Mit ungläubigem Staunen nimmt man zur Kenntnis, dass Luxemburgs einziger Leichtathletik-Olympiasieger vor 55 Jahren gedopt war dank der ‚Freiburger Schule’ und dass die Forschung dazu in einer Doktorarbeit aus jenen Tagen festgehalten wurde.
Aus Unglauben wird Entsetzen, liest man die Pfingst-Botschaft der NADA:
Bonn, 26. Mai 2007 – Die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland verzichtet mit sofortiger Wirkung auf die Mitarbeit des Freiburger Sportmediziners Dr. Georg Huber in der AG Medizin & Analytik. Dr. Huber hat in einem langen, intensiven Gespräch mit der NADA am Donnerstag noch jede Beteiligung an Doping von sich gewiesen. Heute gestand er nach Information der Universitätsklinik Freiburg die Verabreichung von Dopingmitteln zwischen 1980 und 1990.
Immerhin spart man die Hälfte der Kosten, werden Dopingjäger und Dopingverteiler der Kompetenz wegen zusammenlegt, eine Déjà-vu-Erlebnis für Freiburg und den deutschen Sport, obwohl viele glauben, so etwas habe es nur in der DDR und in Italien gegeben.
Auch prominente Vertreter der Sportärzteschaft scheinen auf sportliche Regeln und Werte zu defäkieren.
Dieser Klartext sollte niemanden schockieren, kommen doch Gelöbnisse, sportliche Eide und Chartas immer, getragen von olympischem Weihrauch, auf höchstem sprachlichem Niveau daher.
Nachdem nun auch die Öffentlich-Rechtlichen sich in Sachen Beihilfe zum Doping - mea culpa - unüberhör- und sichtbar an die breite Brust klopfen, erhebt sich aus dem Auditorium vor dem noch offenen Vorhang ein bisher kaum vernehmbares Grollen: Wo bleibt denn die Politik, und vor allem wo bleibt die Führungsriege des Sports und Olympias, die Sportwerteträger?
Politiker A will Amnestie für geständige Radprofis, Politiker B will harte Strafen; beides Makulatur, weil bisher keine gesetzliche Grundlage dafür geschaffen worden ist in vollem Einverständnis mit den Aufsichtsräten des Sports, die sich ihr Hausrecht nicht nehmen lassen wollen, das sie selbst nicht immer beherrschen. Nicht nur der Deutsche Leichtathletikverband hat dazu in der letzten halben Generation Erfahrungen sammeln dürfen.
Politiker C, angesichts der aktuellen Lage in der Pose des Erzengels mit flammendem Schwert, kam vor 30 Jahren im Disput mit Sportmedizin und Spitzenfunktionären zu einem erstaunlich anderen Resümee: … „Wir wollen solche Mittel nur sehr eingeschränkt und nur unter der absolut verantwortlichen Kontrolle der Sportmediziner; also unter ärztlicher Verantwortung einsetzen, statt eine Norm aufzustellen, von der alle Sachkundigen wissen, dass sie in bestimmten Bereichen die Einhaltung dieser Norm weder garantieren können noch wollen, weil es offenbar Disziplinen gibt, in denen heute ohne den Einsatz dieser Mittel der leistungssportliche Wettbewerb in der Weltkonkurrenz nicht mehr mitgehalten werden kann“ (Deutscher Bundestag , 1977, 101f.).
Man muss diesem Statement zugute halten, dass es der real existierende Kompromiss eines Politikers war, den er aus quälenden Diskussionen mit Sportmedizinern und Spitzenfunktionären des Sports zog, die allesamt über die geltenden Regeln des Sports Bescheid wussten, allerdings auch über den internationalen und olympischen Umgang mit diesen Regeln! Seit damals gibt es in Deutschland ein offenes Ende der Debatte über den Einsatz von Dopingmitteln in der Nomenklatura des Sports, egal, was die jeweils gültigen Regeln besagen. Jüngstes Beispiel dafür ist Prof. Arnd Krüger, ehemaliger Leichtathletik-Olympionike und heutiger Direktor des Sportinstituts an der Universität Göttingen mit seinem Diskussionsbeitrag zum Doping in GEO WISSEN vor wenigen Wochen.
In der Öffentlichkeit und bei führenden Sportfunktionären ist Doping die große Unbekannte. Hier ist eine kleine Handbibliothek für den Notfall, die auf jeden Stick passt:
Und zum Schluss noch die österreichische Variante: Auf der Homepage des IOC war am 28. April 2007 das Urteil gegen sieben österreichische Athleten zu lesen, die bei den OS Turin 2006 auffällig geworden waren. Am 25. Mai folgte der Beschluss gegen das ÖOC, der derzeit die österreichische Öffentlichkeit so beschäftigt, dass die deutsche Radsport-Affäre kaum interessiert. Sportmedizin bei den Nachbarn:
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