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Ostsee-Tour 2006

vom diamant, Juli 2006



Start

Die Ostsee-Tour im Jahr 2005 hatte bei mir - trotz damalig fast winterlichen Wetters - Lust auf mehr gemacht, so dass ich mich 2006 erneut anmeldete.

Irgendwann kam dann der 30. Juni, und schon waren es nur noch wenige Stunden bis zum Start! Zunächst wurde jedoch Fußball geguckt, was insofern problematisch war, als ich erst um ca. 23:30 Uhr ins Bett kam und am nächsten Tag ab 3:15 Uhr das Gepäck-Verladen am Augustusplatz beginnen sollte... So kam ich denn zu satten drei Stunden Schlaf, bevor um 2:30 Uhr der Wecker klingelte. Aufstehen, die letzten Sachen packen - und nochmal "Wetter gucken": laut Videotext wird es überall halbwegs warm (ca. 27°C), draußen sind es +14°C, die sich aber subjektiv wärmer anfühlen. Also kurz-kurz angezogen, das wird schon... Dann noch halb veschlafen schläfrig , aber immerhin nicht frierend zum Augustusplatz gefahren - endlich kann man mal überall die volle Straßenbreite nutzen und ohne Anhalten durch die Stadt fahren. Am Augustusplatz selbst dann das Übliche: Gepäck verladen, Trikot + Trinkflasche empfangen, kurzes "Hallo" mit den bekanntesten Fahrern. Um 4:00 Uhr ging es dann auch schon pünktlich los im ca. 80 Mann starken Starterfeld, begleitet vom vorausfahrenden Gepäck-Lkw, der uns dank offener Ladeklappe fast den ganzen Tag mir mehr oder weniger guter Musik beschallen sollte. Dafür sorgten 2 als DJs (wie ist die weibliche Form von DJ?) fungierende "Betreuerinnen". Außerdem fuhren ein LVB-Bus, ein Materialwagen, ein "Essen-Auto", ein Krankenwagen und ein Polizeifahrzeug mit. Aus der Stadt raus ging's - zunächst noch von ein paar vereinzelten Fußball-Fans bewundert - wie schon letztes Jahr über die B2.



Fahrt

Ehe man sich's versah, war man auch schon am Stadtrand im Norden angekommen. Zeit für mich, mal nach vorne in die Führung (üblicherweise 3er- oder 4er-Reihe) zu fahren wie geplant - mal sehen, wie die Form aussieht. Ging recht gut, mit ca. 33 km/h (Tempo wurde meist von Martin Goetze, der natürlich auch sehr oft vorn zu finden war, "vorgeschrieben" - man sollte nach Möglichkeit so fahren, "dass auch die Oma noch mitkäme" großes Grinsen ) bei recht wenig Wind rollte es durch die Dämmerung dahin. Doch irgendwas stimmte bei mir nicht. *herumrätsel*

Keine Form, Sitzcreme vergessen, Kette quietscht? Nix von alledem, es war plötzlich saukalt geworden! Ich hatte mich gehörig verzockt; volltrottel zwischen OA Leipzig und Wittenberg zitterte ich bei teilweise Nebel und Noch-keine-Sonne und ca. +8°C vor mich hin, mit meinen kurzen Klamotten. Ich hatte auf wesentlich schnellere Erwärmung gesetzt... ohje...

Zwischendurch nahmen wir irgendwo noch drei imposante Anstiege mit - auf spätere Nachfrage wurde mir mitgeteilt, daß wir das Hochgebirge "Fläming" durchquert hatten. Aha.

Nach ca. 85 km kam dann die erste Fresspause ulle (duckundwech) in einem kleinen Ort, dessen Namen ich leider vergessen habe. Jetzt schien auch endlich die Sonne durchzukommen, so dass ich nach dem Start zur Weiterfahrt trotz kurzzeitigen Tacho-Verlustes beim Losfahren mich schnell wieder in der ersten Reihe einsortierte - "mein" Wetter schien sich allmählich doch einzustellen. Die Straßen wurden teilweise minimal schlechter (kurz hinter Wittenberg wurde die perfekt asphaltierte B2 verlassen), dafür das Wetter besser und mein Hintern etwas wunder... Das Tempo lag im Flachen dank Noch-kaum-Wind (trotz Prognose "boeiger Wind aus Nordost" im Videotext) immer noch bei meist konstant 33 km/h, mal etwas schneller, mal etwas langsamer. War eine richtig schöne Strecke durch Brandenburg, ohne die berüchtigten Kopfsteinpflaster-Passagen vom letzten Jahr. Dafür leider mit einem Sturz kurz vor der traditionellen Fährüberfahrt (wenn ich recht erinnere: in / bei Ketzin?) über die Havel. Ein (scheinbar unerfahrener) Fahrer hatte hinten nicht aufgepaßt und war einem anderen hinten reingefahren, und wurde dann zu allem Überfluß von Hinterherfahrenden (die nix dafür konnten) überfahren, von denen sich einer leicht an den Knien verletzte. Sturzvogel Verletzung am Ellbogen + Fahrrad Schrott, Weiterfahrt im Auto verletzt sein

An der Fähre gab's die zweite Fresspause, an der ich hauptsächlich alte Oster-Schoko-Figuren in mich reinstopfte (wie schon bei der ersten Pause). großes Grinsen

Ansonsten gab's, wie schon bei der ersten Pause, gesponsorten Joghurt ("Nemt-Joghurt"), Äpfel, Bananen, belegte Brötchen. ulle (duckundwech)

Nach der Fähre ging's dann (mit einiger Verzögerung wegen des Verletzten) weiter. Übrigens immer noch mit Polizei-Schutz, aber jetzt mit brandenburgischem - an der Bundeslandgrenze hatten die sich abgelöst.

[Jetzt sollte ich wohl langsam etwas abkürzen; der Text wird sonst zu lang.]

Der nächste Streckenabschnitt bis zur großen Mittagspause verlief dann - soweit ich mich erinnere - ohne größere Zwischenfälle. Nein halt, einen Sturz bei schräg verlaufenden Schienen gab es, allerdings harmlos, so dass wir nicht mal anhalten mussten. Es war mittlerweile schön warm geworden; leider nahm auch der Wind zu. Kam aber zunächst größtenteils noch nicht frontal von vorn, eher seitlich. Und Insekten gab's auch viele; vorzugsweise die von der ganz winzigen schwarzen Sorte, die dann im ganzen Gesicht kleben bleiben. Große Freßpause nach ca. 218 km in Wusterhausen, diesmal nicht nur "Verpflegung aus dem Auto raus", sondern in einer Art Garten mit Tischen und Stühlen. Es gab Buffet mit Reis, Eierteigwaren, Gemüse, zwei Sorten "Fleisch-Beilage", Obst, Saft. ulle (duckundwech) Jedenfalls genug, daß keiner verhungern oder verdursten mußte. großes Grinsen

Nach der Mittagspause ging's dann zunächst mit Rückenwind weiter, so dass wir zeitweise auch mal mit 37 km/h im Flachen fahren konnten - trotz der imaginären Oma im Feld. Doch das konnte nicht lange gut gehen - irgendwann nach einer Rechtskurve kam dann die befürchtete Gegenwind-Passage. Jetzt hatte plötzlich keiner mehr Lust lange vorne zu fahren, so dass ich [Angeber-Modus] mich aufopferungsvoll bis nach Waren (an der Müritz) fast durchgängig in der ersten Reihe aufhielt und mit den wechselnden anderen Führenden Pacemaker spielte [/Angeber-Modus]. Kurz hinter Waren machten wir dann Gottseidank eine unangekündigte Pause bei ca. Kilometer 308, was mit aufgrund des Windes ganz recht war. Es gab wieder dasselbe wie bei den Pausen 1 und 2, zusätzlich noch gekochtes Müsli, was sehr gut schmeckte. ulle (duckundwech)

Da ich jetzt nach dieser Gegenwind-Passage doch etwas platter war, nahm ich mir nach dieser Fresspause erstmal eine Auszeit im hinteren Teil des Feldes. zahnlos Stellte dabei überraschend fest, dass wir ja gar keinen Polizeischutz mehr hatten! Später stellte sich heraus:

Es wurde zwar welcher beantragt; aber die mecklenburg-vorpommernschen Behörden hielten das anscheinend nicht für nötig?! Sei's drum: Gar kein Problem, unser vorausfahrender Gepäck-Lkw mit den beiden weiblichen DJs schüchterte entgegenkommende Autos mindestens genausogut ein wie die Polizei; es ging also auch (fast) ohne. "Fast" deswegen: ein entgegenkommendes Webmistress Keule mit dem Kopf an die Wand böse Auto kriegte wohl irgendwie eine Kurve nicht richtig und blieb mit quietschenden Reifen plötzlich halb quer auf der Straße neben dem Feld stehen. Passiert ist zum Glück nix, außer dass der Autofahrer sich einige Flüche unserer vorbeifahrenden Fahrer anhören musste. Kurz darauf (oder war's davor? mein Ordnungs-Gedächtnis läßt mich hier im Stich) gab's noch den dritten und letzten Sturz des Tages, weil - wie ich hinterher erfuhr - vorne aus der Führung rausgegangen wurde, aber keiner übernehmen wollte (war noch ziemlicher Wind dort) und eine Neulingin (weibliche Form von "Neuling"?) auffuhr. Im Nachhinein betrachtet muss ich mir ja fast Vorwürfe machen, in dieser Phase nicht vorn gefahren zu sein - dann wäre das nicht passiert... Naja, aber auch dieser Sturz verlief glimpflich. Dann holte ich mir noch zwei Platten innerhalb kürzester Zeit (einen wegen Durchschlags trotz 9 bar auf mieser Betonpiste, einen wegen aus bis heute ungeklärter Ursache defekten Ersatzschlauchs). Wollte zunächst jeweils von alleine wieder ans Feld ranfahren, aber war dann doch zu faul und hielt mich am Autofe... Nein, das sollte ich besser nicht erzählen, ist zu peinlich. pfeifend

Wie dem auch sei, bei der letzten Fresspause (die einige Kilometer nach hinten geschoben wurde) gab's dann sogar noch Kuchen. ulle (duckundwech)

Also Warnung: Die Gefahr, mit Übergewicht aus dieser Tour herauszukommen ist groß! großes Grinsen

Der Ersatzschlauch aus dem Materialwagen hielt dann glücklicherweise, und so beendete ich bei ca. km 405 dann meine Auszeit und fuhr wieder in der Führung mit (auch, um irgendwelche Attacken kurz vorm Ziel im Keim ersticken zu können). Tempo war jetzt wieder etwas höher (ca. 33 km/h), die Gegen- und Kantenwind-Zeit war vorbei. Dafür immer wieder ein paar kleine Hügel, weder besonders hoch noch steil - aber eben genug, so dass am Ende (auch dank der Hochgebirgs-Passage bei Wittenberg) immerhin 1220 Höhenmeter zusammenkamen. Als Streckenlänge waren ja vorher 460 km angekündigt worden - bei jetzt 430 km begann also die "heiße Phase" (dachte ich zumindest). Als ich mich mental schon drauf einstellte, dass wohl jeden Moment die ersten Attacken diverser mir bekannter Fahrer erfolgen könnten, kam plötzlich nach schon 437 km das Ortsschild "Graal-Müritz" - verdammt, und ich hatte noch so viele Reserven! *unschuldigtu* Augenzwinkern

Nach 438 km war dann das endgültige offizielle Ziel - die Seebrücke (aus Holz) an der Ostsee - erreicht. Um ca. 21:30 (leider nicht rechtzeitig zum Fußball), aber noch im Hellen. Sogar von einer Art "Strand-Sprecher" wurden wir diesmal begrüßt.

 



Danach

Dann gab's noch Sekt. Kurz darauf ging's zur Jugendherberge: relativ komfortabel, Fahrräder wurden im Erdgeschoss abgestellt, nochmal Essen (u.a. nochmal Eierteigwaren) mit Selbstbedienung. Nächsten Tag nach dem Frühstück Pedale von den Fahrrädern abschrauben, Fahrräder verladen in den Lkw; das ging gewohnt professionell. Dann (blödsinnigerweise mit dem LVB-Bus) zum Strand, wo eine feierliche Urkunden-Vergabe durch Martin Goetze erfolgte, diesmal sogar mit diversen Sonderpreisen. Ab ca. 14:00 Uhr Heimfahrt mit dem LVB-Bus, 20:15 Uhr Ankunft an der Osthalle des Hauptbahnhofs Leipzig. Fahrräder waren schon da.

 



Fazit

- Ich kann mir keine Ortsnamen merken, sonst hätte ich mehr davon erwähnt.

- 65-Jährige können über 438 km einen 31er Schnitt fahren (zumindest im Feld versteckt).

- War dann doch die meiste Zeit schön warm.

- Tempohärte ist nicht zwingend erforderlich.

- Der Hintern hat trotz anfänglicher Schwierigkeiten gehalten.

- Nächstes Mal besser aufpassen bei der Betonstrecke; ich hätte es wissen müssen.

- 3 Unfälle insgesamt, 2 davon harmlos - bessere Bilanz als letztes Jahr.

- 1 MTBler musste zwischenzeitlich im Bus mitfahren wegen "kann-nicht-mehr"; ansonsten haben, wie ich gehört habe, alle ohne zwischenzeitliche Busfahrt durchgehalten.

- Dass läppische 220-km-Strecken als "Radmarathon" ausgeschrieben werden, ist doch ein Witz.

- Der Text ist doch unnötig lang geworden, wie ich grade sehe.


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