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Die Antidopingfront beunruhigt über die gefährliche Verwendung von Kortikoiden

 

Zusammenfassung eines Artikels der Zeitschrift le Monde vom 5.6.2008:

L'antidopage français s'inquiète de l'usage dangereux des corticoïdes



Die Antidopingfront beunruhigt über die gefährliche Verwendung von Kortikoiden

Die französische Antidoping-Agentur ist (AFLD) "extrem beunruhigt". Seit einigen Monaten offenbaren die der Agentur vorliegenden Unterlagen "gefährliche" medizinische Praktiken die Verwendung von Korikoiden betreffend.

 

Das zeigt der Fall eines 18jährigen Kampfsportlers auf nationalem Niveau. Nach einer positiven Probe entdeckte die AFLD, dass der vielversprechende Sportler seit seiner Geburt an einer Wirbelsäulendeformation litt. Nach mehreren Stürzen zwingt ihn ein Bandscheibenvorfall zu einer 6-monatigen Pause und einem Korsett. Da er aber vor einer wichtigen Ausscheidung steht, gibt ihm ein Rheumatologe drei Spritzen zur Ausschaltung des Schmerzes, damit er am Wettkampf teilnehmen kann. "Der junge Mann riskiert eine Lähmung", so schätzt Véronique Lebar (AFLD-Medizinerin) ein und präzisiert "der Rheumatologe hatte die Gefahr, die mit seiner Verschreibung verbunden war, erkannt, doch er hat erklärt, der Junge hätte gewusst, was er tut."

 

Noch beunruhigenter sei, dass die Agentur Anträge auf Kortison-Ausnahmegenehmigungen für Jugendliche erhalte. So z. B. für 13-15 jährige Turner und Schwimmer auf regionalem- und nationalem Niveau, denen Ärzte Kortisonspritzen vor Wettkämpfen geben wollen.

 

Die AFLD verweigerte jedes Mal die Genehmigung, doch sie kann diese Fälle nicht weiter verfolgen, da es an Regeln/Bestimmungen über die Anwendung von Kortikoiden fehlt. Deshalb verlangt Pierre Bordry (Chef der Agentur) von AFSSAPS (franz. Gesundheitsdienst) Aussagen dazu, wann die Verwendung von Kortikoiden bei Sportlern gerechtfertigt sei. Mit einem entsprechenden Rapport ist nach Kenntnis von le Monde bald zu rechnen. (...)

Pierre Rochcongar (Präsident der franz. Sportmediziner) betont, dass es Alternativen zu Kortikoiden gebe bei der Behandlung von Verletzungen (Sehnenentzündungen usw.), sie dürften nicht die erste Wahl sein bei deren Behandlung. Zudem empfiehlt er ausreichend Pausen für die Heilung und damit die nötige Ruhe zu berücksichtigen und warnt vor Medikamentenabhängigkeit und Niereninsuffizienz.

Mehrere Studien zeigten, dass die Gabe von Kortikoiden des öfteren die Ursache für eine solche Insuffizienz seien, da die endogene Produktion von Cortisol gestoppt werde. Solche Insuffizienzen können der Ausgangspunkt schlimmer Vorfälle, manchmal mit tödlichem Ausgang, sein, falls intensiver Stress hinzukomme (Verletzung oder Infektion).



verdächtige Todesfälle

Michel Rieu, wissenschaftlicher Berater der AFLD, schließt nicht aus, dass einige plötzliches Tode von Sportlern auf die missbräuchliche Anwendung von Kortikoiden zurückzuführen sind und tritt für ein Verbot auch außerhalb von Wettkämpfen ein. "Es gibt eine Reihe von unerklärlichen Todesfällen. Wenn man Ihnen nach einer Autopsie erklärt, der Sportler sei an einem Herzstillstand gestorben, die Ursache sei ein zu großes Herz, dann ist diese Erklärung etwas zu kurz gegriffen,"

 

Und Prof. Rieu sieht einen direkten Zusammenhang zwischen beantragten Ausnahmegenehmigungen für Kortikoide und Doping. "Manche Sportler gehen sogar so weit, dass sie Symptome einer Pathologie vortäuschen, für die sie bereits mit Kortikoiden behandelt wurden, nur um weitere Spritzen zu erhalten und von den euphorisierenden Effekten zu profitieren"



Anmerkung:

"Der Verbandsarzt des franz. Radsportverbands (FFC), Armand Mégret, hat in dieser Sache an die Gesundheitsministerin, Roselyn Bachelot, und an den Staatssekretär für Sport, Bernard Laporte, geschrieben, um sie auf die durch Kortikoide drohenden Gefahren aufmerksam zu machen.

Für die Tour de France verlangt er eine spezielle Überwachung mit dem Verbot jeglicher Kortisongaben während der Tour und für 14 Tage vor deren Start."


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