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Platz 5 - Tosh van der Sande

Tosh van der Sande

Belgien

28.11.1990

 

Fahrertyp: Sprinter / Allrounder / Klassiker

Wichtigster Erfolg: 1. Lüttich-Bastogne-Lüttich U23

Team/Verein 2011: Omega Pharma - Lotto - Davo

Stagiaire: Omega Pharma-Lotto

Team 2012: Lotto-Ridley

Beste Mock-Platzierung: -

Web: www.tosh.be

twitter.com

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Es war die ENECO Tour 2011, als der junge Belgier Tosh van der Sande in den Fokus einer hitzigen Debatte zweier absoluter Radsportexperten geriet. Ist er ein Klassikerspezialist oder doch eher ein zukünftiger Topsprinter? Einen eindeutigen Sieger brachte diese Diskussion nicht hervor, vielleicht ein weiteres Kennzeichen für die Vielseitigkeit des derzeit 20-jährigen Mannes aus Wijnegem, der in der Nähe von Antwerpen geboren wurde. Bei 1,78 Meter Körpergröße bringt van der Sande lediglich 65 Kilogramm auf die Waage und fällt damit eher in die Kategorie eines Cavendish oder Guardini, die aber beide noch gedrungener wirken. Ist er also eher ein Spezialist für die schwereren Eintagesrennen?

 

Gegen diese These spricht, dass van de Sande, der erst mit 12 Jahren zum Radsport kam und dessen erster Verein der Edegem Bicycle Club von 2005 bis 2007 war, ursprünglich von der Bahn kommt und bereits in Jugendzeiten viele Erfolge einheimsen konnte. 2006 war er als Jugendlicher nationaler Meister im Scratch sowie im Punktefahren, 2007 wiederholte er dieses Kunststück bei den Junioren. Dazu kamen die Vizemeister-Titel im Madison und im Teamsprint. Auch das Jahr 2008, welches er beim Avia Cycling Team Waasland (das er rückblickend als sein Lieblingsteam bezeichnet) bestritt, brachte ihm weitere Erfolge auf der Bahn: Er durfte sich Belgischer Meister im Scratch, Punktefahren, Madison sowie in der Mannschaftsverfolgung nennen, was aber durch seinen WM-Titel im Punktefahren der Junioren sowie eine weitere Silbermedaille im Madison in den Schatten gestellt wurde. Dazu kamen erste Erfolge auf der Straße mit zwei Etappensiegen und Platz zwei in der Gesamtwertung beim Giro della Toscana (2.NC), einem Etappensieg bei der Trofeo Karlsberg (2.NC, andere Sieger: Sagan, Kwiatkowski, Lander), dem Münsterland Giro (2.NC) vor u.a. Rowe, Arndt und van Keirsbulck sowie der Ronde van Antwerpen. Ist er also doch ein Mann für die Massensprints?

 

Das Jahr 2009, sein erstes von zweien für die Wielergroep Beveren 2000 kann bei der Suche nach der Lösung dieser Frage zumindest nicht helfen, darf man es doch getrost als Übergangs- oder gar verlorenes Jahr bezeichnen. Zwar konnte er zwei kleinere Siege (Ronde van Namen, Rijkevorsel) verbuchen, ging aber ansonsten leer aus. Ob er als Fan des Lierse SK zu oft Fussball geschaut hat, zu sehr von seiner Freundin beansprucht wurde, zu viel ferngesehen und dabei die geliebten belgischen Fritten verzehrt hat, kann an dieser Stelle nicht aufgelöst werden. 2010 ging es jedenfalls für van de Sande wieder aufwärts. Seine drei Siege, ein Kriterium in Kapellen, eine Etappe der Trofee Essor Breton sowie ein Rennen in Borsbeek waren zwar nicht prestigeträchtig, eine Silbermedaille bei der U23-Bahn-WM im Madison ließ aber wieder aufhorchen. Bei der U23-Version des Scheldepreises wurde er Zweiter, ebenso auf einer Etappe der Tour de Liège, neben der Tour des Pyrenées (2.2) eines seiner Lieblingsrennen. Bei letzterem Rennen konnte er zudem im Sprint einen dritten Platz in Tarbes einfahren. Zudem belegte er bei der Espoirs-Version von Lüttich-Bastogne-Lüttich den zehnten Platz, indem er den Sprint der Favoritengruppe gewann. Ist van der Sande doch eher ein hügelfester Mann mit ausgeprägter Endgeschwindigkeit?

 

Seinem Lieblingsfahrer Philippe Gilbert kam er zumindest insofern näher, als er 2011 zu Davo, dem Farm-Team von Omega Pharma-Lotto, wechselte. Früh im Jahr gewann er ein U23-Rennen in Bissegem. Auf die Tour de Normandie (2.2), die er nach Startschwierigkeiten als Gesamtachter. mit einem abschließenden vierten Platz im Massensprint beendete, folgte ein starker April mit dem ersten Saisonhöhepunkt, dem Triptyque des Monts et Chateaux (2.2). Hier konnte van der Sande zwei Etappensiege einfahren, einen im Sprint einer fünfköpfigen Spitzengruppe, den anderen vor dem endschnellen Belgier Vangenechten. In der Gesamtwertung reichte es am Ende nur zum vierten Platz unter den fünf Ausreißern. Eine leichte Tendenz zum Sprinter? Dafür sprechen der anschließende vierte Platz beim Scheldepreis der U23-Klasse sowie das Podest bei La Côte Picarde (2.NC) hinter den Mock-Listern Démare und Tsatevich. Nur drei Tage später lieferte der Belgier jedoch mit seinem vermeintlich bisher größter Erfolg ein Argument dagegen, als er die U23-Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich aus einer Zehnergruppe gewann, der unter anderem die Franzosen Bardet und Elissonde, die beiden Rabo-Niederländer Dumoulin und Goos sowie Jo-Piels-Fahrer Lindeman angehörten. Wieder ein Schritt in Richtung Klassiker?

 

Zumindest war es ein Schritt in Richtung Profi-Vertrag, denn es muss um diese Zeit herum gewesen sein, dass van der Sande sich seinen Platz als Stagiaire im Team von Gilbert sowie einen Profi-Vertrag ab 2012 beim Team Lotto-Ridley, dann ohne Philippe Gilbert, gesichert hat. Das hinderte van der Sande nicht, auf seinem hohen Niveau weiterzumachen. Bei der Vuelta a Navarra (2.2) gewann er die Auftaktetappe aus einer zwölfköpfigen Spitzengruppe, belegte zudem die Plätze zwei, drei und vier, gewann die Punktewertung und wurde Siebter in der Gesamtwertung. Nur zwei Wochen später gelangen ihm die Ränge zwei, drei und fünf bei der Slowakei-Rundfahrt (2.2), jeweils im Sprint vom Argentinier Ariel Richeze, seines Zeichens Giro-Etappensieger, geschlagen. Dazu konnte er erneut bei der Tour de Liège seine Palmares mit einem Etappensieg, der Punkte- und Nachwuchswertung ausbauen und wurde am Ende Gesamt-Dritter der Rundfahrt. Ob er diese Ergebnisse seinen schnellen Beinen oder seiner Hügelfestigkeit zu verdanken hat, mag der geneigte Leser für sich selbst entscheiden. Es dürfte aber spannend bleiben, die weitere Entwicklung dieses großen Talents zu verfolgen.

 

Nominiert von virtualprofit, geschrieben von virtualprofit




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