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Liquigas - das Tour-Team 2009

von T-MobileR



Bisherige Saison

Liquigas kann auf eine bisher sehr erfolgreiche Saison 2009 zurückblicken. Sie holten 11 Siege und weitere 23 Podiumsplatzierungen (Stand: 16. Juni). Darunter waren prestigeträchtige Erfolge wie der Etappensieg von Franco Pellizotti beim Giro hinauf zum Blockhaus, sowie die Ventoux-Etappe bei der Dauphiné Libéré die von Sylvester Szmyd gewonnen wurde.

Jungstar Roman Kreuziger zeigte bei seinem Sieg bei der Tour de Romandie, dass ihm Rennen in der Schweiz besonders gut liegen. Auch der nach einer Dopingsperre zurückgekehrte Ivan Basso zeigte hervorragende Leistungen, er gewann den Giro del Trantino (2.1) und wurde 5. beim Giro d’Italia.

Bei eben jenem Giro d’Italia war Liquigas eine der stärksten Mannschaften. Die Doppelspitze Basso-Pellizotti zeigte sich vor allem bei den Bergetappen sehr aktiv, konnte schlussendlich nicht um den Gesamtsieg mitkämpfen da Menchov und Di Luca einfach zu stark waren. Mit dem Podiumsrang von Pellizotti kann Liquigas dennoch zufrieden sein mit ihrer Heimatrundfahrt. Bei der Tour würde Liquigas die Leistung des Giros gerne noch toppen und mit dem Team mit dem sie am Start sind ist ihnen das sogar zuzutrauen…

 



Die Kapitäne

Mit einer Dreierspitze will Liquigas die diesjährige Tour aufmischen. Und mit Franco Pellizotti, Roman Kreuziger und Vincenzo Nibali könnte dies durchaus gelingen. Der Vorteil dabei ist das der Druck der (vor allem italienischen) Öffentlichkeit auf mehren Schultern verteilt ist, es könnte aber durchaus zu Scharmützeln untereinander kommen, wenn es darum geht, wer Helferdienste für den anderen zu verrichten hat. Im bestmöglichsten Falle kann die Überzahl gegenüber der Konkurrenz dazu führen, dass die Gegner unter Druck gesetzt werden, wenn am Berg die drei Kapitäne nacheinander attackieren.

 

Die drei Kapitäne bereiteten sich ganz unterschiedlich auf die Tour vor. Während Pellizotti nach dem Giro kein großes Rennen mehr fuhr und sich regenerierte, waren Nibali bei der Dauphiné Libéré und Roman Kreuziger bei der Tour de Suisse am Start. Nach der Dauphiné bezog Nibali zusammen mit Pellizotti ein Höhentrainingslager in Livigno, um sich den allerletzten Feinschliff für die Tour zu holen.

 

Das Duo Kreuziger-Nibali fuhr schon im letzten Jahr ziemlich erfolgreich bei der Tour, die ganz großen Ergebnisse sprangen dabei jedoch nicht heraus. In der Wertung des besten Jungprofis belegten sie die Plätze zwei und drei. Wobei jedoch Kreuziger nur eineinhalb Minuten Rückstand auf Wertungssieger Andy Schleck hatte. Nibali folgte mit über 17 Minuten Rückstand, da er vor allem im Hochgebirge noch ziemlich große Defizite aufwies. An diesen Defiziten scheint er jedoch gearbeitet zu haben, da er bei der Dauphiné Libéré mit einem 7. Gesamtrang durchaus überzeugen konnte und relativ lange an Fahrern wie Evans und Contador dranbleiben konnte. Das Zeitfahren zählt sowieso seit jeher zu seinen Stärken. Dass er dieses Jahr den Giro d’Italia ausließ lässt darauf schließen dass er sich konsequent auf die Tour vorzubereiten scheint und somit eine deutliche Steigerung seines 20. Platzes im vergangenen Jahr im Bereich des Möglichen liegt.

 

Wie schon oben erwähnt versuchte Roman Kreuziger in der Schweiz seinen Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen was ihm jedoch nicht ganz gelang. Das lag zum einen am Profil der Rundfahrt, das im Vergleich zum Vorjahr weniger anspruchsvoll war sowie an der Tatsache, dass Kreuziger nicht ganz an seine Top-Form heran kam. Dennoch beendete er die Rundfahrt auf dem Podium – nur geschlagen von einem überragenden Fabian Cancellara sowie dem deutschen Jungstar Tony Martin. Das er ein Spezialist für Rennen in der Schweiz ist, zeigte er auch bei der anderen großen eidgenössischen Rundfahrt – der Tour de Romandie. Während er im Vorjahr noch Andreas Klöden den Vortritt lassen musste, gewann er diesmal vor Vladimir Karpets und Rein Taaramae. Zudem holte er sich noch die Königsetappe der Rundfahrt. Vor dieser Schweiz-Tournee ließ es der Tschech eher ruhiger angehen. Bei Paris-Nizza musste er auf der Schlussetappe vom Rad steigen und danach holte er bei der Baskenland-Rundfahrt den 10. Gesamtrang. Bei den Ardennen-Klassiker zeigte er seine steigende Formkurve, was sich jedoch nicht in den Ergebnislisten wiederspiegelt.

 

Bei Franco Pellizotti stellt sich die Frage ob er nach dem Giro noch genug „Körner“ für die Tour übrig hat. Wenn dies der Fall sein sollte, wird man in Frankreich mal wieder einen starken Italiener in Aktion sehen. Beim Giro gehörte er schon zu den besten am Berg, sein Rückstand von knapp zwei Minuten auf den Triumphator des Rennens ist hauptsächlich dem langen Zeitfahren zuzuschreiben, bei dem er eineinhalb Minuten verlor. Seine guten Kletterleistungen unterstrich er mit seinem Etappensieg am Blockhaus, wohl einer der Königsetappen des diesjährigen Giros.

„Zottel“ könnte entgegenkommen dass die Zeitfahrkilometer bei der Tour nicht allzu umfangreich ausfallen und es dafür aber einige Etappen gibt, die zum attackieren einladen. Eins dürfte sicher sein: Nur mitfahren wird Pellizotti nicht, er wird sicher alles versuchen um einen Erfolg verbuchen zu können und dementsprechen offensiv fahren.

 



Der Sprinter

Der Sprinter des Teams wird Daniele Bennati sein - und mit ihm hat Liquigas ein echtes Großkaliber am Start. Der Italiener, der schon bei allen drei großen Rundfahrten Etappen gewonnen hat (Tour: 2, Vuelta: 4, Giro: 3), ist in einem Atemzug mit Sprintern wie Cavendish, Petacchi oder Boonen zu nennen. Dass er noch nicht die ganz große Anzahl an Erfolgen vorzuweisen hat, liegt vor allem an seiner Verletzungsanfälligkeit. So setzte ihn 2008 eine Achillessehnenentzündung lange Zeit ausser Gefecht, auch 2009 musster er den Giro verletzungesbedingt auslassen. Nach einer zweimonatigen Pause kehrte er zur Tour de Suisse wieder ins Renngeschehen zurück, jedoch ohne eine nennenswerte Platzierung zu erreichen.

 

Einem Daniele Bennati ist es aber auf jeden Fall zuzutrauen, dass er mit einer guten Form in Monaco am Start stehen wird und vermutlich auch um Etappensiege mitkämpfen kann. Auch das grüne Trikot liegt für ihn nicht ausser Reichweite, vor allem weil er ein Sprinter ist, dem die Berge nicht so viel anhaben als anderen.

 



Die Helfer

Um drei Kapitäne für die Gesamtwertung zu unterstützen, im Mannschaftszeitfahren nicht allzu viel Zeit zu verlieren und im besten Falle auch noch die Sprints für Bennati anzufahren, müssen starke Helfer her. Dies gelingt dem Team nur bedingt.

 

Brian Bach Vandborg ist einer der Helfer. Vor allem beim Mannschaftszeitfahren und auf den flachen Etappen und bedingt auch auf den Hügeletappen kann der Däne wertvolle Arbeit leisten. Dass seine Form ansteigend ist zeigte er beim Schlusszeitfahren der Tour de Suisse als er 8. wurde.

 

Ebenfalls fürs flache, aber auch für Fluchtgruppen ist Alexandr Kuschynski dabei, der eine gute Saison fährt. Ein herausragendes Ergebnis landete er bei Gent-Wevelgem als er Zweiter hinter Edvals Boasson Hagen wurde. Der angriffslustige Weißrusse hat sich somit seinen Tour-Auftritt redlich verdient. Auch Frederik Willems hat im Frühjahr schon für Aufsehen gesorgt als er die Drei Tage von De Panne gewann. Ihn wird man sicher auch in der einen oder anderen Fluchtguppe sehen.

 

Als Sprintanfahrer für Daniele Bennati wurde der junge Italiener Fabio Sabatini nominiert. Dem 24jährigen gelang bei der Katalonien Rundfahrt sehr beachtliche Ergebnisse in den Sprints (1x 2. und 2x 3.). Falls Bennati einen schlechten Tag erwischt könnte er bei den Massensprints auch auf eigene Kappe fahren.

Mit Alessandro Vanotti wurde ein weiterer Italiener nominiert. Sein Aufgabenbereich wird wohl von Flaschenholen bis Nachführarbeit leisten gehen, aber auch er dürfte seine Chance in Fluchtgruppen suchen.

 



Fazit

Liquigas bringt ein sehr ambitioniertes Team an den Start. Sowohl Gesamtwertung, Punktewertung und Etappensige sind mit diesem Aufgebot die Ziele. Man kann davon ausgehen dass die drei Kapitäne in der Gesamtwertung eine gute Rolle spielen werden, vielleicht reicht es ja sogar zu mehr. Mit Nibali und Kreuziger hat Liquigas zwei ganz heiße Eisen für das Weiße Trikot im Feuer und Daniele Bennati kann in guter Form das Grüne anpeilen. Aber ob die Mannschaft stark genug sein wird um vier Kapitäne ausreichend zu unterstützen ist die große Frage. Vor allem für die Berge haben sie eigentlich keinen richtig starken Helfer dabei. Sylvester Szmyd oder Oliver Zaugg würden da das Aufgebot sicher aufwerten. Trotzdem wird Liquigas eines der erfolgreicheren Teams bei der Tour sein. Die individuelle Klasse der Kapitäne reicht für eine erfolgreiche Tour bei weitem aus.

 


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