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Platz 1 - Nikita Novikov

Nikita Novikov
©ogkempf

Nikita Novikov

Russland

10.11.1989

 

Fahrertyp: Rundfahrer

Wichtigster Erfolg: 1. Tour des Pays de Savoie

Team/Verein 2011: Itera - Katusha

Stagiaire: -

Team 2012: Vacansoleil

Beste Mock-Platzierung: neu

Web: -

 

Es gibt im Leben Dinge, die lassen sich nicht vorhersehen. Die wichtigsten zu nennenden Dinge sind hierbei der Ort an dem der Blitz einschlägt, das Datum an dem die Niederlande geflutet werden und Nikita Novikov.

 

Zu Beginn dieses Jahres war Novikov ein unbeschriebenes Blatt und wohl niemand hätte vermutet, dass er zu einer Saison wie dieser im Stande sein würde. Gut, er war kein Pfannkuchen, wurde 20. im WM Zeitfahren der U23, Zweiter und Gesamtführender auf einer Giro della Valle Aosta (2.2) Etappe und mit Dimitriy Ignatenkiev Dritter im Duo Normand (1.2), aber er war einer von vielen und stach aus der Masse eigentlich nicht hervor.

 

Man muss schon weiter zurück blicken um große, eigentlich schon vergessene, Taten des jungen Russen in den Ergebnislisten zu finden. 2007 wurde Novikov Weltmeister auf der Bahn im mexikanischen Aguascalientes. Im gleichen Jahr wurde er hinter Taylor Phinney und John Degenkolb Dritter im WM Zeitfahren. Dabei schnappte er Jack Bobridge die Bronzemedaille weg. Während diese drei Fahrer sich im U23 Bereich rasant entwickelten, zu absoluten Stars wurden, Profiverträge bekamen und auch bei den Profis inzwischen erste Erfolge sammelten, verlief die Entwicklung Novikovs langsam, eigentlich sogar gar nicht. Im ersten U23 Jahr konnte er nur bei einer heimischen 2.2 Rundfahrt auf sich aufmerksam machen, im zweiten U23 Jahr versuchte er es vor allem in Frankreich, wo die Erfolge auch mäßig blieben und sein drittes Jahr wurde oben bereits beschrieben. Novikov schien einer der zahlreichen Russen zu werden, die bei den Junioren glänzten und in der U23 verschwinden. Russen, sind was das betrifft wie Dänen.

 

Aber wie oben schon angedeutet geschah dieses Jahr das unvorhersehbare. Der Russe machte seinem Team-Co-Sponsor Namen alle Ehre und stalinorgelte einen Hammer nach dem Anderen heraus. Wie auch sein womöglich einziger Rundfahrtrivale in der U23, Wilco Kelderman, setzte auch Nikita Novikov im Juni Maßstäbe, allerdings bei völlig anderen Rennen als der Niederländer.

Dass er als Punktefahrweltmeister auch relativ endschnell ist, bewies er nicht nur als Siebter im Mai bei der Ronde van Overijssel (1.2), sondern auch auf der ersten Etappe der Tour de Slovaquie (2.2), die er hinter Maximiliano Richeze als Zweiter beendete. Auf der schweren zweiten Etappe näherte sich der Itera Fahrer mit den Loborika Kroaten Tomislav Danculovic und Kristijan Durasek der Ziellinie. Die hatten scheinbar auch keine hohe Meinung von Novikov und fuhren ihn bis zum Zielstrich, wo der Russe den beiden Kroaten mit seinem Sprint eine gehörige Erkältung verpasste. Zwei bzw. drei Sekunden gab er dem Duo mit nach Hause. Die Gesamtführung war eine Tatsache, die nur noch im abschließenden Zeitfahren gefährdet hätte werden können. Aber auch dort machte der 21 Jährige keine Gefangenen, er gewann das Zeitfahren und die Rundfahrt souverän.

Fünf Tage nach der Slowakei reiste das Itera Team nach Frankreich zur höchst anspruchsvollen Tour des Pays de Savoie (2.2). Der Prolog wurde Novikovs erstes Opfer, dort feierte er Saisonsieg Nummer vier. Auf der folgenden Bergetappe kam Novikov gemeinsam mit seinem Teamgefährten Pavel Kochetkov und Warren Barguil in Richtung Ziel. Der Franzose wurde Opfer der russischen Teamtaktik und so gewann Kochetkov drei Sekunden vor Novikov, der die Führung behielt. Auf der folgenden Bergetappe machte der russische Kletterer die Konkurrenz dann mehr oder weniger lächerlich. Eine durchaus gefährliche Gruppe mit unter Anderem Romain Bardet, der bis dahin als wohl bester U23 Bergfahrer galt, der aber auf der ersten Etappe Zeit verloren hatte, wurde weit fahren gelassen. 20km vor dem Ziel attackierte dann Novikov das Restfeld und fuhr im Alleingang Minuten auf die Ausreißer zu. Bardet rettete 33 Sekunden vor Novikov ins Ziel. Auf der letzten Etappe geriet Novikov nicht mehr in Gefahr, er gewann die Rundfahrt mit 3:07 Vorsprung auf Bardet.

 

Sechs Wochen gönnte der russische Quälgeist seinen Kontrahenten Ruhe, um bei der Tour Alsace (2.2) wieder ins Geschehen einzugreifen. Auf der Königsetappe kletterte nur FDJ Profi Thibaut Pinot schneller als Novikov, in der Gesamtwertung wurde der Russe Dritter.

 

Dass das russische Farmteam Itera zu größeren italienischen Eintagesrennen eingeladen wird ist selten. Ein Fehler, wie Nikita beim GP Citta di Camaiore (1.1) bewies. Hinter der Dreiergruppe Taborre, Stortoni und Rebellin sprintete er aus seiner Sechsergruppe zum vierten Platz. Eines der besten Ergebnisse, die ein U23 Fahrer dieses Jahr aufzuweisen hat.

 

Der Giro della Valle Aosta (2.2) ist hundsmiserabelschwer und genau deswegen Novikov auf den Leib geschneidert. Auf der zweiten Etappe ließ er erneut die Stalinorgel kreisen. Im Feld sitzend attackierte der Itera Fahrer drei Minuten hinter Zardini und 1:30 hinter Fabio Aru und zwei bergfesten Franzosen liegend am letzten Berg, dem Col du Petit Saint Bernard. Nur Mattia Cattaneo konnte zunächst folgen; kurz. Novikov saugte die Gruppen vor ihm auf und ging 30km vor Schluss mit einer Minute Vorsprung in die Abfahrt zum Ziel. In dieser Abfahrt stürzte er. Am Ende der Abfahrt hatte er trotzdem 2:32 (!) Vorsprung auf Donato de Jeso und Fabio Aru. Vorsehbererweise hatte er die Rundfahrt schlafwandelnd im Sack. Aber wir erinnern uns an die Einleutung; nichts ist vorhersehbar! Auf der dritten Etappe verlor die Nummer eins der Mock List mehr als eine Minute auf alle wichtigen Kontrahenten. Am folgenden Tag verlor er erneut etwas Zeit, beide Male schaffte der unangefochtene Dominator, der Mann, der die Konkurrenz einbeinig auf allen Terrains vorführte, nicht einmal die Top 10. Die fünfte Etappe führte erneut durch bergiges Gelände. Wieder konnte Novikov nicht folgen Er verlor als Achter 2:12 auf den Sieger Dombrowski. Er hatte aber noch einen kleinen Vorsprung, den er im abschließen Bergzeitfahren verteidigen wollte – und dabei kläglich scheiterte. Nichtmal in die Top 10 schaffte es der Russe bei Arus Sieg und schloss so die Rundfahrt auf Rang drei ab. Über die Ursache dieses Einbruchs rätseln die Gelehrten. Einige vermuten eine Krankheit, andere behaupten Novikov seien die Anstiege zu steil gewesen. Die Antwort kennt wohl nur er selbst. Auf jeden Fall hat das Superman-Image, das er sich aufgebaut hat, eine kleine Beule davongetragen.

 

Dass Nikita Novikov bisher noch keinen Profivertrag unterzeichnet hat, kann trotzdem nur ein Versehen sein. Katusha wird ihn sich sicherlich nicht durch die Finger gehen lassen. Was er bei der WM zeigen können wird, ist etwas fraglich. Er kann Zeitfahren, durfte sich bisher aber nicht mit den besten der Klasse messen. Der Straßenkurs ist zu leicht für ihn.

 

Update:

Inzwischen hat Novikov einen profivertrag unterzeichnet - bei Vacansoleil(!)!

 

Nominiert von ogkempf, geschrieben von ogkempf


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