China steht anlässlich der Olympischen Spiele 2008 in Peking unter besonderer Beobachtung. Nicht allein die Menschenrechtssituation, hier insbesondere der Umgang mit Tibet, standen Monate vor Eröffnung der Spiele im Focus der Medien, sondern auch die Dopingverhältnisse im Reich der Mitte wurden intensiv behandelt. Das IOC sah sich heftiger Kritik ausgesetzt und übte sich in Rechtfertigungen und Beschwichtigungen.
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Keine Frage, China ist für die weltweiten Versorgungsnetze der Athleten Hauptlieferant von Dopingsubstanzen. Zudem gibt es viele Berichte, die aufzeigen, wie weitverbreitet und fast selbstverständlich Doping zum chinesischen Sportalltag gehört. Hieraus erwuchs und erwächst für die Regierung, die Partei ein großes Problem, denn sie muss um das Gesicht zu wahren, Doping bekämpfen und kann sich 2008, vor und während der Spiele keine positiven Fälle leisten.
Die internationale Diskussion über Doping im Reich der Mitte spitzte sich in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts zu. Fabelzeiten von Läuferinnen ließen Zweifel aufkommen und erwiesen sich im Nachhinein zweifelsfrei als Dopingleistungen. Skandale im Schwimmsport zogen sich durch das gesammte Jahrzehnt.
Waren die Chinesen aber wirklich so viel stärker dem Doping verfallen als andere Länder? Oder hatte man in China nur noch nicht die Antidopingstandards der bis dato erfolgreichen Sportnationen erreicht? China holte sich jedenfalls nach den Skandalen Rat und Unterstützung im Ausland und rüstete im Antidopingkampf auf. Oder stimmt was Ines Geipel dazu schreibt: "Es ging um die Durchsetzung internationaler Standards, um Maßstäbe und Transparenz. Es ging um Labore und Testverfahrren und die Professionalisierung von Trainern und Athleten. Es ging kurz gesagt, um ein brauchbares Regelwerk und die Demarkationslinie zwischen Positiv- und Negativtest."