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Selberschreibfestival 2008



Was wird, was bleibt, was kommt danach?

von ThunderBlaze

 

 

Wieder ist eine Radsport-Saison um und wieder haben wir neue Lehren ziehen müssen. Dieses Jahr steht der Radsport aber wieder auf ein neuen Prüfstand. Denn dann kommen Floyd Landis, Ivan Basso, Lance Armstrong, Alexandre Vinokourov, mit Sicherheit auch Andrey Kashechkin und sogar Michele Bartoli zurück. Nicht das es ein Problem wäre, wenn Fahrer die ihre Strafe abgesessen haben, zurück kommen dürfen (ansonsten wäre ja die Frist widersprüchlich mit dem was man eigentlich will). Viel mehr ist es das Problem der Öffentlichkeit. ARD & ZDF haben sich aus der TV Übertragung verabschiedet, wollen die Tour nicht übertragen. Kehren die genannten Namen zurück und fahren sogar die Tour, so scheint es, dass die ARD sogar Strafen riskieren würde. Zudem, wie man beobachten konnte, mag das ZDF nicht ganz der ARD folgen, scheint der Rückzug rechtlich fragwürdig. Auch moralisch, schließlich setzt man nicht umsonst 20 Millionen Euro in den Sand. Geld, das vom Steuerzahler kommt. Es scheint, als sei der öffentlich rechtliche deutsche TV Sender ARD auf Kriegsfuß mit der Tour de France. Dem wahren Radsportfan wird es ohnehin egal sein, für ihn kommt sowieso nur ein Sender in Frage: Eurosport! Tatsache ist aber auch, dass ohne eine Übertragung der Tour auf den ÖR, somit auch das Produkt Radsport an Wert verliert. Wert um weitere potenzielle Sponsoren, insbesondere in Deutschland, zu halten oder gar zu gewinnen.

 

Die Bedingungen, die derzeit im Radsport herrschen, sind hart. Gerade für potenzielle Nachwuchsfahrer, die in der U23 Bundesliga ihr Talent aufblitzen lassen, aber keinen Profivertrag erhalten, weil jede Menge Teams die Segel strichen - der Traum Profiradsport geplatzt. Wenn nun auch das allerletzte deutsche ProTour-Team Milram sich Ende des Jahres auflösen sollte, gleicht es einem Todesstoß. Sowohl für den deutschen Radsport, die deutschen Radrennen wie auch für die Fans, die sich kaum noch mit einem Team identifizieren können. Man merkte es letztes Jahr, als eine Vielzahl von Lizenzrennen abgesagt wurden, und das die neue Saison bessere Zeit bringt, ist reine Illusion. Letztes Jahr hat auch schon der Renndirektor des im August stattfindenden Straßenradklassikers „Rund um den Sachsenring“, Dietmar Lohr, gesagt, er möchte zumindest die 50 (letztes Jahr war es die 47. Ausgabe) voll machen. Einst war ein WM Rennen und heute bangt es um die Existenz im Amatuerradsport der Klassen A/B/C und Kontinental. Genau das sind aber die Stützpfeiler der Radsportjugend, die sich nur durch solche Rennen weiter entwickeln kann. Brechen diese weg, kann man den Radsport beerdigen. Sowohl in West als auch in Ostdeutschland sieht es alles andere als rosig aus.

 

Die Frage ist nun: Wie kann man dem Einhalt gebieten? Was kann man tun, um zu verhindern, dass dieser wunderschöne Sport in Deutschland vor die Hunde geht? Vielleicht wäre es eine Möglichkeit Vereine, Trainer, Fahrer, Verbandsfunktionäre, Organisatoren und Politiker an einen Tisch zu setzen. Nur zusammen kann man etwas bewirken. Und der Radsport ist es wert. Kein anderer Sport bietet diese Freiheit, Ästhetik, Dynamik, Schönheit, Glanz, Familienspaß und steht voll im Plan für eine bessere Umwelt! Man darf aber auch nicht vergessen, dass Fahrer nur Menschen sind, und das sie es sind, die diese Rennen fahren sollen. Auch hier muss für Fahrer das System humaner werden. Es kann nicht sein das das ADAMS-System Profifahrer in der Freiheit so sehr einengt. Es kann nicht sein, dass ein RAF-Terrorist wie Christian Klar sich einmal die Woche beim Bewährungshelfer meldet, während ein Radprofi für 3 Monate im Voraus für jeden Tag tun muss. Als Familienvater will man einfach mal spontan etwas mit seiner Familie unternehmen, kann es aber nicht, weil man ansonsten eine Sperre riskiert, da man nicht angetroffen werden konnte. Sicher wollen wir am liebsten dopingfreien Sport, das ist gar keine Frage. Die Frage die man sich stellen muss ist: Um welchen Preis? Es gab auch schon Einfälle wie das Einführen von GPS-Geräten um Fahrer sofort ausfindig zu machen oder das Abschaffen von B-Proben.

 

Da fragt man sich doch in der Tat, wo der Sinn des Ganzen noch liegen möge, schließlich sind das immer dieselben, die beim nächsten Manipulations- oder Betrugsskandal von Politikern Zeter und Mordio schreien, aber sobald es nicht ihr eigenes Leben betrifft, sind sie schnell auf der anderen Seite. Es gab Zeiten, da wollte so ziemlich jeder Jungfahrer Profi werden. Nun ändert auch das sich. Denn diesen Stress möchte man doch nicht haben, nicht nur weil zuletzt das Familienleben ein teures Gut ist. Es ist traurig, wo wir angelangt sind.

 

Aber wohin geht das Jahr 2009? Das werden wir wohl erst im Dezember wissen. Die Frage, wie viel Unruhe diese Sportart noch aushält, möchte ich mir nicht stellen. Es ist Zeit zu handeln, sowohl beim BDR, als auch bei den Landesverbänden der Bundesrepublik. Wenn es einmal zu spät ist, wird es Jahrzehnte dauern, um wieder professionelle Strukturen aufzubauen. Ich persönlich wünsche mir deswegen nur zwei Dinge: Dass der deutsche Radsport die Rückkehr der Gesündigten gut übersteht und das die Nordmilch AG das Engagement mit dem Milram Rennstall aufrecht erhält. Auf dieses Gerüst lässt sich etwas aufbauen. Aber ohne dieses, wird auch das letzte Rennen und werden die letzten Sponsoren abtreten. Und dies wäre der Tod.

 

Ich wünsche allen Fans und Forenusern eine wunderschöne und gesunde Selberfahrersaison wie auch viel Spaß mit dem Radsport an sich. Kette rechts!

 


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