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Saisonbilanz Domina Vacanze 2005

von Steamboat, November 2005

&copy Fotos: * velo-photos.com, ** Mani Wollner, *** Cyclingimages, **** Capture-The-Peloton

 

>>> C4F-Teamliste Domina Vacanze

>>> Siege und Platzierungen



Rauschende Parties und freudvolle Glückseligkeit gehörten eher weniger zu den Ereignissen der vergangenen Saison beim italienischen Team. Eher kennzeichnet Katerstimmung den Saisonverlauf des Teams und die Equipe muss eine durchwachsene Bilanz ziehen. Domina Vacanze mangelte es im Gegensatz zu den anderen italienischen Teams an den Lichtgestalten. Während bei Lampre Cunego und Simoni die Aushängeschilder waren, sich bei Fassa Bortolo fast alles um Petacchi kümmerte und bei Liquigas Di Luca zur Spitzenfigur avancierte, blieb bei der vierten italienschen Truppe alles eine Nummer kleiner. Hauptmatador sollte der Zweiplatzierte des Giro 2004, Serhiy Honchar (ich entscheide mich für diese Schreibweise), sein.

 

Für die kommende Saison sieht aber alles anders aus. Das Team wird vom deutschen Sponsor Milram übernommen und mit Alessandro Petacchi und Erik Zabel wurden zwei Sprinter verpflichtet, die mit vereinten Kräften ein wenig Glanz in die triste Bude bringen sollen. Zumindest haben die beiden durch ihren Eintritt in die gleiche Mannschaft dafür gesorgt, dass über die vergangene Saison fast schon keiner mehr spricht. Das sollte auch nicht verwundern, da ein Großteil der Truppe ausgetauscht wurde.

 



Ein Mann aus der Ukraine

Serhiy Honchar 2004 *
Alessandro Vanotti 2005 ***

Zu ihnen zählt auch Honchar, der aber bei T-Mobile wieder eine Anstellung fand. Der ukrainische Zeitfahrspezialist wird möglicherweise wieder Kapitän sein, wenn der Startschuss zum Giro 2006 gegeben wird. Auch 2005 war dem so. Ihm traute man beim Giro keine Podiumsplatzierung mehr zu, weil die Platzierung des Vorjahres doch nicht zuletzt aus dem – für Honchar recht glücklichen – Rennverlauf zustande kam. Dieses Jahr war die Konkurrenzsituation schon eine andere, da sich z.B. Basso von CSC und Savoldelli mit Discovery Channel in die Startlisten eintrugen. Dennoch hoffte man, dass der alte Haudegen in seiner Domäne, dem Zeitfahren, noch einmal in die Nähe eines Etappensieges kommen würde. Galt der Giro doch in der Vergangenheit nicht gerade als Sammelpunkt exzellenter Zeitfahrer, so dass diese Hoffnungen berechtigt erschienen.

 

Der Ukrainer blieb diesen Erfolg aber schuldig. Er belegte beim ersten Zeitfahren den 5. Platz, beim zweiten den 6. Auch hier muss man die Gründe für das Verfehlen in der veränderten Konkurrenzsituation suchen, da z.B. Basso und Savoldelli für italienische Verhältnisse starke Fahrer im Kampf gegen die Uhr sind. Honchar kann dennoch mit dem Verlauf des Giros zufrieden sein, da er einen 6. Gesamtplatz belegte. Man muss ihm zugestehen, dass er nicht das stärkste Team an seiner Seite hatte und auch er in die Jahre gekommen ist. Beispielhaft sei Wladimir Belli genannt, der insgesamt 24. wurde während er Honchar sekundierte. Aber auch er hat im Vergleich zu vorangegangenen Jahren an Qualität eingebüßt.

 

Honchar sollte aber im Rahmen des Giro nicht der einzige Fahrer bleiben, der Punkte gewinnen konnte. Alessandro Vanotti ging auf der 16. Etappe von Lissone nach Varazze mit einer Fluchtgruppe weg und belegte am Ende einen dritten Platz. Dieses Ergebnis war zugleich das beste Tagesergebnis des Teams, das in der Teamwertung immerhin Vierter beim Giro wurde. Dieses im Vergleich zu den anderen GTs starke Abschneiden lässt sich damit begründen, dass der Giro die wichtigste Rundfahrt für das Team war. Bei den anderen beiden Landesrundfahrten blieben Punktgewinne in der Pro Tour-Wertung für einzelne Fahrer aus.

 



Simone Cadamuro ****
Angelo Furlan ***

Während das Team sich bei der Tour de France immerhin noch engagiert zeigte und vergeblich den Punkten nachjagte, in dem häufig ein Fahrer Fluchtgruppen angehörte, glich die Teilnahme an der Vuelta eher einem Betriebsausflug. Da kam Domina Vacanze lediglich der Teilnahmepflicht im Rahmen der Pro Tour nach. Bester im Gesamtklassement wurde in Spanien Alessandro Cortinovis als 84. Auf dem 22. und letzten Platz landete das Team und die beste Tagesplatzierung schaffte Simone Cadamuro als 13. bei der 4. Etappe.

 

Etwas besser machte es wie erwähnt die Delegation, die in Frankreich fuhr. Angelo Furlan belegte auf der 6. Etappe als bestes Abschnittsergebnis einen 4. Platz. Der Kasache Maxim Iglinskij gewann das teaminterne Duell um die beste Gesamtplatzierung gegen Jörg Ludewig und wurde vor dem Deutschen 37. Zusammen sorgten sie dafür, dass es in der Teamwertung zum 16. Rang reichte.

 

Honchar nahm zwar an der Tour teil, konnte aber keine Akzente setzen. Ihm gelangen keine weiteren Punktgewinne mehr für die Pro Tour, so dass er dort letztlich auf dem 61. Rang landete. Immerhin waren Punkteplätze in Gesamtwertungen nicht immer weit weg für ihn, wie zwei 11. Plätze belegen. Einen erzielte er bei Tirreno-Adriatico, der andere glückte bei den HEW-Cyclassics.



Achtet auf Mirko Celestino!

In der Pro-Tour-Wertung vor ihm landete aus seinem Team Mirko Celestino. Als bester Schützling des Teams kam er auf den 58. Rang. Celestino nahm am Giro teil, aber dort reichte es nur für Platz 34. Der 31jährige Italiener ist bei den Ein-Tages-Rennen stärker. Sein Pech ist jedoch, dass er Italiener ist. Daher fallen seine Ergebnisse im Vergleich zu den Di Lucas, Rebellins und Bettinis kaum auf. Häufig kommt er weit vorne an, aber zum Gewinn reicht es dann nicht mehr. Dieses Jahr belegte er einen Podiumsplatz, als er als Dritter beim Amstel Gold Race ins Ziel kam. Bei einem weiteren Ardennen-Klassiker reichte es für Pro Tour-Punkte: bei Lüttich-Bastogne-Lüttich wurde er Achter. Nur beim Flêche Wallone kam er über den 17. Platz nicht hinaus. Später in der Saison sorgte noch ein neunter Platz bei Züri-Metzgete dafür, dass er in der Pro Tour-Wertung vor Honchar landete.

 

Gute Leistungen zeigte er auch bei Mailand-San Remo (17.) und bei der Flandern-Rundfahrt (18.). Leider fallen die Leistungen dieses Mannes fast nicht auf, deswegen sei ihm einfach mal ein wenig Platz eingeräumt. Es soll nochmals festgestellt werden, dass nur er aus seinem Team in diesem Jahr bei einem Pro Tour Event einen Podiumsplatz in die Endabrechnung einbringen konnte. Celestino ist so etwas wie der Boogerd der Italiener. Dieses Jahr gelang ihm zwar kein Tagessieg, aber er war immer irgendwie nahe dran, wie eine Auswahl seiner diesjährigen Ergebnisse belegt. Bei der 3. Etappe der Tour de Suisse musste er sich nur McGee (Francaise des Jeux) beugen, ebenso wurde er 2. bei Mailand-Turin (1.HC), 3. Plätze feierte er bei der Coppa Sabatini (1.1) und Giro dell´Emilia (1.HC), jeweils zwei Mal auf den 4. Platz kam er in den Giro-Tageswerungen und auch am Henninger Turm (1.HC) belegte er diesen Platz. Wahrlich sind das Ergebnisse, die sich sehen lassen können.   

 

Mirko Celestino während des Amstel Gold Race 2005 **


Weitere Fahrer des Teams punkteten aber auch in der Pro Tour Wertung. Cadamuro wurde 8. bei Gent-Wevelgem. Außerdem sicherte er sich einen Etappensieg bei der Benelux-Rundfahrt. Er kam am Ende der Pro Tour-Wertung auf einen 132. Platz. Vor ihm landete sein Teamkollege Marco Fertonani auf dem 84. Rang. Er fuhr das beste Ergebnis der Equipe in der Gesamtwertung einer Rundfahrt ein, da er in der Endabrechnung der Tour de Romandie an der 5. Position steht. Bliebe jetzt nur noch der Tagessieg von Iglinskiy zu vermelden, der bei der Deutschland-Rundfahrt nach der 6. Etappe ausgelassen jubelte.

 

Erwähnenswerte Ergebnisse bei den Rundfahrten sind neben den genannten eher Mangelware, wenn man vom 17. Platz von Valoti bei der Polen-Rundfahrt absieht. Beim Mannschaftszeitfahren in Eindhoven gelang der Equipe immerhin Platz sieben, wenngleich viele Teams nicht ihre nominell stärkste Truppe an den Start schickte.

 

Domina Vacanze hat zwar keine glänzende Saison bei den Klassikern hingelegt. Es hat aber fast durchgehend Ergebnisse unter den Top 20 erbracht. Iglinskiy beispielsweise verfehlte mit seinem 11. Platz beim GP Ouest-Plouay nur knapp Pro Tour Punkte. Paolo Valoti wurde 14. bei der Klasika San Sebastian und Luca Solari kam als 13. beim Saisonfinale der Lombardei-Rundfahrt über die Ziellinie.

Marco Fertonani ***
Maxim Iglinskiy ***
Paolo Valoti ***


Kein Team für Rundfahrten

Gute Platzierungen bei Tagesabschnitten, die sich nicht in Pro-Tour-Punkte ummünzen lassen, gab es zwar auch, man muss sie allerdings suchen. Cadamuro gelang bei der erwähnten Benelux-Tour neben seinem Etappensieg auch einen dritter Platz (6. Etappe). Furlan bestieg bei der Polen-Rundfahrt als Dritter des vierten Tagesabschnitts das Podium. Zu Beginn des Jahres hatte der Steinhagener Jörg Ludewig bei Paris-Nizza von La Crau nach Cannes (6. Etappe) vergeblich versucht, den Niederländer Joost Posthuma (Rabobank) noch zu stellen, sonst wäre dem Deutschen womöglich ein Sieg bei der ersten Rundfahrt des Jahres für sein Team gelungen.

 

Jörg Ludewig mit Teufel Didi bei Rund um Köln 2005 **


Der Westfale, der erst spät durch Vermittlung von Celestino zum Team stieß, hatte sich vor Saisonbeginn erhofft, hin und wieder mal was auf eigene Faust zu probieren (siehe radsportnews.com)  Eben jener zweite Platz sowie eine Flucht mit einer Gruppe bei der 16. Etappe der Tour de France, die er als Siebter abschloss und sich anschließend über den Australier Cadel Evans sehr ärgerte, bleiben in Bezug auf die Pro Tour in Erinnerung. In der Heimat schaffte er beim GP Schwarzwald (1.1) einen ehrenwerten 3. Platz. Leider kann er, der sich offensichtlich doch besser als Helfer eignet, keine weiteren Erfolge vorweisen. Allerdings verlässt er nach der Saison Domina Vacanze, obwohl die deutsche Fraktion im Team erheblichen Zuwachs erhält, und schließt sich T-Mobile an.   

 



Wer die Qual hat, hat die Qual …

Angelo Furlan bei der Benelux-RF 2005 **

Gespannt war man vor der Saison auf die Sprinter der Mannschaft. Sieht man mal von dem Etappensieg Cadamuros ab, gelangen keine Ruhmestaten. Ivan Quaranta, der insgesamt 6 Etappenerfolge beim Giro zu verzeichnen hat, schaffte in der gesamten Saison keinen einzigen Sieg. Nach diesem Engagement in einem Pro Tour Team dürfte er es schwer haben, noch einmal in einem guten Team eine Anstellung zu finden. Sein Landsmann Furlan, der im Jahre 2002 immerhin zwei Vuelta-Etappen für sich entschied, konnte ebenso wenig akzeptable Ergebnisse oder gar Siege beisteuern. Auch Mirco Lorenzetto war nicht das Glück beschieden, einen Etappensieg zu feiern.

 



Vergleicht man die Ergebnisse des Teams bei den Klassikern mit denen der Rundfahrten, fällt auf, dass es bei den Ein-Tages-Fahrten im Rahmen der Pro Tour erfolgreicher war. Nimmt man die Teamwertung der Pro Tour als Maßstab, dann folgt daraus, dass Domina Vacanze bei einer Aufteilung in Wertung Klassiker und Wertung Rundfahrten erfolgreicher bei den Klassikern abschnitt. Bei den Rundfahrten wurde man Vorletzter, bei den Klassikern 15. Insgesamt reichte es zum 15. Platz der Teamwertung.

 

Zusammenfassend muss man sagen, dass Domina Vacanze gerade bei den mehrtägigen Veranstaltungen nicht immer in der Lage war, seine Pro Tour Tauglichkeit unter Beweis zu stellen. Man sollte schon bei mehr als 4 Rundfahrten in der Lage sein, den besten des Teams unter die ersten 20 im Gesamtklassement zu bringen, wenn man nicht gerade über die exzellenten Sprinter verfügt, die für die Tagesentscheidungen in Position gebracht werden müssen. Zwar verfügte das Team über einige Sprinter, die in der Vergangenheit mal Ergebnisse liefern konnten, die eine solche Fahrweise begründen würden, aber was sie leisteten, konnte niemanden erfreuen. Von daher muss man die Resultate bei den Rundfahrten mit der angemessenen Kritik würdigen und auf die fehlende Qualität hinweisen.

Mannschaftszeitfahren in Eindhoven 2005 **


Das Team muss an Konkurrenzfähigkeit für die Rundfahrten entsprechend aufrüsten. Dieses geschieht in der Form, dass die bisherige Sprinter-Garde zur Hälfte verabschiedet wird und nun – wie angedeutet – durch Alessandro Petacchi und Erik Zabel ersetzt wird. Beide werden zwar in der Gesamtwertung der Rundfahrten kaum auffallen, allerdings hofft man nun auf deutlich mehr Etappensiege. Ein Ausblick, der bei dem Erwerb dieser Stars unumgänglich ist, soll am Ende der Rezension erfolgen. Man möge sich noch etwas gedulden.

 

Vorher soll die knappe Anzahl der Siege des Teams außerhalb der Pro Tour vorgestellt werden. Zunächst durften zwei Landesmeister bejubelt werden. Die jungen Andriy Grivko (22 – Ukraine) und Matej Jurco (21 – Slowakei) wurden Meister im Einzelzeitfahren ihrer Länder. Besonders Grivko machte in dieser Disziplin bei Großveranstaltungen auf sich aufmerksam. Seinem Landsmann Honchar gelang es, eine Etappe beim Giro del Trentino (2.1) zu erzielen.

 

Ansonsten siegte die Truppe noch bei weiteren Ein-Tages-Rennen (Rundfahrten liegen dem Team nicht). Iglinskiy triumphierte beim GP Citta di Camaiore (1.1). Routinier Alessandro Bertolini gewann die Coppa Sabatini (1.1). Ebenfalls gewinnen konnte Teamkollege Valoti die Coppa Placci (1.1) und die  Coppa Agostini (1.1). Den beiden Italienern verhalfen ihre Erfolge aber nicht zum weiteren Verbleib im Team. So wechselt Valoti zu Team LPR, während Bertolini bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Arbeitgeber gefunden hat. Zu den Gewinnern der Equipe zählen aber beide nicht.



Tops und Flops

Mirko Celestino 2005 ***

Die Gewinner des Teams sind:

 

• Mirko Celestino: Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt gelingen ihm immer wieder akzeptable und respektable Ergebnisse vornehmlich bei Klassikern; zudem war er der beste des Teams in der Pro Tour.

• Simone Cadamuro: Er deutete zumindest auf belgischem Terrain Potential an. Vielleicht legt er in der nächsten Saison noch was zu.

• Maxim Iglinskiy: Der junge Kasache überzeugte in seiner ersten Saison durch couragiertes Auftreten. Manche sehen in ihm einen Fahrer mit Zukunft bei den großen Rundfahrten. Ein Anfang ist gemacht.

 



Ivan Quaranta 2005 ***

Diese Fahrer enttäuschten:

 

• Ivan Quaranta: Von ihm gibt es kein Ergebnis, für das er in irgendeiner Weise gelobt werden könnte. Vielleicht reichen seine Leistungen dem Continental Team Universal Caffé.

• Wladimir Belli: Er ist über seinen Zenit hinaus. Das junge Team hätte manchmal einen Kopf gebraucht. Der alternde Belli konnte diese Position nie ausfüllen und wechselt nun zu Colombia Selle-Italia

• Angelo Furlan: Auch er konnte nie an alte Leistungen anknüpfen. Erneut verlor er im Kampf gegen die schnellsten der Welt. Und einen Arbeitsplatz verlor er auch.

 



Mehr als die Hälfte der Belegschaft verlässt das Schiff. Honchar und Ludewig kommen bei T-Mobile unter, auch Fertonani bleibt in der Pro Tour (Caisse d’Epargne). Andere Fahrer werden sich künftig auf niedrigerem Level betätigen (Belli, Quaranta, Valoti) und einige sind wohl noch auf der Suche (Bertolini, Bonfanti, Borghi, Furlan, Grigoli, Ivanov, Nuritdinov und Solari).

 

Künftig möchte man mehr Podiumsplätze erreichen, als nur den einen, den Celestino einfuhr. Dieser bleibt für die schweren Klassiker natürlich der Spitzenmann. Bei den kleineren Rundfahrten wird man wohl noch stärker auf die Qualitäten des Kasachen Iglinskiy setzen.

Wladimir Belli und Mirco Lorenzetto ****
Mirko Celestino, Maxim Iglinskiy, Angelo Furlan *


Mit seinem Zug (Ongarato, Sacchi, Velo) erscheint Petacchi beim Nachfolgesponsor von Domina Vacanze, Milram. Das deutsche Molkereiunternehmen hat den Mannschaftsetat erhöht, um sich so zwei Stars dieser Güte leisten zu können. Ete Zabel quittierte seinen Job bei T-Mobile, da er in diesem Jahr nicht bei der Tour de France eingesetzt wurde. Den internen Machtkampf hatte er gegen Widersacher Ullrich verloren, der ein Team, das komplett auf ihn ausgerichtet ist, in Frankreich dabei haben wollte. Die Probleme, künftig für die Ambitionen eines Teams bei Rundfahrten geopfert zu werden, stellen sich ihm zunächst nicht. Zumindest die Teilnahme an der Tour de France gerät nicht in Gefahr, da Petacchi natürlich die eigene Landesrundfahrt präferiert.



San Remo – wie im Spielcasino

Ob allerdings Zabel die Töne schmecken, die sein künftiger Teamkollege Petacchi zum Besten gab, bleibt dahin gestellt. Petacchi freute sich darauf, von Zabel Unterstützung für Mailand-San Remo zu erhalten. Es muss schon bezweifelt werden, dass sich der Mann aus Unna, der vier Mal bei der Classicisima gewinnen konnte, widerstandslos in den Dienst von Petacchi stellen wird, da Unterordnung trotz eher schwindender Leistung nicht unbedingt als Stärke von Zabel zu nennen ist. Weiterhin meinte der Italiener, dass er auch gerne in Flandern starten und brillieren möchte; dort, wo Ete 2005 zu ungeahnten Höhen aufstieg und für viele Betrachter sein bestes Rennen der vergangenen Saison fuhr. Nicht wenige meinen, dass Zabel künftig eher bei den Frühjahrsklassikern seine Qualitäten sinnvoll einbringen sollte, als sich auf Etappensiege bei den Großen Landesrundfahrten zu konzentrieren, die er zuletzt immer seltener einfuhr – 2005 gab es gar keinen. 

 

Konfliktpotential ist vorhanden. Noch ist man zuversichtlich, dass man die Probleme in den Griff bekommt. Aber wenn Petacchi wie bei der WM in Madrid feststellt, dass seine Beine in San Remo nicht so gut wie die von Erik sind: darf Ete dann fahren? Oder akzeptiert dieser umgekehrt, dass er nicht auf eigene Rechnung fährt, wenn Petacchi in der Entscheidung noch dabei ist?

 

Erik Zabel und Alessandro Petacchi bei den HEW Cyclassics 2005 *


Bei dieser Konstellation übersieht man fast die übrigen Zugänge. Zabel bringt seinen Adjutanten Jan Schaffrath mit. Von Illes Balears kommt der Zeitfahrspezialist Daniel Becke, der Niederländer Marten den Bakker (Rabobank) stößt ebenso zum Team. Außerdem ergänzen Grabsch, Knees, Müller, Musiol, Poitschke, Schröder und Siedler (alle Team Wiesenhof) neben den Neos Dyudya (Ukraine), Sabatini und Scognamiglio das Team.         

 

Es bleibt für Zabel zu befürchten, dass der größte Kontrahent erneut im eigenen Team und nicht im Peloton zu suchen ist. Das ist er gewöhnt. Nur heißt dieser jetzt nicht mehr Jan Ullrich sondern Alessandro Petacchi. Aber Konkurrenz kann ja auch belebend sein.



Anmerkung und Kommentar


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