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BRD / DDR - Vergangenheit



Annegret Kroniger, Sprint

Sprinterin Annegret Boller-Kroniger war von 1972 bis 1976 erfolgreiche Sprinterin über 100 und 200 m. 1976 gewann sie mit der 4x100 m Staffel die Silbermedaille. Bis 1971 startete sie für den USC Bochum, danach für den USC Mainz.

 

Annegret Kroniger gestand 1977 während der >>> Olympischen Spiele 1976 in Montreal bei ihrem Staffelerfolg mit Anabolika gedopt gewesen zu sein. Sie schloss dabei auch die anderen Staffelläuferinnen mit ein. Sie räumte damit mit der gerne kolportierten Meinung, Frauen würden in Westen nicht mit Anabolika dopen, schon garnicht in Sprintdisziplinen, auf. Bekommen habe sie die Anabolika von Bundestrainer >>> Wolfgang Thiele. Laut Stuttgarter Nachrichten vom 26.8.1977 (zitiert nach Singler/Treutlein, S. 153) waren darüber DLV-Frauenwartin Bechtold und DLV-Leistungssportreferent Blattgerste informiert gewesen. "Blattgerste habe sie zu strenger Geheimhaltung angehalten." Aber auch Dr. Baron, Mitglied der Antidopingkommission und Prof. Joseph Keul wurden als Mitwissende genannt.

 

Brigitte Berendonk berichtete darüber in ihrem Artikel Brutalisierung im Frauensport, erschienen im Januar 1978 wie folgt:

"Wie verführt man Mädchen zum Doping? Wie die Sprinterin Annegret Boller-Kroniger bekannte, lief bei ihr die ganze Doping-Aktion in mehreren Stufen ab. Sie [fing] bezeichnenderweise mit [einem] Aufwärm- und Animiervortrag des aus der DDR gekommenen und offensichtlich den dortigen Dopingpraktiken sehr stark nachtrauernden - Dr. A. Mader (Sporthochschule Köln) an, der eigens dazu - privatissime und gratis (?) nach Berlin kam. (Bei solchen Aktionen ist Dr. Mader offensichtlich von seinem Chef, Prof. W. Hollmann, gedeckt, der derweil im Hintergrunde seine Hände in akademischer Unschuld waschen kann.) Die beabsichtigte Wirkung wurde dann auch prompt erzielt: Annegret Kroniger war bereit, zur Droge zu greifen, und ließ sich Dianabol verschreiben. Daß bei dieser Athletin anschließend - alleingelassen - in der Universitätsklinik Mainz verschlechterte Leberfunktionswerte registriert wurden, interessierte dann schon keinen mehr. Nach Erklärungen des Vorsitzenden des zuständigen DLV-Landesverbundes Rheinhessen, Willi Oehlenschläger, haben hohe DLV-Funktionäre von diesen Aktionen gewußt, und DLV-Leistungsreferent Blattgerste und DLV-Vizepräsidentin Ilse Bechthold haben versucht, die Athletin zum Stillschweigen darüber zu bewegen."

 

Bestätigt wurden die Anschuldigungen 1977 von >>> Manfred Ommer. Im Aktuellen Sportstudio mit Harry Valérien und während der Expertenanhörung vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages wurde er deutlich.

"Dieses wollte ich eigentlich heute nicht anbringen, da mich aber Professor Dr. Kirsch etwas herausgefordert hat, möchte ich es heute schon sagen, daß Herr Thiele, der Trainer des Deutschen Leichtathletikverbandes mit Sprinterinnen - und hier haben wir ein besonderes Kapitel der Anabolika-Szene, nämlich Anabolika für Frauen -, also mit den Sprinterinnen in Berlin Trainingslehrgänge abgehalten hat, wozu er einen Herrn Dr. Maidorn hinzugezogen hat, der Vorträge über Anabolika gehalten hat, Anabolika in Form von Spritzen an die Mitglieder der Silbermedaillen-Staffel von Montreal verabreicht hat; und ein Mitglied dieser Staffel hat diese Aussage gemacht und ist auch bereit, diese per Eid zu wiederholen. Es entbehrt natürlich nicht einer gewissen Komik, daß Herr Thiele in der Zwischenzeit das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hat; aber das sei nur am Rande erwähnt." (>>> Anhörung Sportausschuss, 28.9.1977, 6/119)

 

Annegret Kroniger blieb allein mit ihrem Geständnis. Ihre Staffelkolleginnen wiesen jegliches Doping weit von sich. Annegret Richter drohte Ommer mit einer Klage.



 

von Monika, Mai 2011


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