. 2005, beim letzten Ballyhoo mit Lance Armstrong, musste Zabel zu Hause bleiben, weil der Tourkader komplett auf die Wünsche der Rundfahrer (neben Ullrich gehörten Alexander Winokurow und Andreas Klöden dazu) abgestimmt wurde, für Zabel blieb kein Platz.

 

Diese Entscheidung hatte ihre Konsequenzen und Auswirkungen. Zabel gefiel sich nicht in der Rolle des TV-Kommentators und wanderte zu einem weniger an GT-Klassements orientierten Mannschaft ab, während Vino feststellte, dass er im Dreigestirn derjenige war, dem nicht geholfen würde, trotz besten Laufs, also schloss er sich nach 2005 Liberty Seguros an. Dass letztlich Zabel der einzige werden sollte, der an der Tour 2006 von den drei Fahrern teilnahm, gilt als Ironie der Geschichte.



sie hatten
Vino **
genug
Ete **


Das Jahr Eins nach Jan Ullrich kannte man bei den Magentas schon. 2005 folgte nun das Jahr Eins nach Zabel und Vinokourov. Die Abgänge der beiden Fahrer hatten erhebliche Auswirkungen auf die Teamstruktur. Erstens fehlte der etatmäßige Sprinter, was zur Folge hatte, dass sich das Team der geänderten Anforderung stellen musste und generell nicht mehr so variabel wie früher taktieren konnte. T-Mobile schien dazu verdammt zu sein, abseits der Sprintentscheidungen für Siege zu sorgen. Deswegen rückten einige andere Fahrer in den Fokus, die sich in den vergangenen Jahren hinter Winokurow und Zabel im zweiten Glied befanden.

 

Zu den Akteuren, denen noch mehr Verantwortung erhielten, zählten Andreas Klier und Steffen Wesemann. Aber auch auf die Neuzugänge Michael Rogers, Patrik Sinkewitz, Kim Kirchen, Lorenzo Bernucci und Eddy Mazzoleni durfte man gespannt sein, weil ihre Verpflichtung für T-Mobile bedeutete, dass einige weitere Aspiranten für die Ardennen-Klassiker bzw. für kürzere Rundfahrten vorhanden waren.

 

T-Mobile konzentrierte sich in der Gesamtheit noch stärker als zuvor auf Ullrich auf die Tour de France. Im ersten Jahr nach Armstrong schien die Chance am größten, diese noch einmal zu gewinnen. Aber zum Selbstläufer würde die Grande Boucle deswegen nicht werden. Deshalb scheute man keine Anstrengungen, dem Rostocker eine schlagkräftige Truppe zur Seite zu stellen.



Jan Ullrich *****

2006 sollte zu einem ereignisreichen Jahr werden, der die Weichenstellung ad absurdum führte und letztlich in einen weiteren Strukturwandel beim Rennstall führen sollte. Viele verantwortliche Personen sowohl im Management wie Olaf Ludwig als auch mancher Aktiver hat sich zum Saisonbeginn nicht träumen lassen, dass ein Kehraus ungeahndeten Ausmaßes nach der Saison anstand. Und nicht wenige des alten Kaders sollten dem neuen nicht mehr angehören. Und zwar wirkte sich die Fuentes-Affäre direkt und indirekt einschneidend auf den Rennstall aus.



Doping-Affäre Fuentes

Im Zuge der Ermittlungen gegen den Arzt Eufemiano Fuentes gerieten auch Ullrich und Oscar Sevilla in den Verdacht, mit dem Madrider Frauenarzt kooperiert zu haben. Während Ullrich zunächst aus der Schusslinie kaum, musste Sevilla eingestehen, diverse Male Fuentes aufgesucht zu haben. Dabei habe es sich lt. seiner Auskunft um Leistungstests und nicht um Manipulationen auf Grund von Bluttransfusionen gehandelt.

 

Die Teamleitung forderte in Folge der Affäre von sämtlichen seiner Profis die Aussage, dass sie nicht mit dem Mediziner zusammen gearbeitet hätten. Nachdem eine Liste in der Woche vor dem Start der Tour de France veröffentlicht wurde, auf der in codierter Form einige Fahrer aufgeführt wurden, die zum Patientenkreis zählten, erhärteten sich die Verdachtsmomente gegen beide Fahrer.

 

letzte gemeinsame Fahrt *


Einen Tag vor Beginn der Tour erfolgte dann der Super-GAU. Die Staatsanwaltschaft in Spanien gab die Namen der Fahrer und Betreuer bekannt, die in diese Affäre nach ihren Erkenntnissen verwickelt seien.



adios ... *

Dazu zählten eben entgegen der Beteuerungen auch Ullrich und Sevilla sowie Teambetreuer Rudy Pevenage. Umgehend suspendierte T-Mobile alle drei und startete damit ohne den designierten Anwärter in Frankreich.

 

In Deutschland war man in Bezug auf die Verlautbarungen gründlich. Der Unternehmenskonzern fürchtete um sein ohnehin schon angeknackstes Image. Ungeachtet der Erkenntnisse aus der Festina-Affäre (nämlich, dass der Skandal sich auf die Unternehmensprodukte gemessen an den Umsatzzahlen gar positiv auswirkte), wollte man reinen Tisch machen. Im Gegensatz zu anderen Teams, suchte man nicht nach Möglichkeiten, den suspendierten Fahrern Türen offen zu halten. Man zog einen Schlussstrich, schmiss Ullrich, Sevilla und Pevenage raus und ergriff weitere Maßnahmen, dazu später mehr.

 

Aber alles der Reihe nach.



Pro Tour



das Frühjahr

Der PT-Start fiel bei den ersten zwei Rundfahrten recht mager aus. Kein Fahrer hatte sich einen PT-Punkt organisieren können. Bei Paris-Nizza wurde Linus Gerdemann 21., während Bernucci bei Tirreno-Adriatico über einen 22. Rang nicht hinauskam.

 

Bei Mailand-San Remo verfehlte Klier als 15. die Top Ten. Beim nächsten Klassiker durchbrach der Wahl-Belgier den Bann der Punktlosigkeit. Der Vorjahreszweite von Flandern zeigte sich bemüht, zumindest den Podestsrang wieder zu erreichen. Letztlich hatte er in der Entscheidung das Pech, keinen Teamkollegen an seiner Seite zu haben, so dass er sich mit dem neunten Rang begnügen musste. Als starker Mitstreiter erwies sich Bram Schmitz, der einer Ausreißergruppe angehörte. Er half Klier und versuchte später vergeblich, Sergej Ivanov an die Spitzengruppe heranzuführen.

 



Patrick Sinkewitz ***

Acht Sekunden fehlten hingegen Sinkewitz, das Treppchen der Baskenland-Rundfahrt zu besteigen. Der Sieger der Deutschland-Rundfahrt 2004 holte im abschließenden Zeitfahren auf, überflügelte einige Kontrahenten und landete auf dem vierten Rang, der zu diesem Zeitpunkt als bestes Resultat des Teams 2006 angesehen werden musste.

 



Flandern ***

Die Woche von Flandern über das Baskenland zu Paris-Roubaix wurde erfolgreich beendet. Wesemann, von einer Erkältung genesen, wollte sich endlich seinen Traum erfüllen, das Rennen in der „Hölle des Nordens“ zu gewinnen. Die Erkrankung bewirkte, dass er der Spitze des Feldes nicht folgen konnte. Wesemann musste reißen lassen, kämpfte sich allerdings dennoch durch und erreichte das Velodrom als neunter Fahrer. Durch die Disqualifikation von Leif Hoste, Vladimir Gusev und Peter van Petegem wurde der Neu-Schweizer Sechster - angesichts des Handicaps eine achtbare Leistung. Hervorzuheben wäre noch die unermüdliche Arbeit von Stephan Schreck, der bis zum Wald von Arenberg einer Fluchtgruppe angehörte und anschließend Wesemann mit den letzten Kraftreserven noch zur Verfügung stand. Marcus Burghardt schaffte einen guten 22. Platz, nachdem er bei Gent-Wevelgem immerhin 19. wurde.



Paris-Roubaix:
Steffen Weseman **
geliebte Pavées
Marcus Burghardt **


Beim Amstel Gold Race schien man die Karten in der Hand zu haben. Wesemann präsentierte sich in bärenstarker Verfassung und griff aus einer Spitzengruppe heraus an. Es sah erfolgversprechend aus, aber er wurde noch gestellt. Im Fortlauf des Rennens versuchte er vergebens, den enteilten Fränk Schleck zu folgen. Er Zweiter. Sinkewitz belegte den fünften Rang und Ivanov rundete als Zehnter das stärkste mannschaftliche Auftreten in der Klassikersaison ab. Nur wenig schwächer war das Team beim Flèche Wallone, als Sinkewitz seinen fünften Rang vom Amstel Gold Race wiederholte. Ivanov wurde Neunter und Matthias Kessler belegte den zehnten Rang.

während des
Steffen Wesemann **
Amstel Gold Race
Patrik Sinkewitz **


Zum Ausklang der Ardennen-Woche stand Lüttich-Bastogne-Lüttich auf dem Programm. Dieses Mal konnte T-Mobile die Mannschaftsergebnisse der beiden vorangegangenen Klassiker nicht wiederholen, aber im Finale war erneut Sinkewitz vertreten. Der Fuldaer versuchte mehrfach zu attackieren, konnte sich aber nicht entscheidend absetzen und hatte im Schlussspurt gegenüber Alejandro Valverde, Paolo Bettini und Damiano Cunego das Nachsehen. Damit verfehlte er knapp das Podium, deutete aber an, dass er in seiner Karriere noch viele Möglichkeiten hat, einmal einen Klassiker dieser Kategorie zu gewinnen. Nach den drei Rennen in den Ardennen kann man konstatieren, dass sich sein Wechsel zu T-Mobile für ihn und für die Equipe gelohnt hat.

 



Bernhard Kohl ***

Bernhard Kohl gefiel durch einige gute Leistungen in der Frühjahrssaison. Nachdem er 23. bei Paris-Nizza und 14. in der Baskenland-Rundfahrt geworden war, schaffte er den 19. Platz bei der Tour de Romandie. Schließlich erreichte er ohne Tagessieg bei der Dauphiné Libéré den dritten Platz.. Er hielt stets mit den Favoriten mit und sicherte sich PT-Punkte. In Anbetracht der zahlreichen Saisoneinsätze war aber eine Teilnahme bei der Tour für den jungen Alpenrepublikaner aus Gründen der Fürsorge nicht vorgesehen.



Giro d'Italia



Sergej Honchar während des Giro-Prologs ***
Olaf Pollack ****

Beim Giro sollte Sergej Gonchar der Kapitän sein, während Ullrich zwecks Formaufbau an der GT teilnahm. Gonchar gelang beim Prolog gleich ein fünfter Rang. Pollack überraschte bei der zweiten Etappe von Mons nach Charleroi mit dem zweiten Rang hinter Robbie McEwen. Für einen Moment sah es sogar so aus, als ob er den Tagessieg einfahren könnte, nachdem er Alessandro Petacchi überholte.

 

Etappensiege sollten noch mehrfach in die Reichweite der Akteure kommen. Beim Mannschaftszeitfahren zwischen Piacenza und Cremona eröffnete sich etwas überraschend diese Möglichkeit für die Delegation. Vermutlich war es ein Handicap, dass sich die Mannschaft unterwegs auf fünf Fahrer reduziert hatte. Kessler ließ leider auf dem letzten Kilometer reißen. Da aber sein Eintreffen im Ziel maßgeblich für die Zeitnahmen wurde, hatten Gonchar, Ullrich, Rogers und Pollack eine Sekunde Rückstand auf CSC. Bemerkenswert dabei ist, dass T-Mobile nicht die erste Garnitur am Start hatte und gegenüber CSC erheblich unterlegen schien. Gonchar übernahm am Abend des Tages das Rosa Trikot, das er tags darauf an seinen Teamkollegen Pollack weiter reichte. Der Sprinter erreichte im Finale auf dem Weg von Busseto nach Forli wieder den zweiten Rang und übernahm wegen der erfolgten Zeitgutschrift die Führung in der Gesamtwertung. Den Tagessieg verfehlte er vermutlich, weil er kurzzeitig den Sprint abbremste, als er zwischen Fabrizio Guidi und McEwen eingeschlossen wurde. Anhand der Fernsehbilder war aber zu erkennen, dass er die höchste Endgeschwindigkeit entwickelte.

 

Nach der nächsten Etappe von Cesena nach Saltara reichte Pollack das Trikot des Leaders an Gonchar zurück, der es aber nach der achten Etappe endgültig verlor. Dafür versuchte Pollack erneut, einen Tagessieg zu landen. Dieses Mal ließ er McEwen zwar hinter sich, aber Tomas Vaitkus und Bettini waren schneller, so dass er den dritten Rang belegte. Auch bei der 15. Etappe von Mergozzo nach Brescia fehlten ihm die Fortune und ein paar Zentimeter gegen Bettini. Last but not least, versuchte er es vergeblich bei der Ankunft in Mailand. Es wurde „nur“ der dritte Platz sowie der vierte Rang in der Punktwertung eines aber gelungenen Auftritts in Italien.



Kessler und Pollack während der 4.Etappe des Giro **


Nach allen vergeblichen Versuchen seiner Teamgefährten war es nun Ullrichs Aufgabe, den Ausflug nach Italien mit einem Tagessieg zu krönen. Die elfte Etappe (Einzelzeitfahren) wurde dafür auserkoren. Die Strecke und die Windverhältnisse kamen ihm entgegen, so dass er einen überzeugenden Erfolg erzielte. Gleichsam trat er mit diesem Sieg in den Kreis der Pedaleure ein, die Etappensiege bei allen drei GTs erzielten. Ivan Basso bot er die Stirn und mehrte die Hoffnung, dass er dem CSC-Fahrer bei der Tour de France das Feld nicht kampflos überlassen würde. Unter welchem Eindruck das Tagesergebnis Im Nachhinein zu beurteilen ist, ließ sich an den Maitagen noch nicht ersehen. Im Übrigen rückte Gonchar durch den vierten Tagesrang auf den dritten Gesamtplatz vor, hingegen Rogers enttäuschte. Der Ukrainer aber sollte bei der nächsten Etappe schwer stürzen. Er fuhr zwar weiter, verlor aber viel Zeit und fiel zurück.

 

Sergej Honchar **
Jan Ullrich **


Von Siegen oder Top 3 Platzierungen kann nach der Volta A Catalunya nicht berichtet werden. Aber Gerdemann wurde Sechster in der Gesamtwertung, die auf den Top Ten Plätzen von einigen Fahrern bestickt wurde, mit denen man auch bei der Tour de France rechnen konnte.



Tour de Suisse



Linus Gerdemann *


***

Gerdemann setzte weitere Akzente. Er kam auf der dritten Etappe der Tour de Suisse als Zweiter einer Fluchtgruppe ins Ziel. Bei dieser Tour sollte sich eigentlich alles um Ullrich drehen, aber Gerdemann setzte einen gelungenen Anfangsakkord. Bei der sechsten Etappe war es dann doch Ullrich, der schon im Verlauf der Tour mit einer aktiven Fahrweise gefiel, der den erwarteten Formnachweis erbrachte. Er schien, die Situation in den Alpen im Griff zu haben. Eine ansprechende Leistung wurde ihm im Gebirge konstatiert, und er sich mit dem dritten Rang begnügte.

 

Zusammen mit Gerdemann an seiner Seite kontrollierte Ullrich das Geschehen. Der achte Abschnitt, eine Bergetappe in und um Amri, konnte keine Vorentscheidung bringen. Damit hatte der Sieganwärter für die Tour de France alle Chancen im abschließenden Zeitfahren. Zwar drohte Regenwetter sein Vorhaben noch zu gefährden, aber Ullrich blieb Herr der Lage und gewann neben dem Zeitfahren auch die Tour de Suisse. Gerdemann belegte einen starken siebten Platz. Inwiefern man diese gelungene Generalprobe als Fingerzeig für die Tour de France werten wollte, blieb Optimisten und Pessimisten überlassen.



Ullrich, Klöden, Rogers ***


Tour de France



Letztlich dünnte sich der Favoritenkreis für die Grande Boucle auf dramatische Weise selbst aus. Alle Fahrer, die im Verdacht standen, mit Fuentes zusammenzuarbeiten, wurden ausgeschlossen. Dieser Bann traf auch Ullrich und Sevilla. Der neue Kapitän für die Tour de France sollte zwischen Andreas Klöden, Gonchar und Rogers ermittelt werden. Letztlich wurde der Ullrich-Kumpel Klöden zum Leader der siebenköpfigen Truppe (zu der Kessler, Giuseppe Guerini, Mazzoleni und Sinkewitz zählten) erklärt. Man hoffte, sich achtbar in Frankreich zu schlagen. Das Team fand sich jedoch schnell und feierte Erfolge.

Patrik Sinkewitz *
Guiseppe Guerini ***
Michael Rogers ***


Die dritte Etappe von Esch sur Alzette nach Valkenburg gewann Kessler. Dieser Sieg war aus mehrerlei Gründen eminent wichtig. Einerseits konnte er sich für den verpassten Erfolg der Voretappe rehabilitieren. Von viel größerer Bedeutung aber war, dass er für positive Schlagzeilen nach dem Ausschluss von Ullrich sorgte.



3. Tour-Etappe, Matthias Kessler siegt - mit Wut im Bauch? ****

Bei der Zielankunft kam ihm der Anstieg, der er vom Amstel Gold Race kannte, zugute. Der zweite Rang an diesem Tag ging an Rogers, der sich überraschend gegen Daniele Bennati im Sprint des ausgedünnten Hauptfeldes behauptete, so dass T-Mobile einen Doppelsieg gelang. Besondere Bedeutung stellte der Erfolg nicht nur für das Team sondern auch für den Fahrer Kessler dar, der jahrelang auf einen großen Sieg wartete. Trotz guter Perspektive blieb er den Nachweis schuldig, ein prestigeträchtiges Rennen gewinnen zu können. Auch bei dieser Tour der France war ihm nicht immer das Glück hold. Bei der zweiten Etappe wurde er wenige Meter vor dem Ziel vom Feld geschluckt. Bei der 14. Etappe von Montelimar nach Gap schloss er sich erneut einer Ausreißergruppe an. Ein Unfall von David Cañada brachte ihn jedoch aus dem Rhythmus, so dass er über eine Leitplanke stürzte. Er blieb unverletzt, seine Ambitionen auf den Tagessieg musste er hingegen begraben.

 

Dennoch freute man sich bei T-Mobile über einen weiteren Etappensieg. Gonchar nutzte die Gunst der Stunde beim Zeitfahren von St. Gregoire nach Rennes und gewann souverän vor Floyd Landis. Auch Rogers (Vierter), Klöden, Mazzoleni und Sinkewitz wussten mit einem starken Zeitfahren zu gefallen. Gonchar übernahm das Gelbe Trikot, das er nach der zehnten Etappe wieder abgab.

 



Andreas Klöden ***

Voll und ganz in die Kapitänsrolle der Equipe schlüpfte Klöden bei der ersten Bergankunft. Er hielt zunächst mit der Favoritengruppe mit. Allerdings machte sich bemerkbar, dass er nicht ohne Blessuren durch die Saison gekommen war. Fast anderthalb Minuten verlor er noch auf die Spitzengruppe. Dadurch minimierten sich die ohnehin hypothetischen Chancen auf den Gesamtsieg.

 

Bei der Königsetappe zeigte sich Klöden in den Spitzkehren von Alpe D´Huez erholt. Er forcierte immer wieder das Tempo, so dass er die Rückstände auf Denis Menchov und Carlos Sastre verringerte. An seiner Seite blieb stets Landis, der besonders auf den Deutschen sein Hauptaugenmerk richtete, da er ihn in der Gesamtwertung fürchtete. Klöden meldete mit dem fünften Rang Ansprüche auf einem Platz auf dem Podium an.

 

Die 16. Etappe muss für die T-Mobile-Truppe den Beinamen „Etappe der Wahrheit“ bekommen, wollte man Klöden noch die Chance erhalten, die Tour zu gewinnen. Aber die Rumpftruppe war gut eingestellt. Zu viert führten sie Klöden in den Schlussanstieg. Sie forcierten das Tempo und hielten die Geschwindigkeit hoch. Die Rechnung ging auf. Landis brach völlig zusammen. Gleichzeitig gelang es aber Sastre, sich auf und davon zu machen. Klöden, der sich offensichtlich noch zu sehr auf Landis konzentrierte, genehmigte dem Spanier ungewollt einige Sekunden Vorsprung. Er belegte am Ende in La Toussuire wiederum den fünften Platz, Landis war geschlagen, aber neben Sastre hatte auch Oscar Pereiro etwas Zeit gut gemacht.

 

Klödens Traum vom Gesamtsieg wurde bereits am Folgetag jäh beendet. Sein Team und besonders er mussten für die Strapazen der vorangegangenen Tage zahlen. Zunächst schätzte man den Ausreißversuch von Landis 140 km vor dem Ziel falsch ein. Viel zu spät stieg die Magenta-Truppe zusammen mit CSC in die Verfolgungsarbeit ein. Zum zweiten entkam Sastre auf dem Weg zum Col de Joux-Plane, während Klöden litt und sich erst im Verlauf des Anstieges erholte, um dann einige Konkurrenten noch in die Schranken zu weisen. Zeitgleich mit Pereiro erreichte er das Ziel in Morzine. Klöden war nur noch Vierter im Klassement.

 



Klödens Rad ***

Durch ein beherztes Zeitfahren zwischen Le Creusot und Montceau-les-Mines wurde ihm der Sprung auf das Treppchen doch noch möglich. Nachdem Gonchar erneut eine unerreichbare Zeit für alle Starter vorgelegt hatte und seinen zweiten Etappensieg feierte, belegte Klöden den zweiten Platz. Dadurch schob er Sastre vom virtuellen Podest herunter und freute sich, als Dritter in der Gesamtwertung Paris zu erreichen. Rogers wurde übrigens Zehnter. Das Team, das nur mit sieben Fahrern gestartet war, schaffte den Gesamtsieg in der Teamwertung. Die Geschehnisse um Ullrich aber konnten diese Resultate aber nicht vergessen machen.

 



- und Oscar muss warten *


Die Entwicklungen der Folgetage aber ließ das Gesamtergebnis und den Verlauf der Tour in einem anderen Licht erscheinen. Landis wurde des Dopings überführt, damit konnte Klöden gar den zweiten Rang in der Abschlusswertung belegen. Dennoch: So nah wird er vermutlich dem Gesamtsieg nie mehr kommen. Hätte man Pereiro nicht erlaubt, bei der 13. Etappe seinen enormen Zeitrückstand zur Spitze durch einen derart harmlosen wirkenden Ausriss abzubauen, wäre vermutlich Klöden zum neuen Sieger der Tour erklärt worden. Dennoch hatten die Ergebnisse von der Tour auch ihre Schattenseite.





Besonders die Ullrich-Freunde Kessler und Klöden betonten ihre Loyalität zum Freund und alten Kapitän. Diese Nibelungentreue wurde besonders Kessler zum Verhängnis. Die positiven Bekundungen waren der Teamleitung ein Dorn im Auge. Der Franke fand bei den restlichen PT-Rennen keine Berücksichtigung mehr.

 

Nach der Tour erfolgte aber ein noch deutlich nachvollziehbarer Einschnitt. Neben Kessler mussten auch andere Freunde von Ullrich leiden. Bei PT-Rennen wurde die Ullrich-Fraktion kaum noch berücksichtigt. Zudem wurde die Absetzung von Teammanager Olaf Ludwig zum Saisonende bekannt gegeben.

 



die Rennen nach der Tour



3. Etappe der D-Tour: Greipel gut, doch geschlagen *

Aber das Peloton fuhr weiter. Gerdemann rückte in die Rolle des Kapitäns bei der Deutschland-Tour. Sinkewitz war der Tourstress noch anzumerken, da er mit dem Ausgang des Rennens in den heimischen Gefilden nichts zu tun hatte, weshalb er schnell die Führungsaufgaben an Gerdemann abgab. Dieser blieb hinter den Erwartungen, erreichte allerdings beim Prolog den zweiten Platz. André Greipel errang bei der dritten Etappe von Witzenhausen nach Schweinfurt einen starken dritten Platz, als er sich in einem Finish mit deutscher Note Gerald Ciolek und Zabel geschlagen geben musste. Bester im Gesamtklassement einer enttäuschenden T-Mobile-Truppe wurde Mazzoleni als Neunter.

 



Wesemann während der 7. Etappe der Eneco-Tour **


Bei der ENECO Tour Benelux drängten sich die Fahrer nicht gerade durch Höchstleistungen auf. Wesemann, dem das Terrain in den Benelux-Staaten bekanntermaßen liegt, belegte immerhin noch den zehnten Rang in der Gesamtwertung. Beim GP Ouest-France-Plouay sollte dann Ivanov die Teamfarben am besten vertreten. Er wurde in der Bretagne Achter.

 



Insbesondere die Jungakteure sollten ihre Chance bei der letzten GT, der Vuelta, erhalten. So wurde Kohl Kapitän für das Klassement, während Greipel sich mit der Sprinterelite messen sollte. Letzteres gelang bei der sechsten Etappe von Zamora nach Leon gut. Dort überraschte er im Finale alle und hätte um ein Haar beinahe sogar gewonnen. Allerdings zog Thor Hushovd noch vorbei, während Zabel hinter ihm blieb. Leader Kohl hingegen musste nach einem Sturz früh ausscheiden. Als bester T-Mobile-Akteur im Klassement belegte Daniele Nardello den 50. Platz.

 

Dem Italiener gelang auch die beste Platzierung bei Zürich-Metzgete. Der 13. Platz riss niemand vom Hocker, muss aber auch nicht verschwiegen unter den Teppich gekehrt werden. Das gilt auch für den 17. Rang von Pollack bei Paris-Tours. Zum Abschluss erreichte Nardello den 18. Platz bei der Lombardei-Rundfahrt.



Outside Pro Tour

Bis anno 2005 zeichnete sich besonders Zabel für einen gelungenen Saisonstart verantwortlich. Da er den Rennstall verlassen hatte, lag es nun an den verbliebenen Fahrern, den Jahresauftakt erfolgreich zu gestalten. Die Umsetzung des Vorhabens schien aber nicht frei von Schwierigkeiten zu sein. Die Fahrer passten sich den bevorzugten Platzierungen ihres ehemaligen Sprintstars an und erreichten mehrfach zweite Plätze.

 

Bernucci errang einen bei der Trofeo Calvia (1.1). Pollack gelang dieses Kunststück bei einer Etappe der Tour of California (2.1) und Greipel gewann zwar den Sprint der Verfolger bei der 4. Etappe der Etoile des Bessèges (2.1), aber es war eben schon einer vorher im Ziel angekommen. Kirchen trat diesem Club nach seinem zweiten Rang beim GP di Lugano (1.1) bei.

 

Dritte Plätze gab es zu Saisonbeginn ebenfalls reichlich: André Korff bei der vierten Etappe der Tour of California (2.1), Greipel belegte bei der Abschlussetappe dieser Rundfahrt ebenfalls diesen Platz; Thomas Ziegler gelang er nach der vierten Etappe bei der Volta ao Algarve (2.1).

 

Diese Serie durchbrach Pollack bei der Tour Of California mit seinem Finish bei der Etappe am 25. Februar. An diesem Tag durfte sich das Bonner Team über den ersten Saisonsieg freuen. Im Vergleich zum Vorjahr dürfte den Verantwortlichen ein Stein vom Herzen gefallen sein, damals konnte man erst im April jubeln. Bereits am 26. Februar legte Pollack in Kalifornien mit einem weiteren Tagessieg nach!



4. Etappe
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5. Etappe
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RheinlandPfalz-RF Start ***
2. Etappe Ziegler **

Fast zwei Monate danach gab es den nächsten Sieg zu verzeichnen. Bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt (2.1) wies Greipel auf der ersten Etappe die Gegnerschaft in die Schranken und gewann knapp vor Danilo Hondo. Schon am Folgetag wollte Ziegler es ihm gleich tun. Aber René Haselbacher hatte etwas dagegen, so dass dem Erfurter nur der zweite Rang blieb. Bei der vierten Etappe, die auch im Sprint des Gesamtfeldes entschieden wurde, gab es einen Doppelsieg. Greipel landete vor Pollack. Bei der Abschlussetappe reihte sich Greipel hinter Pollack auf dem dritten Rang ein. Im Gesamtklassement erreichte Ziegler den dritten Rang.

 

Ein zweiter Rang wurde beim Mannschaftszeitfahren der Settimana Internazionale Coppi e Bartali (2.1) notiert, für den sich Pollack, Sevilla, Gonchar, Rogers, Scott Davis sowie Korff, Kessler und Guerini verantwortlich fühlten. Dieses Ergebnis war übrigens die einzige Podiumsplatzierung im März.

 

Bei der Teamkonstellation meinte man eigentlich, dass man für die Rennen im belgischen Frühjahr bestens gerüstet sei. Aber in den Vorbereitungsrennen zur Ronde und Paris-Roubaix exponierte sich die Akteure um Wesemann und Klier nicht gerade durch Topleistungen. Dieses mehrte die Skepsis an der Form des Teams, konnte doch nach den ersten PT-Events kein nennenswertes Ergebnis erzielt werden. Selbst vierte oder fünfte Plätze gab es nicht zu vermelden. Aber die Ergebnisse von Flandern und Paris-Roubaix können sich dann doch sehen lassen.



Kuurne-Brüssel-Kuurne - Andreas Klier scheint unzufrieden **


Abseits der Rennen in Flandern gerieten die Magentas in den Mittelpunkt des Geschehens, als der Circuit de la Sarthe (2.1) zu Ende ging. Gonchar setzte sich zusammen mit Alessandro Bertolini kurz vor dem Ziel ab. Er musste seinem Mitausreißer den Vortritt lassen. Hätte Gonchar diese Etappe gewonnen, wäre ihm eine Bonifikation von zehn Sekunden gutgeschrieben worden, und er hätte den Sieg dieser Rundfahrt davon getragen. So waren es nur sechs Sekunden Zeitgutschrift, und er wurde zeitgleich mit dem Gesamtsieger Stefan Schumacher Zweiter.



es sollte nicht sein
Sinkewitz und Voigt während des Henninger-Rennens ***


Ein Highlight stellte natürlich auch der Klassiker „Rund um den Henninger Turm“ (1.HC) dar. Anders als bei den vorigen Austragungen hatte T-Mobile kein Interesse an einer Massenankunft. In dieser veränderten Rolle gefiel sich besonders Sinkewitz, der zusammen mit Jens Voigt über 100 km an der Spitze fuhr. 5 Kilometer vor dem Ziel wurden sie gestellt. Wäre Wesemann als Begleiter bei ihnen geblieben und nicht durch einen Defekt zurückgefallen und hätte man zwei Fahrer von Gerolsteiner (Andrea Moletta, Fabian Wegmann) in diese Gruppe dauerhaft integriert, wäre dem Vorhaben wohl das entscheidende Quäntchen Glück beschieden gewesen. Im Endklassement spielten die Mobiler dann keine Rolle.



mieses Wetter während der 3. Etappe der Bayern-RF ***


Klöden nahm seine Saison nach einer Verletzungspause erst bei der Bayern-Rundfahrt (2.HC) auf. Beim Einzelzeitfahren rückte er durch den dritten Platz in den Fokus. Ansonsten brachte er ein solides Comeback im Süden Deutschlands zustande. Nach der Tour de France startete er bei der Rothaus Regio Tour (2.1). Bei der ersten Etappe stürzte er, bei der zweiten zeigte er sich erholt und wurde Zweiter. Während der dritten setzte er sich mit Rogers am letzten Anstieg ab, und beide feierten einträchtig einen Doppelsieg, bei dem der Australier als Erster über die Ziellinie rollte. Am nächsten Tag stand ein Zeitfahren auf dem Programm, das Klöden gewann, dem Weltmeister in dieser Disziplin blieb nur der dritte Rang. Klöden gewann schließlich diese Rundfahrt vor Rogers.

 

Kirchen, der bis zur Austragung der Luxemburg-Rundfahrt (2.HC) blass blieb, erwischte in seiner Heimat beim Prolog einen guten Tag und sicherte sich den Sieg. Die Kräfte reichten ferner für einen zweiten Etappenrang.



Luxembourg-RF - Kirchen hinter Bernucci **


Trotz der negativen Meldungen im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Fuentes zeigte sich Sevilla lange unbeeindruckt. Er siegte bei der zweiten Etappe, einer Bergankunft, der Asturien-Rundfahrt (2.1) erstmalig im Trikot von T-Mobile. Den Gesamtsieg brachte er schließlich unter Dach und Fach, als er sich gemeinsam mit dem Tagessieger Ruben Plaza auf der Abschlussetappe absetzte.

 

Gerdemann, der schneller als angenommen, in die Rolle des Leaders bei Rundfahrten schlüpfte, blieb bei der Sachsen-Tour (2.1) ohne Sieg. Er unterlag im Finish der letzten Etappe seinem ehemaligen Teamkollegen Andy Schleck, nachdem sich beiden h von den Verfolgern absetzten. Bernucci belegte bei dieser Rundfahrt den zweiten Klassementplatz, obwohl er bei keiner Etappe auf das Treppchen gelangte.

 

Parallel zur Deutschland-Tour fand die Post Danmark Rundt (2.HC) statt. Eine Delegation der T-Mobiler fand sich dort ein, um zu demonstrieren, dass der eine oder andere in das Line-up für die Deutschland-Rundfahrt gehört hätte. So feierte Pollack nach einer Massenankunft einen Etappensieg. Ferner erreichte er einen zweiten Etappenplatz. Ebenso freute sich Ziegler über einen zweiten Rang, den er beim Zeitfahren schaffte. Bei der zweiten Etappe erreichte er noch einen dritten Platz, den er auch im Endklassement belegte.

 

Bei den Eintagesrennen in Deutschland nach der Landesrundfahrt bot sich für Korff die Gelegenheit, etwas für die eigene Palmares zu tun. Den Sparkassen Giro Bochum (1.1) beendete er als Zweiter. Den enteilten Jens Voigt konnte auch er nicht schlagen, er verwies aber Zabel auf den dritten Rang.

Kein schlechtes Jahr für Linus Gerdemann
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Er und Stefan Schreck bei Rund um Köln
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Einen Sieg bei einem Etappenrennen in Deutschland feierte Sinkewitz. Er bildete mit Sebastian Lang und Fränk Schleck bei der ersten Etappe der Drei-Länder-Tour (2.1), der ehemaligen Hessen-Rundfahrt, ein Ausreißertrio, das letztlich fünf Minuten Vorsprung vor dem Peloton hatte. Letztlich ließ er auch seine Begleiter hinter sich. Den Gesamtsieg errang er jedoch nicht. Beim Zeitfahren erwies sich Lang als unschlagbar und beförderte Sinkewitz auf den zweiten Platz.

 

T-Mobile nahm im Herbst Mark Cavendish als Staigaire in seinen Kader auf. Der Brite startete eigentlich für Team Sparkasse, erhielt aber die Gelegenheit, sich für einen Profivertrag zu empfehlen. Der Rennstall setzte ihn in dessen Heimat bei der Tour Of Britain (2.1) ein. Er revanchierte sich für das Vertrauen bei der vierten und fünften Etappe mit jeweils zweiten Rängen. Am letzten Tag reichte es zu einem dritten Platz. Danach bekam der Brite die Zusage, ab 2007 in den Farben von T–Mobile zu starten. Auch Rogers und Klöden traten bei der Tour Of Britain an. Klöden gab jedoch früh auf. Rogers beendete zumindest die dritten Etappe mit dem zweiten Tagesplatz.



Nationale Meisterschaften

Die nationalen Titelkämpfe erbrachten T-Mobile zwei Meisterschaften, einen zweiten und einen dritten Platz. Kein deutscher Fahrer ergatterte das Meistertrikot, Kessler erreichte in Klingenthal nur den zweiten Rang hinter Sensationssieger Dirk Müller, der für ein Amateurteam fuhr. Statt seiner gewann Kohl den Titel des besten österreichischen Straßenfahrers. Er setzte sich gegen die zahlenmäßige Überlegenheit der Teams Vorarlberg und Elk Haus durch. Auch Kirchen freute sich über den Gewinn des Titels in Luxemburg, als er das Straßenrennen vor den Schleck-Brüdern gewann. Frantisek Rabon hielt sich mit Glanztaten auf der PT Ebene erwartungsgemäß zurück, aber er war auch nicht untätig. Bei den tschechischen Meisterschaften im Einzelzeitfahren belegte er den dritten Rang.

Frantisek Rabon *


Zwischen die Speichen gesehen…

Man kann für die PT-Leistungsbeurteilung einen Zeitstrahl aufmalen. Dort sollte man dann noch den Ausschluss von Ullrich eintragen und anschließend betrachten, wie sich dieser mit einer zeitlichen Verzögerung auf die Erfolgssituation auswirkte.

 

Während bei der Tour noch drei Tageserfolge sowie der zweite Gesamtplatz von Klöden erreicht wurden, ebbte es danach deutlich ab. Noch zwei zweite Etappenränge und ein dritter kamen zustande. Im Klassement der Rundfahrten oder Klassiker zeigte sich kein Teammitglied mehr unter den ersten Fünf, aber auch außerhalb der PT war es danach mit dem Glanz vorbei. Dieses hängt sicherlich mit den Auswirkungen der Geschehnisse um Ullrich zusammen. Eine Equipe, die vornehmlich nach den Wünschen des Stars zusammengestellt wurde, orientiert sich natürlich an der Leitfigur; fehlt diese oder wird sie aus umstrittenen Gründen entfernt – und es hat den Anschein, dass dieser Vorgang nicht das Wohlwollen großer Mannschaftsteile noch deren Verständnis fand – dann bleibt eine Art Solidarisierung mit dem Kapitän nicht aus, und die Leistung wird nicht mehr erbracht. Zudem wussten bereits einige Pedaleure, dass sie 2007 nicht mehr in den Farben von T-Mobile auf dem Rad sitzen und auch das wirkte sich wahrscheinlich aus.

 

Mit dem Siegen hatten es die Akteure ohnehin nicht so. Von den sechs PT-Siegen entfiel die Hälfte auf Ullrich, der auch den einzigen Gesamtsieg in der PT holte. Allerdings gab es neben Klöden noch weitere Podestplatzierungen von Wesemann und Kohl, die allerdings auch die Truppe verlassen haben. Jedoch wussten mit vorderen Platzierungen Sinkewitz (in den Ardennen und im Baskenland) und Gerdemann (in Katalanien) zu überzeugen. Sie sind im neuen Team auch als Stützen vorgesehen. Das gilt auch für Greipel, der mit guten Saisonresultaten aufwartete.



André Greipel hat noch viele Chancen **


18 Saisonsiege stehen auf der Endabrechnung. Kein Eintagesrennen konnte gewonnen werden, während drei Rundfahrten siegreich beendet wurden. Mit Greipel wächst zwar ein weiterer Sprinter heran, aber die Fraktion der endschnellen Fahrer war nur begrenzt erfolgreich. Die meisten Jahreserfolge hatten Ullrich und Pollack mit je drei ersten Plätzen.

 

In der PT-Teamwertung wurde ein mittelmäßiger achter Rang mit 269 Punkten erreicht. Die Rundfahrtenresultate bildeten eine solide Grundlage für diese Platzierung, während bei den Klassikern der eine oder andere Ausfall zu verzeichnen war (besonders in San Sebastian).

 

Insgesamt erreichten die Fahrer 464 PT-Punkte. Das wäre der achte Rang im Vergleich zu den anderen Teams, was also dem Ergebnis in der Mannschaftswertung identisch wäre. Am erfolgreichsten schnitt Sinkewitz als 25. ab. Ihm folgt auf dem 29. Platz Klöden, während Ullrich den 42. Platz hielt. Das einstige Aushängeschild wird offiziell in der PT-Einzelwertung übrigens nicht mehr gelistet. Routinier Wesemann beendete die Saison als 51.

 

Von den Youngsters kam Gerdemann auf den 66. Platz, während Kohl 72. wurde. Auf dem Platz ist auch Rogers zu finden, der im Zeitfahren allerdings keine große Rolle spielte. Anders Gonchar, der 101. wurde, eben weil er beim Zeitfahren auch zu Siegen kam. Pollack ist 107., Kessler 119. . Er nahm zu seinem neuen Arbeitgeber Ivanov mit, der 128. wurde. Ein Trio beschließt auf Rang 142 die teaminterne Ansammlung an Fahrern in der Einzelwertung. Neben den Routiniers Klier und Mazzoleni platzierte sich auch Greipel. Somit sorgten 14 Fahrer für PT-Zähler.



Top Acht

Klöden – Wesemann – Sinkewitz – Kohl – Gonchar – Gerdemann – Rogers – Kessler

 

1. Klöden: Ob nun Zweiter oder Dritter bei der Tour. Unter den Voraussetzungen ist eine solche Platzierung bei der Grande Boucle gut.

2. Wesemann: Der eidgenössische Kopfsteinpflasterkenner holte ein herausragendes Ergebnis beim Amstel Gold Race.

3. Sinkewitz: Endlich zeigte er, wozu er in den Ardennen fähig sein kann. Auch sein Abschneiden bei der Tour ist als stark zu bezeichnen. Sieht man von den Beziehungen zu Ferrari ab, hat er eine starke Saison ohne Makel geschafft.

4. Kohl: Der dritte Akteur auf einem Abschlusspodium. Bei der Dauphine zeigte er, was er kann. 2007 stellt er seine Dienste Gerolsteiner zur Verfügung.

5. Gonchar: Der Ukrainer siegte bei zwei Einzelzeitfahren der Tour. Zudem war er einige Tage Träger des Leadertrikots der Grande Boucle aber auch der Corsa Rosa.

6. Gerdemann: Siebter bei der Tour de Suisse und Sechster bei der Volta A Catalunya. Er hat nachgewiesen, dass er ein Fahrer mit Zukunft ist.

7. Rogers: Der Australier wurde Zehnter bei der Tour. Allerdings reichte es für den dreimaligen Zeitfahr-Weltmeister zu keinem Sieg in seiner Paradedisziplin.

8. Kessler: Der Oberpfälzer freute sich über einen Etappensieg bei der Tour. Allerdings gilt er nicht mehr als Anwärter auf einen Klassikersieg.

 

Keine Aufnahme in die Top Acht fanden

 

1. Ullrich: Er gewann zwar die Tour de Suisse und auch bei einer Etappe beim Giro, aber ging es immer sauber dabei zu?

2. Sevilla: Auch er verfing sich in den Netzen von Fuentes.

3. Kirchen: Der Luxemburger fiel kaum in der Saison auf.

War's das? ***


Ausblick

„Sich selbst neu erfinden“- so lautet (wohl auch gezwungenermaßen) der Slogan für die neue Saison. Teilweise aus der Not geboren, zum Teil aber auch selbst gewollt ist diese Idee, die bedeutet, dass 2007 die einstigen Aushängeschilder des Teams der vergangenen Jahre nun endgültig Geschichte sind. Die Protagonisten aus der Blütezeit – Ullrich, Erik Zabel, Alexander Vinokourov, Klöden, ja selbst Wesemann – werden nicht mehr für die „Magentas“ an den Start gehen. Die Umstände machten letztlich diese Radikalkur unumgänglich. Mit Doping möchte der Rennstall nicht in Verbindung gebracht werden, weshalb eine Räumungsaktion großen Ausmaßes vonnöten wurde. Selbst das Teammanagement wurde ausgetauscht. Den geschassten Ludwig sowie Mario Kummer folgen Bob Stapleton als Manager, der zuvor die Geschicke der Damen von T-Mobile lenkte, und Urgestein Rolf Aldag als Sportdirektor. Als Assistenten wurden u.a Tristan Hoffman und Jan Schaffrath geholt.

sie kennen das Geschäft
Rolf Aldag
*
sie kennen die Ziele
Tristan Hoffmann ***
doch versuchen neue Wege
Jan Schaffrath ***


Loyalität zu Ullrich war dem Anschein nach nicht mehr erwünscht. Fahrer, die diesen Richtungswechsel nicht erkannten oder nicht erkennen wollten (oder diesen nicht akzeptieren wollten), wurden kurzerhand auf die Straße (ohne Rad) gesetzt. Dementsprechend begaben sich einige Akteure trotz akzeptabler Saison auf die Suche nach neuen Arbeitgebern: Kessler, Pollack und auch Wesemann. Klöden hätte evtl. bleiben können. Allerdings sah er seine Felle davonschwimmen, als die Maßnahmen auch Fahrer trafen, die der erfolgreichen Tourmannschaft angehörten wie neben Kessler auch Mazzoleni. Etwas überraschend verließ auch Kohl die Equipe.

 

Auch im Koordinatensystem des Teams haben sich die Ziele verschoben. Weg von der gezielten Ausrichtung auf die GT-Klassements zu den Klassikern hin erfolgte der Kurswechsel. Der neue Kader wurde daran ausgerichtet. Lediglich Rogers, Sinkewitz (trotz deren Bezüge zu dem italienischen Arzt Ferrari) sowie Gonchar, Gerdemann und Guerini blieben erhalten.

 

Die Klassikerfraktion hingegen erhielt quantitativ und qualitativ eine Aufwertung. Die Verpflichtungen von Bernhard Eisel, Servais Knaven, Jakob Piil Storm, Roger Hammond geschahen mit Blick auf die Rennen im flämischen Frühjahr. Da verwundert es schon, dass Wesemann entlassen wurde und auch Klier sich über eine Weiterbeschäftigung lange nicht sicher sein konnte.

Bernhard Eisel
***
Servais Knaven ***
Jakob
Piil
***
Roger Hammond *


Auch Neuzugang Gerald Ciolek möchte langfristig auf diesem Terrain seine Stärken ausspielen. Der U 23-Weltmeister verfügt über weitere Qualitäten im Sprint. Da die Öffentlichkeit von seinen Erfolgen hinreichend Notiz genommen hat, ist seine Schonfrist schon vor Beginn der Saison fast abgelaufen. Eine lange Eingewöhnungsphase kann ihm kaum gewährt werden. Auf der Position des Sprinters kann aber auch Eisel eingesetzt werden, dem zu wünschen ist, dass er bei der Tour de France in Höchstform ist und weniger bei Tour of Qatar.

 

Weiterhin wurden Michael Barry, Bert Grabsch, Adam Hansen, Gregory Henderson, Axel Merckx, Aaron Olsen und Marco Pinotti zu T-Mobile geholt. Sie und Fahrer wie Kirchen, Klier, Gerdemann, Sinkewitz, Gonchar, Rogers und Bernucci stehen unter dem Zwang, die Saison positiv zu gestalten. Wunderdinge erwartet niemand, aber frei von Erfolgen darf das Jahr 2007 auch nicht ablaufen.

Gerald Ciolek ***
Axel Merckx *
Aaron Olsen
*
Marco Pinotti ***


Die Position des Kapitäns für die Rundfahrten soll teamintern besetzt werden, nachdem man mit dem Versuch, Alejandro Valverde zu T-Mobile zu lotsen, scheiterte.

 

In Bezug auf die Dopingvergehen hat man scharf reagiert. Man will Maßstäbe in der Bekämpfung des Dopings setzen. So wurde von jedem Fahrer verlangt, dass man bei Verdächtigungen eine DNA-Probe abzugeben habe. Entsprechendes wurde in den Verträgen fixiert. Auch die Arztwahl der Athleten wird man mit Argusaugen verfolgen.

 

Aber auch nicht in der Fuentes-Affäre verdächtigte Fahrer ging es an den Kragen. Ludewig bekam den frischen Wind zu spüren, als man herausgefunden hatte, dass er sich weit vor seiner Zeit über die Beschaffungsmöglichkeiten von Aufbaupräparaten informierte. In der ICPT-Sitzung sprach man sich selbstredend für einen Ausschluss von Discovery Channel aus. Eine andere Haltung hätte man auch der sensiblen Öffentlichkeit in Deutschland nicht vermitteln können.

 

Hierzulande wurden Einschnitte dringend erforderlich. TV-Anstalten zogen sich bereits aus der Berichtserstattung zurück bzw. kündigten dieses an. Und auch die Rennveranstalter wollen künftig genauer darauf achten, ob sich schwarze Schafe unter den Teilnehmern befinden. T-Mobile hat verstanden, dass im Sinne der Sportart Reputation zurück gewonnen werden muss. Das hat man nicht allerorts in der Pelotonwelt erkannt. Die Karre steht im Dreck.

 

Bei T-Mobile ist man bereit, weniger Pokale zu bekommen und weniger Rennen zu gewinnen, wenn dafür aber alles mit rechten Dingen zugeht.

 

Es folgt das Jahr Eins. Nicht das erste Mal. Vielleicht unter dem Motto „Icons in The Making“?

 



nun denn - gute Fahrt ... **

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