Vom 10 bis 12. Oktober 1989 fand in Moskau die 2. Welt-Antidoping-Konferenz statt. Sie befasste sich mit den Inhalten, Konsequenzen und Problemen der Charta von 1988.
Heinz Fallak, Mitglied des Präsidiums des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland berichtete darüber im NOK-Report 11/89, 1. November 1989.
... Im Juli 1988 fand die Erste Weltkonferenz Anti-Doping im
Sport in Ottawa/Kanada statt. Sie befaßte sich mit den Grundsatzfragen des Kampfes gegen Doping und verabschiedete die "Internationale Olympische Charta gegen Doping im Sport". Die diesjährige Moskauer Konferenz beschäftigte sich mit den Konsequenzen aus dieser Charta, mit den Problemen der praktischen Durchsetzung, mit den komplexen und komplizierten Sachverhalten.
Eingeladen hatten gemeinsam die sowjetische Regierung, Prince Alexandre de Merode, Vizepräsident des IOC und Vorsitzender der Medizinischen Kommission des IOC und Minister Nikolai Russak, Chef des Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport der UdSSR.
Teilnehmer waren 181 Delegierte. Sie vertraten die NOKs, Regierungen und andere nationale Sportorganisationen, internationale Sportverbände, Direktoren und Mitarbeiter von Doping-Untersuchungslabors, die Medizinische Kommission des IOC, die Athleten-Kommission des IOC, die Weltgesundheitsorganisation, den Europarat, die Europäische Sportkonferenz und die UNESCO. Für die Bundesregierung war Regierungsdirektor Peter Glass, für das NOK und den DSB der Berichterstatter beteiligt.
Im ersten Teil der Konferenz wurde über Fortschritte, Aktivitäten und Programme seit der Konferenz von Ottawa berichtet. Referiert wurde aus der Sicht der Internationalen Arbeitsgruppe Anti-Doping, des IOC, Frankreichs, Bulgariens, des Internationalen Gewichtheberverbandes, des Internationalen Leichtathletik-Verbandes, der lOC-Athleten-Kommission und über die Anti-Doping-Vereinbarung zwischen der UdSSR und den USA. Die Berichte haben allenthalben den Eindruck vermittelt, daß über Proklamationen hinaus an vielen Stellen energisch gehandelt wird, aber in manchen Ländern und Sportverbänden noch Defizite bestehen.
Im zweiten und wesentlichen Teil wurde in vier Arbeitskreisen diskutiert, um Erfahrungen auf allen Ebenen auszutauschen. Informationen über den Fortschritt und die Durchsetzung von nationalen Anti-Doping-, Aufklärungs- und Erziehungsprogrammen zu erhalten und schließlich Übereinstimmung über die Ergänzungen des Anhanges der Internationalen Olympischen Charta gegen Doping im Sport zu finden.
Die Arbeitskreise beschäftigten sich mit den Themen das nationale Anti-Doping-Modell, Dopingkontrollen außerhalb der Wettkämpfe, Erziehung, Information und Aufklärung sowie Recht und Verantwortung der Athleten und ihres Umfeldes.
Nach einer abschließenden Plenarsitzung einigten sich die Konferenzteilnehmer auf folgende Feststellungen und Empfehlungen:
Die Delegierten begrüßten die Annahme der Internationalen Olympischen Charta gegen Doping im Sport durch das IOC anläßlich seiner 96. Session im Dezember 1988; die Befürwortung dieser Charta gegenüber allen Nationalen Olympischen Komitees anläßlich der IOC/ANOC-Sitzung im Dezember 1988; die Anerkennung der Charta durch die Olympischen Sommersportverbände, unter Einschluß einer Harmonisierung der entsprechenden Regeln der Internationalen Verbände, bei ihrer Sitzung mit dem IOC im April 1989; die Empfehlung der zweiten Sportministerkonferenz der UNESCO im November 1988 in Moskau, die Charta in allen Ländern anzuerkennen; die Bestätigung der Charta durch die 25 an der sechsten Europäischen Sportministerkonferenz im Juni 1989 in Reykjavik bete iligten Länder; die fortgesetzten Anstrengungen der internationalenSportverbände, Dopingkontroilen außerhalb der Wettkämpfe und Register von Athleten einzuführen, die jede Einnahme von Doping ablehnen und bereit sind, jederzeit Dopingkontrollen anzuerkennen und das wachsende Interesse von Regierungen, auf gesetzlichen Wegen Dopingmißbrauch zu bekämpfen.
Die Delegierten sprachen sich einmütig für folgende Empfehlungen aus:
- In der IOC-Charta möge in den Bye-laws unter Berücksichtigung der Zulassungsregelung für die Athleten, der Verantwortlichkeiten der NOKs und unter Einbeziehung der Internationalen Olympischen Charta gegen Doping entsprechende Regeln aufgenommen werden.
- Anti-Doping braucht die internationale Harmonisierung, Koordinierung und Einheit aller Beteiligten.
- Auf die Beteiligung der Regierungen und des Sports in der Anti-Doping-Kampagne hinzuweisen und beide Seiten zu einer weiteren intensiven Zusammenarbeit zu ermuntern.
- Weitere bi- und multilaterale Vereinbarungen zwischen Ländern zur Dopingbekämpfung abzuschließen, einschließlich gegenseitiger Dopingkontrollen auf der Basis von Verständigung und Vertrauen.
- Die Bedeutung der Olympisehen Ideale in den Erziehungsprogrammen zu betonen und die Grundsätze von Ethik und Fair Play im Sport zu bekräftigen.
- Die Weltkonferenz "Anti-Doping" als ein wertvolles Forum für den Austausch von Ansichten und Informationen zwischen Regierungen und Sport und als Aufforderung zum gegenseitigen Verständnis untereinander zu begreifen.
- Die Arbeit der Internationalen Arbeitsgruppe, die vom IOC geführt werden soll, zu fördern und zu unterstützen.
- Sie stimmen zu, daß in zwei Jahren die Dritte Ständige Weltkonferenz Anti-Doping im Sport mit den Sportnationen und den internationalen Sportorganisationen stattfinden soll .
Eine abschließende Bewertung:
Der Moskauer Kongreß war nötig, sinnvoll und in wichtigen Teilen erfolgreich. Trotz einer noch ungeordneten Landschaft und noch fehlender Übereinstimmung in den praktischen Fragen, vornehmlich des Vollzugs der Dopingkontrollen im Wettkampf und im Training und der Sanktionen,wird der richtige Weg beschritten. Wir sollten an dem Projekt Anti-Doping im Sport mit aller Energie mitarbeiten.
Und noch eine speziell auf unsere nationale Situation bezogene Bemerkung: Unsere Athleten haben in den Diskussionen unter die Einführung der Dopingkontrollen im Training darauf hingewiesen, daß die Kontrollen nur dann sinnvoll sind, wenn sie sich international durchsetzen; eine Auffassung, die auch von NOK und DSB geteilt wird. Die Konferenz in Moskau hat dazu einige neue Erkenntnisse geliefert. In Belgien, auch durch Gesetz geregelt, in den vier skandinavischen Ländern, in Großbritannien, in der Sowjetunion und in USA werden z.T. seit vielen Jahren erfolgreich Doping-Kontrollen im Training durchgeführt. Andere Länder - wie wir - führen derzeit solche Kontrollen ein. Wir sind also auf dem richtigen Weg.
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