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Aufklärungsarbeit zu Doping, Sportmedizin und wissenschaftlichem Fehlverhalten

Die Albert-Ludwigs-Universität hat Vorwürfe gegen die Freiburger Sportmedizin konsequent aufgeklärt: Expert*innen aus unterschiedlichen Fachgebieten haben sich in verschiedenen Kommissionen mit den Dopingvorwürfen gegenüber Freiburger Ärzt*innen befasst und die wissenschaftliche Arbeit der Abteilung Sportmedizin und deren Auswirkungen in der Versorgung von Patient*innen und in der Betreuung von Sportler*innen untersucht. Die Untersuchungen nahmen weitgehend den Zeitraum 1970 bis 2007 in den Blick.

Diese Aufklärungsarbeit der Expert*innen förderte zudem Hinweise auf Verstöße gegen die Redlichkeit in der Wissenschaft zutage. Die Universität Freiburg ist allen Verdachtsfällen nachgegangen und hat sie in den zuständigen Gremien überprüfen lassen, unter anderem in der „Untersuchungskommission zur Sicherung der Redlichkeit in der Wissenschaft“ der Universität Freiburg. Im September 2021 hat die Universitätsleitung den letzten Hinweis auf wissenschaftliches Fehlverhalten aus diesem Komplex dem Habilitationsausschuss der Medizinischen Fakultät zur Prüfung übergeben.

Kurzfassung des Sachstandsberichts der „Untersuchungskommission zur Sicherung der Redlichkeit in der Wissenschaft“ der Universität Freiburg

Aufklärungsarbeit von 2007 bis 2021

Von 2007 bis 2016 haben sich zwei unterschiedliche Kommissionen mit der Freiburger Sportmedizin befasst. Die „Dopingkommission“ (2007 – 2009) hatte den Auftrag, das ärztliche Fehlverhalten im Radsport rund um das Team Telekom/Team T-Mobile zu untersuchen. Die „Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin“ (2007 – 2016) wurde einberufen, um weitere, umfassende Aspekte rund um die Freiburger Sportmedizin, zum Beispiel die wissenschaftliche Praxis, aufzuklären und aufzuarbeiten.

„Dopingkommission“ des Universitätsklinikums Freiburg

Der Vorstand des Universitätsklinikums Freiburg setzte in Abstimmung mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 2007 eine externe Untersuchungskommission ein. Diese „Expertenkommission zur Aufklärung von Dopingvorwürfen gegenüber Ärzten der Abteilung Sportmedizin des Universitätsklinikums“, kurz „Dopingkommission“, hatte den Auftrag, alle Fakten rund um die Vorwürfe gegen Freiburger Sportmediziner*innen im Zusammenhang mit dem Team Telekom/Team T-Mobile zu ermitteln. Die Mitglieder Dr. Hans Joachim Schäfer, Prof. Dr. Wilhelm Schänzer und Prof. Dr. Ulrich Schwabe legten 2009 einen Abschlussbericht der Dopingkommission vor, den die Universität veröffentlichte.

Abschlussbericht der „Dopingkommission“ 2009

Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin

Die Universität Freiburg berief 2007 die „Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin“ ein, um die Vergangenheit der Freiburger Sportmedizin aufzuklären und aufzuarbeiten. 2009 übertrug die Universität Prof. Dr. Letizia Paoli von der KU Leuven/Belgien den Vorsitz der Evaluierungskommission nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden von Dr. Hans Joachim Schäfer. Dieser leitete bereits die parallel arbeitende „Expertenkommission zur Aufklärung von Dopingvorwürfen gegenüber Ärzten der Abteilung Sportmedizin des Universitätsklinikums“. Die Leiterin der Kommission verpflichtete sich, bis zum 30. September 2012 einen zusammenfassenden Abschlussbericht zu erstellen, der allerdings bis heute nicht vorliegt. Die Evaluierungskommission löste sich am 1. März 2016 mit dem Rücktritt aller Mitglieder, die der Kommission zu diesem Zeitpunkt angehörten, auf.

Zurückgetretene Kommissionsmitglieder:

  • Prof. Dr. Letizia Paoli (Vorsitzende), Dezember 2009 – März 2016
  • Prof. Dr. Hans Hoppeler, März 2015 – März 2016
  • Dr. Hellmuth Mahler, August 2007 – März 2016
  • Prof. Dr. Perikles Simon, März 2015 – März 2016
  • Prof. Dr. Fritz Sörgel, März 2015 – März 2016
  • Prof. Dr. Gerhard Treutlein, März 2011 – März 2016

Zuvor ausgeschiedene Kommissionsmitglieder:

  • Dr. Hans Joachim Schäfer (Vorsitzender), August 2007 – November 2009
  • Prof. Dr. Britta Bannenberg, August 2007 – Dezember 2010
  • Prof. Dr. Werner Franke, August 2007 – März 2012
  • Prof. Dr. Wolfgang Jelkmann, August 2007 – November 2014
  • Prof. Dr. Carsten Lundby, Mai 2011 – November 2014
  • Prof. Dr. Bengt Saltin, August 2007 – August 2013
  • Prof. Dr. Wilhelm Schänzer, August 2007 – März 2011
  • Prof. Dr. Heinz Schöch, Juni 2011 – April 2015
  • Prof. Dr. Ulrich Schwabe, August 2007 – April 2011
  • Dr. Andreas Singler, September 2012 – Mai 2015

Um die Aufklärungsarbeit weiterhin bestmöglich zu unterstützen und die Erkenntnisse der Evaluierungskommission der Öffentlichkeit zu präsentieren, bat die Universität Freiburg alle ehemaligen Mitglieder nach dem Rücktritt, den Ertrag ihrer Arbeit öffentlich zu machen. Der Universität liegen rechtlich geprüfte Fassungen von sechs Gutachten ehemaliger Mitglieder der „Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin“ vor. Ein weiteres Gutachten, in dem die Hinweise der externen Rechtsprüfung zu urheber-, daten- und persönlichkeitsrechtlichen Fragen nicht hinreichend berücksichtigt werden, hat der Autor Andreas Singler auf seiner persönlichen Website veröffentlicht.

Einzelgutachten aus der „Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin“

  • Heinz Schöch: “Finanzielle und strafrechtliche Aspekte im Zusammenhang mit der Dopingproblematik in der Abteilung Rehabilitative und Präventive Sportmedizin und in der Sporttraumatologischen Spezialambulanz des Universitätsklinikums Freiburg.”
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  • Wolfgang Jelkmann: “Evaluierung der Veröffentlichungen aus der Abteilung für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universität Freiburg im Zeitraum 1973–2006.”
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  • Andreas Singler/Gerhard Treutlein: “Herbert Reindell als Röntgenologe, Kardiologe und Sportmediziner: Wissenschaftliche Schwerpunkte, Engagement im Sport und Haltungen zum Dopingproblem.”
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    • Zusammenfassung des Reindell-Gutachtens (Andreas Singler)
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    • Zusatz zum Reindell-Gutachten (Gerhard Treutlein)
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  • Andreas Singler (Mitarbeit: Lisa Heitner): “Doping beim Team Telekom/T-Mobile: Wissenschaftliches Gutachten zu systematischen Manipulationen im Profiradsport mit Unterstützung Freiburger Sportmediziner”
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    • Zusammenfassung des Gutachtens (Andreas Singler)
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  • Andreas Singler/Gerhard Treutlein (Mitarbeit: Lisa Heitner): “Joseph Keul: Wissenschaftskultur, Doping und Forschung zur pharmakologischen Leistungssteigerung”
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  • Andreas Singler/Gerhard Treutlein (Mitarbeit: Lisa Heitner): “Armin Klümper und das bundesdeutsche Dopingproblem: Strukturelle Voraussetzungen für illegitime Manipulationen, politische Unterstützung und institutionelles Versagen.”
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  • Andreas Singler: “Systematische Manipulationen im Radsport und Fußball: Wissenschaftliches Gutachten zu neuen Erkenntnissen zum Doping in der Bundesrepublik Deutschland im Zusammenhang mit dem Wirken von Armin Klümper.” (auf der Website von Andreas Singler veröffentlicht)

Vorwürfe zu wissenschaftlichem Fehlverhalten in der Sportmedizin

Während der Arbeit der „Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin“ ermittelten ihre Mitglieder ebenfalls Hinweise auf wissenschaftliches Fehlverhalten von Forscher*innen, die sie der Universität Freiburg meldeten. Die Universität verfolgt jeden Verdacht auf wissenschaftliches Fehlverhalten und übergab auch diese Verdachtsfälle der „Untersuchungskommission zur Sicherung der Redlichkeit in der Wissenschaft“ zur weiteren Prüfung. Diese Kommission arbeitet unabhängig unter dem Vorsitz zweier Richter und unter Mitwirkung von Wissenschaftler*innen aus dem gesamten Fächerspektrum der Universität Freiburg. Grundlage ihrer Arbeit ist die „Ordnung der Albert-Ludwigs-Universität zur Sicherung der Redlichkeit in der Wissenschaft“. Über die Ergebnisse der anschließenden Verfahren hat die Universität informiert.

Im September 2021 hat die „Untersuchungskommission zur Sicherung der Redlichkeit in der Wissenschaft“ der Albert-Ludwigs-Universität einen Sachstandsbericht zu Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens in der Freiburger Sportmedizin vorgelegt. Darin geht die Untersuchungskommission Hinweisen aus einem bereits bekannten Verfahren nach: Die „Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin“ sowie ehemalige Mitglieder dieser Kommission hatten den Verdacht auf wissenschaftliches Fehlverhalten bei insgesamt sechs Freiburger Forschenden geäußert. Die Prüfung der Untersuchungskommission hat den Verstoß gegen wissenschaftliche Redlichkeit bei einer Person bestätigt. Zur weiteren Prüfung hat die Universitätsleitung den Sachverhalt ordnungsgemäß dem Habilitationsausschuss der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg zugeleitet. Auf Grundlage dieses Ergebnisses wird die Universitätsleitung über eventuelle Sanktionen befinden und das Resultat der Öffentlichkeit mitteilen.

Internationales Symposium „Sportmedizin und Doping in Europa“

Im September 2011 fand an der Universität Freiburg ein von der „Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin“ veranstaltetes dreitägiges Symposium mit mehr als 180 Teilnehmer*innen und 20 internationalen Referent*innen statt. Ziel der wissenschaftlichen Tagung war, das Thema „Doping und Sportmedizin in Europa“ zu beleuchten und die unterschiedlichen Beiträge in einem Tagungsband zu veröffentlichen. Auf dieser Website sind alle Beiträge veröffentlicht, für die der Universität Freiburg die Publikationsgenehmigungen der jeweiligen Autor*innen vorliegen.

  • Prof. Hanns-Michael Hölz: Grußwort
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  • Richard Pound: “WADA – A Success Story?”
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  • Ivan Waddington: “Client Control and the Limits of Professional Autonomy – Or why do Sports Physicians dope Athletes?”
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  • Detlef Hacke: “From Festina to Team Telekom/Team T-Mobile – Doping Scandals in Cycling”
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  • Jakob Mørkeberg: “Nordic Winter Sports, Biological Passport (ABP) and the Legal Challenges”
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  • Raffaele Guariniello: “Anti-Doping Investigations in Italy – Football and the 2006 Turin Olympic Games”
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  • Andreas Singler: “Joseph Keul: Wirken und Wirkungen – Unschädlichkeitsmythen und ihre semantischen Metaboliten”
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  • Gerhard Treutlein: “Das Gesicht der Freiburger Sportmedizin – Aufstieg und Niedergang eines ‘Außenseiters'”
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  • Kai Gräber: “Die bayerische Schwerpunktstaatsanwaltschaft Doping. Ein Erfahrungsbericht”
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