Zitat: |
Original von le coq sportif
schade
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Dann muß ich eben ran...
Wir hatten uns mit Blick auf den launischen Kachelmann erst am Freitag entschlossen, wirklich zum Kurztrainingslager in die Rhön zu fahren. Für Marcel und mich hieß das, am Sonnabend mit der Bahn nach
Bad Salzungen zu reisen und von dort mit gebuckeltem Rucksack ins thüringische
Zella zu fahren. Hmm...und Barus? Unser eisenharter Meilenmann ließ sich eine 230-Kilometer-Tour in die digitalen Karten klicken und nahm die gesamte Strecke von Leipzig in die Rhön mit dem Fuß auf dem Pedal und der Nase im (heftigen) Wind auf sich. Aber das mag er selbst erzählen. Mir fehlen ob dieses Irrsinns ohnehin die Worte...
Sonnabend
Halbetappe I
Es führt natürlich auch eine Bundesstraße verkehrsreich und höhenmeterarm ins Feldatal...aber ein Stück weiter nördlich haben sie auch eine schmale Straße über den
Hämbacher Berg in den Wald gelegt. Dieser weist zwar nur einen Höhenunterschied von 188 m auf, ließ sich aber unter dem "Anpreßdruck" des Rucksacks und Steigungen von bis zu 10% nur mühsam bezwingen. Auf den verbleibenden 18 km waren dann noch einmal knapp 200 hm zu überwinden. Es blieb entgegen meteorologischer Schwarzseherei bis auf einen kurzen Graupelschauer trocken und angenehm mild.
Zu unserer Pension waren es erneut 50 hm bei bis zu 13%, die Zimmer hatte man nach umliegenden Bergen benannt...hier waren wir wohl richtig!
28 km / 450 hm
Halbetappe II
"Da liegt sicher noch Schnee.", meinte unser Wirt und hatte wieder diesen nur zu bekannten Blick, mit dem er unseren Geisteszustand zu überprüfen schien. Aber auf die
Wasserkuppe wollten wir heute noch nicht. Mit dem Schafstein auf 756 m sollte es nur ein Nebengipfel des höchsten Berges der Rhön werden. Zusätzlich hatte Marcel die "Feierabendtour" (Originalzitat) mit ein paar harmlosen 200-hm-Hügelchen garniert...
...die schon am ersten Anstieg ihre Schafspelze abwarfen und sich als aberwitzig steile Schenkelmörder präsentierten. Zum
Seelesberg führt ein ohne GPS oder gute Karte kaum auffindbares Sträßchen von
Neuwarts Richtung
Boxberg mit einem guten Kilometer bei 13-14% in den Wald. Auch wenn der obere Teil wieder flacher wurde, hatte ich selbst mit meinem Kinderkettenblatt ganz ordentlich zu tun. Eine Gegensteigung mit 18% im Maximum ist natürlich immer drin, und endlich einmal gelang mir ein Photo, auf dem die Bösartigkeit des Gradienten erkennbar ist.
Auf den vorbildlich asphaltierten Wegen eines geradezu ausufernden Radwegenetzes fuhren wir bis
Brand. Dabei hat man in der Rhön wie sonst wohl nur noch in Tschechien keinerlei Skrupel, eine Radroute auch mit einer gehörigen Portion Höhenmeter zu spicken. Kompliment! Es folgte der unspektakuläre, nur mäßig steile Anstieg zum
Schafstein (4,44 km / 5,4%), auf dessen Gipfel aber sicher noch 20-30 cm Schnee lagen und es auch unangenehm kalt um die nur mit der Kniehose bedeckten Beine windete. Wir verloren gleich wieder an Höhe und nahmen uns ein Schmankerl vor, das uns schon seit einiger Zeit gereizt hatte: den ehemaligen Versorgungsweg zum Basaltwerk oberhalb von
Thaiden auf dem
Bildstein. Immerhin 2,16 km mit 9,4% in klassischer Serpentinenbauweise und schönen Ausblicken auf die gegenüberliegenen Höhenzüge waren zu überwinden. Italienische Straßenbaumeister hätten auf die Kehren vermutlich verzichtet und einen zweiten Scanuppia in den Hang gelegt...
Als angenehm moderat erwies sich die Steigung von
Hilders zum
Köpfchen nach
Simmershausen, in welcher wir den Abzweig zum
Thomas-Morus-Haus (ab 579 m) mit starrem Blick und festem Willen ignorierten...der nächste Prüfstein kam ja ohnehin. Knapp 2 km mit 11% im Schnitt und drei Stellen, an denen man bei 18-19% sein 27er Ritzel (bei 30 Zähnen vorne, wohlgemerkt) sucht, wurden völlig unsinnig (aber wunderschön
) vor das Ziel gesetzt. Ein Blick auf den EDGE bestätigte mir, was Lunge und Waden schon seit Kilometern im Duett keuchten: heute läuft es nicht besonders gut. Meine Geschwindigkeit verließ beschämend die "double digits", und ich war recht erleichtert, als die letzten 400 m nur noch mit 7,1% anstiegen.
Mit Rückenwind rollten wir über
Kaltensundheim nach
Diedorf, wo ein weiteres Grüppchen der "Rennradliste Leipzig" ihr Quartier aufgeschlagen hatte, wir allerdings noch keinen der Helden antrafen. Nach kurzem Telephonat war mit klar, daß sich auf der Anreise von Leipzig bzw. Erfurt dem wirklich unverschämt starken Südwestwind geschuldete Dramen abgespielt haben mußten. Wir hielten kurz in unserer Pension und beschlossen, einen der "Hausberge"
Zellas, den
Waltersberg, noch im Abendlicht (bei aufklärendem Himmel, der viel Gutes für morgen versprach) zu befahren.
Hach, was für eine Plackerei. Hach, was für ein wunderschöner Anstieg.
Die Aussicht gehört wohl zu den Schönsten in der gesamten Rhön. Bis zur Wartburg soll man bei gutem Wetter sehen können...wenn man bereit ist, vorher 2,5 km mit knapp 10% zu klettern. Sehr unrhythmisch präsentiert sich dabei der Anstieg. 200 m mit 4% verhandeln mit 200 m bei 14% die Durchschnittsteigung.
92 km / 2200 hm / Durchschnittssteigung (also die durchschnittliche Steigung, wenn der Computer der Meinung ist, es gehe bergauf) = 8%
...Teil 2 dann morgen.
Bildfolge:
1 - Steigung am Boxberg (So sehen 18% aus)
2 - Blick vom Schafstein
3 - Bei Hilders
4 - Auf dem Waltersberg
peso hat diese Bilder (verkleinerte Versionen) angehängt:
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"One is, after all, always a Frenchman"
Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zum letzten Mal von peso: 31.03.2008 21:21.