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Eine Autogrammstunde mit Jens Lehmann

Autogrammstunden in Kaufhäusern zur Rush-Hour haben ihren ganz eigenen Charme: stickige Luft, ständige Lautsprecherdurchsagen á la "Moritz, 6 Jahre, sucht seine Eltern" , drängelnde und unfreundliche Menschen.

So auch heute, am 28.12.2001, einem Freitag, zwischen 16 und 17 Uhr. Mit wem ? - Jens Lehmann, der Deutsche Meister, Weltmeister und Olympiasieger, der Sportler des Jahres und Botschafter für Olympia 2012 in Leipzig.

15:30 Ich treffe am Kaufhaus ein. Noch nichts zu sehen von Jens oder überhaupt einer entsprechend gekennzeichneten Stelle, wo die Autogrammstunde stattfinden soll

 

15:35 Ich vertreibe mir die Zeit in der Buch-Abteilung. Dabei finde ich 5 verschiedene Bayern München-Posterbooks, 2 Schumi-Kochbücher (!), und kein einziges Radsportbuch. Auch die Radabteilung reduziert sich auf einen Karton Power Bar-Riegel. Das kann ja heiter werden ...

 

15:55 Ein kleines Podest mit Tisch wird aufgestellt. Dazu werden dekorativ ein Blumenstrauß und zwei Edding-Stifte platziert.

 

15:58 Jens Lehmann trifft ein. Er ist in einen modischen Ledermantel, einen grauen Pullover und erdfarbene Hose gekleidet, dazu ein kleines Lächeln auf den Lippen.

 

16:00 Es geht los. Eine Schlange mit einer Länge von ungefähr 3 Meter hat sich gebildet. Als Dritter reiche ich ihm eine alte "Radsport" mit ihm auf der Titelseite, außerdem lasse ich ein Foto von der Sachsen-Tour signieren. Zum Schluss noch ein gemeinsames Foto.

 

16:37 Ich kehre nochmal zurück, um für Herr F ein Autogramm als späte Weihnachtsüberraschung zu holen *g*. Da ich im Umkreis von 10 Metern niemanden entdecke, der sich für ihn interessiert, fange ich ein kleines Gespräch mit ihm an: "Bleiben sie bei Nürnberger?" - "Ja." - "Wie lange wollen sie noch fahren?" - "Bis 2004." - "Wegen Olympia?" - "Ja."

Frage von ihm: "Fährst du selber?" - "Ja, aber ohne große sportliche Ambitionen." Ich wieder: "Sehen wir Jens Lehmann bei der Sachsen-Tour wieder?" - "Ja, wenn nichts dazwischen kommt." Mittlerweile stand dann doch wieder jemand hinter mir, also ging ich mit den Worten "Viel Erfolg in der neuen Saison!" zurück.

 

16:55 Der Stapel von signierbereiten Autogrammkarten neben Jens ist nur unwesentlich kleiner geworden, aber wenigstens wird er von einer Fotografin des Kaufhauses, das Bilder für die Hauszeitung braucht, abgelenkt.

 

17:05 Das Lächeln ist immer noch auf seinen Lippen, als Jens seine Sachen zusammenpackt, ein paar signierte Autogrammkarten hinlegt und nach getaner (Kurz-) Arbeit den Schauplatz verlässt. Die Tristesse hält wieder Einzug ...

Ein Lichtblick im Grau des Dezemberschmuddelwetters, und ein Zeichen der Hoffnung, das einem deutlich macht, dass sie bald vorbei ist, die radsportlose Zeit. Traurig natürlich das Desinteresse der Kaufhausbesucher, von denen sich die meisten trotz mehrmaliger Lautsprecherdurchsage nicht erweichen konnten, den Jens zu besuchen.

Traurig, wenn man bedenkt, dass vor einem halben Jahr eine Autogrammstunde von irgendwelchen Darstellern einer berüchtigten RTL-Soap in Leipzig wegen zu großem Andrang abgebrochen wurde. Traurig, dass man den Hinweis auf die Autogrammstunde nur in den Werbeseiten einer lokalen Wochenzeitung fand. Traurig, dass Leipzigs vielleicht berühmtester lebender Persönlichkeit nicht mehr Aufmerksamkeit zukommt. Aber wie gesagt, die Hoffnung bleibt ...

 

Eine stille Kritik

von Izoardstürmer


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