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Platz 2 - Silvio Herklotz

Silvio Herklotz
©ogkempf

Silvio Herklotz

Deutschland

06.05.1994

 

Fahrertyp: Rundfahrer / Bergfahrer

Wichtigster Erfolg: Sieger Tour Alsace 2013

Team/Verein 2013: Team Stölting

Stagiaire: -

Team 2014: Team Stölting

Beste Mock-Platzierung: Neu

Web: www.facebook.com/silvio.herklotz

 

Hat Deutschland endlich wieder einen zukünftigen Toursieger? Man wird ja noch träumen dürfen, hielten sich die deutschen Rundfahrterfolge in der Post-Ullrich-Ära gerade auf anspruchsvollerem Terrain eher in Grenzen. Neben dem Ullrich-Vergleich gab es bei der Recherche eine weitere interessante Parallele zu einem Portrait, das Herklotz' mutige Fahrweise beim GP Palio del Recioto als Aufhänger hatte. So ähnlich muss es sich auch auf der Königsetappe der diesjährigen Tour Alsace abgespielt haben: Nachdem die Fahrer bereits Baganelles und Platzerwasel erklommen hatten, stellte sich dem Feld zum Schluss noch der Grand Ballon in den Weg. Obwohl sich Herklotz einer kolumbianischen Armada von 4-72 gegenüber sah, blieb er cool, als sich deren Kapitän Heiner Parra, unterstützt durch seine Teamkollegen Orjuela und Rivera, gemeinsam mit dem Leopard-Tschechen Jan Hirt absetzte und den letzten Berg als Erster passierte. Herklotz nutzte die etwa 7 Kilometer lange Abfahrt zum Ziel in Le Markstein und holte die beiden Führenden nicht nur ein, sondern nahm ihnen sogar noch 17 Sekunden ab. Was im April in Italien noch in einem Sturz mündete, war nun gleichbedeutend mit dem Grundstein für den nachfolgenden Gesamtsieg bei der Tour Alsace.

 

Dass es sich im Erfolg leichter lebt, ist logisch. Dennoch war die sympathische Entspanntheit und Geduld, mit der der gerade 19-jährige nach seinem Sieg Interview- und Fotowünschen nachkam, nicht selbstverständlich. Auch die Frage eines französischen Fans, ob er sein Rennrad nun denn noch brauche, beantwortete der Berliner lässig, er solle ihn am darauf folgenden Tag nach Abschluss der Rundfahrt noch einmal fragen. Steht Herklotz, der es bei 68 Kilogramm auf ein Gardemaß von 1,90 Meter bringt, einmal kein Rennrad zur Verfügung, er könnte sich vermutlich einen kompletten Tag von Pro7 mit seinen Lieblingsserien Simpsons, Two and a half man, How I Met Your Mother oder The Big Bang Theory unterhalten lassen. Seine filmischen Vorlieben liegen u.a. auf Sylvester Stallone und der Final Destination-Reihe.

 

Was Herklotz im internationalen Profi-Radsport noch vorbestimmt ist, darüber ließe sich ausgiebig spekulieren. Seine ersten Schritte bzw. Tritte auf dem Rennrad jedenfalls machte er mit neun Jahren. Sein allererster dokumentierter Sieg gelang ihm im August 2004 für den SV Falke 1896 Blankenfelde/Mahlow in Eisenhüttenstadt vor einem gewissen Willi Willwohl, mit dem er sich schon damals regelmäßig duellierte. Ein Jahr später wechselte Herklotz als Schüler zum RSV Werner Otto Berlin, für den er nach einjähriger Gewöhnungsphase im Jahr 2006 zu einer regelrechten Siegesserie ansetzte: 21 Saisonerfolge, darunter nicht nur ein Zeitfahren und die Gesamtwertung der International-Kids-Tour, sondern auch Querfeldeinrennen, Kriterien und weitere Straßenrennen. Längst war Berlin für Herklotz zu klein geworden.

 

So legte er ab 2007 sein Augenmerk auch vermehrt auf Querfeldeinrennen. Den Großteil seiner Erfolge fuhr Herklotz nun im Winterhalbjahr ein, wenngleich er auch auf der Straße weiterhin starke Ergebnisse mit einem 2. Platz bei der International-Kids-Tour oder Siegen bei der Kleinen Friedensfahrt und Berlin-Bad Freienwalde-Berlin feiern konnte. Nach seinen Altersklassen-Erfolgen im Deutschland-Cup in den Jahren 2008 bis 2010 war im selben Jahr der deutsche Jugend-Meistertitel im Querfeldein sein erster großer nationaler Erfolg. Der letzte Sieg als Schüler gelang ihm im August 2010 bei Rund um Gröditz.

 

Vor dem Einstieg in die Junioren-Klasse für seinen neuen Verein, den Harvestehuder RSV, tobte sich Herklotz im Winter 2010/2011 noch einmal mit sieben Cross-Siegen aus, darunter der Junioren-DM-Titel. International machte er erstmals mit Platz 16 bei der EM und Platz 8 bei der WM auf sich aufmerksam. Dazu kamen zwei Top10-Ergebnisse im Cross-Weltcup. Auch auf der Straße ließen die ersten Junioren-Siege nicht lange auf sich warten. Mit einem Sieg im Zeitfahren erreichte Herklotz Rang 5 der Internationalen Cottbuser Junioren-Etappenfahrt und wiederholte dieses Ergebnis bei Eschborn-Frankfurt, das von Rick Zabel gewonnen wurde. Das bescherte ihm den ersten internationalen Renneinsatz bei der Friedensfahrt der Junioren, wo er ebenfalls das Zeitfahren vor Danny van Poppel und Alexis Gougeard für sich entschied und im Endklassement den 5.Platz mit einer knappen Minute auf den - etwa eineinhalb Jahre älteren - Sieger Magnus Cort Nielsen belegte. Auf heimischem Boden bei der Internationalen 3-Etappen-Rundfahrt in Frankfurt lief es da schon besser: Nachdem ihm zweimal der Niederländer Ivar Slik, der ihm noch häufiger begegnen sollte, den Etappensieg vor der Nase weggeschnappt hatte, konnte er auf der Schlussetappe den bis dahin Führenden mit einem weiteren 2. Platz düpieren und sich den Gesamtsieg sichern. Es folgten erste Erfahrungen beim GP Patton in Luxemburg sowie Platz 6 bei der Junioren-EM, die von den Franzosen Lecuisinier und Le Gac dominiert wurde. Im August gelang ihm dank einer starken Leistung (der Autor konnte sich auch hier selbst überzeugen) auf der Etappe um Herning ein 5. Gesamtrang beim GP Denmark, diesmal hinter Ivar Slik. Dieser Platz gefiel ihm so gut, dass er ihn noch einmal beim Giro della Lunigiana als bester Nicht-Italiener beim Sieg von Alberto Bettiol wiederholte. Mit einem starken zweiten Rang im Zeitfahren der Regio-Tour hinter dem Franzosen Latour, aber vor starker Konkurrenz aus Dänemark, Australien sowie dem Slowenen Mohoric, und der Nominierung zu den Weltmeisterschaften in Kopenhagen schloss Herklotz die Saison ab. Folgerichtig wurde ihm im Jahr 2011 auch der Titel des deutschen Junioren-Radsportlers des Jahres verliehen.

 

Auch auf die Straßensaison 2012 bereitete sich Herklotz mit einem erfolgreichen Cross-Winter vor. Neben vier Siegen beim Deutschland-Cup sicherte er sich erneut den Titel des deutschen Junioren-Meisters, wurde in Gavere, Gieten und Lievin jeweils 2. sowie in Koksijde und Hoogerheide 4. hinter dem heutigen Doppel-Junioren-Weltmeister Mathieu van der Poel und belegte schließlich bei den Weltmeisterschaften Rang 7. Es sollten, abgesehen von einer Bronze-Medaille bei der DM Anfang 2013, seine letzten Cross-Auftritte sein. Von nun an wurde der Fokus auf die Straße gelegt. Hier begann das Jahr 2012 schleppend, national musste sich Herklotz zweimal dem Berliner Maximilian Schachmann geschlagen geben, beim deutschen Juniorenrennen Trofeo Karlsberg blieb es bei zwei Top6-Etappenplazierungen. Der erste Sieg auf der Straße gelang ihm beim Bundesliga-U19-Rennen in Ilsfeld-Auenstein für das Stevens Racing Team - gegen Schachmann. Und es sollte nicht sein letzter Sieg an dieser Stelle gewesen sein...

Sein zweiter Auftritt beim GP Patton endete mit eben jenem Platz, nachdem er sich auf der Auftaktetappe nur knapp dem Franzosen Quentin Jauregui geschlagen geben musste. Es folgte der Titel des deutschen Bergmeisters der Junioren sowie Platz 9 bei der Straßen-EM in Zeeland. Den anschließenden Giro della Lunigiana dominierte er mit drei Etappensiegen sowie der Punkt- und Bergwertung und Platz 2 im Gesamtklassement förmlich nach Belieben, wäre nicht die Schwäche auf der ersten Etappe gewesen, auf der er 1:19 Minute gegen den späteren Sieger Matej Mohoric verlor, der sich als einziger auf der Schlussetappe den Angriffen des Deutschen auf sein Leadertrikot erwehren konnte. Wie im Vorjahr fuhr Herklotz zum Saisonausklang die Regio-Tour mit einem Top5-Etappenergebnis und dem Sieg in der Bergwertung sowie die Junioren-Weltmeisterschaften in Valkenburg, bei denen er 29. wurde.

 

In diesem Jahr folgte im zarten Alter von 18 Jahren der große Sprung in die U23-Klasse mit dem Wechsel zum Team Stölting. Schon im Frühjahr schrammte er als 2. des Prologs der Istrian Spring Trophy (2.2) hinter seinem Teamkollegen Luke Roberts am ersten Profisieg vorbei. Mit einer aufmerksamen Fahrweise auf allen Etappen, darunter einem 3. Platz auf der anspruchsvollen Etappe nach Motovun beim Sieg von Patrik Sinkewitz wurde er schließlich Gesamt-4. hinter Sinkewitz und den Adria-Fahrern Mugerli und Rogina, aber u.a. vor Valjavec, Zoidl und Kvasina. Beim italienischen Wochenende mit dem Giro del Belvedere di Villa di Cordignano (1.2U) und dem GP Palio del Recioto (1.2U) wurde er jeweils 2. hinter dem Schweizer Stefan Küng und dem Australier Caleb Ewan, nachdem er attackiert hatte und in der Abfahrt gestürzt war. Bei der U23-Ausgabe von Eschborn-Frankfurt (1.2U) schrammte er knapp am Podium mit den Dänen Norman und Valgren sowie Teamkollege Werda vorbei. Bei seinem ersten 2.1-Rennen, dem polnischen Szlakiem Grodow Piastowskich, verlor er ebenfalls erst auf der letzten Etappe seinen Top10-Platz und wurde 12. Und hätte er beim Zeitfahren der Bayern-Rundfahrt (2.HC), auf der er alle anderen vier Etappen zeitgleich mit dem späteren Sieger beendete, nicht überraschend viel auf den späteren Sieger Malori verloren, vielleicht wäre noch mehr als ein dennoch starker 20. Gesamtrang und der 5. Platz in der Nachwuchswertung, in illustrer Gesellschaft mit Ulissi, Pinot und Barguil und vor Romain Bardet, herausgekommen.

 

In jedem Fall deuteten die Ergebnisse Herklotz' herausragende Form an, die er eine Woche später mit einem beeindruckenden Soloritt in den deutschen U23-Meistertitel in Ilsfeld-Auenstein ummünzte, sein bis dato größter Erfolg. Der erneute Sieg bei der deutschen Bergmeisterschaft war da schon keine Überraschung mehr. Zwischendurch holte er sich bei der Thüringen-Rundfahrt (2.2U) mit einem starken Prolog und zwei Ausreißversuchen, jeweils nur knapp von den Etixx-Fahrern Wisniowski und Alaphilippe geschlagen, kurzfristig das Leader-Trikot und schloss das Rennen als Gesamt-8. ab. Ebenfalls hervorzuheben ist seine starke Leistung im Herrenrennen der Deutschen Meisterschaft in Wangen, wo er als 7. der Sprintstärke von Greipel, Ciolek und Degenkolb nichts entgegenzusetzen hatte, aber u.a. Martens, Burghardt, Nerz und Wegmann hinter sich lassen konnte. Die bisherige Saison gipfelte in der Tour Alsace (2.2), bei der er sich auf den ersten vier Etappen schadlos hielt und schließlich in Le Markstein den Turbo zündete. Auch die letzte Attacke des Tschechen Hirt nach Cernay konterten Herklotz und sein Team souverän und schlossen mit einem weiteren dritten Etappenrang die Rundfahrt erfolgreich ab.

 

Es wird interessant zu beobachten ein, wie sich Herklotz im weiteren Saisonverlauf noch schlagen kann. Die Tour de l'Avenir musste er krankheitsbedingt früh beenden, also werden die Straßen-Weltmeisterschaften in Florenz das große Ziel sein. Nicht auszuschließen, dass er auch beim deutschen Saisonabschluss, dem Münsterland Giro noch einmal auf sich aufmerksam macht...

 

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