Uwe Beyer startete in den 1960er Jahren für Holstein Kiel und Bayer 04 Leverkusen, 1971 für den USC Mainz. 1964 gewann er bei den Olympischen Spielen in Tokio die Bronzemedaille, 1971 siegte er bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Helsinki. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München belegte er den 4. Platz. Über einige Jahre hielt er den Weltrekord.
Während im wiedervereinten Deutschland die Auseinandersetzung um das DDR-Erbe schwelte und auch das Doping im Westen während der vergangenen Jahrzehnte ins Visier geriet, verstarb am 15. April 1993 Uwe Beyer im Alter von 48 Jahren an einem Herzinfarkt. Die Obduktion erbrachte Hinweise auf langjährigen Anabolikamissbrauch.
Als nach den Olympischen Spielen 1976 eine breite öffentliche Dopingdiskussion entbrannte, gehörte Uwe Beyer zu den Sportlern, die sich zu ihrem eigenen Anabolika-Konsum bekannten. Am 5. März 1977 gab er diesen im "Aktuellen Sportstudie" des ZDF mit Harry Valerien zu und zeigte dem Moderator zum Beweis ein Rezept für Deca-Durabolin, ausgestellt von Prof. Joseph Keul. (>>> Diskussionen im aktuellen Sportstudio, 5.3. und 26.3.1977) Am 10.3.1977 brachte das Göttinger Tageblatt genauere Angaben. Beyer hatte dem Journalisten Robert Hartmann im Detail von seinem Dopingkonsum und den damit verbundenen Nebenwirkungen erzählt. Mit dem Anabolikadoping (Fortabol) hatte Beyer vor den Spielen in Montreal 1976 auf eigene Initiative begonnen. Als Grund gab er an, dass er befürchtet hatte sich ohne Doping nicht für die Spiele qualifizieren zu können.
Anfangs habe er nur geringe Mengen genommen, 6 Milligramm täglich während der ersten zwei Wochen, später erhöhte er auf 12 und 18 Milligramm. Dosen von denen Sportärzte angeblich sagten, sie seien unschädlich. Nach der ersten 'Kur' von vier Wochen setzte er, aus gesundheitlichen Gründen notwendig, die Hormone für einige Zeit ab. Doch bereits während dieser ersten Pause stellte er Entzugserscheinungen fest. "Nach drei Tagen war alles weg. Ich war lustlos, depressiv, ja es ging hin bis zur Hoffnungslosigkeit und Resignation. Ich litt regelrecht unter Entzugserscheinungen wie ein Drogenabhängiger. Und dabei hatte ich nur geringe Dosen genommen. Andere nehmen bis zu vierzig. Wenn ich allein im Zimmer war, hatte ich das Gefühl, wie im Gefängnis zu sitzen und nicht ausbrechen zu können."
Laut Beyer, riet Arzt Keul zwar nach der Schilderung der Nebenwirkungen dazu, das Zeug abzusetzen, gab ihm aber ein Privatrezept für das an Nebenwirkungen ärmeren Deca-Durabolin. Prof. Keul distanzierte sich von der Aussage Anabolika verschrieben zu haben. "Und was heißt hier behandelt? Er kam 500 km weit angereist, um sich von mir beraten zu lassen. Ich habe ihn nie behandelt, ich habe ihm nur Literatur gegeben, freundlicherweise auch ein damals noch unveröffentliches Manuskript von mir. Beyer ist doch intelligent genug, selbst seine Schlüsse zu ziehen. Es sind zu mir schon Athleten gekommen, die täglich 30 Pillen geschluckt haben." (die Welt, 9.3.1977) 1992 rechtfertigte der Sportmediziner seine Anabolikarezeptur für Beyer mit den von diesem beschriebenen Nebenwirkungen. Er hätte nur versucht damit dem Sportler den Übergang hin zur Entwöhnung zu erleichtern. (Anwaltsschreiben an Berendonk, 14.2.1992). Allerdings hatte er laut Brigitte Berendonk 1977 ihr gegenüber öffentlich heftig bestritten, Anabolika hätten Abhängigkeit und Entzugserscheinungen zur Folge. (Berendonk, Doping, S. 277/278)
1977 wurde gegen Uwe Beyer ein Verbandsstrafverfahren eingeleitet, er trat aus dem USC Mainz aus und damit aus dem DLV und wurde daraufhin nicht mehr belangt. Zuvor hatte er
Darüber gesprochen hat später auch der DLV nicht. Das Verbandsmagazin 'Leichtathletik', Ausgabe 16-1993, erwähnte in seinem Rückblick auf das Leben und die Erfolge des Athleten mit keinem Wort dessen Dopingvergangenheit. Aber der Tod des Athleten wurde und wird offen mit dem Konsum der anabolen Steroide in Zusammenhang gebracht.
von Maki, Mai 2011
|
Gazzetta durchsuchen:
|
|
|
| |