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Saisonbilanz: Saunier Duval-Prodir 2004

Beitrag von Steamboat, 28. Januar 2005

 

Neu formierte Teams haben es in ihrer ersten Saison meistens recht schwer. Zunächst wirken diese Teams nach außen zusammen gewürfelt; eine Tatsache, die viele Organisatoren von Einladungen zu Großereignissen abhält. Und wenn diese Mannschaften dann mit namhaften Fahrern bestückt sind, kann es passieren, dass das Team weiter hinter den Erwartungen zurück bleibt. Wohl auch deswegen verhielt man sich z.B. bei den Funktionären der Tour de France skeptisch und besetzte den frei gewordenen Platz (Kelme) nicht neu. Die Befürchtungen trafen für manche Teams in der Vergangenheit und auch Gegenwart zu. Chocolade Jacques beispielsweise hielt nicht ansatzweise das, was man sich versprach. Auch Phonak und COAST wurden nicht umgehend zur Grand boucle eingeladen. Negativ kam hinzu, dass die Eckpfeiler von Saunier Duval schon recht alt waren.

Das spanische Team, ein Ableger von Vini Caldirola, bewies allerdings, dass man auch als neues Team Erfolg haben kann. Man muss dazu auch nicht unbedingt bei der Tour starten. Stattdessen startete man beim Giro und bei der heimischen Vuelta. Der größte Saisonerfolg gelang allerdings nicht bei einer großen Rundfahrt. Ausgerechnet bei einem Weltcuprennen sicherte sich das Team einen imposanten und wichtigen Sieg. Perdiguero schlug hiebei die Weltelite in San Sebastian bei der Klasika. Hierbei konnte er sich beim Finish einer Spitzengruppe gegen Bettini und Rebellin durchsetzen.

Auch der für das spanische Team zweitgrößte Erfolg ging auf das Konto von Martin Perdiguero, der das HC-Rennen Volta Ciclista a Catalunya gewinnen konnte und dabei das Kunststück fertig brachte, drei aufeinander folgende Etappen sowie die Punkt- als auch die Bergwertung zu gewinnen. Zu den drei Etappen muss erwähnt werden, dass er die 2. bis 4. Etappe aufeinander folgend gewann. Die 2. Etappe war eine Massenankunft, die 3. Etappe eine Bergankunft und die 4. Etappe ein Zeitfahren – unterschiedlicher kann es beinahe nicht sein. Das ist schon aller Ehren wert.

Dann muss aber doch das Abschneiden bei der Vuelta betrachtet werden. Saunier Duval konnte hierbei zwei Etappensiege feiern. Der spanische Italiener Piepoli war bei der Bergankunft in Alto Aitana erfolgreich; während Zaballa eine Soloflucht bei der 19. Etappe von Avila nach Collada Villalba mit einem Sieg abschließen konnte.

Für das Gesamtklassement hatte man extra vor der Vuelta noch Joseba Beloki verpflichtet. Aber der Baske konnte auch beim spanischen Team nicht an seine alten Zeiten vor seinem Sturz bei der Tour de France 2003 anknüpfen. Schon früh verlor er bei den Bergetappen den Kontakt zur Spitze und gab schließlich auf. Piepoli wurde als bester seines Teams letztlich 27. während Zaballa auf den 30. Platz fuhr.

Eine bessere Gesamtplatzierung eines Fahrers sprang beim Giro heraus. Dort belegte Lobato den 16. Platz, während das Team in Italien aber keine Etappe gewinnen konnte. Der Italiener Strazzer belegte auf der 11. Etappe den 5. Platz. Mit der gleichen Platzierung endete das Zeitfahren für den Schweizer Bertogliati. Bessere Ergebnisse wurden bei keinem anderen Tagesabschnitt erzielt.

Erfolgreicher war das Team hingegen bei den HC-Rundfahrten, wie bereits erwähnt wurde. Fabian Jeker scheiterte nur knapp am Gesamtsieg bei der Tour de Suisse, als er auf an Ullrich so viel Zeit beim abschließenden Zeitfahren einbüßte, dass er in der Endabrechnung eine Sekunde hinter dem Deutschen lag und das Gelbe Trikot noch abgeben musste. Jeker konnte auch die andere HC-Rundfahrt der Schweiz, die Tour de Romandie, nicht gewinnen. Hier musste er sich dem Amerikaner Hamilton beugen. Immerhin gewann er aber die 4. Etappe. Piepoli belegte übrigens bei der Tour de Romandie den 3. Gesamtplatz. Jeker wurde auch in der Punktewertung der Tour de Suisse Zweiter, während das Team den gleichen Platz bei der Teamwertung in der Romandie belegte. Nicht schlecht für einen zusammen gewürfelten Haufen. Dagegen verblasst der 10. Gesamtplatz von Joaquin Rodriquez bei der Tirreno Adriatico.

Etwas hinter den Erwartungen blieb das Team bei der Baskenland-Rundfahrt zurück, als nur ein 32. Platz für Zaballa heraussprang. Hier belegte Perdiguero als 5. der 2. Etappe die beste Einzelplatzierung. Bei den beiden verbleibenden HC-Rennen konnten keine Ergebnisse notiert werden, da Saunier weder zu Paris-Nizza noch zur Dauphine Libere eingeladen wurden. Kein Wunder, da die Organisatoren beider Rennen auch für die Tour de France zuständig sind.

Perdiguero antwortete auf die Nichtberücksichtigung für die Tour mit dem Sieg in San Sebastian. Aber auch beim Weltcuprennen Mailand-San Remo kam er zu Punkten durch einen 9. Platz. Zaballa kam auf den gleichen Platz in San Sebastian. Der während der Saison verpflichtete Horner belegte beim Abschlussweltcuprennen in der Lombardei einen 11. Platz, dort kam auch der Spanier Joaquin Rodriguez als 20. zu Weltcupzählern. Insgesamt 161 Punkte sammelte das Team im vergangenen Weltcup.

Der Erfolgshunger war aber damit noch nicht gestillt. Perdiguero legte noch weiter nach, als er bei der Bicicletta Vasca (2,1) die 1. und 2. Etappe gewinnen konnte. Außerdem ging die 5. Etappe der Asturien-Rundfahrt auf sein Konto. Joaquin Rodriguez konnte ohne Etappensieg die Setmana Catalana (2,1) für sich entscheiden.

Bei Ein-Tages-Rennen konnten ebenso Erfolge erzielt werden. Die Siege von Piepoli bei der Subida Urkiola (1,3) und von Ventoso bei der Wachovia USPRO Championship (1,2) reichen natürlich an den Glanz von Perdiguero bei der Klasika heran. Ventoso gewann übrigens noch die 1. Etappe der Qatar-Rundfahrt. Zaballa steuerte auch einen Etappensieg bei der Tour de Aragon (2,2) bei. Schließlich wollte die Neuerwerbung von Phonak, Dominguez, nicht hinten anstehen und siegte bei der Andalusien-Rundfahrt (2,3) in der Gesamtwertung sowie auf der 3. Etappe.

Das Duell mit dem Schwesterradstall Vini Caldirola hat Saunier Duval einwandfrei gewonnen. Nächstes Jahr hätte man das Team auch nach alter Regelung sicherlich bei der Tour de France begrüßen können.

Dennoch gibt es zur neuen Saison dicke Wehmutstropfen. Perdiguero zog das Angebot von Phonak vor und verließ das Team. Ebenso ging auch Beloki wieder von Bord. Ihm wird man nach den gezeigten Leistungen keine Träne nachweinen. Zudem gelang es nicht, einen namhaften Kapitän für die großen Rundfahrten zu verpflichten. Keiner der angesprochenen Fahrer (Figueras, Valverde, Mayo, Landis) konnte engagiert werden. Schließlich heuerte Garate (Lampre) an, von dem man aber keine Podiumsplatzierungen erwarten kann. Hier liegt ein Manko des Teams, da die wichtigen Fahrer älter aber eben nicht unbedingt besser werden. Vermutlich werden die Kapitäne für die GTs Jeker, Garate und Piepoli heißen. Wunderdinge sollte man da nicht erwarten. Auch ein Sprinter von Format fehlt; es sei denn der Oldie Edo von Maia Milaneza widerlegt mich. Und Altmeister Tafi soll angeblich bei den Frühjahrsrennen die Kohlen aus dem Feuer holen… --> Team 2005

Es wird beim Team künftig darauf ankommen, wie die jungen Fahrer nachrücken können. Joaquin Rodriguez, Zaballa und Lobato hatten in der vergangenen Saison bereits hoffnungsvolle Ergebnisse liefern können, nun müssen sie aber auch zeigen, dass sie noch weiter steigern können. Vielleicht gelingt auch Ventoso wieder eine gute Saison. Mal sehen, wie sich Pinotti und Gomez einbringen. Viel wird davon abhängen, wie das Team mit der veränderten Erwartungshaltung fertig wird. Aber, wenn man abgeschrieben wird, ist man ja gefährlicher, wie 2004 zeigte…

 



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