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Saisonbilanz Team Gerolsteiner 2005

von Steamboat, Dezember 2005 

&copy Fotos: * velo-photos.com, ** Mani Wollner

 





Ax-3 Domaines, 16. Juli 2005



Das Trikot schloss er nicht mehr, als er über die Ziellinie rollte. Danach fiel er auf den Boden und weinte vor Freude und Erschöpfung. Den größten Erfolg seiner Karriere hatte er soeben perfekt gemacht. Gleichsam ein historischer Sieg war es für sein Heimatland Österreich, das seit 74 Jahren bei der Tour keinen Etappensieg eines Alpenrepublikaners feiern konnte. Gleichsam ein historischer Erfolg auch für seinen Arbeitgeber Gerolsteiner. Das Team konnte sich erstmals über einen Etappensieg eines Fahrers innerhalb einer GT freuen. Dabei wollte er, der Sieger, eigentlich schon gar nicht mehr in Frankreich weilen. Zu enttäuscht war er von seinem Abschneiden bis zu diesem Zeitpunkt. Lediglich Teamkollege „Paco“ Wrolich konnte ihn überzeugen, dass er bleiben möge. Wenn schon für die Gesamtwertung nichts mehr möglich wäre, für eine Etappe könnte es ja immer noch langen. Das überzeugte Georg Totschnig.

 



Dies war einer der größten Augenblicke in der Saison 2005 der Gerolsteiner-Equipe und einer der größten Momente der Teamgeschichte. Es ist müßig zu überlegen, ob es der größte wäre, schließlich gibt es das Ardennen-Triple des Vorjahres durch Davide Rebellin. Nein, ein ganz toller Erfolg für den Moment. Für einen Fahrer, dem man es gönnt. Mit dem man mit weinen möchte, als ihn die Emotionen überkommen. Ein Kindheitstraum, der im fortgeschrittenen Stadium seiner Karriere wahr geworden ist. 

 

Georg Totschnig, Zeitfahren D-Tour 2005 **


Dabei verlief die Saison des Georg Totschnig alles andere als wunschgemäß. Am Ende der Tour de France belegte der Vorjahressiebte den 26. Rang. Auch bei der Tour de Suisse blieb er mit dem 12. Platz hinter den Erwartungen. Eine Krankheit zwischen den beiden Touren schwächte ihn, so dass er bei der Grand Boucle nicht rechtzeitig in Tritt kam. Das alles war in diesem Bergort im Moment des Sieges unbedeutend geworden.

 



Totschnig war einer der Eckpfeiler im Konzept des Teams. Teammanager Hans- Michael Holczer hatte mit betriebswirtschaftlichen Methoden (SWAT-Analyse) ein Schwächen- und Stärkenprofil des Teams erstellt. Nach dieser Analyse wurde das Team an seinen Schwachstellen gezielt verstärkt. Zudem verfügte Gerolsteiner bereits über genügend Fahrer, die den unterschiedlichen Anforderungen der Pro Tour gerecht wurden. Allen voran muss diesbezüglich Davide Rebellin genannt werden. Er war für die Hügelklassiker vorgesehen. Außerdem versprach man sich von ihm, dass er bei der einen oder anderen Rundfahrt für Furore sorgen könne. Ihm zur Seite wurde Fabian Wegmann für die Klassiker gestellt. Insgeheim war dem Münsteraner auch die Rolle zugedacht, das Bergtrikot aus Frankreich zu entführen, nachdem er 2004 bereits das entsprechende Pendant vom Giro bekommen hatte.

Sven
Montgomery
*


Robert Förster **
Frank Hoj **
Heinrich Haussler **

Neben Totschnig wurde Levy Leipheimer als GT-Kapitän verpflichtet. Zudem vertraute man dem Schweizer Montgomery die Rolle des Kapitäns beim Giro (und später auch bei der Vuelta) an. In der Abteilung Attacke blieb Danilo Hondo der zentrale Mann in den Planungen, der bei Mailand-San Remo, Paris-Tours oder HEW-Cyclassics für gute Resultate sorgen sollte. Außerdem wünschte man sich manchen Etappensieg oder gar das Grüne Trikot von ihm. Schließlich hatte man für den Sprintbereich Robert Förster, der auf Etappenjagd bei den Rundfahrten gehen sollte, bei denen Hondo nicht starten würde.

 

Einen Schwachpunkt hatte das Team, wenn der Zeitpunkt für die Monumente des Frühjahrs (Paris-Roubaix, Flandern-Rundfahrt) naht. Holczer hoffte diesen Mangel durch die Verpflichtung des Dänen Frank Hoj zu beheben. Außerdem verpflichtete man u.a. einen Neo namens Heinrich Haussler, der schon allein durch seinen Namen und seine Vita auffällt, hat er doch bis zu seinem 16. Lebensjahr in Australien gewohnt.

 





Teampräsentation Januar 2005 **


Pro Tour

Paris-Nizza war der Beginn. Die Teamleitung hielt große Stücke auf Rebellin. Der verpasste allerdings frühzeitig den Anschluss an eine Spitzengruppe und somit blieb ihm nur der 10. Platz, was ihm aber einen Zähler für die Pro Tour – und damit den ersten für das Team überhaupt – einbrachte.

 

Ein besseres Ergebnis erzielte Danilo Hondo, der beim Tirreno-Adriatico nur knapp den dritten Gesamtplatz verfehlte. Aufgrund einer Rempelei wurden ihm entsprechende Zeitgutschriften aberkannt, was den Sprung aufs Podium vereitelte. Der gelang stattdessen bei Mailand-San Remo. Nur Petacchi konnte er bei der „classicisima“ nicht in Schach halten. Schon zu einem frühen Zeitpunkt in der Saison hatte er 70 Punkte auf der Habenseite.

 

Danilo Hondo und René Haselbacher
bei Rund um Köln 2005 **


Dann folgte der große Rückschlag. Hondo wurde positiv auf einen seltenen Wirkstoff getestet und natürlich umgehend von der Gerolsteiner-Mannschaft ausgeschlossen. Neben dem menschlich schweren Schlag für Fahrer, Teammitglieder und Manager fehlte dem Rennstall der endschnelle Mann für die Sprintankünfte. Diese Position musste notgedrungen Förster übernehmen, der Hondo allerdings nicht vollwertig ersetzen konnte.

 

Dessen ungeachtet, sicherte sich Rebellin bei der Baskenland-Rundfahrt den zweiten Gesamtrang. Nur drei Sekunden fehlten ihm, um an Di Luca vorbei zu ziehen. Dieser Di Luca sollte sich aus sportlicher Sicht ohnehin zu Rebellins rotem Tuch in der ersten Saisonhälfte entwickeln. Rebellin strebte eine Wiederholung des Ardennen-Triples aus 2004 an. Schon beim Amstel Gold Race war klar, dass er es nicht schaffen würde. Er wurde dort Dritter. Sieger: Di Luca. Auch beim Flêche Wallone war Rebellin vorne zu finden – Platz vier für den kleinen Mann aus San Bonifacio. Sieger: Di Luca. Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich reichte es nur zum elften Platz für den Kapitän der Gerolsteiner. Da war es dann auch nicht mehr von Bedeutung, dass Di Luca beim Ausgang dieses Rennens keine Rolle spielte. Beim Flêche Wallone punktete er übrigens nicht als einziger Fahrer seines Teams. Kollege Wegmann schaffte ebenfalls den Sprung in die Top Ten und ergatterte sich so einen Punkt.

 

Davide Rebellin und Matthias Kessler
bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 2005 **


Dafür langte es im ersten Teil des Frühlings zu keinen Punkten in der Pro Tour Wertung. Frank Hoj war offensichtlich zu keinem Zeitpunkt – trotz anders lautender Ankündigung –  in der Lage, in eine der Entscheidungen in Flandern, bei Gent-Wevelgem oder in der „Hölle des Nordens“ einzugreifen. Sein bestes Ergebnis erzielte er bei Paris-Roubaix als 17. Dort gelangte der Neo Haussler viel beachtet auf einen 25. Rang.

 

Georg Totschnig bekam seinen ersten wichtigen Einsatz bei der Tour de Romandie. Dort erreichte er den 17. Platz.

 



Sven Montgomery
Giro 2005 13. Etappe *

Der Giro d´Italia war die nächste Station der Pro Tour. Gerolsteiner hatte diesbezüglich mehrere Interessen. Zum einen sollte Sven Montgomery unter Beweis stellen, dass er bei den GTs die Position des Teamleader übernehmen kann. Robert Förster bekam den Auftrag, bei Sprintentscheidungen mit vorne „rein zu halten“. Außerdem sollte der junge Markus Fothen, der radelnde Landwirt, ein wenig die Luft bei den großen Rundfahrten schnuppern.

 



Robert Förster
Giro 2005 *

Förster passte sich den veränderten Anforderungen im Rahmen seiner Möglichkeiten an. Es reichte zwar nicht zu Tageserfolgen, aber die eine oder andere gute Platzierung war schon im Bereich des Möglichen. Bereits bei der zweiten Etappe schaffte der den dritten Platz – übrigens vor Petacchi, der diesen Sprint etwas verschlief. Förster musste sich allerdings bis zur Abschlussetappe gedulden, bevor er wieder einen dritten Etappenplatz einfahren konnte.

 



Markus Fothen **

In der Zwischenzeit hatte sich bei diesem Giro so einiges ereignet. Der beste Fahrer des Teams in der Gesamtwertung bekam auch einige Zähler auf sein Punktekonto. Nur war es nicht Montgomery, der so positiv auffiel. Der Schweizer hatte gesundheitliche Probleme, die ihm einen Sprung unter die ersten 20 nicht ermöglichten. Statt seiner wusste Markus Fothen zu gefallen. Immer, wenn es in die Berge ging, konnte er lange an der Spitze mithalten. Unvergessen sind die Bilder, als er am schwächelnden Basso vorbeizog. Fothen belegte einen nicht für möglich gehaltenen 12. Gesamtplatz. Danach wurden ihm Schuhe angeboten, die aber während dieser Saison noch zu groß waren und es wohl auch noch einige Zeit sein werden. Der Eigentümer dieser Schuhe: Jan Ullrich.

 

Parallel zum Giro fand die Volta A Catalunya statt, die Rebellin als bester mit dem 17. Platz abschloss. Der Schweizer Beat Zberg schrammte bei einer Etappe nur knapp an einem Tagessieg vorbei.

 

Anfang Juni wurden zwei Delegationen gebildet. Die eine um Leipheimer nahm an der Dauphiné Libéré teil, die andere startete bei der Tour de Suisse und hatte Totschnig zum Kapitän. Jeweils zweite Plätze nach Prolog und Zeitfahren sicherte sich Leipheimer, der am Ende der Rundfahrt auf Platz drei lag. Diese Resultate wiesen darauf hin, dass er die Kapitänsrolle bei der Tour innehaben würde.

 

Totschnig wurde Zwölfter in der Schweiz. Auf der vierten Etappe deutete er an, dass man mit ihm rechnen könne. Insgesamt wirkte er aber im Land der Eidgenossen nicht so stark wie 2004. Im Klassement vor ihm wurde auf der siebten Position Beat Zberg gelistet. Jeweils dritte Etappenplätze schafften Wrolich, Wegmann und René Haselbacher.

 

Bei der Zusammenstellung des Teams für die Tour de France sollte es Kopfzerbrechen und ein paar Tränen geben, da nicht jeder, der auf eine Nominierung hoffte, auch an dem Rennen teilnehmen konnte. Schließlich ergab sich das folgende Line-up: Leipheimer-Totschnig-Förster-Lang-Rich-Scholz-Wegmann-Wrolich-B. Zberg.

 

Vor dem Saisonhöhepunkt fand das Mannschaftszeitfahren in Eindhoven statt. Bei diesem komplett flachen Rennen, das den Stärken der Gerolsteiner-Equipe entgegen kommen sollte, starteten ausschließlich deutsche Fahrer für das Team. Zu ihnen zählten Michael Rich und Uwe Peschel, die seit vielen Jahren exzellente Leistungen im Einzelzeitfahren sowie Zweier-Mannschaftstfahren aufweisen konnten. Beide mussten sich im Rahmen dieser Zwei-Mann-Zeitfahren mit einem Duett messen, das ihnen schon mehrfach auf die Pelle rückte. Bei dem Rennen in Eindhoven waren diese zwei Gegner aber Mitstreiter – es waren nämlich Sebastian „Seppl“ Lang und Markus Fothen. Komplettiert zu einem Sextett wurden sie durch Sven Krauss, der nahe am Gewinn des Intergiro-Trikots in Italien war, sowie Torsten Schmidt. Diesen sechs Fahrern gelang der Sieg in Eindhoven.

 



Mannschaftszeitfahren in Eindhoven 2005 **
Mannschaftszeitfahren in Eindhoven 2005 **


Die Tour de France fand ihr Highlight aus Teamsicht in der zu Beginn ausführlich erwähnten Sequenz in Ax-3 Domaines. Weitere Etappensiege blieben aus. In der Gesamtwertung konnte Leipheimer einen tollen sechsten Platz erreichen. Etwas Pech hatte er, dass er vor der abschließenden Etappe nach Paris nur zwei Sekunden vor Alexander Winokurow lag. Dieser geringe Abstand ermutigte den Magenta-Fahrer zu Angriffen bei den Zwischenwertungen und bei der Etappenankunft selbst. Somit wurde Leipheimer am Abschlusstag noch vom fünften Gesamtplatz verdrängt.

 



Paco Wrolich
Paris-Roubaix 2005 **

Hingegen jubelte Österreich während der „Grand boucle“ häufiger. Denn neben Totschnig verstand es auch Paco Wrolich Glanzpunkte zu setzen. Er, der eigentlich die Sprints für Förster anziehen sollte, verkalkulierte sich offensichtlich bei der 3. Etappe. Förster kam an ihm nicht vorbei und so rutschte Wrolich selbst auf den zweiten Etappenplatz. Trotz aller Versuchen, es danach besser zu machen – mehr als der dritte Platz nach der sechsten Etappe war für Förster nicht drin. Gerade im weiteren Verlauf der Tour merkte man dem nicht leichtgewichtigen Förster die Strapazen zweier großer Rundfahrten an. Aber dennoch schlug er sich bravourös.

 



Michael Rich
Rheinland-Pfalz-RF 2005 **
HEW Cyclassics 2005 *

Etwas untergegangen in Frankreich ist zweifellos Michael Rich. Als Kämpfer gegen die Zeit bekannt, hatte er mit dem Gewinn der ersten Etappe geliebäugelt, um so in den vorübergehenden Besitz des Gelben Trikots zu kommen. Es blieb beim Vorsatz und dem 15. Platz. Fehlt noch der Kommentar zu den Bemühungen Wegmanns in Bezug auf das Bergtrikot. Auf der siebten Etappe von Luneville nach Karlsruhe brach er alleine aus und erreichte als erster Fahrer Deutschland. Da er bei seiner Flucht einige Bergwertungen gewann, durfte er sich genau einen Tag über die Führung in der Bergwertung freuen. Die Tour ist diesbezüglich doch eine andere Veranstaltung als der Giro.

 

Der Alltag kehrte nach der Tour ein, als die HEW-Cyclassics stattfand. Rebellin belegte den 5. Platz. Er war Teil einer fünfzehnköpfigen Spitzengruppe, konnte aber im Endspurt nichts gegen das Quick Step-Duo Pozzato & Paolini ausrichten. Bei der Klasika San Sebastian musste er sich ohne Punkte und Platz 13 begnügen. Allmählich wurde klar, dass Rebellin die Gesamtwertung der Pro Tour nicht mehr gewinnen konnte.

 



Gerolsteiner trat mit der stärksten nur denkbaren Formation zum Heimrennen, der Deutschland-Tour – dem zweiten Saisonhighlight -,  an (s.a. D-Tour 2006). Auf der Königsetappe von Kufstein nach Sölden mit Ziel auf dem Rettenbachferner sollte sich das auszahlen. Zwei Gerolsteiner und Jan Ullrich bewegten sich dem Gipfel entgegen, als dem T-Mobile-Fahrer der Motor „platzte“. Von dem Augenblick an war klar, welches Team im Ziel den Sieger stellen würde. Holczer wünschte dem Lokalmatadoren Totschnig den Erfolg, es war aber Leipheimer, der die besseren Reserven hatte und aus sportlicher Sicht richtig handelte, um die entscheidenden Sekunden zu holen. Er rechnete damit, dass Ullrich beim Zeitfahren kontern würde. Totschnig war über den Ausgang zunächst verärgert, arrangierte sich aber schnell mit Leipheimer.

 

Auf der siebten Etappe zum Feldberg konnte Leipheimer weitere Sekunden herausholen, weil Ullrich das nasskalte Wetter nicht lag. Damit hatte Leipheimer vor dem vorentscheidenden Einzelzeitfahren einen komfortablen Vorsprung von einer Minute und 26 Sekunden gegenüber Ullrich. Der konnte zwar diese Etappe gewinnen, Leipheimer aber gelang der dritte Platz. Damit reichte es zum Gesamtsieg für den US-Amerikaner, der auch noch die Bergwertung (3. Fothen, 5. Wegmann) für sich entschied. Zum Trost für den entgangenen Etappensieg konnte Totschnig das „Stockerl“ vor der T-Mobile-Zentrale in Bonn besteigen.

 



Die dritte große Landesrundfahrt stand an. Holczer machte aus seinem Desinteresse an der Vuelta a Espagna keinen Hehl. Es wurde eine Equipe zusammengestellt, die einerseits Erfahrungen sammeln sollte, andererseits möglicherweise Arbeitsnachweise zu erbringen hatte. Selbst die beiden Neos Heinrich Haussler und Matthias Russ durften oder mussten mit. Besondere Erwartungen hegte man nicht.

 



zweimal
Thomas Ziegler
Vuelta 2005 **

Dieser Erwartungshaltung wurde man gerecht. Zwar sahen die Fahrer nicht tatenlos zu und Ziegler schloss sich hin und wieder Fluchtgruppen an, diese Mühen wurden jedoch nicht belohnt. Haselbacher suchte sein Glück bei Sprintankünften, hatte aber keinen durchschlagenden Erfolg – obwohl er auf dem Rad sitzen blieb. „Akki“ Peschel belegte bei einem Zeitfahren den achten Rang – zum Ausklang seiner Karriere immer noch ein bemerkenswertes Ergebnis.

 

Hin und wieder zeigte sich der junge Haussler. Er deutete an, kein schlechter Finisher zu sein, wie zwei Plätze unter den Topp 6 beweisen. Während des 19. Abschnitts gehörte er ein Verfolgergruppe an, die drei Ausreißer (darunter Linus Gerdemann) stellen wollten. Dieses Vorhaben gelang, und zusammen mit Elmiger (Phonak), Latasa (Comunidad Valenciana) und Fuentes (Lampre) bildete er eine neue Spitzengruppe. Trotz einiger Attacken kam es erst im Zielort in Alcobendas zur (Sprint-)Entscheidung. Haussler und Elmiger setzten sich leicht ab, und zur großen Verblüffung der Fachleute und zur Freude vieler deutscher Radsportfans siegte Heinrich Haussler.

 

Haussler hatte damit das geschafft, was Ullrich in diesem Jahr verwehrt blieb, was Zabel nicht erreichen konnte und woran Klöden um Bruchteile von Millimetern diese Saison gescheitert war – den Etappensieg eines Deutschen im Rahmen einer GT. Aber damit hatte er noch nicht genug, denn auf der Abschlussetappe in Madrid erspurtete er sich hinter Petacchi und Zabel den dritten Platz. Angesprochen auf seinen Sieg meinte er nur, dass er nicht wusste, ob den anderen klar war, dass er stark sprinten könnte. Spätestens in Madrid wird sich davon jeder überzeugt haben. Dass er bester seines Teams als 53. wurde, braucht man eigentlich nicht zu erwähnen.

 



Heinrich Haussler, Vuelta 19. Etappe 2005 **

Sein Stern war aufgegangen. Beim schweren Rennen Paris-Roubaix in seinem ersten Jahr 25. und ein Etappensieg bei einer GT, das klingt gut; aber es war noch nicht alles von ihm. Bei der Züri-Metzgete, einem Klassiker, der sich elementar vom Rennen Paris-Roubaix unterscheidet, erkämpfte er sich den siebten Platz.    

 

Am selben Tag, als Haussler in Spanien triumphierte, jubelte auch Fabian Wegmann. Der Blondschopf sicherte sich eine Etappe der Polen-Rundfahrt, bei der er im Gesamtklassement auf dem 18. Rang endete.

 

Das Team kam im Herbst noch einmal richtig auf Hochtouren. Beim GP Ouest-Plouay waren gleich drei Fahrer unter den ersten Zehn. Rebellin erreichte als Dritter mal wieder das Podium. Beugen musste er sich Hincapie und dem Weißrussen Usow (Ag2r Prévoyance). Hinter dem Kapitän kam  Paco Wrolich als Fünfter in Ziel, direkt gefolgt von seinem Teamkollegen Marcus Zberg, der damit auch zu Pro Tour Punktefreuden kam.

 



René Haselbacher *

Bei Paris-Tours zeigte Haselbacher, was das Team an ihm hat. Zwar reichen seine Sprintfähigkeiten (noch?) nicht für Siege. Aber im Rahmen seiner Möglichkeiten kann er bei Massenankünften einstellige Platzierungen schaffen. Achter wurde er bei dem „Rennen der Windhunde“

 

Die Pro-Tour Saison endete mit dem „Rennen der fallenden Herbstblätter“. Bei der Lombardei-Rundfahrt versuchte Rebellin ein letztes Mal, eine Veranstaltung in der neu geschaffenen Rennserie für sich zu entscheiden. Wieder war alle Mühe vergebens. Ein fünfter Platz spricht trotzdem für eine Leistung von hohem Format. Ähnliches kann auch Wegmann von sich behaupten, der seinem Chef auf einer Position dahinter folgte.

 



Pro Tour Wertung

Rebellin hatte eine starke Saison, die ihm den dritten Platz in der Pro Tour einbrachte. Im Klassement steht kein anderer Fahrer so weit vorne, der kein Rennen der Pro Tour gewinnen konnte. Hinter ihm in den Top Ten landete Levy Leipheimer (7.), der eine tolle Leistung zeigte. Beiden Fahrern gelangen überdies jeweils dritte Plätze, wenn man Sonderwertungen für die Klassiker und Rundfahrten erstellt. Dann wäre Rebellin der drittbeste für die Eintagesrennen und Leipheimer der für die Rundfahrten.

 

Nach der Disqualifikation von Heras findet sich Totschnig auf dem 56. Platz der Jahreswertung wieder. Die starken Ergebnisse im Herbst spülten Fabian Wegmann auf den 92. Platz, knapp dahinter findet sich M. Zberg (94.). Es folgen weiter: Wrolich (102.), B. Zberg (107.), Fothen (113.), Haussler (118.), Haselbacher (138.), Förster (147.). Leider finden die Punkte von Hondo keine Berücksichtigung in dieser Liste.

 

In der Mannschaftswertung belegte Gerolsteiner den sechsten Platz. Dieser gründete sich auf starke Teamresultate im Rahmen der Klassiker. Gäbe es eine Sonderwertung, die die Pro Tour in je eine Gesamtwertung für Klassiker und für Rundfahrten teilt, dann hätte das Team bei den Eintagesrennen den zweiten Platz belegt, da es besonders beim Fleche Wallone, beim GP Ouest-Plouay, bei der Züri-Metzgete, bei Mailand-San Remo sowie bei der Tour de Suisse und bei der Deutschland-Tour sehr starke Teamleistungen zeigte. Nicht zu vergessen, dass Gerolsteiner das Mannschaftszeitfahren gewann.  

 



Outside Pro Tour

Das Team hatte einen ausgesprochen großen Appetit auf Erfolge. Deswegen nahm es viele Einladungen wahr. Im Gegensatz zum anderen Pro Tour Team aus Deutschland scheute sich Gerolsteiner nicht, an einheimischen Rennen teilzunehmen.

 



Die Sieger der RLP-RF 2005 **


Michael Rich, RLP-RF 2005 *

Es wurden zwei Gesamterfolge bei Rundfahrten erzielt, beide durch Michael Rich. Er siegte bei der Internationalen Bayern-Rundfahrt (2.HC). Den Grundstein für diesen Erfolg legte er beim Zeitfahren, bei dem er Zweiter wurde. Dem Spezi im Kampf gegen die Uhr glückte auch der Sieg bei dieser Disziplin bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt (2.1). Davon hat er so unmittelbar aber gar nichts mitbekommen, da der eigentlichen Sieger Stefan Schumacher (Shimano) hieß. Ihm wurde allerdings eine positive Dopingprobe entnommen. In den Nachforschungen wurde geschlussfolgert, dass kein schuldhaftes Verhalten von Schumacher vorlag, da der einen Medikamentgebrauch bekannt gegeben hatte und ihm zugesichert wurde, dass er richtig gehandelt habe. Dennoch wurde er bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt nachträglich mit einer Zeitstrafe versehen, wodurch Michael Rich Etappen- und Gesamtsieger der Rundfahrt wurde.



Fabian Wegmann
Schwarzwald **

 



Einen deutschen Klassiker entschied Wegmann für sich. Der prestigeträchtige GP Schwarzwald (1.1) geht auf sein Konto. Ebenso sicherte er sich den GP San Francisco (1. HC). Ronny Scholz, Schwiegersohn des Teammagers, errang den Sieg bei „Rund um die Nürnberger Altstadt“ (1.1).

 



Davide Rebellin
Amstel Gold Race 2005 **

Fleißig schnitten die Teammitglieder bei den Rundfahrten ab. Sie mussten diese nicht unbedingt gewinnen. Manchmal erfreuen auch Etappenerfolge die Gemüter. Ein Sieg verdient besondere Erwähnung, nämlich der von Rebellin bei der Brixia Tour (2.1). Weshalb dieser Gewinn so erwähnenswert ist? Weil es der einzige Sieg des Italieners 2005 bleiben sollte. Dennoch kann man bei ihm nicht von verkorkster Saison reden. Es muss Klarheit darüber bestehen, dass in den Sphären, in denen Rebellin seinen Sport betreibt, eben die Tagesform und andere kleinere Nuancen entscheiden.

 



Michael Rich
STER Elektrotoer 2005 **

Bei der STER Electrotoer (2.1) gelang Michael Rich noch ein Etappensieg. Eigentlich schon müßig zu sagen, dass an diesem Tag bei der Rundfahrt ein Zeitfahren statt fand. Mannschaftskamerad Lang beherrscht diese Teildisziplin auch recht gut, wie er bei der Hessen-Rundfahrt (2.1) mit einem Sieg nachwies, bei dem er auch Kollegen Rich bezwang. Der konnte sich aber bei der Deutsche Meisterschaft behaupten. Lang war aber der bessere der beiden bei der WM, als er Achter wurde – Rich nur 15.

 

In deutschen Landen gab es auch einen Sieg von Förster zu feiern. Er schaffte ihn im Rahmen der Niedersachen-Rundfahrt (2.1). Bei der deutschen Meisterschaft, die im Massensprint entschieden wurde, war er zwar schneller als der Favorit Zabel, aber langsamer als Youngster Gerald Ciolek.

 

Thomas Ziegler siegte auf einer Etappe der Sachsen-Tour, während Sven Krauss bei einem Abschnitt der Rothaus Regio Tour erfolgreich war. Ebenfalls gewonnen hat dort jemand anderes im Trikot der Gerolsteiner: Stagaire Tony Martin sicherte sich eine Etappe dieser Rundfahrt.

 

In den USA durfte Wrolich jubeln. Im Rahmen der Tour of Georgia schaffte der Österreicher einen Etappensieg. Die Mannschaft versuchte, Leipheimer zum Sieg zu verhelfen – der musste aber mit dem zweiten Gesamtplatz vorlieb nehmen.

 



das Team bei Rund um den Henninger Turm 2005 *

Der Däne Frank Hoj erbrachte auch noch einen Beleg seines Könnens. Im Herbst des Jahres fiel ihm ein, dass er noch etwas aufs Papier zaubern muss. Kurzerhand siegte er bei einer Etappe der Circuit Franco-Belge (2.1) und bemühte sich vergeblich um den Gesamtsieg: er wurde Vierter.  

 

Zum Schluss finden die zwei Etappensiege von Hondo bei der Murcia-Rundfahrt Berücksichtigung. Die Freude daran hält sich mittlerweile in Grenzen, da dort die Dopingproben entnommen wurden, die Hondo eine Sperre einbrachten. Zwar hat er namhafte Hilfe in Form von Dopingexperten Franke erhalten, dennoch ist dieses Jahr für ihn verloren. Möglicherweise kommt er aber mit einem blauen Auge davon, weil dieser Fall viele Ungereimtheiten aufweist, die darauf schließen lassen, dass eine bewusste und gezielte Einnahme seinerseits nicht erfolgt ist.



Tops und Flops

Die Gewinner des Teams sind:



• Levy Leipheimer: Der Amerikaner zeigte die Leistung, die man sich erhofft hatte. Er scheint in der Lage zu sein, künftig bei der Tour de France einen Podiumsplatz ins Visier zu nehmen. Ein Gesamtsieg und ein sehr respektables Abschneiden bei der Dauphiné Libéré rundeten seine Saison ab.



 

• Georg Totschnig: Er sorgte für den ersten Etappensieg bei einer GT in der Geschichte von Gerolsteiner. Danach gelang ihm sogar noch ein Podiumsplatz bei der Deutschland-Tour.



 

• Markus Fothen: Beeindruckend, wie der junge Fahrer mit dem Druck der ersten GT klar kam. Drei Wochen mit einer derartigen Konstanz zu fahren, das nötigt Respekt ab.



• Heinrich Haussler: Ein starkes Debutjahr für den Neo. Es ist kaum zu glauben, dass er bereits in seinem ersten Jahr einen Etappensieg bei einer GT erzielt. Noch dazu ist es der einzige Etappensieg eines Deutschen in einer GT des Jahres 2005. Aber auch der Rest stimmt sehr zuversichtlich.



 

Diese Fahrer enttäuschten:



• Danilo Hondo: Der „Niederlausitz-Cipollini“ hat möglicherweise das Pech, dass ein mysteriöser Dopingbefund ihn um die Früchte seiner Arbeit brachte.



• Sven Montgomery: Zwar durch eine Krankheit gehandicapt, war er beim Giro nicht in der Lage, eine vernünftige Leistung abzurufen. Aber auch ansonsten gab es keine Lichtblicke in der Saison des Schweizers.



• Marco Serpellini: Der Italiener trat in der Saison so gut wie gar nicht in Erscheinung. 

 



Ausblick auf 2006

Gerolsteiner bleibt größtenteils in der bisherigen Konstellation zusammen. Ziegler wird künftig ein magenta-farbenes Trikot tragen. Und Peschel fährt künftig im Privatleben Rad. Ansonsten muss man noch den Abgang von Schmidt verkraften, der beim Professional Team Wiesenhof-Akud mehr auf eigene Faust versuchen möchte. Außerdem ging der Italiener Serpellini.

 

Uwe Peschel hört auf
Rheinland-Pfalz-Rundfahrt 2005 **


Verpflichtet wurde der Bruder von Markus Fothen, Thomas. Anders als bei seinem Bruder liegen dessen Stärken wohl im Sprintbereich. Außerdem verstärkte man sich mit Torsten Hiekmann (T-Mobile) sowie dem Gewinner von „Rund um Köln“ David Kopp (Team Wiesenhof). Der Bonner, der beim GP E3 Harelbeke andeutete, dass er über Stärken bei den belgischen Frühjahrsrennen verfügt und damit eine wichtige Alternative für die Rennen in Flandern und bei Paris-Roubaix darstellt, ist ein ehemaliges Mitglied der Telekom/T-Mobile Mannschaft, der über den Umweg Lamonta und Wiesenhof zu Gerolsteiner fand. Zu Ostern vergrätzte er beide Pro Tour Teams, in dem er in Köln diesen tollen Sieg feierte. Auch bei der Bayern-Rundfahrt und beim Giro del Capo (Südafrika) sicherte er je eine Etappe.

 

In Köln wurde Stefan Schumacher Zweiter. Er fuhr 2005 beim holländisch-japanischen Team Shimano und war recht erfolgreich. Alleine die Gesamtsiege bei der Niedersachen-Rundfahrt (2.1) und der STER Electrotoer gehen neben der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt auf sein Konto. Wie bereits erörtert, wurde ihm letzterer Erfolg aber wieder aberkannt. Dennoch konnte er drei Etappen in Deutschlands Südwesten verbuchen. Zudem schaffte er einen 15. Platz beim Amstel Gold Race und einen zweiten Platz beim Rennen „Hel van het Mergelland“ (1.1). Mit seinen guten Leistungen verärgerte er die Verantwortlichen von Gerolsteiner, weil diese – wie kolportiert wird – vor der Saison eine Anfrage von Schumacher hatten. Zu einer Verpflichtung konnte man sich nicht entschließen, woraufhin sich der Fahrer entschloss, dem Gerolsteiner-Team stets wichtige Gesamtsiege vor der Nase wegzuschnappen. Wie sein guter Freund Kopp wurde er bei T-Mobile ausgemustert. Zusammen wechselten sie zu Lamonta. Nach einem Jahr in unterschiedlichen Teams sind sie nun wieder vereint.

 

Neuzugänge: David Kopp und Stefan Schumacher
erfolgreich bei Rund um Köln 2005 **


Und bald ist Weihnachten. Da sollte man sich schon auf die Wunschzettel notieren, dass Danilo Hondo wieder erlaubt wird, am Radsportzirkus teilzunehmen. Denn es wäre sehr tragisch, wenn diesem Fahrer aufgrund eigentümlicher Umstände wichtige Siege vorenthalten werden. Totschnig musste lange in seiner Karriere warten, bis ihm ein „Magic Moment“ die Tränen in die Augen trieb. Vielleicht hält das Schicksal für Hondo auch noch einen „Magic Moment“ parat. Und wenn ich ehrlich bin, ich wünsche ihm diesen. Man kann über Hondo denken, was man will und man muss ihm seine Story nicht abnehmen, das ist Sache eines jeden einzelnen. Es wäre nur schlimm, wenn er wirklich unschuldig wäre und dennoch dafür büßen müsste. Alleine aus diesem Grund wäre es zu wünschen, dass er 2006 wieder zurückkehrt.

 

Welche Erfolge man für das neue Jahr erwarten kann? Vor der Saison 2005 schrieb ich, dass man auch mal damit rechnen muss, dass das Team die Erwartungen nicht immer übertreffen kann. So gab es diese Saison auch Rückschläge, man denke nur an Hondos Sperre. Auch Rebellin konnte seinen fantastischen Erfolg aus 2004 in den Ardennen nicht wiederholen. Es wäre schön, wenn 2006 wieder jemandem der Durchbruch gelingen würde oder einer der anderen jungen Fahrer wie Wegmann, Fothen oder Haussler erneut ein Husarenstück liefern.

 

Vielleicht fängt ja der Rückblick 2006 so an: „Lüttich….“    

 



Anmerkung und Kommentar


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