7. SCHLUSSWORT
Die vorliegende Broschüre hat sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Dopingbekämpfung zu leisten. Im Verlauf der letzten Jahre haben der Deutsche Sportbund, vor allem aber auch der Deutsche Leichtathletikverband eine Menge geleistet, um das Problem in den Griff zu bekommen. Im Blickpunkt der Öffentlichkeit standen und stehen die Trainings- und Wettkampfkontrollen, die komplizierte Dopinganalytik und die noch kompliziertere Rechtslage, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht durch die hinreichend bekannten spektakulären Dopingverfahren und -prozesse.
Dies alles stellt aber nur einen Teil des Problems dar. Kontrollen und Sanktionen sind notwendige, aber nicht hinreichende Beiträge zur Lösung. Die Zielsetzung dieser Fibel hat Schwerpunkte, die darüber hinaus gehen. Sie befaßt sich mit den Ursachen, die zu Doping führen, und sie reduziert die Bekämpfung von Doping nicht auf eine organisatorischtechnische und juristische Dimension, sondern ordnet sie unter die fundamentalen Prinzipien der Sportlichkeit und des "Fair Play" ein.
Einen besonderen Stellenwert erhält die Broschüre dadurch, daß sie von
Jugendlichen für Jugendliche gemacht worden ist.
Für die Zukunft geht es vor allem darum, Grundsätze und Perspektiven weiter zu entwickeln und in konkrete Maßnahmen umzusetzen.
- Dopingbekämpfung bedarf - neben Kontrollen und Sanktionen - der Ergänzung durch Maßnahmen der Aufklärung und der Bewußtseinsbildung. Sie müssen beim jungen Athleten und der jungen Athletin einsetzen, die am Anfang einer möglichen Leistungssportkarriere stehen.
- Die Maßnahmen dürfen sich nicht nur auf die jungen Sportlerinnen und Sportler beziehen, sondern müssen das Umfeld mit einbeziehen: Eltern, Trainer und Verein.
- Allen am Leistungssport Beteiligten, zuallererst den Aktiven selbst, muß das Bewußtsein vermittelt werden, daß Doping ein Verstoß gegen die selbstgesetzten Regeln des Sports ist. Solche Regeln, die den Bestand des Systems sichern, dürfen nicht beliebig von einzelnen außer Kraft gesetzt werden. Das ist Betrug.
- Der Athletin und dem Athleten muß das Bewußtsein vermittelt werden, daß der Wert einer Leistung nicht allein im absoluten Rekord besteht, sondern daß diese Leistung innerhalb der natürlichen Grenzen individueller Begabung erbracht wird, ohne chemische Aufrüstung von außen, nur dem Sportler selbst zuzuordnen: Die eigene Person mit ihren Möglichkeiten und Grenzen ist der Gütemaßstab, nicht der mit allen Mitteln erreichte Rekord.
- Solche Bewertungsmaßstäbe müssen durch geeignete Öffentlichkeitsarbeit vor allem solchen Personen, Gremien und Institutionen deutlich gemacht werden, die den Sport, den Sportler und seine Leistungen interpretieren und bewerten: Medien, Funktionären und Politikern.
- Zu einer solchen Modifizierung von Werten und Bewertungsmaßstäben gehört auch ein geeignetes Wettkampfsystem und angemessene Auswahlverfahren für repräsentative Aufgaben (Berufung in Kader, in
Mannschaften, Teilnahme an nationalen und internationalen Veranstaltungen). Vor allem junge Athleten sollten ihre Leistungen auch in solchen Situationen erbringen, die für eine Gruppe, d.h. für ihre Mannschaft oder ihre Staffel von Bedeutung sind. Die individuelle Leistung sollte nicht über Gebühr honoriert werden. Wenn eine Leistung hinter den Erwartungen zurückbleibt, sollte sie auch unter pädagogischen Gesichtspunkten aufgearbeitet werden.
- Maßnahmen dieser Art zur Dopingbekämpfung müssen systematisiert werden. Sie müssen in die Ausbildung und Lehrarbeit des Verbandes als integrierter Bestandteil aufgenommen werden. Besonderes Gewicht sollte man darauf legen, engagierte und geeignete Spitzensportler, aber auch Jugendliche selbst, in die Ausbildung und Lehrarbeit mit einzubeziehen.