Auch aus den Brandenburger Bezirken meldeten sich Geschädigte des Doping-Systems zu Wort und traten in den Moabiter Doping-Prozessen Ende der 1990er Jahre als Zeugen/innen oder Kläger/innen auf. Allerdings sind die Einzelheiten des Doping-Systems in der DDR, insbesondere der Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen, nur in den Gerichtsakten bzw. in der entsprechenden Fachliteratur detailliert nachzulesen. Hier wäre es notwendig, die Funktionsmechanismen des Systems stärker im Rahmen politischer Bildung deutlich zu machen, um dem landläufigen Vorurteil vorzubeugen, Doping sei letztlich überall auf der Welt "das gleiche". Das trifft zwar auf den Tatbestand des Sportbetrugs zweifellos zu, allerdings darf der Unterschied nicht verwischt werden, dass in der DDR eine staatlich organisierte und mit repressiven Methoden durchgesetzte Täuschung und Körperverletzung vieler Athleten, darunter zahlreicher Minderjähriger, stattfand. Dem Aufklärungswillen auf Seiten des ostdeutschen Sports war jedoch abträglich, dass nach 1989/90 zunächst gesamtdeutsch gedachte, sportpolitische Untersuchungen zum Doping in Ost und West angesichts der besseren Beweislage sich rasch auf den Osten fokussierten und sich hierdurch ostdeutsche Sportler einseitig an den Pranger gestellt fühlten. Es ist demgegenüber notwendig, Doping in der DDR nicht isoliert, sondern im Gesamtkontext aktueller sportethischer Fragen zu diskutieren: durch welche Mechanismen fühlen sich auch heute Nachwuchssportler ermutigt oder gedrängt, sich einer illegalen Doping-Praxis anzupassen bzw. laufen Gefahr, ihre Gesundheit für den Leistungssport zu opfern. Der Stellenwert von Medaillen für das Selbstbewusstsein und Selbstverständnis einer Gesellschaft sollte nicht nur vor dem Hintergrund der DDR-Erfahrung auch heute kritisch hinterfragt werden.
Zu öffentlichen Kontroversen führte und führt wiederholt das Thema Staatssicherheit im Sport. Der erste LSB-Präsident von Brandenburg wollte trotz entsprechender Belastung an seinem Amt festhalten und wurde hierin durch fast die Hälfte der Wahlberechtigten beim Landessporttag 1993 bestärkt. In dieser Hinsicht durchlief der Brandenburger Sport eine ähnliche Entwicklung wie in Thüringen und Sachsen-Anhalt, wo die ersten Jahre der neuen Landessportbünde ebenfalls von langwierigen Auseinandersetzungen um MfS-belastete Führungspersonen begleitet waren. Bedauerlicherweise wird die Diskussion um Stasi-Belastungen im Sport häufig erst dann geführt, wenn prominente Sportler oder Funktionäre aufgrund von Presse-Enthüllungen "enttarnt" werden. Erheblich sinnvoller wäre auch hier, im Rahmen von historischen Studien und politischen Bildungsmaßnahmen zu verdeutlichen, in welch hohem Ausmaß das Sportsystem der DDR auch in den drei ehemaligen Brandenburger Bezirken von der Staatssicherheit gelenkt und infiltriert war und selbst Jugendliche systematisch vom MfS angeworben wurden. Denn nur so wird verständlich, weshalb viele Aktive, die primär ihren Sport betreiben wollten, sich gedrängt fühlten, sich zugleich als "IM" vom geheimdienstlichen Herrschaftsapparat der SED instrumentalisieren zu lassen.
„Es gibt keinen besseren Schlüssel zum Charakter einer Gesellschaft als die Art der Geschichte, die sie schreibt oder eben nicht schreibt.“302 Im Sinne dieser Bemerkung des Historikers Carr ist es wünschenswert, den Sport nicht allein auf seine Rolle als Medium der Unterhaltung zu reduzieren, sondern gleichzeitig zu erkennen, dass die Verfasstheit des Sports immer auch die politischen Verhältnisse abbildet. In einer historischen Sicht ist hierbei – gerade mit Blick auf den nahenden 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution 1989 – auch zu würdigen, welche elementare Rolle der Sport an der Basis beim Neubeginn nach 1989/1990 im Zuge der demokratischen Umwandlung und Selbstorganisation der Gesellschaft, dem so genannten "zivilgesellschaftlichen Aufbruch", spielte.